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    Freitag, 9. Juni 2017

    Bei manchen Dingen weiß ich, dass ich mich enorm konzentrieren muss. Derzeit zum Beispiel, wenn ich aus der Haustür gehe und den letzten Blick in den Flur werfe, ob beide Katzen drin sind. Damit ich mich nicht den halben Tag darüber sorgen muss, ob ich eventuell eine ausgesperrt habe. Oder wenn ich das Carsharing-Auto zurückgebe, dann muss ich darauf achten, das sich auch wirklich den Schlüssel wieder in seine Halterung stecke und den Wagen mit der Kundenkarte verschließe. Sonst laufe ich nämlich nach einem Häuserblock nochmal zurück. Auch gut ist es, den Herd bewusst auszuschalten, nicht nur so nebenher.

    Was auch wichtig ist, das habe ich heute Morgen gelernt: wenn man mit der Altpapiertüte in der einen und dem E-Book-Reader in der anderen Hand aus dem Haus geht, vor der Altpapiertonne noch einmal einen kurzen Moment der Reflexion einzuschieben. Und sich erst dann zu entscheiden, mit welcher Hand ich den Deckel hochhebe und mit welcher ich werfe.

    Mittwoch, 7. Juni 2017

    Keine Ahnung, wie viel Zeit ich schon damit verbracht habe, mich über Ablesertermine (Heizung, Wasser etc.) zu empören die mitten am Tag liegen. Zusammengerechnet kann ich da schon auf den einen oder anderen Tag Lebenszeit kommen.

    Heute früh war es wieder so weit, als ich aus der Tür ging hing ein Zettel dran, Ableser-für-irgendwie-alles-Besuch am Donnerstag zwischen 11:30 und 13:30. Also diesen Donnerstag, Morgen, genau gesagt, natürlich regte ich mich sofort auf und fotografierte den Zettel und mailte mir das Foto, damit ich das Ganze nicht vergesse - was ich nicht vergessen will, den Termin oder das Aufregen, wusste ich in dem Moment noch nicht genau.

    Irgendwann später, am Nachmittag befand ich dann, besser jemand anders regt sich auf als ich und rief die angegebene Telefonnummer an. Dort klagte ich mein über Jahre angesammeltes gefühltes Leid und also wirklich, Termin mit nur gerade 24 Stunden Vorlauf angekündigt, können Sie etwa so kurzfristig Urlaub nehmen, fragte ich (im Sinne der rechtschaffenen Empörung ausblendend, dass ich das ja durchaus kann, aber selbst wenn, ich wollte mich als Lady Marian der berufstätigen Ablesergeplagten sehen).

    Die Dame am anderen Ende antwortete fröhlich beschwingt, das sei ja alles kein Problem. Ich müsste nicht zu Hause sein, diese Zettel seien nur so um das Grobe schonmal abzufischen, wer halt da ist prima, der weiß dann, warum ein Mensch mit Piepsdings in der Hand klingelt. Aber viele wären nicht zu Hause, die bekämen dann eben - falls man wirklich in die Wohnung müsse, das wisse der Zettelaufhänger nicht so konkret, viele Ablesestationen wären ja auch im Treppenhaus oder Keller oder sowieso per Funk - einen persönlich adressierten Zettel. Da könne man dann die Daten eintragen oder eben auch einen Termin vereinbaren. "Wenn wir wirklich etwas von Ihnen wollen, Frau N., dann schreiben wir Ihnen schon namentlich!", sagte die fröhliche Dame. "Ansonsten machen Sie einfach, wie es Ihnen passt."

    Tja. Hätte ich mal vor 10 Jahren oder so angerufen.

    Mittwoch, 7. Juni 2017

    Ganz ruhig sitzen Mademoiselle und ich auf dem Sofa und lesen beide ein Buch. Und von jetzt auf gleich ein irrsinniges Getöse in der Wohnung, die Fenster knallen vom Wind zu und auf dem Balkon - die Tür steht offen - fällt krachend der Feigenbaum um und der Apfelbaum obendrauf. Gleichzeitig jagt der Kater die Katze, die reißt den Barhocker um und knurrt lauter, als die Jalousien im Sturm klappern, dann hat auch noch der Wasserkocher gerade seine Zieltemperatur erreicht und beginnt laut zu fauchen und die Waschmaschine geht in den Schleudergang.

    Mademoiselle hebt den Apfelbaum auf, damit ich die Feige darunter wegziehen kann, packt dann die Katze und steckt sie zu sich unter die Kuscheldecke, ich setze mir den Kater auf die Schulter und hebe noch den Barhocker auf, dann sitzen wir auf dem Sofa und trinken Tee und es ist wieder ganz ruhig.

    Montag, 5. Juni 2017
    Wmdedgt 6/2017

    (Was das ist und die restlichen Einträge finden sich hier bei Frau Brüllen.)

    Das erste, was ich vom heutigen Tage mitbekam, war ein Herumgekruschel an der Wohnungstür so etwa morgens um halb 4. Das war unerwartet, denn Mademoiselle, die Katzen und ich lagen alle im selben Bett und Herr N war bei Rock am Ring; irgendwelche Nachtgäste erwartete ich nicht. Ich ging also zur Tür, um wahlweise den betrunkenen Nachbarssohn, der sich im Stockwerk irrt, streng zurechtzuweisen oder einem Einbrecher den Schädel einzuschlagen, schließlich war ich erst am Samstag im Training für meine Schlagkraft gelobt worden. In einem meiner Arbeitszeugnisse stand aber mal, dass es eine meiner großen Stärken ist, mich rasch und flexibel auf wechselnde Situationen einzustellen und so geschah auch nichts Unverhältnismäßiges, als Herr N zur Tür hereinspazierte, denn er hatte sich entschlossen, nicht noch eine Nacht zu zelten.

    Das zweite Mal wurde ich morgens um halb 9 wach, einfach so, und da blieb ich gleich auf, auch wenn ich locker noch hätte weiterschlafen können aber meine (meist irrige) Hoffnung ist, dass dann das Weckerklingeln zum nächsten Arbeitstag nicht ganz so schmerzhaft ist. Und außerdem war ich um 11:30 Uhr zum Frühstücken verabredet und nach dem aufstehen sitze ich ja gerne immer erst einmal zwei Stunden einfach nur herum, so kam eigentlich alles perfekt hin.

    Herr N kam spontan mit zum Frühstück, Mademoiselle blieb wie schon gestern angekündigt zu Hause, während des Frühstücks fand ich heraus, dass ich tatsächlich auch nachmittags noch verabredet bin und so glitt ich nahtlos vom Café in einen Biergarten und beides war sehr schön.

    Wieder zu Hause hatte die Restfamilie gerade Pizza bestellt und die Zeiten, in denen ich ein Kind hatte, das nicht isst, sind leider vorbei. So konnte ich von jedem nur ein kleines Stück schnorren und machte mir dann ein Radieschenbrot und ein Bananenbrot, das ist genauso gut wie Pizza, bestimmt, wenn man ganz fest dran glaubt. Zum Nachtisch für alle grandioses Erdbeer-Tiramisu.

    Kurz überprüft, ob die Eltern von ihrer Reise wohlbehalten zurückgekehrt sind, gleich noch Wäsche zusammenlegen, Mademoiselle habe ich versprochen, dass sie heute Abend Sherlock sehen darf (das hätte ja ruhig auch schon um 20:15 Uhr anfangen können...) sonst nichts mehr.

    Montag, 5. Juni 2017

    So. Nach zwei Tagen ohne feste Termine und mit 10 - 11 Stunden Schlaf pro Nacht bin ich komplett ausgeruht und entspannt. Das muss ich mir merken.

    Sonntag, 4. Juni 2017

    Nichts Unvorhergesehenes erlebt heute. Sehr angenehm!

    Samstag, 3. Juni 2017

    Und seit knapp einer Woche warte ich darauf, dass ich endlich prahlen kann, wie ich ein Reisebüro fand, dass mir (fast) ganz ohne mein Zutun einen Urlaub mit mehreren Stationen bucht. Aber es bleibt noch ein paar Tage spannend!

    Freitag, 2. Juni 2017

    Ich weiß nicht, was es ist, das mich in den letzten Tagen so anstrengt und so müde macht. Vielleicht die halbe Erkältung oder vielleicht auch einfach nur das Wetter. Am besten schlafe ich das jetzt einfach alles weg.

    Mittwoch, 31. Mai 2017
    piep

    Seit ein paar Tagen freue ich mich jeden Morgen daran (wurde mir von @tempovoyager auf Twitter verlinkt).

    Mittwoch, 31. Mai 2017
    Unzusammenhängende Überlegungen

    Neulich saß ich mit einem Freund zusammen, der mir sagte, man müsse doch eigentlich das Navigieren im Auto ohne Navi wieder üben, das sei eine verlorene Kulturtechnik seit es Navis gäbe. Und ich mir dachte und auch sagte, dass ich das nicht so sehe, dass ich denke, zum einen kann ich jederzeit eine Straßenkarte lesen und verwenden, das Wissen ist nicht verloren aber zum anderen sehe ich nicht, warum ich es mir umständlich machen sollte. Wenn, dann wäre es doch wichtiger, wieder zu erlernen, anhand der Gestirne zu navigieren. Denn wenn das Internet mal weg ist, ist es doch sehr unwahrscheinlich, dass ich gerade eine Straßenkarte zur Hand habe. Und auch von der Ästhetik her schlägt ein Blick in den Himmel die Falk-Faltpläne doch um Längen. Und dann waren wir beim Schreiben, dass alle nur noch per Tasten schreiben oder per Wisch oder am Ende sogar Spracheingabe oder, am Allerschlimmsten auf der Welt, Sprachnachricht. Und wer kann noch per Hand schreiben? Naja, jeder natürlich, jeder kann ja per Hand schreiben, tut nur niemand so sonderlich gern. Und wo ist jetzt der Wert, ausgerechnet gepflegt per Hand auf Papier zu schreiben im Vergleich zu, sagen wird, in Stein meißeln. Auch eine verlorene Kulturtechnik, dieses in Stein meißeln.

    Auch neulich war es, dass Mademoiselle aufräumte und aussortierte. Auch Bücher. Zum Beispiel die ganzen Astrid-Lindgren-Bücher. Natürlich war ich angemessen entsetzt, vielleicht hatte ich sogar fast Tränen in den Augen, als ich Ronja Räubertochter auf dem aussortierten Stapel sah, war ja immerhin noch meine Ausgabe von früher. Und dann dachte ich einen Moment nach, und ja, genau das. Das ist meine Ausgabe von früher. Das ist meine Erinnerung, nicht die von M. Die hat ihre eigenen Erinnerungen, denn die ist nicht ich. Das ist, glaube ich, sehr wichtig zu verstehen. Ich habe früher im Bett Michel aus Lönneberga vorgelesen bekommen, wieder und wieder. M hat auch Michel aus Lönneberga vorgelesen bekommen, einmal glaube ich, und monate- bis jahrelang Harry Potter. Harry Potter steht auch noch im Bücherregal. Es ist alles gut und richtig so.

    Und ebenfalls neulich sagte mir eine Freundin, sie habe jetzt dann doch mal Medienregeln einführen müssen weil ihr Kind wirklich nichts anders mehr tue. Zum Thema Kinder und Medien habe ich ja schon alles gesagt, was es meiner Meinung nach zu sagen gibt. Nur vielleicht eins noch, schließlich ist mein Kind mittlerweile zwei Jahre älter, fast kein Kind mehr sondern eine Jugendliche und dershalb hat sich meine Einschätzung etwas zurechtgerückt. Und so möchte ich jetzt mit allem Nachdruck sagen: ich halte es für eine Vernachlässigung der Erziehungsverantwortung, Kinder nicht von Anfang an zu befähigen, an unserem mediengeprägten Alltag teilnehmen zu lassen. Genau das, was im letzten Absatz des verlinkten Textes steht, beobachte ich jetzt nämlich. Nur: das Fenster schließt sich nicht mit 14, sondern eher schon mit 12/13 und wenn Eltern ihrem Kind bis dahin vermittelt haben, dass sie es generell eher ablehnen, wenn es aufs Handy oder Tablet oder was auch immer schaut, wird es sie da vermutlich nicht mehr als Ansprechpartner für Fragen und Probleme ansehen. Kümmern sollen die Eltern sich, meine Güte, das ist ihre Aufgabe, und zwar nicht mit stumpfen Zeitregeln sondern - wenn es nicht mit echtem Interesse geht -
    dann zumindest mit Zugewandtheit und der Anerkennung, dass das Kind eben ein eigener Mensch mit eigenen Interessen ist.

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    Letzter Regen: 23. April 2024, 22:57 Uhr