Ganz ruhig sitzen Mademoiselle und ich auf dem Sofa und lesen beide ein Buch. Und von jetzt auf gleich ein irrsinniges Getöse in der Wohnung, die Fenster knallen vom Wind zu und auf dem Balkon - die Tür steht offen - fällt krachend der Feigenbaum um und der Apfelbaum obendrauf. Gleichzeitig jagt der Kater die Katze, die reißt den Barhocker um und knurrt lauter, als die Jalousien im Sturm klappern, dann hat auch noch der Wasserkocher gerade seine Zieltemperatur erreicht und beginnt laut zu fauchen und die Waschmaschine geht in den Schleudergang.
Mademoiselle hebt den Apfelbaum auf, damit ich die Feige darunter wegziehen kann, packt dann die Katze und steckt sie zu sich unter die Kuscheldecke, ich setze mir den Kater auf die Schulter und hebe noch den Barhocker auf, dann sitzen wir auf dem Sofa und trinken Tee und es ist wieder ganz ruhig.
(Was das ist und die restlichen Einträge finden sich hier bei Frau Brüllen.)
Das erste, was ich vom heutigen Tage mitbekam, war ein Herumgekruschel an der Wohnungstür so etwa morgens um halb 4. Das war unerwartet, denn Mademoiselle, die Katzen und ich lagen alle im selben Bett und Herr N war bei Rock am Ring; irgendwelche Nachtgäste erwartete ich nicht. Ich ging also zur Tür, um wahlweise den betrunkenen Nachbarssohn, der sich im Stockwerk irrt, streng zurechtzuweisen oder einem Einbrecher den Schädel einzuschlagen, schließlich war ich erst am Samstag im Training für meine Schlagkraft gelobt worden. In einem meiner Arbeitszeugnisse stand aber mal, dass es eine meiner großen Stärken ist, mich rasch und flexibel auf wechselnde Situationen einzustellen und so geschah auch nichts Unverhältnismäßiges, als Herr N zur Tür hereinspazierte, denn er hatte sich entschlossen, nicht noch eine Nacht zu zelten.
Das zweite Mal wurde ich morgens um halb 9 wach, einfach so, und da blieb ich gleich auf, auch wenn ich locker noch hätte weiterschlafen können aber meine (meist irrige) Hoffnung ist, dass dann das Weckerklingeln zum nächsten Arbeitstag nicht ganz so schmerzhaft ist. Und außerdem war ich um 11:30 Uhr zum Frühstücken verabredet und nach dem aufstehen sitze ich ja gerne immer erst einmal zwei Stunden einfach nur herum, so kam eigentlich alles perfekt hin.
Herr N kam spontan mit zum Frühstück, Mademoiselle blieb wie schon gestern angekündigt zu Hause, während des Frühstücks fand ich heraus, dass ich tatsächlich auch nachmittags noch verabredet bin und so glitt ich nahtlos vom Café in einen Biergarten und beides war sehr schön.
Wieder zu Hause hatte die Restfamilie gerade Pizza bestellt und die Zeiten, in denen ich ein Kind hatte, das nicht isst, sind leider vorbei. So konnte ich von jedem nur ein kleines Stück schnorren und machte mir dann ein Radieschenbrot und ein Bananenbrot, das ist genauso gut wie Pizza, bestimmt, wenn man ganz fest dran glaubt. Zum Nachtisch für alle grandioses Erdbeer-Tiramisu.
Kurz überprüft, ob die Eltern von ihrer Reise wohlbehalten zurückgekehrt sind, gleich noch Wäsche zusammenlegen, Mademoiselle habe ich versprochen, dass sie heute Abend Sherlock sehen darf (das hätte ja ruhig auch schon um 20:15 Uhr anfangen können...) sonst nichts mehr.
So. Nach zwei Tagen ohne feste Termine und mit 10 - 11 Stunden Schlaf pro Nacht bin ich komplett ausgeruht und entspannt. Das muss ich mir merken.
Nichts Unvorhergesehenes erlebt heute. Sehr angenehm!
Und seit knapp einer Woche warte ich darauf, dass ich endlich prahlen kann, wie ich ein Reisebüro fand, dass mir (fast) ganz ohne mein Zutun einen Urlaub mit mehreren Stationen bucht. Aber es bleibt noch ein paar Tage spannend!
Ich weiß nicht, was es ist, das mich in den letzten Tagen so anstrengt und so müde macht. Vielleicht die halbe Erkältung oder vielleicht auch einfach nur das Wetter. Am besten schlafe ich das jetzt einfach alles weg.
Seit ein paar Tagen freue ich mich jeden Morgen daran (wurde mir von @tempovoyager auf Twitter verlinkt).
Neulich saß ich mit einem Freund zusammen, der mir sagte, man müsse doch eigentlich das Navigieren im Auto ohne Navi wieder üben, das sei eine verlorene Kulturtechnik seit es Navis gäbe. Und ich mir dachte und auch sagte, dass ich das nicht so sehe, dass ich denke, zum einen kann ich jederzeit eine Straßenkarte lesen und verwenden, das Wissen ist nicht verloren aber zum anderen sehe ich nicht, warum ich es mir umständlich machen sollte. Wenn, dann wäre es doch wichtiger, wieder zu erlernen, anhand der Gestirne zu navigieren. Denn wenn das Internet mal weg ist, ist es doch sehr unwahrscheinlich, dass ich gerade eine Straßenkarte zur Hand habe. Und auch von der Ästhetik her schlägt ein Blick in den Himmel die Falk-Faltpläne doch um Längen. Und dann waren wir beim Schreiben, dass alle nur noch per Tasten schreiben oder per Wisch oder am Ende sogar Spracheingabe oder, am Allerschlimmsten auf der Welt, Sprachnachricht. Und wer kann noch per Hand schreiben? Naja, jeder natürlich, jeder kann ja per Hand schreiben, tut nur niemand so sonderlich gern. Und wo ist jetzt der Wert, ausgerechnet gepflegt per Hand auf Papier zu schreiben im Vergleich zu, sagen wird, in Stein meißeln. Auch eine verlorene Kulturtechnik, dieses in Stein meißeln.
Auch neulich war es, dass Mademoiselle aufräumte und aussortierte. Auch Bücher. Zum Beispiel die ganzen Astrid-Lindgren-Bücher. Natürlich war ich angemessen entsetzt, vielleicht hatte ich sogar fast Tränen in den Augen, als ich Ronja Räubertochter auf dem aussortierten Stapel sah, war ja immerhin noch meine Ausgabe von früher. Und dann dachte ich einen Moment nach, und ja, genau das. Das ist meine Ausgabe von früher. Das ist meine Erinnerung, nicht die von M. Die hat ihre eigenen Erinnerungen, denn die ist nicht ich. Das ist, glaube ich, sehr wichtig zu verstehen. Ich habe früher im Bett Michel aus Lönneberga vorgelesen bekommen, wieder und wieder. M hat auch Michel aus Lönneberga vorgelesen bekommen, einmal glaube ich, und monate- bis jahrelang Harry Potter. Harry Potter steht auch noch im Bücherregal. Es ist alles gut und richtig so.
Und ebenfalls neulich sagte mir eine Freundin, sie habe jetzt dann doch mal Medienregeln einführen müssen weil ihr Kind wirklich nichts anders mehr tue. Zum Thema Kinder und Medien habe ich ja schon alles gesagt, was es meiner Meinung nach zu sagen gibt. Nur vielleicht eins noch, schließlich ist mein Kind mittlerweile zwei Jahre älter, fast kein Kind mehr sondern eine Jugendliche und dershalb hat sich meine Einschätzung etwas zurechtgerückt. Und so möchte ich jetzt mit allem Nachdruck sagen: ich halte es für eine Vernachlässigung der Erziehungsverantwortung, Kinder nicht von Anfang an zu befähigen, an unserem mediengeprägten Alltag teilnehmen zu lassen. Genau das, was im letzten Absatz des verlinkten Textes steht, beobachte ich jetzt nämlich. Nur: das Fenster schließt sich nicht mit 14, sondern eher schon mit 12/13 und wenn Eltern ihrem Kind bis dahin vermittelt haben, dass sie es generell eher ablehnen, wenn es aufs Handy oder Tablet oder was auch immer schaut, wird es sie da vermutlich nicht mehr als Ansprechpartner für Fragen und Probleme ansehen. Kümmern sollen die Eltern sich, meine Güte, das ist ihre Aufgabe, und zwar nicht mit stumpfen Zeitregeln sondern - wenn es nicht mit echtem Interesse geht -
dann zumindest mit Zugewandtheit und der Anerkennung, dass das Kind eben ein eigener Mensch mit eigenen Interessen ist.
Kurz davon geträumt, wie heute bei der Feuerlöschübung in der Mittagshitze jemand einfach mit dem Wasserlöscher alle Beteiligten abspritzt. Oder vielleicht auch mit dem CO2-Löscher.
Hat aber keiner gemacht, mich eingeschlossen.
So sicher, wie ich immer Mitte Dezember über das Fotobuch schreibe, muss ich natürlich Ende Mai über die Steuererklärung schreiben. Heute ist es so weit.
Die Steuererklärung, die mir jahrelang verhasst war, betrachte ich mittlerweile mit Amüsement. Denn seit bei mir alles mehr oder weniger Standard ist, dauern die vorbereitenden Arbeiten meist deutlich länger als die Steuererklärung selbst. Vorbereitend heißt: die Installation des Programms, das ja jedes Jahr ein Update erfährt.
Irgendwas ist damit immer. Letztes Jahr wurde mein Produktcode nicht mehr erkannt. Vorletztes Jahr ging mein CD-Laufwerk nicht. Vorvorletztes Jahr war irgendwas nicht kompatibel. Dieses Jahr hingegen alles prima, bis es an das Laden der Daten vom Vorjahr ging - ich will ja nicht immer alles neu ausfüllen.
Die Datei mit den Daten vom Vorjahr maile ich mir gewöhnlich an alle meine eigenen Mailaccounts, denn man weiß ja nie, ob man ein Jahr später noch denselben Computer nutzt. Ich maile mir mit dem Betreff Steuer Steuererklärung Steuerprogramm und allem, was mir noch so einfällt, damit ich es in der Suche auch schnell wiederfinde. Nur: dieses Jahr fand ich nix. In keinem Mailaccount. Völlig unvorstellbar, dass mein Vorjahres-Ich so unachtsam gewesen wäre! Aber man weiß natürlich nie.
Immerhin ist das gegenwärtige Ich leicht schludrig wie immer und daher stand der alte Computer noch auseinandergenommen im Flur. Computer wieder aufbauen geht schneller als zig Daten eintragen, befand ich, also baute Herr N den alten Computer schnell wieder auf und ich ging auf die Suche nach der Datei. Die auf der Festplatte des alten Computers jedoch auch nicht war. Ich war ratlos, öffnete das Vorjahressteuerprogramm, es wollte dringlich immer mit der Cloud verbinden, wozu auch immer, das ging aber nicht, weil der alte Computer keine Netzverbindung mehr hatte. "Wozu willst du denn ständig in die Cloud, kleiner alter Computer?", sprach ich zu dem Gerät und es antwortet zwar nicht, oder jedenfalls nicht vernehmbar verbal, aber in meinem Kopf entstand der Gedanke "Datei in der Cloud".
Alter Rechner wieder abgebaut, neuer wieder aufgebaut, mit Internet, in die Steuerprogramm-Cloud geschaut und da war die Datei. Damit hatte ich nun echt nicht gerechnet. Ich war 2016 offenbar progressiver gestimmt als 2017. Schnell schrieb ich mir eine Mail für 2018, Betreff "Steuerprogramm Steuer Steuererkärung Datei ist in der Cloud". Sowas passiert mir nicht nochmal.
Ich importierte also die Datei aus der Cloud und wollte sie öffnen und sie wollte ein Passwort. Das kannte ich schon. Die Datei will immer ein Passwort, ich erinnere mich natürlich nie, welches Passwort ich vor einem Jahr mal gewählt haben könnte, das Passwort kann man nicht wiederherstellen sondern nur telefonisch beim Kundendienst zurücksetzen lassen, dieser ist Mo - Fr von 9 - 17 Uhr erreichbar und Sa von 9 - 13 Uhr, ich mache die Steuererklärung immer Sonntagsnachmittags oder in der Nacht, daher war ich irgendwann klug und habe mir gedacht, ich gebe bei Passwort einfach nichts ein. Daran konnte ich mich noch erinnern, an diesen Geistesblitz und das befriedigende Gefühl. Nach dem Passwort wird trotzdem gefragt, man erschreckt sich, ist verzweifelt, probiert herum, probiert es dann irgendwann ohne, es geht, man ist froh - das war mein Plan.
Allein, er ging nicht auf. Das hatte ich offenbar in den letzten Jahren zu oft durchgespielt, das mit der Panik, so dass ich dann doch ein Passwort vergeben habe, nämlich eins, das mir im nächsten Jahr noch sehr einleuchten und natürlich erscheinen und daher sofort wieder einfallen würde. Nun. Der Mensch ist nicht gemacht dafür, Tätigkeiten nur einmal jährlich auszuführen. Mir fiel das Passwort nicht ein.
Dann natürlich doch. Ich habe ja seit einigen Jahren eine Passwortroutine, die traf auch hier zu. Ich schrieb mir noch eine Mail für 2018 hinterher: "Steuer Steuererkärung Steuerprogramm Passwort ist logisch"
Danach kam nur noch das Übliche: irgendwo fehlte eine dll, der Drucker wurde nicht erkannt und ich habe einige wichtige Belege vermutlich im Büro und muss die da morgen mal suchen.
Die reine Dateineingabe wird erfahrungsgemäß etwa 20 Minuten dauern. Heute war ich aber schonmal rund 2 Stunden beschäftigt.