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    Dienstag, 4. Oktober 2016
    Personen im Gleis

    Ich verließ heute das Büro etwas früher, um mich etwas länger auf der Couch ausruhen zu können. Leider ging dieser Plan aber nicht auf, denn mein Zug, der nur diese wenigen 7 Minuten oder so zu fahren hat, stand geschlagene 40 Minuten oder länger auf freier Strecke wegen: Personen im Gleis.

    Das ist nicht schön, wenn man einfach nur auf sein Sofa will und sich Bepanthen-Creme dick um die Nase schmieren und am Ende noch das Nasenspray zu Hause vergessen hat. Gar nicht schön. Ich war, gelinde gesagt, enerviert. Personen im Gleis, jaja, das kann natürlich alles mögliche sein, möglicherweise berechtigte Personen, die da irgenwelche hochwichtigen Aufgaben verrichten. Aber man muss nicht so optimistisch sein, in sehr vielen Fällen sind es auch einfach unglaubliche Idioten, die mal eben eine Abkürzung nehmen wollen oder Brombeeren pflücken. So stellte ich mir das vor. Brombeerenpflücker. Mit Handschuhen und Windjacke und weißen Eimerchen. Dann stellte ich mir vor, wie ich das Zugfenster einschlage, elegant und nur sehr kurz asthmatisch hustend hindurchspringe, die Gleise entlangstromere bis zur Brombeerhecke und dort die Personen im Gleis stelle. Erst verpasse ich beiden (es sind zwei) eine Kopfnuss und erläutere die Idiotie des Verhaltens verbal, das reicht aber nicht, ich binde die Brombeerpflücker danach mit - weiß nicht, einem Lasso oder so halt, oder von mir aus auch Brombeerranken - hinter den Regionalexpress, eile sodann ins Führerhaus und fahre den Zug nonstop mit Vollgas bis zur Endstation. Wo immer die ist, ich fahre ja sonst nur diese 9 Minuten.

    Das alles malte ich mir detailreich aus, im Sitz zurückgelehnt und die Augen geschlossen. Ich nehme an, die Mitreisenden dachten, ich träume etwas besonders Schönes. War ja auch so.

    Montag, 3. Oktober 2016
    Geruchsgau

    Ich habe mir heute ein weiteres Waschmaschinenproblem eingehandelt, auch noch eins, zu dem M1Molter sich ausschweigt: nämlich unglaublichen Gestank der Maschine (und dem, was man darin wäscht) nach Terpentinersatz. Die genauen Gründe führen hier etwas zu weit, kurz gesagt musste ein Kleidungsstück mit Terpentinersatz behandelt werden, mit einem Tuch, dann kippte noch etwas um und ein weiteres Tuch war notwendig und dann noch eins für die Hände, dann gingen das Kleidungsstück und die drei Tücher in die Maschine und so kam es zum Geruchs-GAU.

    Die Tücher sind jetzt einfach im Müll, ich habe sowieso zu viele Putzutensilien. Das Kleidungsstück lüftet nach 3-maliger Wäsche auf dem Balkon.

    Die Maschine stinkt. Mama N. sagt jedoch, das sei kein Problem, einfach ein paar Tage offen stehen lassen, dann verfliegt der Geruch von selbst. Da ich sowieso immer nur am Wochenende wasche, bin ich diesem Plan deutlich stärker zugeneigt als den Alternativen aus dem Internet, irgenendwas mit einer Flasche Essig und 90 Grad oder Maschinenreiniger und so weiter.

    Ich werde am nächsten Wochenende berichten.

    Montag, 3. Oktober 2016
    5 Fragen zur Demokratie

    Vor längerer Zeit hat @dorothy_jane mir ein Demokratie-Stöckchen weitergereicht und heute passt es gut, sich darüber Gedanken zu machen.

    Was bedeutet der Begriff Demokratie für dich – unabhängig von seiner Definition?

    Demokratie bedeutet für mich, dass niemand über das Volk herrscht, sondern das Volk wählt Vertreter. Deshalb gibt es nicht "die da Oben", das sind alles wir. Jeder von uns hat die Möglichkeit, sich in die Politik einzubringen.

    In welcher Form bzw. unter welchen Umständen könntest du dir vorstellen dich außerhalb der Stimmabgabe politisch zu engagieren? Anders gefragt – was hält dich ab?

    Ich habe vor ca. 100 Jahren mal ein bisschen im Studierendenparlament mitgemacht und nicht ganz so lange her war ich für 4 Jahre war ich im Stadtelternbeirat. Beides sehr frustrierende Erfahrungen, weil immer nur unglaublich viel geredet und geschachert wurde und enorm wenig passiert ist. Ich glaube, für Gremienarbeit braucht man sehr viel Geduld und die habe ich nicht.

    Im Grunde finde ich politische Haltung im Alltag mindestens genauso wichtig. In diesem Sinne kann ich mir auf die Fahnen schreiben, dass ich ein Kind erziehe, dem ich die Werte, die ich in einer Gesellschaft für zentral halte (Grundrechte/Menschenrechte, Freiheit, Menschenwürde) zu vermitteln versuche. Weiter mache ich da aber eigentlich nichts. Von Menschen, deren Haltung ich fragwürdig oder abstoßend finde, halte ich mich im Normalfall fern, sei es digital oder analog. Letztendlich ist das eine Don't-Feed-The-Troll-Haltung: ich hoffe, dass sie sich einfach wegignorieren lassen und befürchte, dass eine Antwort auf ihre Position eine Aufmerksamkeit darstellt, die sie dazu ermutigt, ihre Haltung weiter zu verbreiten.

    Jetzt frage ich mich aber, ob das richtig ist und ob es nicht besser wäre, Stellung zu beziehen. Nicht, um jemanden zu belehren oder zu bekehren, da mache ich mir keine Hoffnungen. Aber zum einen ganz generell, um solche Haltungen nicht unwidersprochen stehen zu lassen und zum zweiten auch, um denjenigen, die still Mithören oder Mitlesen eine Gegenposition zu bieten.

    Ich bin mir da nicht ganz schlüssig. Zumal der Versuch des Wegignorierens natürlich so viel bequemer ist.

    Hast du schon einmal „aus Protest“ gewählt? Wenn nein, kannst du es dir vorstellen? Oder wäre Nichtwählen deine Form des Protests?

    Nein. Weil für mich in der Demokratie wesentlich ist, dass das Volk seine Vertreter wählt, ist das aktive und das passive Wahlrecht für mich ein zentraler Punkt. Ich sehe auch keine Logik darin, nicht oder aus Protest zu wählen; ich wüsste nicht, was das verbessern könnte. Die einzige sinnvolle Reaktion darauf, absolut keine Partei zu finden, der man zutraut, annähernd die eigene Haltung zu vertreten, wäre, eine solche zu gründen / sich selbst zur Wahl aufzustellen.

    Kannst du dir vorstellen freiwillig in einer anderen Regierungsform als der Demokratie zu leben? Falls ja, in welcher?

    Während ich die Abwählbarkeit der Volksvertreter als zentralen Punkt der Demokratie sehe, sehe ich gleichzeitig auch oft die Kurzfristigkeit des Amtes als problematisch. So ca. ab Jahr 3,5 der Amtszeit müssen Politiker sich ja mehr um ihre Wiederwahl kümmern als um die Probleme, die anzugehen wären. Gerade sehr langfristige und gleichzeitig unbequeme Problematiken - Klimawandel z.B. - sind deshalb glaube ich schwieriger zu bewältigen als Angelegenheiten, deren Nutzen sich in einem sehr kurzen Zeitraum zeigt. Oder mal so gesagt: ein Monarch, der nicht abgewählt werden kann und für seine Erbfolge regiert, kann natürlich langfristige Projekte viel einfacher angehen als jemand, über den nach 4 Jahren neu entschieden wird.

    Trotzdem finde ich, in der Demokratie überwiegen die Vorteile die Nachteile, ich möchte deshalb nicht in einer anderen Regierungsform leben.

    Zusammenarbeit und Kommunikation mit dem politischen Gegner – unter allen Umständen? Gibt es eine Alternative zur Diplomatie?

    Naja. Ich bin jemand, der gerne mal sagt "na dann halt nicht und tschüss". Allerdings stehen da meist keine Weltkriege auf dem Spiel. Ich glaube, in der Weltpolitik braucht man einen sehr guten Magen, was Zusammenarbeit und Kommunikation mit dem politischen Gegner betrifft. Frieden ist meiner Ansicht nach für Entwicklung, Wohlstand, Humanität und auch Freiheit von unglaublicher Bedeutung. Es ist gut, dass andere Leute als ich sich mit der Diplomatie befassen und ich würde auch nicht festlegen wollen, wo ihre Grenzen sind.

    Bisher hat dieses Stöckchen nicht so richtig gezündet, liegt vielleicht daran, dass die Fragen anstrengend und unbequem sind. Vielleicht gibt es hier ein paar Unerschrockene, die es weitertragen, das wäre schön. Die bisherigen Antworten sind bei Frau Donnerbella verlinkt.

    Sonntag, 2. Oktober 2016
    Sessel

    Mademoiselle hat zum Geburtstag einen Sessel für ihr Zimmer bekommen, also einen einfach so zum drin sitzen und lesen und es gemütlich haben. So einen Sessel muss man sich natürlich selbst aussuchen, deshalb gab es ihn in Form eines Gutscheins der dann heute umgewandelt wurde in das echte Objekt.

    Nachdem alles aufgebaut war, bot sich für die nächsten 6 Stunden (sicher auch länger, wenn ich das Kind nicht ins Bett geschickt hätte) das folgende Bild:

    Mademoiselle sitzt gemütlich im Sessel und liest.
    Die Katzen sitzen auf dem Hochbett, schauen von dort aus fasziniert hinunter und beobachten, wie Mademoiselle im Sessel sitzt.

    So spannend war das, dass sogar die Abendfütterung ausfiel (für die Katzen - das Kind aß im Sessel).

    Samstag, 1. Oktober 2016
    Schön

    Heute immer mal wieder kurz vergessen, dass ich noch nicht so 100% fit bin. Das war sehr schön :-)

    Außerdem innerhalb von 20 Minuten das Kind neu eingekleidet. Das ist nämlich plötzlich 10 cm größer als vorher. Das war auch schön.

    Donnerstag, 29. September 2016
    Abendwunsch

    Ich bin sehr, sehr müde und wünsche mir für heute eine Nacht mit schnellem und tiefem Schlaf, in der ich höchstens aufwache, um angenehm überrascht feststellen zu können, dass ich mich nochmal gemütlich umdrehen kann. Mit nicht zu kalt und nicht zu warm, schnurrenden Katzen nebendran, ein bisschen Regen draußen wäre schön, ist aber wohl zu viel verlangt, immer dem richtigen Kopfkissen, keinen eingeschlafenen oder verrenkten Körperteilen und besonders: keinen juckenden Körperteilen, mit nicht ständig aufs Klo und mit heiteren, nicht zu aufregenden Träumen.

    Donnerstag, 29. September 2016
    Auch spannend.

    Besonders spannend war es heute, den Kater zu beobachten, wie er erst etwa 5 Minuten lang in eine bestimmte Ecke des Raumes starrte und sich dann bucklig und gesträubt millimeterweise annäherte. Mit buschigem, zitterndem Schwanz, mal von links, dann von gerade aus, dann von rechts, der Kopf vorgestreckt, flehmend, dann doch lieber wieder ein Stück zurück, den Hals nochmal ganz lang recken, vorsichtig, ein paar Tatzenschritte nach vorn. Nach links nach recht, recken, schnuppern, zurückzucken, wieder von vorne.

    Passiert war eigentlich gar nichts, außer, dass die Putzfrau beim Staubsaugen wohl ein Kratzbrett auf den Kuschelsitz gelegt hatte. Was für eine Aufregung!

    Dienstag, 27. September 2016
    Spannend.

    Morgen probiere ich mal Büro. Ich sage "probiere", weil die Ärztin meines Vertrauens und ich zwar meinen, dass man das nach einer Woche ohne Fieber und passablem Allgemeinbefinden durchaus mal wieder machen kann, ich aber andererseits eben noch unheimlich krank klinge. Zum einen durch den Husten (der sich aber noch ziehen wird), zum anderen durch die (nicht vorhandene) Stimme. Und auf so etwas reagiert der Oberchef außerordentlich allergisch, ich habe schon diverse Male Personen, die so klangen wie ich, in seinem Auftrag aus dem Gebäude und wieder ins Bett geschickt.

    Ich bin also ein wenig gespannt, wie viele Stunden ich morgen schaffe, bevor ich mich selbst rauswerfen muss.

    Montag, 26. September 2016
    Es wird, es wird.

    Ich habe heute alle Badezimmerschränke aussortiert und umgeräumt und dabei 3 große Tüten Müll produziert, davon allein eine mit abgelaufenen Medikamenten und eine weitere mit Pröbchen - ich habe lange Zeit Pröbchen gesammelt weil ich dachte, wenn ich z.B. schwimmen gehe oder verreise ist es so praktisch, Minipackungen dabei zu haben. War es dann aber doch nicht, erstens gehen diese Packungen oft schlecht auf unter der Schwimmbaddusche und zweitens ist es viel praktischer, einfach eine große Flasche Shampoo immer in der Schwimmtasche zu haben, so dass man nicht jedes Mal neu irgendwas einpacken muss. Und beim Verreisen ist es ähnlich, da müsste ich ja abzählen, wie viele Tage ich unterwegs bin und am Ende will ich dann an einem Tag zweimal duschen - alles viel zu kompliziert. Alles jetzt im Müll. Die dritte Tüte: abgelaufene Körperpflegeprodukte, alle irgendwann geschenkt bekommen und den Geruch nicht gemocht und dann gedacht, ich könnte sie vielleicht weiterverschenken, das ist aber ja auch ein gewisser Aufwand. Tatsächlich stelle ich bei meinen Aussortieraktionen fest: abseits der Mülltonne ist es deutlich schwieriger, Dinge loszuwerden als Dinge zu bekommen.

    Der Husten nervt weiterhin und die Stimme fehlt mir sehr, aber ansonsten bin ich jetzt in einem körperlichen Zustand, der es mir auch erlaubt, ohne Schweißausbrüche das Haus zu verlassen und einkaufen zu gehen. Nur die Treppen auf dem Rückweg schaffen mich noch. Zwei Stockwerke, die ich sonst gar nicht wahrnehme, und jetzt muss ich auf jedem Treppenabsatz pausieren, oben komme ich schweißgebadet an, aber das Gute: nach 5 Minuten auf dem Sofa ist alles wieder top und ich habe gerade Lust, mir den nächsten Schrank zum Aussortieren zu schnappen.

    Sonntag, 25. September 2016
    Glück gehabt

    Zweimal hatte ich heute richtig, richtig Glück auf der Autobahn, jeweils in einer längeren Baustelle, in der die Fahrbahn in zwei einzelne Spuren aufgeteilt wurde, die leicht unterschiedliche Wege nahmen und zwischen denen kein Wechsel mehr möglich war.

    Beide Male krachte es nämlich in der Spur, die ich nicht genommen hatte, so sehr, dass der Verkehr dort komplett zum Stillstand kam.

    November seit 6616 Tagen

    Letzter Regen: 28. April 2024, 22:43 Uhr