Wir sind bei Kraulschwimen ganz nah dran, das spüre ich. Ganz, ganz nah dran an den ersten kompletten Schwimmzügen. Oder, wie der Schwimlehrer sagt: schon wieder eine Ebene höher auf dem Baum. Auf welchem Baum, das ließ er offen.
Heute war für mich die dritte Schwimmstunde, letzte Woche habe ich ja leider eine verpasst, aber da wurde sowieso fast nur wiederholt, weil in der davor so viele gefehlt hatten.
Heute wurde erst noch einmal mit Kopf unter Wasser schwimmen und dabei ausatmen geübt (das ist etwas, das ich generell nicht so schwer finde, weil ich schon immer die Blubberbläschen so gerne mag, die dabei erzeugt werden). Danach kamen wir zur Übung "Haifischflosse", von der mir meine Schwimmpartnerin schon berichtet hatte. Dabei schwimmt man auf der Seite. Ein Arm hält ausgestreckt ein Styproporbrett, der Kopf ruht im / halb unter Wasser auf diesem Arm. Der andere Arm liegt flach mit der Handfläche am Oberschenkel, wird dann am Körperventlang emporgezogen, wobei der Daumen quasi auf der Haut entlangfährt, bis er in der Achselhöhle landet. Idealerweise bilden Ober- und Unterarm dabei ein Dreieck, das gerade aus dem Wasser ragt - die Haifischflosse!! Probieren Sie das mal aus, es wird Sie vielleicht genauso überraschen, wie die Anemonenfüße.
Jedenfalls, beherrscht man die Haifischflossenbewegung (und mit nicht geringem Stolz sage ich: wir waren darin alle recht gut!), folgt Stufe II des Haifischflossentrainings: Man schwimmt auf der Seite, wenn der obere Arm die Haifischflosse gebildet hat, dreht man sich auf den Bauch und streckt die Haifischflosse nach vorn ans Brett aus, zieht den Arm dann (ohne eine Pflanze oder ein Tier zu imitieren, jedenfalls vorerst) wieder im Wasser am Körper vorbei, so dass sie wieder am Bein anliegt, und dreht sich dabei wieder auf die Seite zurück. Dies ist dann auch der Moment, in dem man den Kopf aus dem Wasser hebt und atmet. Und das beste ist: man gerät einerseits beim Zurückdrehen auf die Seite schon automatisch kurz an die Oberfläche, und andererseits kann man zu gar keinem anderen Zeitpunkt sinnvoll atmen, es ist schlicht ohne Verrenkung nicht möglich. Also kann man nicht an der falschen Stelle atmen, man kann höchstens gar nicht atmen, aber das merkt man dann ja irgendwann.
Also: wir schwimmen schon einarmig. Und atmen schon. Und sind gut unterwegs im mysteriösen Baum des Kraulschwimmens.
Heute schwammen wir übrigens einen Teil der Stunde mit Schwimmflossen - für mich ein erstes Mal. Und ich sage Ihnen: wenn mir heute Nacht Flossen an den Füßen wüchsen, dann würde ich meine sämtlichen Pumps frohgemut unter dem Volk verteilen und wäre einfach nur rundum glücklich.
(Flossen!!!!)
Für jemanden, der eine akute menschenscheue Phase hat gehe ich allerdings erstaunlich oft aus, statt auf der Couch zu sitzen, und heute habe ich mir dabei sogar Blasen gelaufen, erst in den neuen Schuhen, das kann man noch verstehen, aber dann hab ich im Büro die Schuhe getauscht und mir in den alten Schuhen auch noch eine Blase gelaufen, an einer andern Stelle, und bin jetzt beleidigt.
Morgen Schwimmen!
Frau N: Hey - Du hast ja den Joghurt gegessen, den ich dir eingepackt habe! (Anmerkung: aufmerksame Leser wissen, dass Mademoiselle generell kein Schulbrot isst, wobei "Schulbrot" als Sammelbegriff für alles, was man als Essen in die Schule mitgeben kann, steht. Ich gebe trotzdem immer irgendwas mit, meistens Sachen, die umverpackt und/oder haltbar sind; nach einem einwöchigem Einsatz werden sie dann ensorgt. Ausnahmen treten etwa 1x monatlich auf und konnten bisher nicht zuverlässig reproduziert werden.)
Mademoiselle: Mhm.
Frau N: (erfreut) War der lecker?
Mademoiselle: Mhm.
Frau N: (begeistert) Ich gebe dir morgen wieder einen mit!
Mademoiselle: Mhm.
Frau N: Welche Sorte denn?
Mademoiselle: Egal. Die C. mag die alle.
Frau N: Äh. Die C.?
Mademoiselle: Joghurt kriegt immer die C.
Frau N: Ah.
Mademoiselle: Ich habe aber auch was gegessen!
Frau N: (hoffnungsvoll) Vom Joghurt?
Mademoiselle: Von der Käsestange von der H.
Frau N: Wie, hast du der H. einfach das Essen weggegessen?
Mademoiselle: Die H. hat von der S. gekriegt. Wurstbrot.
Frau N: Äh, ist das denn ohne Schwein? Die H. ist doch Moslem.
Mademoiselle: Keine Ahnung. Ist der H. auch egal.
Frau N: Achso. Und die S. kriegt dann das Essen von der C.?
Mademoiselle: Nee, der S. hab ich 50 Cent fürs Kiosk gegeben, da gab es Waffeln.
Frau N: Ah. Und das Essen von der C.?
Mademoiselle. Das war eklig, das haben wir einem Jungen gegeben.
Frau N: Verstehe. Sollen wir dir dann morgen eine Käsestange kaufen?
Mademoiselle: Hä? Wieso?
Frau N: Weil die dir doch geschmeckt hat.
Mademoiselle: Mama. Die H. hat doch immer eine Käsestange! Wenn ich auch eine habe, dann kommt doch alles nur durcheinander!!
Alles klar.
Die aktuelle Misanthropie per Reiz-Konfrontationstherapie bekämpft und mich unter Menschen begeben und Alkohol getrunken - der im Hinterkopf lauernde Migräneanfall reibt sich begeistert die Hände, freut sich auch auf den morgigen Bürotag mit einem neuen Teammitglied, aber gleichzeitig keiner Zeit für nichts, weil es sich um den ersten Tag nach einer knappen Woche Urlaub handelt und weil ich sowieso nur bis Mittags bleiben kann wegen Kita-Streik. Sowieso, Kita-Streik, es ist alles nicht mehr so kompliziert für mich mit der Kinderbetreuung, wie es mal war, kein mühsam gewebtes Netz mehr, das bei jeder kleinsten Erschütterung an allen Ecken und Enden zerfetzt, aber ich empfinde es immer noch als mühsam, immer der eine Schritt mehr, bei allem, was verabredet wird, auf Kinderbetreuung zu achten und der unbändige Wunsch, einfach Sachen machen zu können ohne nachzudenken, ohne zu planen, ohne abzusprechen, einfach irgendwo hingehen oder irgendwo bleiben, wenn es mir einfällt. Kinderbetreuung ist mein Reizthema, es ist ein goldener Käfig, aber es bleibt ein Käfig und jeder Betreuungsausfall fährt mich frontal vor eine Wand, deshalb kann ich darüber auch nicht rational sprechen, egal, in 2-3 Jahren ist das Thema durch, zum Glück, und in diesem Leben nie wieder. Ansonsten frage ich mich, wo eigentlich der Brennpunkt bleibt zu diesen ganzen NSA und Spionage-Themen, dieser Brennpunkt, den wir doch bei jedem Vulkanausbruch und sogar beim Wintereinbruch und Hitzewellen haben, aber nicht, wenn dann wohl plötzlich (naja, plötzlich..) nicht mehr von der Hand zu weisen ist, dass wir von vorne bis hinten und Kopf bis Fuß verarscht werden in dieser Bananenrepublik. Wo sind die Titelseiten dazu? Wieso laufen nicht unter sämtliche Fernsehsendungen diese komischen Banner untendrunter? Sind wir über den Punkt, an dem irgenwelche neuen Überwachungs- oder Spionageerkenntnisse etwas ausmachen schon hinaus? Wird der nächste Krieg in Deutschland vielleicht ein Bürgerkrieg sein? Überraschen würde mich weder das eine noch das andere. Und drittens beschäftigt es mich sehr, dass meine Mitkraulschwimmerin während meiner Abwesenheit enorm aufgerüstet hat, nämlich mit Fingerschwimmhäuten (nicht gewachsen sondern eingekauft), Nasenklammer und Badekappe. Werde ich da noch mithalten können oder muss ich schnellstens das Prime-Konto von Frau Herzbruch bemühen?
Ich fürchte, das lässt sich alles heute nicht mehr auflösen. Insofern wird wohl folgendes Verfahren am besten sein: 2 Ibuprofen und dann ins Bett.
Kann man verkatert sein nur von Leuten, Erlebnissen, Eindrücken? Mir scheint das geht.
Vielleicht wären jetzt drei Tage Schweigekloster nett.
Alle wieder zu Hause.
Zwei Katzen finden das gut.
Viel habe ich schon über Berliner Taxifahrer und andere Dienstleistungserbringer gehört, wenig davon gut. Umso mehr erstaunt es mich, dass mir, dich ich ja im Normalfall keine noch so bekloppte Begegnung auslasse, diese Stadt mit ausgesuchter Freundlichkeit begegnete.
Das fing an mit der Rezeption im Hotel, die mir - völlig unerwünscht, aber absolut wohlmeinend - aufgrund meiner späten Ankunft das Zimmer schonmal wärmte und mir bei jeder Begegnung irgendein Goodie (Obst, Süsses, Kugelschreiber) zusteckte, setzte sich fort über den Verkäufer beim Bäcker, der ungefragt und gut gelaunt ein vegetarisches belegtes Brötchen frisch zusammenbaute, weil keins mehr vorrätig war, der Taxifahrer, der Frau Herzbruch und mich (unbeabsichtigt, wir sind halt nicht ortskundig) etwa ganze 800 Meter fahren durfte, und zwar leicht resigniert, aber keinesfalls unhöflich klang, die Bedienung beim Pizzaessen, die vermutlich die netteste war, die ich in den letzten Jahren erlebt habe und die zwei Jungs, die mir heute an verschiedenen Umsteigestationen den Koffer irgendwo hochgelegen haben, wo es keine Rolltreppe gab. Achja, und der lustige Currywurstmann, der sich auch von pöbelnden Bayern nicht aus der Ruhe bringen ließ und durchaus noch den einen oder anderen Scherz auf seine Kosten vertragen konnte.
Dazu die nächtliche U12, die zu einem Viertel den Lachanfall des Jahrhunderts hatte und zu Dreivierteln debil grinste. Und ein gut ausgeschilderte Nahverkehr mit leicht verständlichen Fahrkartenautomaten und ein Busbahnhof, gegen den der in Frankfurt die Verkörperung der Diaspora ist.
So eine angenehme, unkomplizierte Stadt. Damit hatte ich nicht gerechnet.
(Symbolbild Berlin)
Platzhalter - ich bitte um einen Moment Geduld, da ich gerade vor der Wahl steh, mir den Arm oder das re:publica-Bändchen zu amputieren. Präferier letzteres, scheint aber mit links und ohne Werkzeug genauso schwierig zu sein wie ersters.
Rest später.
So. WmdedgT - was das ist und wer das noch macht steht hier.
Um Mitternacht war ich gerade mit einer halben Stunde Verspätung am Berliner Hauptbahnhof angekommen, und weil die Nacht so schön war, hatte ich keine Lust auf Taxi sondern fuhr mit dem RE zum Bahnhof Zoo und von dort mit der U-Bahn weiter in mein Hotel. Mit den Worten: "Sie Arme, so spät noch unterwegs, wir haben es Ihnen schon einmal schön warm gemacht!" wurde ich begrüßt, und tatsächlich: im Zimmer war die Heizung aufgedreht, es war "schön warm" und ich riss erst einmal die Fenster auf. Seit diesem Zeitpunkt ist mir alles in Berlin zu warm.
Bis ich ausgepackt und mich sortiert hatte war es ungefähr eins, bis zwei lag ich wach, weil mir einfach zu warm war (trotz offenem Fenster), dann schlief ich ein und erwachte deutlich vor dem Wecker um 6:30 Uhr. Wie vereinbart erstattete ich Frau Herzbruch Meldung, um eine Verabredung organisieren zu können und versackte dann beim Frühstück im Gespräch mit einem französichen Ehepaar.
Um kurz vor 9 hörte ich dann nochmal bei Frau Herzbruch nach und sie antworte empört, sie habe schon die Schuhe an und die Schlafmütze wäre ja wohl ich. Die erste Nachricht war nicht angekommen.
Von meinem Hotel zum Veranstaltungsort der re:publica sind es nur 2 Bahnstationen, trotzdem gelang es mir in der Zeit, zwei Personen auf den richtigen Weg zu helfen und war recht zufrieden mit mir - immerhin habe ich in meinem bisherigen Leben nur 4 Tage in Berlin verbracht.
Um Vietel nach 9 kam ich dann auch an, alles war unglaublich gut organisiert und das Registrieren binnen Minuten abgeschlossen und dann hing ich mit Frau Herzruch und ihrem Gefolge im Hof ab, um zu schauen, ob ich irgendwen kenne (oder jemand meine Tasche kennt). Ziemlich bald entdeckte mich @krieglich und wir gingen alle zusammen zur Begrüßungsansprache und blieben gleich für den ersten Vortrag vor derselben Bühne sitzen - Ethan Zuckerman: The system is broken - and that's the good news. Der Vortrag war interessant, ließ mich aber ratlos zurück, zugegebenerweise war ich zwischendrin kurz eingeschlafen, was nicht am Vortrag lag, sondern an der kurzen Nacht, der Dunkelheit im Saal und der allgegenwärtigen Wärme.
Danach musste ich erstmal eine längere Pause an der Luft und mit Getränk machen und meine Erinnerung gerät an dieser Stelle auch schon durcheinander, weil einfach so viele Leute da waren. Ich traue mich jetzt gar nicht, welche aufzuzählen, dann vergesse ich nämlich sicher jemanden, also gehe ich dieser Problematik elegant aus dem Weg.
Mit der Kaltmamsell ging ich in die nächste Session: #butterbeidiefische von Tanja und Johnny Häussler, und traf dort auch eine Kommentatorin aus diesem Blog, die ich leider danach im Hof wieder aus den Augen verlor. Dafür traf ich die Kaltmamsell beim Essen wieder und zu meiner großen Freude sprachen wir über Kraulschwimmen.
Den nächsten Vortrag besuchte ich mit @argentango, und zwar Bernhard Pörksen: Die fünfte Gewalt. Der hat mir sehr gut gefallen.
Dann ganz schlimm viel Sonne, aber auf der Terrasse ließ es sich gut aushalten. Und noch mehr Leute und immer noch mehr. Die letzte Hälfte von "Die besten Geheimtipps aus dem Internet" von Michael Brake sah ich noch und habe mich geärgert, nicht von Anfang an dort gewesen zu sein, das war nämlich sehr, sehr lustig. Und dann kam Anne Schüssler mit "Ceci n'est pas un tweet", was natürlich auch Klasse war.
Und dann kam endlich der Regen! Frau Herzbruch und ich fuhren Taxi zu einer Bank, zum Glück wollten wir da kein Geld, es gab nämlich wirklich keines, aber der Besuch hatte einen anderen Grund. Und dann gingen wir direkt gegenüber Pizza essen und kam ein bisschen runter. Wir spazierten gemeinsam zu ihrem Hotel, und von da ging ich weiter zu meinem Hotel - kann es sein, liebe Berliner, dass die Lützowstraße Straßenstrich ist? Ansonsten ist in den Nebenstraßen erstaunlich wenig los, fand ich. Nur eine Handvoll Menschen unterwegs. Geht man in Berlin nicht so viel zu Fuß? Ich war sehr irritiert.
Im Hotel sagte der Rezeptionist vorwurfsvoll "Sie kommen ja schon wieder so spät!" - "Sie haben aber nicht wieder warm gemacht??", frage ich, Panik in den Augen. Hatte er aber nicht. Er habe ja nicht gewusst, das sich so lange unterwegs sein würde! Na, was ein Glück.
Beinah hätte ich diese Nacht aber trotzdem nicht schlafen können, das re:publica-Bändchen hat sich beim Duschen nämlich irgendwie ganz, ganz fest um mein Handgelenk gezogen und ließ sich nicht entfernen. Weg musste es aber trotzdem, die Hand fing schon an zu kribbeln, mit Zähnen und Nagelschere gelang das irgendwie auch. Wie mit dieser Situation nun umzugehen ist - es ist ja so gedacht, dass man das Bändchen die ganzen drei Tage lang anbehält (was mich sowieso schon gestört hatte, möglicherweise war also beim Festzurren auch Psychologie im Spiel) - lässt sich aber sicher morgen klären.
Die Tasche ist auf dem Weg.