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    Donnerstag, 10. Juli 2014
    Blogging November - 982

    Selten auf so eine Horde gereizter und mies gelaunter Leute getroffen wie heute im Büro. Es wird Zeit, dass die WM zu Ende ist, damit die alle mal wieder genug Schlaf bekommen.

    Ich gehe jetzt übrigens mit gutem Beispiel voran.

    Gute Nacht.

    Dienstag, 8. Juli 2014
    Blogging November - 981

    "Ich bin um 7:30 Uhr aufgewacht, da habe ich gerade noch gehört, wie er die Tür zugezogen hat", sagt Kians Vater der Polizei. Was für Kleidung der Sohn trägt, weiß er nicht - er ist erst um 5 Uhr von der Nachtschicht gekommen und Kian hatte ihn morgens nicht geweckt. Der Viertklässler macht sich morgens oft allein fertig, wenn der Vater nach der Arbeit schläft und die Mutter schon beim Frühdienst ist. Meistens geht er zusammen mit dem großen Bruder los, sie fahren gemeinsam den Berg hinunter, dann muss der Bruder nach rechts zum Gymnasium und Kian weiter geradeaus zur Grundschule, aber an dem Tag hat der Bruder hat bei seiner Freundin übernachtet.

    Dass Kian fehlte, fällt in der Schule gegen 8 Uhr auf. Er ist nicht in dem Raum, in dem er sein soll, aber eine Entschuldigung liegt im Sekretariat auch nicht vor. Deshalb werden die Eltern angerufen, die aber wissen lassen, dass ihr Kind rechtzeitig zur Schule aufgebrochen ist.

    Es ist der erste Tag der Projektwoche und zunächst geht man davon aus, er habe sich versehentlich einem falschen Projekt angeschlossen. Die Schulleiterin unterbricht deshalb ihr Gespräch mit mir und fordert Kian per Lautsprecherduchsage auf, sich im Sekretariat zu melden. Gespannt lauschen wir auf das Klappern der Tür, das aber leider ausbleibt. Kein Kian. Nach fünf Minuten wiederholt sie die Durchsage, wieder ergebnislos. Zwischenzeitlich telefoniert die Sekretärin die Lehrer ab, die ein Projekt außerhalb des Schulgeländes betreuen. Doch keiner von ihnen hat ein überzähliges Kind dabei.

    Die Freunde von Kian werden nun aus ihren Projekten geholt. Sie haben Kian morgens im Hof nicht gesehen und machen darauf aufmerksam, dass auch sein Fahrrad nicht an der üblichen Stelle am Zaun steht.

    Einer der Schulsozialarbeiter ist auch mit dem Fahrrad da und fährt Kians Schulweg rückwärts ab. Vielleicht hat Kian ja einen Platten und ist nun zu Fuß unterwegs. Kians Eltern verständigen die Polizei, die Schulsekretärin telefoniert die Krankenhäuser ab.

    Dann beginnt das Warten.

    Ich habe mitgeholfen, die verschiedenen Projekte noch einmal persönlich abzuklappern, und in den Toiletten, der Cafeteria und der Turnhalle nachzuschauen, ob das Kind vielleicht doch irgendwo versteckt ist. Nun gehe ins Büro, für mich gibt es dort letzendlich nichts zu tun. Es kann natürlich tausend ganz harmlose Erklärungen dafür geben, dass Kian zwischen 7:20 Uhr und 8:00 Uhr - zwischen zu Hause und Schule - vorübergehend verschwunden ist. Aber Gedanken mache ich mir schon. Ich kenne das Kind nicht, aber die Klassenlehrerin sagt, die Familie sei absolut zuverlässig und sie hält es für sehr unwahrscheinlich, dass Kian schwänzt. Auch auf sein Projekt hat er sich sehr gefreut.

    Endlich, um kurz nach 11 Uhr, schickt die Schulleiterin mir eine SMS: "nur ganz kurz: alles gut."

    Heute morgen bin ich unsicher, ob ich nachfragen soll, wie sich die Sache gelöst hat - es geht mich ja eigentlich nichts an. Der Sozialarbeiter kommt aber direkt auf mich zu und erzählt mir von der Verkettung von Ereignissen, die zu Kians "Verschwinden" geführt haben:

    Zuerst einmal wachte Kian morgens relativ früh auf. Er konnte nicht wieder einschlafen, weil eine Mücke in seinem Zimmer summte. Deshalb ging er in das Zimmer seines Bruders, der ja bei seiner Freundin war, und legte sich dort ins Bett. In diesem Bett hörte er seinen Wecker nicht und verschlief.

    Kians Bruder war auch spät dran. Er stürmte gegen 7:20 Uhr in die Wohnung, weil er eine Jacke brauchte. Er sah Kians Schulbrot noch auf dem Tisch liegen, rief nach dem Bruder, dass er losmüsse und schaute in Kians Zimmer. Das Bett war leer, der Bruder also offenbar ohne sein Brot zur Schule gegangen und auch ohne Fahrrad - vielleicht, weil es regnete. Der Bruder nahm also das Brot und das Fahrrad, weil er beides selbst gut brauchen konnte. Um 7:30 Uhr zog er die Tür hinter sich zu. Der Vater war von diesem Geräusch aufgewacht, fand weder Kian in seinem Bett noch das Brot in der Küche oder das Fahrrad vor dem Haus, und ging deshalb davon aus, dass es Kian war, der um 7:30 das Haus verlassen hatte.

    Kian lag aber die ganze Zeit im Bett seines Bruders. Dort fanden ihn die Eltern irgendwann mitten am Vormittag friedlich schlafend, als sie vom Computer des Bruders ein aktuelles Foto für die Polizei ausdrucken wollten.

    Mannmannmann.

    Dienstag, 8. Juli 2014
    Blogging November - 980

    Nachts erst gegen 2 eingeschlafen weil zu warm.
    Morgens um kurz nach 5 von auf mir prügelnden Katzen geweckt worden.
    Kind zur Schule gebracht und eine wichtige Tasche vergessen.
    Bei erneuter Anfahrt mit Tasche Polizei an der Schule angetroffen, da ein Kind vermisst wird.
    Nicht gut die Entscheidung treffen können, ob das Wetter radfahrgeeignet ist - zwischen Fahrradparkplatz und Ampel wirr hin- und hergefahren.
    Für Bahn entschieden - Fahrradparkplatz aber jetzt voll.
    Für Rad entschieden - wieder ein Stöpsel vom Kopfhörer AWOL.
    Für Bahn entschieden und an anderer Stelle geparkt.
    Im Büro nur Durcheinander.
    Auf Rückweg Fahrrad erst nicht gefunden (an falscher Stelle gesucht).
    Vor der Schule Krankenwagen angetroffen, da ein Kind giftige Beeren von einem Strauch gegenüber gegessen hat.
    Auf dem Heimweg sprang Mademoiselle derart auf mein Fahrrad, dass sie a) wieder herunterfiel, b) mein Schutzblech halb abriss, c) mein hinterer Reflektor ganz abriss, d) ihre Hose zerriss.

    Im Bett bleiben wäre vermutlich sinnvoller gewesen. Sonst aber alles gut.

    Montag, 7. Juli 2014
    Blogging November - 979

    Heute war ich wieder im Freibad, mit dem eigenen Kind und einem ausgeliehenen. Ich musste deshalb kein Hai sein, der die Meerjungfrau jagt, die Kinder regelten alles unter sich und kein Eingreifen meinerseits war notwendig (wenn ich auch später sehr scharf über den Rand meiner Sonnenbrille schauen musste, als die beiden Fräuleins sich in eine Horde geschätzt 15-jähriger Jungs integrierten).

    Ich lag also die meiste Zeit einfach nur auf meiner karierten Decke, im Schatten natürlich, und machte Fotos von Flugzeugen und las ein Buch. Sonst nichts.

    Und nach zweikommafünf Stunden packte die Familie auf der Nebendecke zusammen - ein Mann mit zwei Jungs - und als die Jungs schon vorgelaufen waren, kam der Mann nochmal zurück, sagte: "Sie haben mir den Nachmittag hier sehr versüßt, ich möchte mich revanchieren!" und stellte einen Becher Eis vor mich.

    Nun. Ich betrachte mich ja als Dialogspezialistin, aber mir fiel keine Antwort ein.

    Das Eis war aber gut.

    Freitag, 4. Juli 2014
    Blogging November - 976

    Ich denke, das wird gut laufen morgen. Ich habe seit gestern einen Vortrag, der über Nacht reifte und sich verfestigte, heute Morgen habe ich die trockenen Stelen abgeschält und am Mittag das ganze ein bisschen poliert. Ich habe sowohl Bullshit-Begriffe wie auch flapsige Nebenbemerkungen und ganz schlichte Formulierungen, zwischen denen ich je nach Gesichtsausdruck des Publikums auswählen kann. Ich habe einen Laptop mit Beamer und hunderttausend Kabel, zwei Laserpointer, für den Notfall Folien (grusel) und für den größten Notfall mehrere ausgedruckte Exemplare, und eigentlich würde ich das Theater sowieso lieber ganz ohne spielen, aber man kann es sich nicht aussuchen. Achja, Flipchartplätter und Stifte habe ich auch noch. Falls ich spontan über etwas ganz anderes sprechen möchte.

    Dementsprechend reise ich mit einem Koffer an. Das ist jetzt kein Scherz. Naja, der Scherz ist, dass da nicht so sehr die Prüfungsunterlagen drin sind, als vielmehr Klamotten und Accessoires. Durch die Planänderung muss ich nämlich nun um 7:15 morgens zur Prüfung aufbrechen, werde aber nicht vor 2 Uhr nachts zurückkehren, denn nach der Prüfung findet unauffschiebbare Arbeit statt und danach ohne Pause das Bürosommerfest, da möchte man dann nicht noch die Kleidung von 7:15 Uhr tragen. Und wenn man die Kleidung wechselt braucht man auch andere Schuhe. Und vielleicht eine andere Frisur, also ist auch noch etwas Kosmetikzeugs im Koffer. Ob ich einen Föhn mitnehme, überlege ich noch.

    Ähnlich war es - lange ist es her, aber das Trauma sitzt tief - bei meiner mündlichen Abiprüfung (Mathe). Aus nicht mehr nachvollziehbaren Gründen sollte ich in der Prüfung meinen Taschenrechner herausholen. Das wollte ich auch gerne tun, war jedoch zur Prüfung gar nicht von zu Hause aus erschienen sondern kam von einer Wochenendreise, hatte danach noch bei meinem Freund übernachtet und daher diverses Übernachtungsgepäck dabei.

    Einen Taschenrechner war nicht im Gepäck, wer rechnet denn auch damit, den in einer mündlichen Prüfung zu benötigen, aber um dies zweifelsfrei zu belegen, packte ich meine gesamte Tasche aus, Stück für Stück, zum immer größer werdenden Erstaunen der Prüfer. Insgesamt lief es aber trotzdem sehr gut.

    Und das wird sicher morgen auch so sein, schließlich habe ich ja wieder genauso viel Krempel dabei.

    Donnerstag, 3. Juli 2014
    Blogging November - 975

    Leider keine Zeit heute. Es ist in diesem Haushalt nämlich umöglich, vor 22:30 Uhr einen klaren Gedanken zu fassen ohne angemamat oder angemiaut zu werden, und diesen klaren Gedanken benötige ich akut zur Prüfungsvorbereitung. Die nämlich vorverlegt wurde. Ich hatte mich ja über den Termin mokiert, der mir zu spät uns insgesamt inopportun war; insofern will ich jetzt nicht klagen, jedoch: wenn man bis zwei Tage vorher am Tag jeweils knapp 10 Minuten Zeit zur Vorbereitung findet, ist es ein deutlicher Unterschied, ob man dann morgens um 9 oder nachmittags um 4 zur Prüfung geht. Rein organisatorisch. Konkret gesagt: ein Unterschied von von 7 Stunden, was etwa das 10-fache der bisherigen Gesamtvorbereitung betragen dürfte.

    Ein Problem ist das alles glücklicherweise nicht, und sowieso auch alles bald ganz egal. Aber etwas unentspannt kann man zwischendrin auch mal sein.

    Mittwoch, 2. Juli 2014
    Blogging November - 974

    Ich habe etwas Neues, und zwar bekomme ich jetzt - zusätzlich zur Gemüsekiste vom Gemüsemann - noch eine andere Kiste. Diese sah ich bei einem Kollegen im Büro und erblastte sofort vor Neid. Der Kollege handelte beherzt: bevor ich ihm das eine oder andere Abschwatzen oder ihn auffordern konnte, mich bitte alles probieren zu lassen, schickte er mir einen Link zu dahin, wo man diese wunderbare Kiste bestellen kann.

    Es handelt sich um eine Kiste mit Lebensmitteln aus einem anderen Land. Diese Kiste wird einmal im Monat verschickt - jedes Mal mit Dingen aus einem anderen Land, man kann wohl auch irgendwo vorher lesen, aus welchem, aber als Überraschung finde ich das ja noch einmal viel lustiger.

    Die Kiste, die heute kam, war jedenfalls gut gefüllt. Ein weiterer Mitarbeiter lief gerade über den Flur, der sich jobbedingt derzeit für Onlinehandel interessiert - vermutlich deshalb folgte er der dem Postservice und erspähte, wer wohl ein Paket geliefert bekam, um dann zu erfragen, worum es sich wohl handeln möge. Da war er bei mir natürlich goldrichtig und wir betrieben das Unboxing gemeinsam. Dabei staunten wir besonders über eine Kiste in der Kiste, die Verderbliches enthielt, das mit Trockeneis gekühlt wurde. Trockeneis! In meinem Büro! Was man damit alles für Quatsch machen kann!

    Jetzt muss ich nur noch herausfinden, was das alles für gute Sachen sind. Das dazugehörige Heftchen habe ich nämlich, etwas übermotiviert, wohl mit dem Karton entsorgt.

    Dienstag, 1. Juli 2014
    Blogging November - 973

    11:02 Uhr - Telefon. Nummer vom Büro.

    [Anmerkung: Jeder im Büro weiß, dass man mich zu Hause nur unter sehr bestimmten Umständen anrufen darf. Diese Umstände sind im Wesentlichen die Naturgewalten: Feuer im Büro, Wasser aus der Decke, Wind hat Scheiben rausgepustet oder Oberchef ist in der Leitung.]

    Kollege: Hast du Zeit, um über das Protokoll zu sprechen?

    Frau N: Nein!

    Kollege: Die wollen das aber heute freigegeben haben.

    Frau N: Was für ein Protokoll überhaupt?

    Kollege: Von der Projektsitzung. Ach, ich habe dir das gar nicht weitergeleitet, ich schicke dir das jetzt...

    Frau N: Wieso bin ich da nicht im Verteiler?

    Kollege: Ich weiß nicht.

    Frau N - das Protokoll anschauend: Das ist von Mittwoch und das schickst Du mir jetzt?!

    Kollege: Ja, die wollen eine Freigabe. Kann ich das freigeben?

    Frau N: Ja was weiß denn ich, ich sehe es ja gerade zum ersten Mal. Lies es, und wenn alles richtig ist, gibst du es frei, sonst nicht.

    Kollege: Kannst du da nicht auch mal drüberlesen?

    Frau N: Schon, aber nicht heute, denn ich habe ja Urlaub.

    Kollege: Die wollen aber heute eine Freigabe.

    Frau N: Ja, nun. Dann kriegen sie halt nicht, was sie wollen.

    Kollege: Wir sollten da schon kooperativ sein, du kannst doch mal....

    Frau N: Nein. Nein, so nicht, es kann nicht sein, dass ich erst nicht im Verteiler bin und du dann eine halbe Woche draufsitzt, bis du es mir schickst, und dann soll ich es im Urlaub lesen, damit du die Verantwortung nicht alleine trägst und die es zum Wunschzeitpunkt bekommen? Nein.

    Kollege: Du blockierst das Projekt!

    Frau N: Sei nicht albern. Kümmer dich halt einfach selbst darum.

    Kollege: Ja, und dann kriege ich den Gong, wenn hinterher was falsch war!

    Frau N: Jep. So ist das immer.

    Kollege: Ach, und wieso gibst du das dann nicht frei?

    Frau N: Weil es mir bis gerade eben keiner geschickt hat möglicherweise?

    Kollege: Jetzt hast du es ja.

    Frau N: Soll ich es freigeben?

    Kollege: Ja.

    Frau N: Gut, ich melde mich morgen.

    Kollege: Wieso morgen?!

    Frau N: Weil ich heute im Urlaub bin!

    Kollege: Die wollen es aber heute!

    Frau N: Wer gibt es frei - ich oder Du?

    Kollege: Du.

    Frau N: Sicher?

    Kollege: Ja. Und du kriegst den Gong.

    Frau N: Gut, dann bist du raus. Wir legen jetzt auf und sprechen morgen.

    Kollege: Aber..

    Frau N: (legt auf)


    Alle irre.

    Montag, 30. Juni 2014
    Blogging November - 972

    Es mangelt eindeutig an verrückten Menschen, die hier auf der Couch, auf der ich den ganzen Tag saß, vorbeikommen, und mir Dinge vorführen, über die ich berichten kann. Gut, nur in diesem einen Sinne mangelt es an diesen Menschen, in allen anderen Zusammenhängen ist es durchweg positiv, dass hier keine Irren durch mein Wohnzimmer laufen.

    Gestern habe ich sogar noch im Sinne der Philantropie auf eine sich bereits anbahnende Geschichte verzichtet, ja, sie sogar aktiv abgewendet. Es war im Supermarkt. Samstagnachmittag. Sie wissen, was das bedeutet. Forsch fuhr ich mit dem Einkaufswagen auf die Kasse zu, da stieß von hinter dem Sonderpostenaufsteller ein weiterer Wagen, von Frau mit Krücken gesteuert, mit zunehmender Geschwindigkeit in dieselbe Richtung. Ich lag ganz eindeutig vorn, die Dame trug aber einen Gesichtsausdruck der nahelegte, dass sie notfalls per Sprint eine bevorrechtigte Kassenabwicklung durchsetzen würde. Und seien wir ganz ehrlich - ein Sieg im Einkaufswagenrennen über eine Frau mit Krücken ist nichts, mit dem man sich abends auf der Couch rühmen kann. Ich zog also elegant zur Seite und winkte die Konkurrentin freundlich lächelnd durch.

    So einfach ist es, Situationen aus dem Weg zu gehen, in denen man Stöcke auf den Kopf kriegen kann.

    Sonntag, 29. Juni 2014
    Blogging November - 971

    Die Antibiotikumpflicht für den Kater ist rum. Jetzt kommt die Kür - eine Woche noch, wenn er es weiterhin problemlos nimmt, um sicherzugehen, dass die Sache auch völlig ausgeheilt ist. "Wenn er es weiterhin problemlos nimmt" ist übrigens auch so etwas, was ich ja noch vorgestern nie für möglich gehalten hätte. Er nahm es nämlich beim ersten Mal so hm, beim zweiten Mal kotzte er es direkt aus, dann erforschte ich die Angelegenheit in Foren und dann war ich nervös.

    Bei der nächsten Medikamentengabe überlegte ich also schon vorher, was alles schief gehen könnte und was dann alles passieren könnte (Kater fällt sofort tot um, quasi) und wurde noch nervöser. Mit zittrigen Fingern warf ich das Fläschchen mit dem Antibiotikum mehrfach um, bekam dann die Packung mit den Knabberstangen, in denen ich es verstecken wollte, nicht auf und schnitt mir in den Finger. Mit Schweiß auf der Stirn und unterdrücktem Brechreiz hielt ich dem Kater schließlich unsicher die Bröckchen hin. Das gute Tier schaute mich besorgt an und maunzte leise. Dann rannte er davon, wer kann es ihm verdenken. Aus Situationen, in denen jemand die Nerven verliert, zieht man sich besser zurück.

    Zum Glück kenne ich mich ja auch nicht erst seit gestern und weiß, wie ich funktioniere. Ich sicherte mich also ab: wenn der Kater die Medizin nicht nimmt, schaffe ich ihn zum Tierarzt und dort bekommt er es als Spritze, kein Problem. Ich entspannte mich. Der Kater auch. Knabberstangen sind ja doch außerordentlich lecker.

    Mittwochs hat der Tierarzt allerdings nachmittags geschlossen. Schweißausbrüche, Händezittern, wer nimmt die Medizin nicht? Der Kater. Eine kurze Internetrecherche ergab aber, dass es einen Vertretungstierarzt gibt. Noch während ich mir die Adresse notierte, kam das Tier, legte sich auf den Laptop und fraß mir aus der Hand.

    Nein, ich denke nicht, dass es Probleme mit der Kür geben wird. Der Kater nimmt die Medizin. Außer die Halterin dreht durch.

    November seit 6608 Tagen

    Letzter Regen: 26. April 2024, 21:16 Uhr