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    Montag, 17. Dezember 2012
    Blogging November - 411

    Endspurt über eine Woche mit noch 7 Personalgesprächen, Gehaltsabrechnung, Budgetplanung, einem Chefgespräch, zweieinhalb Tagen Großelternbesuch, zwei Kindersportweihnachtsfeiern, einer Schulweihnachtsfeier, einer Erwachsenenweihnachtsfeier, einem Glühweintrinken, einem Pokalspiel, einem Übernachtungskind, einmal Kino, einmal Zirkus, einmal Großeinkauf. Wir schenken uns ja nix. Also – Geschenke schon. Aber sonst so.




    Heute vor zig Jahren:
    Wir üben Latein bis wir das ganze Buch durchhaben und alle Vokabeln können, also ist mit Latein jetzt bis Ende des Schuljahres Ruhe, nur bei ablativus absolutus müssen wir im Unterricht kurz aufpassen, das war im Buch nicht so gut erkärt und wir haben es noch nicht ganz verstanden. Ansonsten können wir in Latein jetzt schlafen.

    Sonntag, 16. Dezember 2012
    Blogging November - 410

    Jetzt kommt noch eine sehr, sehr anstrengende Woche, und dann ist Weihnachten.

    (Keine Pointe)




    Heute vor zig Jahren:

    Ah kommt nicht. Wir gehen zum Weihnachtsmarkt und in die Kaufhäuser, um Einkäufe zu machen. Danach gehen wir zu Pe und stellen ihren Kram da ab und dann zu mir. Abends fahren wir mit einer Flasche Wein vor eine Dicso, von der Pe2 uns erzählt hat, ist irgendwie eine ganz komische Atmosphäre, so, als würde irgendwas passieren. Wir finden diese Disco nicht und trauen uns nicht, die Gegend näher zu erkunden, weil wir uns dort überhaupt nicht auskennen. Es ist aber erst 19:30 Uhr und deshalb an der anderen Disco nichts los, also fahren wir in die Stadt und holen uns an der Tankstelle jeder ein Bier und Gummitiere, damit wollen wir uns auf den Rückweg zur Disco machen. Allerdings müssen wir erst mal aufs Klo und gehen daher zu McDonald’s, dann sitzen wir an der Bahn und trinken das Bier und Sunny kommt vorbei. Er sagt, er wartet auf einen Rob, der „so ein Glatzkopf“ ist. Sunny behauptet, er habe eine Flasche Wein und eine Flasche Sekt und eine Packung Aspirin geschluckt, also verabschieden wir uns von ihm weil er dann vermutlich bald tot sein wird, er erschreckt sich ein bisschen und sagt dann, es wäre eigentlich nur eine Kinder-Aspirin gewesen und wir sagen ihm er soll sowas lassen, das bringt auch gar nichts. Wie verabredet erscheint um 21 Uhr der Glatzkopf Rob und dann geschieht erst mal gar nichts, außer dass ein Umtrunk abgehalten wurde. Irgendwann kommt eine Straßenbahn, worin sich ein kleiner, tarnbemützter Junge befand. Als Sunny und Rob ihn sahen, flohen sie im den Block herum und sagten, wir hätten sie nicht gesehen. Nach einiger Zeit kamen sie in Begleitung des kleinen Jungens zurück. Er hieß Mario. Dann wurde weiter umgetrunken, man erfuhr, dass ein gutes Konzert im Nachbarort stattfindet und ärgerte sich, dass man nicht da ist. Es kamen noch ein paar uns unbekannte Leute und unterhielten sich mit Rob, als die wieder weg waren, beschlossen wir, in eine Kneipe zu gehen. Da kamen wir aber nicht herein und erfuhren, dass alle mit Stiefeln und irgendwo abrasierten Haaren Hausverbot haben, also gingen wir in eine andere Kneipe und trafen dort lauter Leute aus unserer Klasse. Kurz danach mussten wir aber aus der Kneipe schon wieder raus, weil es eine Ausweiskontrolle gab und wir ja noch nicht alle 16 waren und weil wir auch da sowieso Hausverbot haben, was wir aber ja nicht wussten. Wir gingen also woanders hin und probierten insgesamt noch fünf oder sechs Kneipen aus aber hatten überall Hausverbot, so dass wir zur Tankstelle gingen, dort holten wir uns Bier und fuhren aufs Parkhausdach. Rob meinte, wir sollten uns auch mal einen gefälschten Schülerausweis zulegen, damit wir besser in Kneipen reinkommen und zeigte uns seinen, dabei fiel uns auf, dass er genau am selben Tag Geburtstag hat wie ich, auch im selben Jahr, so dass wir fanden, wir wären ab sofort Zwillinge.

    Rob zeigte uns noch Fotos von seiner Freundin, die aber keiner je gesehen hatte und die er aus der Szene raushält, wir erzählten von unserem Ärger mit Illy, die Rob auch kannte und als „Bündel der Lächerlichkeit“ bezeichnete, über wer auf welche Schule geht und dann tranken wir Brüderschaft und dann stand Illy plötzlich da mit zwei Freundinnen und fragte Rob, was er neuerdings für einen Umgang hätte und befahl, er solle uns stehenlassen und mit ihr und ihren Leuten was Trinken gehen. Rob sagte, er könne sich gerade noch beherrschen, außerdem sei ich seine Zwillingsschwester. Illy zog dann ab und wir unterhielten uns noch über unterschiedliche Techniken mit dem Langhaarschneider und Schnürsenkelmarken. Um Mitternacht gingen wir nach Hause und stellten erst da fest, dass wir total vergessen hatten, Adressen oder Telefonnummern auszutauschen.

    Sonntag, 16. Dezember 2012
    Blogging November - 409

    Es ist gut, dass es bei meinem Klavier die Möglichkeit gibt, es stumm zu schalten und über Kopfhörer zu hören, denn sonst würden mich die Nachbarn jetzt hassen.

    Nein, so ist das nicht gut, ich fange nochmal an:

    Ich freue mich, Ihnen mitteilen zu können, dass ich soeben ein jahrzehntealtes Trauma bewältigt habe.

    Nein, so ist das auch nicht gut, ich fange nochmal an:

    Einmal, vor vielen Jahren - ich war 10 oder 11 Jahre alt, sollte ich beim Weihnachtskonzert ein Stück auf dem Klavier vortragen und ich suchte "Tochter Zion" aus, weil es mir gut gefiel. Mein Klavierlehrer war dagegen; er fand es zu schwer. Nun könnte man als Klavierlehrer sicher irgendwo ein ganz simpel gesetztes "Tochter Zion" auffinden oder kurz selbst machen - mein Klavierlehrer entschied sich aber anders und zwar so, dass ich "Als ich bei meinen Schafen wacht'" spielen sollte. Das wollte ich aber auf keinen Fall, das fand ich ganz schrecklich. Wie genau sich die Verhandlungen im folgenden gestalteten, weiß ich nicht mehr. Ich war kein aufsässiges 10-jähriges Mädchen. Ich war eher ein bisschen schüchtern, oder vielleicht auch einfach ganz normal 10-jährig - nicht so, dass ich nicht mit Fremden/Erwachsenen/Klavierlehrern reden konnte, ohne zu stammeln, aber ich tat es einfach nicht gern. Aber noch weniger gern wollte ich "Als ich bei meinen Schafen wacht'" spielen, eigentlich wollte ich sowieso gar nichts vorspielen. Letztendlich sollte ich bis zur nächsten Unterrichtsstunde in Gottes Namen "Tocher Zion" üben, was ich tat, jeden Tag sehr gründlich, und ich konnte es dann auch schon recht gut.

    In der nächsten Unterrichtsstunde spielte ich es dem Lehrer vor, er war recht zufrieden und fing mit der Feinarbeit an. Und dann strich er in einem Takt ein paar Noten weg, die wären für mich zu viel, da würde ich mich sonst beim Konzert verspielen. Ich hatte diese Stelle vorher fehlerfrei drauf gehabt. Ab dem Moment, in dem er die Noten weggestrichen hatte, war ich dort unsicher.

    Sie wissen jetzt, was kommt, aus heutiger Sicht wüsste ich es auch, dass der Klavierlehrer es wusste, möchte ich ihm nicht unterstellen - ich jedenfalls wusste es damals nicht: beim Weihnachtskonzert verhaspelte ich natürlich genau an dieser Stelle, genau gesagt aus Respekt vor den weggestrichenen Noten schon einen Takt vorher, und ich verspielte mich noch nichtmals einfach so, in dem Sinne, dass ich schlicht falsche Tasten nahm oder ganz rauskam, sondern meine Finger taten merkwürdige Dinge und spielen plötzlich eine Art Triller vor Nervosität. Was ich - mit 10 Jahren - natürlich unendlich viel peinlicher fand, als mich normal zu verspielen. Verspielt hat sich fast jeder bei diesen Konzerten, aber niemand machte einfach eine komische Verzierung, die da nicht hingehörte. Ich wäre am liebesten im Erdboden versunken.

    Man könnte nun meinen, ich hätte "Tochter Zion" seither vielleicht nie wieder gespielt. So ist es im Leben aber ja nicht. Tatsächlich habe ich es seitdem jedes Jahr gespielt, es gehört seitdem zum Standardweihnachtsgesangsrepertoire der Familie und ich begleite auf dem Klavier. Seit Jahrzehnten. Ich kann mich an keine Ausnahme erinnern. Gut, vielleicht 2004, da war Mademoiselle 3 Monate alt und heulte wegen den Kirchenglocken, der Querflöte, dem Gesang, dem Klavier - vielleicht haben 2004 ein reduziertes Programm gespielt, das mag sein. Aber auch ohne 2004 kommen wir auf locker 25 Jahre "Tochter Zion". Und ich habe diese zwei Takte nie wieder richtig gespielt. Was nicht daran liegt, dass sie schwierig wären. Das sind sie nicht:



    Heute dachte ich, dass es vielleicht dieses Jahr an der Zeit wäre, "Tochter Zion" fehlerfrei zu spielen. Deshalb habe ich die beiden Takte nun ein paar Mal geübt - rechte Hand, linke Hand, zusammen, langsam, schnell. Es war keine große Kunst. Aber dann, wenn ich das ganze Stück von vorn bis hinten durchgespielt habe, verhaspelte ich mich wieder. Also musste ich es so oft spielen, bis es langweilig wurde, bis meine Gedanken ganz woanders waren, bis ich vergessen hatte, dass da in der Mitte die beiden speziellen Takte sitzen. Das hat etwa zwei Stunden gedauert. Klingt jetzt lang, aber für ein Trauma von 25 Jahren sind zwei Stunden doch eigentlich erstaunlich wenig.

    Wir werden also dieses Jahr an Weihnachten "Tochter Zion" singen, ohne dass die Begleitung in zwei Takten in der Mitte plötzlich Verzierungen einbaut, versehentlich einhändig wird oder sich schlichtweg verhaut. Hosianna!




    Heute vor zig Jahren:
    Wir holen Ah gegen 17:00 Uhr ab und gehen er will unbedingt mit uns zu dieser komischen Jugendgruppe gehen, also tun wir ihm den Gefallen. Dort wird ein Film gezeigt. Der Streberjunge-G. labert uns zu. Hinterher will Ah zum Karl, wir wollen aber nicht, Ah sagt, er ist müde und hat ganz weiche Knie und ihm ist kalt, also bringen wir den armen Jungen nach Hause und verabreden uns für morgen, 1:00 Uhr, bei mir vor der Tür. Wir holen Pommes, gehen zur Bahn, verpassen die Bahn, gehen wieder zurück, holen eine Cola, verpassen die Bahn und kommen irgendwann zu Hause an.

    Freitag, 14. Dezember 2012
    Blogging November - 408

    Auf dem Heimweg weinende Mademoiselle, weil ein selbstgebastelter Wachsanhänger zerbrochen ist. Reparatur versprochen. Zu Hause rote Kerze zwecks Reparatur gesucht, Mademoiselle hat Hunger und wünscht sich Apfelpfannkuchen. Ei aus dem Kühlschrank geholt. Mademoiselle weint wegen Fußverletzung. Getröstet. Post geöffnet und große Aufregung, weil Mademoiselle beim Pokalspiel mit der Mannschaft einlaufen darf. Der Freund muss angerufen werden. Telefon und Nummer gesucht. Apfel gewaschen, Milch aus dem Kühlschrank genommen. Die Großeltern müssen angerufen werden. Sie wollen auch mich sprechen. Ich telefoniere und wundere mich, warum ein Ei in der Küche liegt, räume es wieder in den Kühlschrank. Mademoiselle weint, weil der reparierte Anhänger wieder zerbrochen ist, ich beende das Telefonat und entzünde Teelichter, um einen neuen Anhänger zu machen. Mademoiselle fragt, ob ich sie zu einem Weihnachtslied auf dem Klavier begleiten kann. Wir machen Weihnachtsmusik, die Katzen geraten in Panik. Ich erinnere mich an den Apfelpfannkuchen. Ich suche das Ei. Schlage Eiweiß auf. Schäle den Apfel. Das Büro ruft an, ich gehe nicht dran. Das Büro ruft auf dem anderen Telefon an, ich gehe nicht dran. Mademoiselle ruft, dass es Probleme mit dem Wachs gibt, ich sage, dass ich Pfannkuchen mache. Mademoiselle ruft, dass es leider vielleicht eine Riesensauerei gegeben hätte. Ich schaue nach, es ist nur eine mittlere Sauerei, wir beseitigen sie. Ich gehe in die Küche und wundere mich, wieso ich Eiweiß geschlagen habe, ich wollte doch gar keinen Kuchen backen. Ich beginne, einen Salat fürs Abendessen zu machen. Mademoiselle fragt nach dem Apfelpfannkuchen. Ich mache einen Pfannkuchen und finde den Apfel nicht mehr.

    Irgendwie gelingt es mir doch, innerhalb von drei Stunden sowohl einen Apfelpfannkuchen zu machen als auch einen Wachsanhänger zu formen. Und den verschwundenen Apel habe ich im Bücherregal gefunden.

    Vielleicht schlafe ich heute Nacht einfach einmal acht Stunden am Stück.




    Heute vor zig Jahren:
    Marco aus meiner Klasse sagt immer nur noch „Marius... Marius...". In Spanisch haben wir einen neuen Referendar, der Kuchen verspricht, für wenn wir bei der Lehrprobe gut mitmachen.

    Donnerstag, 13. Dezember 2012
    Blogging November - 407

    Ohne allzusehr auf die Metabene zu sprechen zu kommen - ich möche ja nie über die Metaebene sprechen, aus Prinzip nicht, da ich die Metaebene für unwichtig und unsinnig halte, genauso übrigens wie Prinzipien, neulich habe ich mich noch mit Frau Herzbruch kurz darüber ausgetauscht, dass alles situationsabhängig zu sehen ist und eben nicht prinzipiell, wie unsinnig wäre das denn (und wie einfach!) - was ich eigentlich sagen wollte, ist: es bereitet mir keinerlei Mühe, hier jeden Tag etwas zu posten. Aber seit zwei Wochen weiß ich, dass ich morgen drei Weihnachtskarten mit einem Spruch versehen haben muss, für eine Lehrerin und zwei Erzieherinnen, und das bekomme ich nicht hin. Bzw. natürlich bekomme ich es hin, irgendwann morgen früh zwischen 6 und halb 8, mit viel Zähneknirschen - was mich zu einer anderen meiner Lieblingstheorien bringt, oder doch eher zu zweien, nämlich erstens, dass man sich bei Dingen, über die man vermeintlich noch nachdenkt, meist schon entschieden hat, die Entscheidung lediglich im Bewusstsein noch nicht durchgedrungen ist und man sich, wenn man von einer Situation angstrengt ist - die Mühe machen kann, kurz in sich zu forschen, ob man sie nicht eventuell schon längst gelöst hat und also nicht mehr länger darüber nachdenken muss (so ist es bei mir mit den Weihnachtskarten, ich weiß, dass ich sie morgen um 7:30 Uhr geschrieben haben werde, ich muss also nicht weiter darüber nachdenken, ich habe mich entschieden und es wird geschehen, kein Grund zur Aufregung) und zweitens, dass man manchmal einfach noch nicht an dem Punkt ist, an dem man etwas machen kann, auch wenn andere an diesem Punkt schon längst wären, das ist okay so, ich bin z.B. noch nicht so weit, diese Weihnachtskarten JETZT zu schreiben, aber der Zeitpunkt wird kommen, irgendwann in den nächsten 8,5 Stunden. Auch hier kein Grund zur Aufregung.

    So ist das alles.



    Heute vor zig Jahren:
    Nachmittags machten wir anstrengende Weihnachtseinkäufe und gehen mit dem Fotoapparat zu einem lustigen alten Mann in einer Hinterhofwerkstatt, der früher Feinmechaniker war und jetzt so allerlei macht. Er sagt, wenn wir später keine Arbeit finden, weil wir so komisch rumlaufen, könnten wir für ihn fegen und Kaffee kochen. Danach holen wir Pizza und essen sie bei mir und dann gehen wir zum Marius-Konzert, also nur vor die Halle, zum Leute-gucken.

    Mittwoch, 12. Dezember 2012
    Blogging November - 406

    Ich habe ein besonderes Talent. Und zwar verschenke ich jedes Jahr zu Weihnachten Fotobücher vom Kind an die Großeltern, denke also ab Mitte November verstärkt darüber nach, dass ich das mal machen müsste und schaue dann an einem Tag nach, wann die Deadline ist, bis zu der eine Lieferung spätestens am 24.12. noch garantiert wird. Und die Deadline endet immer genau an diesem Tag. Sozusagen HEUTE. Jedes Mal.

    Vielleicht ist es natürlich auch so, dass es gar nicht mein Talent ist, immer am richtigen Tag nachzuschauen, sondern dass immer der Tag, an dem ich nachschaue, derjenige ist. Das wäre noch etwas faszinierender und ich sollte es vielleicht im Mai oder Juni einmal ausprobieren. Allerdings bin ich dazu zu geübt im Verdrängen.




    Heute vor zig Jahren:
    Wir hatten uns mit Ah um 15:30 Uhr vor meinem Haus verabredet, aber kurz vorher ruft er an und sagt, dass er das nicht schafft und wir uns besser an der Straßenbahnhaltestelle treffen. Danach ruft Pe2 an und erzählt Geschichten von einem aus unserer Klasse und, dass sie jetzt zum Phil geht (mit Oh). An der Straßenbahnhaltestelle warten wir auf Ah und er kommt irgendwann und wir steigen ein. Ah unterhält sich mit einem Bekannten und Pe und ich trinken Lift Diät, das ihr Onkel ihr aus unerklärlichen Gründen geschenkt hat, und essen Chio Chips. Als der Bekannte weg ist, will Ah auch Chips, also füttern wir ihn mit Chips und Ah füttert uns mit seinem Bier, bis der Fahrer durchsagt, dass wir an der nächsten Haltestelle aussteigen sollen. Also machen wir das und stehen direkt vor dem CD-Verleih, da gibt es ein neues Cramps-Poster in neongelb, das wir nicht kaufen wollen. Also gehen wir zu den Kaufhäusern und setzen uns da idyllisch an einen Weihnachtsbaum, dann kommt aber eine Frau, die uns nervt, und vom Bier was haben will, so dass wir weitergehen in die Altstadt und vor McDonald’s auf Sunny treffen. Mit ihm gehen wir einen Psycho-Sampler als LP holen und dann in den Supermarkt, wo er Bier kauft. Im Supermarkt treffen wir noch zwei Leute, die wir von irgendwo kennen, alle zusammen gehen wir dann wieder zu McDonalds, dort treffen wir den Marienkäfer, der da mit einem Scooterboy steht, dann kam noch eine aus unserer Schule mit ihrer Freundin und es wurden uns zu viele Leute, so fuhren wir mit Ah zur Mutter und nahmen ihm den Sampler auf Cassette auf, dann gingen wir wieder raus und standen vor der Tür und Ah war kalt. Also fuhren wir mit der Straßenbahn nach Hause.

    Dienstag, 11. Dezember 2012
    Blogging November - 405

    Gleich viermal habe es heute gewagt, einen kleinen Ausflug aus dem Haus zu unternehmen. Zusätzlich habe ich mir drei Telefonate zugetraut, die verliefen aber allesamt wenig ermutigend mit einem Spektrum zwischen blankem Entsetzen und schallendem Gelächter aufgrund meiner (aktuellen) Stimme, also erzähle ich lieber von meinen Exkursionen bzw. nur von einer, der schönsten, und die ging zur Post. Da mag man sich wundern, Post ist ja gemeinhin nichts, was ich in Begeisterungsreden versetzt, aber dieser Postbesuch war in vielerlei Hinsicht lohnend, auch wenn der Anlass zunächst wenig vielversprechend "Eine Packstationssendung wurde umgeleitet" hieß.

    Als erstes sah ich die lange Schlange in der Post. Keine große Überraschung. Als ich duldsam ans Ende der Schlange ging, erblickt ich jedoch einen Schalter mit einem handgemalten Plakat: "Hier nur Abholungen!". Das ist mal sinnvoll in der Vorweihnachtszeit. Hinter dem Schalter war ein junger Mann, der gerade einem alten Mann erklärte, dass er ihm keine Briefmarken verkaufen kann, weil er nur eine Aushilfe ist und Pakete herausgibt und sonst nichts kann und nichts darf. Nach dem alten Mann war ich schon an der Reihe, und während der junge Mann meine Pakete heraussuchte, sah ich ein Schild. Auf dem Schild stand so ungefähr: "Wenn Sie eine Immobilie verkaufen wollen, oder jemanden kennen, der das will, wenden Sie sich an uns! Ansprechpartner in ist Filialleiterin Frau G."

    Ich kenne aus Mademoiselles Schule eine Frau G. Jedes Mal wenn ich diese Frau G. sehe, denke ich: "Die kenne ich doch noch aus einem anderen Kontext. Nur woher?". Mit der Zeit habe ich mich darauf verlegt, dass Frau G. Linienbusfahrerin ist, zum einen, weil sie meist dunkelblau gekleidet ist, zum anderen, weil ich sehr viele LinienbusfahrerInnen kenne, die ich außerhalb ihres Fahrzeuges nie gut einorden kann und drittens, weil ich finde, es würde gut passen. Vielleicht, dachte ich heute, ist Frau G. aber ja auch Postfilialleiterin. Dann würde ich schon zwei Postfilialleitungen kennen, das wäre auch nett. Ob die Lage der Post und der Schule mit den Wegen, auf denen ich Frau G. öfters begegne besser übereinstimmt als die Lage des Linienbusfahrerumstiegplatzes, überlegte ich, und wie sich die Postfilialleitungsarbeitszeiten mit den Schulzeiten decken und ob Frau G., die an Betreuungsschließtagen immer die Notfallbetreuung in Anspruch nimmt, die man nur bekommt, wenn man eine Bescheinigung vom Arbeitgeber vorlegt, dass man nicht freinehmen kann, falls sie Postfilialleiterin wäre, sich diese selbst schreibt, und ob es einen Herrn G. gibt und was der wohl macht - man kann über so etwas gut mal nachdenken - bekam dann aber schon die Pakete, bekam zusätzlich einen "Hubwagen" (was ist eigentlich ein Hubwagen?) angeboten, den ich aber ablehnte, weil die Pakete zwar groß, aber sehr leicht waren, und traf im Hinausgehen Frau G., in Dunkelblau und mit Namensschild und ganz offensichtlich Postfilialleiterin. Ob das Publikum in der Post angenehmer ist als im Bus? Ich fragte Frau G., woher sollte sie das auch wissen.

    Am Fahrrad angekommen hielt ein Paket nicht auf dem Gepäckträger, genau gesagt hielten dort beide nicht aber eines sollte auch gar nicht dort halten, es war in einer Tasche am Lenkrad und damit irrelevant. Da andere, störrische Paket, fiel herunter und der alte Mann, der am Paketausgabeschalter Briefmarken kaufen wollte, eilte herbei und hob es auf, ich hob es selbst aber auch auf und wir rangelten ein bisschen schließlich ließ ich es ihn aufheben, um nicht unhöflich zu sein. "Ich helfe Ihnen, Sie sind ja so erkältet!", sagte der alte Mann. Er klemmte das Paket auf meinen Gepäckträger, es hielt wieder nicht, er ruckelte herum, ich schlug mit der Handkante eine ordentliche Delle ins Paket, klemmte es unter dem Sattel fest und sagte: "So!", der alte Mann war besorgt, ob das ausreichen würde und erbat einen Moment Geduld. Er kramte in seiner Tasche und zog ein Eimachgummi hervor. "Hier, machense das mal damit fest." Ich machte eine Schlaufe um den Gepäckträger und zog sie zum Sattel, es reichte nicht ganz, er fummelte ein weiteres Einmachgummi herbei, das ich mit dem ersten verschlaufte, nun passte es perfekt. "Ich habe die nämlich immer, damit es in meiner Tasche nicht so wackelt!", sagte der Mann und wackelte mit der Tasche und zig Pfandflaschen fielen heraus. Wir wollten beide die Pfandflaschen aufheben und rangelten wieder ein bisschen, schließlich ließ der alte Mann mir den Vortritt, vermutlich, um nicht unhöflich zu sein. In seiner Tasche hatte er noch ein paar andere Pfandflaschenbündel, ordentlich mit Einmachgummis zusammengehalten. "Das Geld liegt auf der Straße!", sagte der alte Mann. "Und gut, dass ich so ordentlich bin, sonst hätte ich Ihnen nicht helfen können. Es ist immer gut, ein paar Strippen dabei zu haben! Und jetzt machen Sie den Knopf da oben an Ihrer Jacke zu, sonst werde Sie nie gesund, und fahren Sie nach Hause ins Warme!".

    Und das habe ich dann natürlich auch gemacht.




    Heute vor zig Jahren:
    Nichts besonderes.

    Montag, 10. Dezember 2012
    Blogging November - 404

    Nicht ganz gesund sein geht bei mir ungefähr so: mehrere Tage ignorieren, zum Arzt gehen mit dem Ziel, sich bestätigen zu lassen, dass Ignorieren die völlig angebrachte Reaktion ist, Schimpfe und gelben Schein mit nach Hause nehmen und "hihi, Urlaub" denken und kurze Zeit später feststellen, dass man es konditionell gerade nicht schafft, auf dem Heimweg noch einkaufen zu gehen, tatsächlich schafft man es ohne Pause auch gar nicht nach Hause und legt sich, dort nach einer weiteren Pause auf der Treppe angekommen, dann ins Bett.

    In der Theorie verbringt man dort die nächsten zwei Tage und dann rise and shine wie der Phönix aus der Asche.

    In der Praxis ruft kurz nach dem Einschlafen die Schule an, dass das Kind abgeholt werden muss wegen krank und man springt auf und zieht sich wieder an, macht dann irgendwas mit dem Kind bis sich die Gelegenheit ergibt, es für eine Stunde mit Fernsehen ruhigzustellen, diese kann man zum Schlafen nutzen, danach braucht das Kind Essen und man selbst ja auch und so weiter, aber dann kommt Frau Herzbruch mit einem großen Sack Medizinalprodukten (Chipsfrisch ungarisch und Zutaten für Schokoladenfondue).

    Ich glaube, die Sache mit dem Phönix kommt auch bei Variante "Praxis" nach spätestens zwei Tagen. Das ist nur noch nicht hinlänglich erforscht.




    Heute vor zig Jahren:
    Nachmittags kommt Pe und wir lernen ein bisschen Mathe, haben aber keine große Motivation, viel vorzuarbeiten. Wir kochen Suppe und versuchen, den kaputten Fotoapparat zu reparieren.

    Montag, 10. Dezember 2012
    Blogging November - 403

    Alle meine Prophezeiungen sind eingetreten: ein Kind kleckerte beim Essen, ein anderes stolperte beim Besenrennen und ein drittes hatte an diesem Tag noch Streit mit einem Elternteil. Und der Junge, dem ich aus der Hand las, er werde sich sehr bald verlieben, vermutlich sei er es schon, und der dies vor seinen Freunden vehement abstritt - Mädchen seien eklig! - flüsterte mir hinterher zu, sie hieße Laura aber ich solle es seinen Kumpels nicht verraten. Hihi.

    Morgen wird dann zu sehen sein, ob ih die Haare irgendwie wieder entwirrt bekomme. Dazu gab es bisher leider keine Vorhersage.




    Heute vor zig Jahren:

    Morgens in der Schule erstattet uns der Streberjunge G. Meldung, er habe Ah am Vorabend getroffen, und zwar war er von 17.30 Uhr bis 20:00 Uhr in einer Jugendgruppe der evangelischen Kirche. Er sagte auch, dass Ah uns kennen würde, was uns weniger überraschte als die erste Meldung. Er sagte außerdem, er habe ich sich mit Ah länger unterhalten und Ah wolle heute zur Schule kommen. Das beunruhigte uns zunächst nicht, da er sowas ja schon öfter gesagt hatte. In der Pause trafen wir dann auf dem Weg zur Nachbarschule Ah mit Sunny, die sich speziell für die Gelegenheit besonders krass angezogen hatten. Sie waren nicht sehr gesprächig sondern eher verpennt und konnten uns keine Auskunft geben, was sie eigentlich in unserer Schule wollen. Wir wurden von vielen Leuten beobachtet, zu unserer Versammlung stießen dann der Streberjunge G., die Shortsmännin, Danny Dick und Harry Hager und zwei Jungs aus unserer Klasse, die den Ah auch kennen, dazu. Ah verkündete allen Leuten, er wäre hier, um uns zu besuchen. Wir verabredeten uns für nach dem Essen bei mir. Gegen 15 Uhr rief Ah an und sagte, weil er und Sunny erst um 17 Uhr kommen könnten, sollten wir um 19 Uhr zum Karl kommen. Zwei Minuten später rief er wieder an und fragte, wie das mit dem Nachrasieren wäre, ich sagte, wir könnten auf keinen Fall den Langhaarschneider zum Karl transportieren, also müsse Ah herkommen. Er sagte, er würde bald kommen und um 17:30 Uhr klingelte es. Allerdings kam niemand hoch. Wir dachten, er hätte sich das mit dem Rasieren vielleicht anders überlegt und gingen runter. Dort stellte sich heraus, dass sie zu deppig gewesen waren, die Tür zu öffnen und sich nicht getraut hatten, nochmal zu klingeln. Wir gingen also alle wieder hoch und setzten uns in mein Zimmer, da Ah vor dem Rasieren noch 5 Minuten brauchte. Endlich stand er auf uns sagte: „Ja!“. Dabei sah er aus, wie ien Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird. Er trottete hinter Pe her und setzte sich auf einen Stuhl und wartete ab, bis Pe fragte, ob sie jetzt anfangen sollten. Da sprang er auf und erklärte ihr, was sie zu tun hätte. Es stellte sich heraus, dass sie ihm einfach nur das Flat nachrasieren und es hinten etwas kürzen sollte. Trotzdem fiel er vor Aufregung fast um. Dann fuhren wir zur Mutter, weil Ah Stoppelprobleme hatte und dann zum Stromhaus, wo Ah nichts trank. Leider kann Ah nicht einfach nichts trinken sondern muss, wenn, dann auffällig nichts trinken, es immer wieder erwähnen und ein Riesengeschiss darum machen. Pe und ich holten uns ein Bier, Ah fror dann und wollte nach Hause gehen. Wir baten um eine Bierlänge Aufschub. Als wir dann da standen und das Bier tranken und Ah da stand und demonstrativ kein Bier trank, kam der Marienkäfer vorbei. Er erzählte davon, dass ihm wieder ein Zahn ausgeschlagen wurde und dass er uns etwas besorgen kann und Illy ein Alkoholproblem hat.

    Dann gingen wir mit Ah zur Mutter, die diesmal total freundlich war und uns Sitzpolster brachte, und guckten einen Film nach dem anderen, bis Ah irgendwann „ich muss Euch jetzt in die Kälte schicken“ sagte und wir einen Lachanfall wegen der blöden Redensart bekamen. Trotzdem gingen wir, holten uns Pommes und fuhren zu Pe nach Hause.

    Samstag, 8. Dezember 2012
    Blogging November - 402

    Wenn das nicht hilft...



    so wird doch das hier sicher helfen.






    Heute vor zig Jahren:
    Wir hatten uns um 18 Uhr mit Ah verabredet, aber er kam nicht. Also fahren wir in die Altstadt, essen Pizza, beobachten Leute, gehen zum CD-Verleih und über den Weihnachtsmarkt.

    November seit 6629 Tagen

    Letzter Regen: 13. Mai 2024, 22:27 Uhr