Wer mich kennt, weiß, dass ich ein absolutes Schlaftalent bin. Abends nicht einschlafen können passiert mir etwa 2-3 Mal pro Jahr, nachts aufwachen und wach liegen seltener. Von außen sieht es, glaube ich, so aus, als würde ich mich ins Bett legen, die Augen schließen und eingeschlafen sein. Tatsächlich ist es aber ein klitzekleines bisschen komplizierter:
Es ist nämlich so, dass ich von 10 runterzähle. Den Einschlaf-Countdown sozusagen. Das habe ich mir irgendwann als Kind angewöhnt, weil ich wissen wollte, wie lange es wohl dauert, bis ich einschlafe, und es rückwärts mir dem Zählen irgendwie besser fand als vorher. 10 Sekunden erschien mir eine passende Zeitdauer. In Wirklichkeit komme ich aber nie weiter als bis zur 7. Da fiel mir als Kind auf, dass sieben zwei Silben hat, im Gegensatz zu allen anderen nicht zusammengesetzten Zahlen. Was mich dann immer daran erinnert, dass Ypsilon der einzige Buchstabe im Alphabet ist, der mehr als eine Silbe hat. Wie das wohl kommt? Ich schweife dann immere noch ab zu den Farben. Die ganzen "richtigen" Farben, also die, die nicht nach Obst oder Blumen oder sowas heißen, sind auch einsilbig. Rot, gelb, grün, blau, braun, schwarz, weiß, grau. Also die Primärfarben und die unbunten. Das ist doch alles sehr verwunderlich. Und wieso dann gerade das Ypsilon und die Sieben anders sind, aber bei den Farben nichts. Durch leichte Verwunderung zusammen mit dem tiefenentspannenden Gedanken an Zahlen, Buchstaben und Farben schlafe ich unmittelbar und sofort ein, egal was um mich herum vorgeht.
Gute Nacht.

"Das hast Du in den 4 Kindergartenjahren ja doch noch basteln gelernt!", sagte die Erzieherin heute zu mir.
Mademoiselle hat eine Schulfreundin, mit der sie sich seit dem ersten Schultag besonders gut versteht und die beiden haben mittlerweile auch die Klassenlehrerin soweit bearbeitet, dass sie nebeneinandersitzen dürfen. So weit, so gut.
Das Phänomen allerdings: außerhalb der Schule können die beiden rein gar nichts miteinander anfangen. Auch die Mutter der Schulfreundin hat diese Beobachtung schon gemacht. Und trotzdem wollen sie sich immer wieder gegenseitig besuchen.
Vorhin kamen sie zusammen hier an und wollten spielen. Die Freundin schlug Vater-Mutter-Kind vor. Mademoiselle schlug ein Gesellschaftsspiel vor. Die Freundin schlug Barbie vor. Mademoiselle schlug Kaufladen vor. Die Freundin schlug Puppenhaus vor. Mademoiselle schlug Tierarzt vor. Die Freundin schlug Spielküche vor. Mademoiselle schlug Malen vor.
Nachdem sie nun seit etwa einer Stunde in getrennten Räumen sitzen - die eine puzzlet, die andere spielt was mit Pferden - werde ich jetzt "Plätzchen backen" vorschlagen. Ich wette, als kleinster gemeinsamer Nenner wird das taugen.
Trotzdem ist es gut, an solchen Abenden kinderfrei ein Bier trinken zu gehen.
Heute kam im Büro eine eine Anfrage von Außerhalb auf meinem Tisch mit der Bitte um Stellungnahme zu einem bestimmten, einige Jahre in der Vergangenheit liegenden aber in Bezug auf Haftung und Datenschutz komplizierten Sachverhalt. Ob dieser Verwicklungen war ich unsicher, wie zu reagieren sei, insbesondere in welchem Umfang, Detail und auch von welcher Stelle. Also leitete ich die Anfrage an den Chef weiter mit der Frage "wie soll ich reagieren".
Kurz darauf klingelte das Telefon:
Chef: Das, was Sie mir da weitergeleitet haben - warum fragen Sie mich das? Füllen Sie doch einfach das Formular aus, so wie immer. Das haben Sie doch schon zig mal gemacht! Ich kann mich doch nicht mit ALLEM beschäftigen!
Frau N: Naja, ich war unsicher, ob ich das wie immer machen soll, der Sachverhalt ist doch speziell. Ich dache, wir sprechen lieber ab, welche Informationen da rausgehen. Wenn Sie sagen "wie immer" reicht mir das als Auskunft, jetzt müssen Sie sich nicht weiter damit beschäftigen.
Chef: Momentwartensemal, ja, also, das ist ein Spezialfall. Das können Sie nicht einfach so ausfüllen! Sie können nicht einfach so Formulare zu dieser Sache ausfüllen und am Ende noch verschicken! Das ist hochbrisant! Da müssen Sie doch Rücksprache mit mir halten, Frau N! Das muss Ihnen doch klar sein! Antworten Sie bloß nicht, keinerlei Stellungnahme dazu, da muss ich erst etwas klären, ich melde mich gleich wieder bei Ihnen!
(aufgelegt)
Ja. Also dann ist ja nun alles klar.

Mademoiselle: Mama!! STOP!!!
Frau N: Was ist?!
Mademoiselle: DA!!!
Frau N: Was denn??
Mademoiselle: Ich will da gucken!
Frau N: Was willst du gucken?
Mademoiselle: Na DA!!!
Frau N: WAS denn??
Mademoiselle: Wie die das mit den Hennen machen!!
(Mein Kopf ist voller schöner Bilder seitdem.)
Drei Fragen warf der heutige Tag auf:
Erstens:
Wenn man ein Rezept für eine (sehr) scharfe Huhn-Süßkartoffel-Curry-Suppe hat, und da steht: "Lösen Sie das Fleisch von den Hühnerschenkeln. In der Zwischenzeit schneiden Sie die Süßkartoffeln in mungerechte Würfel." - welche Zwischenzeit ist da genau gemeint, bzw. wie könnte ich die Zeit, derweil ich Fleisch von Hühnerschenkeln löse, optimalst ausnutzen, um gleichzeitig noch Süßkartoffeln in mundgerechte Würfel zu schneiden? Gehören nur Personen mit vier Händen zur Rezeptzielgruppe?
Zweitens:
Vorgeschichte: Das Kind ist ja nun in der Schule, da gibt es Elternabende und da werden Leute gewählt. Nachdem ich durch eine Falle (eine inakzeptable Person stellte sich zur Wahl auf, ich schlug daher eine angenehme Person als Kandidatin vor, diese konterte und schlug mich vor) Klassenelternbeirat wurde und aufgrund eines unglücklichen Zufalls (4 Personen waren anwesend, 4 Personen mussten gewählt werden) Stadtelternbeiratsvorsitz, kürzte ich bei der Wahl zum Schulelternbeirat die Viertelstunde betretenes Schweigen und unruhig mit den Füßen scharren ab und schlug mich gleich selbst vor und wurde dann noch - ich weiß nicht mehr, wie (ein Automatismus?) und weiß auch nicht mehr, was der Unterschied zwischen beidem ist - Mitglied der Gesamtkonferenz und der Schulkonferenz. In irgendeiner der genannten Funktionen wurde nun heute von einer Mutter ein Vorschlag an mich gerichtet, worum ich mich mal kümmern sollte.
Frage: kann man gleich die erste Eingabe mit "Liebe Frau Dings, Ihre Anregung ist leider komplett absurd und wird daher definitiv nicht aufgegriffen." abschmettern, oder sollte ich diese ganzen Ämter besser gleich wieder niederlegen?
Drittens:
Wo zur Hölle gibt es diesen beknackten Laternendraht, Sie wissen schon, dieses kupferfarbene Teil, das Laterne und Laternenstab verbindet?!
Bredouillenalarm. Ich befinde mich gerade beruflich in der prekären Lage, eine „spaßige/wunderliche/interessante Information“ über mich zur Verfügung stellen zu sollen, die dann im Internet unter meinem Bild und Namen und Kontaktadresse veröffentlicht wird.
Nun finde ich mich weder sonderlich spaßig noch möchte ich dringend wunderliche Dinge über mich irgendwo googlebar haben. Dies scheint allerdings zu meinem Job zu gehören. Vor drei Jahren war ich schon einmal in derselben Situation. Hätte ich mir jemals träumen lassen, dass das Thema meiner Magisterarbeit eines Tages als „fun fact“ über mich aufgeführt wird? Jedoch, so war es. Das Leben steckt voller Überraschungen.
Spaß – auch diplomierter Spaß – scheint aber nur eine begrenzte Haltbarkeit zu besitzen, so dass ich mir jetzt etwas neues ausdenken soll. Was tun? Schnell (das heißt: bis Mitte nächster Woche) noch in einem absurden Randgebiet promovieren? Mir ein lustiges Hobby suchen? Oder einfach etwas frei erfinden, auf die Gefahr hin gebeten zu werden, bei der nächsten Firmenveranstaltung über meine Orchideensammlung/Einhornzucht/international gefeierten Origamierfolge zu referieren?
Eine harte Nuss. Sie sehen mich ratlos.
Und was sie sagt, das macht sie auch. Heute war dann alles ganz in Ruhe, geordnet und normal.
War ziemlich langweilig. Gibt daher auch nichts zu erzählen.
(Wie man's macht...)
Halloween:
Das Kind verschwindet gegen 17 Uhr zu einer Halloween-Party. Edward mit den Scherenhänden soll geschaut und herumgespukt werden. Im Hexenkostüm steigt sie ins Auto der Freundinmutter, bei deren Exmann gefeiert wird, und mir fällt auf, dass ich noch nichtmals weiß, wo der eigentlich wohnt. Gegen 21 Uhr soll sie zurückgebracht werden. Ganz schön ordentliche Feierei für ein 7-jähriges Grundschulkind.
In der Dämmerung stehe ich auf dem Balkon und sehe die erste Halloween-Truppe anrücken. Ein sehr kleines Kind und drei größensortierte Jungs mit schwarzen Umhängen. Sie stehen im Hof und sagen Sachen wie „boah, voll gruselig hier“, „alles dunkel“, „da oben ist Licht“, „ was ist, wenn hier komische Leute wohnen??“, „Klingel du mal – nee du – nee du – nee du – nee ich trau mich nicht“.
„Ähem, ich bin nicht komisch und habe Süßigkeiten“, sage ich vom Balkon, und komme mir sofort total komisch und kindsentführerisch vor.
Der nächste Trupp besteht aus fast schon Teenagermädels. Sie klingeln, ich öffne. Sie stehen da. Stumm. Ich stehe da, abwartend. Sie stehen weiter da. Ich rufe „Wuahhhh gruselig, Hilfeeee!!“. Die Teenagermädels schauen erschreckt-irritiert und sagen durcheinander „Sie müssen nicht erschrecken, wir sind nur verkleidet, wir tun nichts!“.
Klingeln Nummer drei. Sechs oder sieben Kinder, zwei große zum Aufpassen, diverse kleinere, eins noch etwas wacklig auf den Beinen. „Sütheth oder thaureth“ lispeln die Kleinen, während die großen Handyfotos machen. Ich hole die Süßigkeitenschale, die Kinder stehen da, jedes schon irgendwas in den Händchen. „Habt Ihr keine Beutel?“ , frage ich. Ein etwa 4-jähriges Mädel antwortet an einem Stoffbeutel nestelnd: „Doch, aber es ist für mich immer so eine Beschwerlichkeit, den aufzumachen, und dauert so lang“. Ich warte geduldig und kippe den Großteil der Süßigkeiten hinein.
Das nächste Klingeln ist zum Glück Frau Herzbruch mit dem Bier. Ich frage, ich ob ich tragen helfen soll, Frau Herzbruch antwortet „Jau!!“, ich tu so als hätte ich nichts gehört, was gut ist, denn Frau Herzbruch trägt gerade mal einen kleinen Handtaschenrucksack und eine Plastiktüte bei sich, hat gar nicht verstanden, was ich gefragt habe aber einfach mal ganz entschlossen geantwortet.
Gegen 21:30 Uhr wird das Kind wohlbehalten und glücklich abgeliefert und sinkt nach einem Teller Kürbissuppe in Tiefschlaf. Ich sonne mich in dem Gefühl, eine absolut kompetente und ungluckige Mutter zu sein, wohl wissend, mich ein Leben lang als unmögliche Rabenmutter geschimpft zu haben, wenn das irgendwie anders gelaufen wäre.
Wenn man jammendernden Monteuren (zu dunkel da... da kommt man nicht dran... passt der Schraubenzieher nicht richtig rein...) sagt, sie sollen mal gut sein lassen, man könne das eben selbst erldigen, es sei kein wirkliches Problem und man habe nur gedacht, sie mit ihrer Expertise kriegen das in etwas weniger als den 15 Minuten hin, die man selbst braucht...
dann geht es plötzlich ganz schnell.
Tja.
