Nichts, rein gar nichts geschafft von dem, das ich schaffen wollte. Bis ich von der Bürotür zum Schreibtisch durchgekommen war, war schon eine Stunde mit verschiedenen Problemlösungen vergangen. Bis ich zum ersten Mal durch die aufgelaufenen E-Mails gelesen hatte, war es dann schon 11 Uhr und Zeit für den Termin mit der neuen Objektleitung, zum gegenseitigen Kennenlernen. Das Kennenlernen verlief ganz okay, der Herr war gut vorbereitet, hatte Unterlagen und Pläne dabei, allerdings auch ein Notizbuch mit der Prägung „work hard“, also ich weiß nicht, wie ich sowas ernst nehmen soll, was hat das denn zu bedeuten, doch hoffentlich nicht, dass er sich immer per Notizbuch selbst erinnern muss, abzuliefern. Egal, irgendwas ist immer. Er wirkte ansonsten vernünftig, mal sehen, wie weit er kommt mit den Leuten, die er zur Verfügung hat, mit allzu viel Kaugummi unterm Schuh kommt man halt nicht gut vorwärts.
Danach lief ich eigentlich nur noch herum und sprach mit Leuten aus den allerverschiedensten Anlässen. Ich bin langsam wieder bereit, Sachen mit Zahlen zu machen.
Die tägliche Contentvorschlagliste fragt heute: „Engagieren Sie sich ehrenamtlich?“
Nein, derzeit nicht. Wobei, stimmt ja gar nicht, ich habe ja gerade die Buchhaltung in einem gemeinnützigen Verein übernommen, also doch. Habe allerdings noch so gut wie nichts gemacht. Ich beginne also gerade ein Ehrenamt. Kein sonderlich umfangreiches.
„Früher“ habe ich mehr gemacht, Elternbeiratstätigkeiten in Kindergarten, Schule, Stadt- und Landeselternbeirat, Übersetzungen für Hilfsorganisationen und so Sachen. Dann geschahen Dinge und ich hatte erst einmal genug mit dem eigenen Leben bzw. dem der Familie zu tun. Jetzt habe ich wieder mehr Luft für sowas. Ich habe natürlich – wie das halbe Internet – auch überlegt, mich als Schöffin zu bewerben. Letztendlich habe ich mich dagegen entschieden, weil es mir zu fremdbestimmt/verbindlich in Bezug auf die Termine und zu langfristig ist, ich brauche momentan mehr Freiheit.
Mein großer Traum ist, irgendwann in der Frankfurter Mauerseglerklinik ehrenamtlich kleinen Mauerseglern das Fliegen beizubringen. Derzeit lässt sich das nicht mit meinen Arbeitszeiten kombinieren, irgendwann wird das aber ganz bestimmt noch klappen!
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Um 4 Uhr morgens zu Hause aufgeschlagen, völlig verrauchte und verklebte Klamotten in die Waschmaschine gesteckt und schlafen gegangen, Wecker auf 7 Uhr. Kann man machen, tut den Tag über dann allerdings ein bisschen weh.
Die Nacht war absolut alle Schmerzen wert. Es ist völlig unmöglich, sie in Gänze zu erzählen, erzählt klingt alles komplett bizarr und unglaubwürdig. Im Moment des Erlebens ergab alles Sinn. Von einem Aspekt möchte ich versuchen zu erzählen, weil ich diesen Teil des Abends noch nicht komplett bewältigt habe und immer wieder in haltloses Lachen ausbreche, wenn ich daran zurückdenke. Vielleicht wird es nach dem Aufschreiben besser.
Zeitpunkt war etwa Mitternacht, Ort ein Irish Pub, meine Begleitung und ich saßen auf Barhockern an einem kleinen Tisch und stritten uns hartnäckig (ja, dieselbe Begleitung, mit der ich vor einigen Monaten wegen Streit aus einer anderen Lokalität rausgeflogen bin), kamen zu keiner Einigung. Die Begleitung drehte sich schließlich entnervt um, tippt wahllos einer Person auf die Schulter. Die Person drehte sich um. Es war ein Mann unseres Alters, er trug eine strähnige blonde Langaarperücke, grob Helge-Schneider-Optik und eine große Brille ohne Gläser, das Brillengestell bestand aus zwei Herzen, die dicht mit Schmucksteinen beklebt waren. Zu dieser Erscheinung sagte meine Begleitung. „Entschuldigung, wir brauchen hier Hilfe, wir können nicht aufhören zu streiten und brauchen mal eine externe Einschätzung!“ Die Gestalt erwiderte mit recht tragender und stocknüchterner Stimme „Da habt ihr die richtige Person gefunden. Ich helfe euch gerne!“ Er setzte sich zu uns, stellte sich als „Nennt mich DEN GENERATOR“ vor und begann ohne zu zögern ein hochprofessionelles Beratungsgespräch mit Elementen aus Mediation, Supervision inklusive Aufstellung und allem drum und dran. Unglaublich kompetent, unglaublich schnell im Erkennen der wesentlichen Punkte mit einer ruhigen Autorität und deutlich Spaß an der Sache. Niemand von uns beiden kam mit dem eigenen Standpunkt ungeschoren davon und als er mit uns fertig war schaute ich in das so völlig konsternierte Gesicht meiner Begleitung, dass ich einen Lachanfall bekam, der mir die Bauchmuskeln verkrampfte, so dass ich vom Barhocker fiel, noch mehr lachen musste und so hysterisch heulend vor Lachen auf dem Boden kniete. Der Begleitung ging es angesichts dieses Spektakels ähnlich, nur lag er auf dem Tisch, kippte dabei ein paar Gläser um, die wieder auf mich fielen, ich musste noch mehr lachen, der Nachbartisch lachte mit und konnte nicht mehr aufhören, es war grauenhaft und unsagbar komisch. „Was war DAS denn?!“ konnte meine Begleitung immer nur noch sagen, und dann lachten wir wieder.
Heute dann, wie gesagt, Schmerzen, dazu wenig Konzentration und eine gewisse Empfindlichkeit, naja, der Tag ging auch rum und mein Büro duftet wie ein Floristikstudio, was daran liegt, dass ich mir selbst am Montag einen kleine Blumenstrauß gekauft habe, dann gestern im Rahmen einer Büroveranstaltung einen riesigen Blumenstrauß bekam und dann heute, zu meiner großen Irritation, mehrere einzelne Rosen geliefert wurden. Macht man das im Geschäftskontext jetzt am Valentinstag so? Mir ist das neu, ich kann mich nicht erinnern, dass das je vorgekommen wäre.
Jetzt sitze ich im Sessel und freue mich auf morgen. Da brennen meine Augen nicht und ich kann wieder problemlos denken.
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