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    Freitag, 17. Februar 2023
    Ein Update

    Häufig wache ich morgens auf mit dem Gefühl, dass etwas Schlimmes passieren wird, dann fällt mir ein, dass bereits etwas Schlimmes passiert ist, es kann natürlich jederzeit wieder etwas Schlimmes passieren, die Summe der Möglichkeiten nimmt über die Zeit allerdings ab, die Wahrscheinlichkeit steigt jedoch, mein Kopf beginnt Berechnungen anzustellen, ich stehe lieber schnell auf.

    Manchmal wache ich auch morgens auf und erinnere mich, dass etwas Schlimmes passiert ist und stelle fest, dass es sich dennoch ganz gut lebt und dann stehe ich auch schnell auf.

    Seit 3 Wochen gehe ich wieder zum Chor und nehme wieder Gesangsstunden, nicht einen Tag in diesen drei Wochen hatte ich eine normale, voll funktionsfähige Stimme. Ich habe die dritte leichte Erkältung in Folge, so gut wie jede Person, der ich davon berichte, sagt mir, das sei, weil ja wegen der Masken unser Immunsystem nicht mehr so trainiert ist. Ganz kluge Personen, ganz zugewandte Personen sagen es mir, in allen möglichen Sprachen und mündlich und schriftlich und es ist mir zu langweilig geworden, zu widersprechen, ich kann nicht dasselbe immer und immer wieder sagen.

    Zwischendurch hatte ich durch verkrampfte Schulerhaltung ja noch den verklemmten Kopfnerv, dann bin ich auf der Straße ausgerutschte und hatte - selbstdiagnostiziert aber mit viel Verletzungserfahrung selbstdiagnostiziert - eine Wadenzerrung, durch das Humpeln begann der Ischias im anderen Bein zu zicken. Da hat keiner gesagt, das käme davon, dass wir in den letzten Jahren zu wenig auf der Straße herumgelaufen sind und unsere Muskeln nicht ausreichend trainiert sind. Ist vermutlich zu unbequem, das zu denken, es hätte aber einen gewissen Unterhaltungswert gehabt, statt dessen haben mir schon drei Personen gesagt, möglicherweise müsse ich mich daran gewöhnen, so langsam, dass der Körper nicht mehr komplett schmerzfrei funktioniert. Sehr ununterhaltsam, ich sollte den Kontakt zu diesen Personen abbrechen. Werde natürlich das Gegenteil beweisen, es sind noch nichtmals die Schürfwunden komplett verheilt, wieso sollte innen vor außen alles heile sein - aber verdammt nochmal wieso brauchen denn ein paar Schürfwunden mehr als 2 Wochen zum Heilen??

    Ich bin viel unterwegs, unglaublich viel, so viel, dass ich ab und zu von zu Hause arbeite, nur um mal zu Hause zu sein. "Du machst Homeoffice", sagt Cucinacasalinga. "Du trittst nach", sage ich. "Wann hast du Zeit kurz zu telefonieren", fragt Violinista und ich sage "kurz 2-3 Minuten jetzt", sie fragt, ob ich "in 2-3 Minuten" meine aber ich meine "jetzt und für 2, maximal 3 Minuten".

    Ich glaube, ich bin für andere gerade anstrengend. Ich bin für mich auch anstrengend, ich bin nicht auf meinem gewohnten Energielevel, was nicht heißen soll, dass ich objektiv zu wenig Energie habe, es ist nur nicht MEIN gewohntes Level. Und bevor dann etwas hinten runter fällt, das ich will, fällt lieber etwas hinten runter, das andere wollen.

    Die Arbeit hat sich, als ich kurz nicht hingeschaut habe, sehr verändert. Vielleicht ist es auch so, dass ich sie verändert und es nicht bemerkt habe. Ich habe Personen eingestellt, denen ich zwei große Bereiche, um die ich mich zuvor gekümmert habe, übergeben habe. Dadurch habe ich viel mehr Zeit. Etwa gleichzeitig, aber unzusammenhängend - glaube ich, möglicherweise habe ich auch hier etwas übersehen - habe ich ein komplett neues Spielfeld bekommen, in dem ich mich zurechtfinden muss. Die Spielregeln sind mir noch unklar, gut möglich, dass es gar keine gibt. Und gut möglich, dass ich irgendwann über den Spielfeldrand falle, aber dieser Tag ist nicht heute. Und auch nicht morgen.

    Morgen ist sowieso auch Wochenende, ich fahre zur Geburtstagsfeier der Schwiegermutter und abgesehen, dass ich dazu generell keine Lust habe, habe ich auch noch einmal speziell keine Lust, weil ich gerade ein Thema mit Müttern habe. Ich würde nicht so weit gehen, zu sagen, dass andere Leute keine Mütter haben sollen, das wäre ja gemein, aber ich möchte mich nicht mit anderen Müttern befassen.

    Was mich auch sehr stört, neben anderen Müttern, sind meine Haare. Die sind enorm gewachsen, so dass sie jetzt einen kurzen Bob ergeben und das ist eine Frisur, die ich viele Jahre getragen habe und davon ausging, ich könnte sie dann jetzt einfach nochmal weiter viele Jahre tragen. Leider geht das aber nicht, die ganzen Haare nerven mich unglaublich. Auch wie das passiert ist, weiß ich nicht, ich dachte, ich wäre eine absolute Bob-Person und alles andere nur Intermezzi aber ich bin keine Bob-Person mehr, zumindest derzeit nicht, vielleicht irgendwann anders mal wieder.

    Heute bin ich in diesem Jahr zum ersten Mal mit dem Rad zur Arbeit gefahren. Ich wollte zur S-Bahn fahren, es war so angenehm, ich fuhr einfach weiter. Unterwegs kam mir - auch wegen meines lädierten Körpers - kurz der Gedanke, ob es irgendwie im Rahmen des Möglichen läge, dass ich den Weg gar nicht schaffe. Ich beschloss, dass nicht, und fuhr weiter. Ich hatte Recht.

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