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    Dienstag, 29. September 2009

    Auf welch unterschiedlichen Arten man Wäsche aufhängen kann - das ist doch erstaunlich. Das hatte Mama Novemberregen nämlich am Wochenende für mich erledigt, während ich auf der ultimativen proaktiven Muttiveranstaltung war, nämlich: Kindersachentrödelmarkt. Standmiete: ein selbstgebackener (das sagt doch schon alles!) Kuchen. Möglicherweise ist es zwangsläufig so: man bekommt ein Kind, dann bekommt man eine Fleece-Jacke und ehe man sichs versieht, kauft man eine Bauchtasche. Zeitnah steht man dann in Fleece-Jacke und Bauchtasche auf dem Trödelmarkt (wobei, ich nicht, ich hatte ja verkaufsfördernde Bekleidungstipps von Frau Schneckle erhalten. Hatte die Jacke aber immerhin dabei, sicher ist sicher.)
    Jedenfalls hängt Mama die Wäsche mit vielen Klämmerchen auf den Wäscheständer - ich ja nicht, denn ich ziehe beim Wäscheabnehmen einfach alles schwungvoll herunter. Was mit Klammern nicht geht, wie ich gestern feststellte. Auch war die Verteilung auf die Ebenen (es handelt sich nämlich nicht um einen simplen Wäscheständer sondern um einen Wäscheturm!) in meinen Augen falsch geregelt. Und "in meinen Augen" sagt hier schon alles, Mamas Augen sitzen nämlich rund 20cm tiefer als meine und dies bedingt natürlich unterschiedliche Anforderungen an die Arbeitsumgebung. Weshalb meine eine Schwester und ich auch schon diverse Küchenlampen mit den Köpfen zerschlagen haben, die eben in "Mamahöhe" über dem Tisch befestigt waren. Die novemberregenschen Schädel sind härter als Lampenglas.

    Das mit den Klämmerchen ist jedoch ein Muster: Klämmerchen auf dem Wäscheständer und Löffelchen in der Küche. Immer, wenn meine Eltern zu Besuch waren, stecken sämtliche Streuvorräte voller Löffelchen. Wenn man dann - wie ich - streut, landet das ein oder andere übersehene Löffelchen platsch! in der Soße, und abgesehen davon, dass es spritzt, verändert sich das "Handgefühl" des Behälters, so dass die Einschätzung, wie viel noch zu streuen ist, schwierig wird.

    Warum meine Eltern beim mir kochen, möchte man fragen. Ich weiß es auch nicht, vermute aber, sie halten mich nicht für kompetent. Weniger in der Speisenzubereitung als im Timing. "Zu Hause" gibt es Zeiten, zu denen das Essen auf dem Tisch sein muss, weshalb auch mit Uhr gekocht wird. Ich koche nie mit Uhr. Ich rieche, höre und sehe, wann die Sachen fertig sind - was natürlich nicht bedeutet, dass es gerade in meine sonstigen Pläne passt, sie vom Herd zu nehmen geschweige denn, sie unmittelbar zu verzehren. A-punto-Kochen ist tatsächlich nicht mein Ding.

    Neben keiner Uhr habe ich übrigens in der Küche auch keine Löffelchen und keine Döschen, womit "Döschen für Reste" gemeint ist - für übrig bleibende 30g saurer Sahne, 25g Haselnüsse oder einer halben Zwiebel. Das gibt es bei mir nicht. In der Küche mache ich keine Gefangenen.

    Die gesamte elterliche Metaausstattung verräume ich dann also jedes Mal in den auf Elternbesuche folgenden Wochen wieder, wo immer ich darauf stoße. Ungefähr genau dann, wenn alles wieder so ist, wie ich es gewohnt bin, kommen Papa und Mama Novemberregen dann erneut vorbei. Ich finde diesen Kreislauf außerordentlich beruhigend, und dass ich bei jeder Begegenung mit Klämmerchen, Löffelchen und Döschen an die beiden denke, ist schön.

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