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    Donnerstag, 27. März 2008
    "Karte nicht lesbar..."

    Es fing ja alles ganz harmlos an. Kurz vor Weihnachten bemerkte ich beim Friseur, dass meine immerhin schon vier Jahre alte EC-Karte nicht so richtig funktionierte. Also ging ich auf dem Rückweg gleich bei der Bank vorbei, wo der freundliche Herr am Schalter mir sagte: "Joooooo - dann bestellen wir mal eine neue. Die kommt demnächst, so Anfang Januar. Mit neuer PIN." Mehr nicht. Mehr nicht.

    Am 23.12. wollte ich dann mal Geld ziehen. Abends. "Karte nicht lesbar", sagte der Automat. "Rufen Sie uns mal an". Hm, so Heiligabend und die Feiertage und die darauf noch folgende Woche unterwegs ganz ohne Bargeld ist ja doof, dachte ich mir. Und rief mal an. Und man sagte mir, dass ich doch eine neue Karte bekäme. So Anfang Januar. Die alte sei - selbstverständlich! - gesperrt. Entsperren nicht möglich, wir bedauern sehr.

    Ein kleiner Tobsuchtsanfall am Telefon. Wie soll ich denn die Weihnachtsgeschenke kaufen? Nur gähnende Leere und keine leuchtenden Kinderaugen unterm Weihnachtsbaum. Naja, ich hatte schon alles, aber ich hatte mich vor dem Anruf gut gecoacht. Ich musste fast selber weinen. Ekelhaft kompetent war der aber, der Mann da im Callcenter. Können die da nicht wenigstens Leute hinsetzen, mit denen man Streiten kann? Ich glitt immer wieder an der Professionalität ab, auflegen wollte er auch nicht, erhöhte das Limit der Kreditkarte und wünschte mir am Ende noch ein schönes Fest. Unverschämt!

    Größerer Tobsuchtsanfall in der Bank. Rumpelstilzchen deluxe. Die Tür ließ sich nicht eintreten, recht erfreulich im Nachhinein, aber in dem Moment Öl ins Feuer. Ein weiterer Bankkunde ergriff die Flucht. Decken wir den Mantel des Schweigens über den Rest.

    Die Karte kam dann so Anfang Januar, und auch die PIN. Ich zog aus, um Bargeld zu holen. "Karte nicht lesbar, rufen Sie uns mal an." Angerufen - Karte wohl kaputt - neue kommt. Na gut.

    Die nächste Karte kam so Mitte Januar. Ich zog aus, um Bargeld zu holen. "3x falsche PIN, Karte gesperrt. Rufen Sie uns mal an." "Sie bekommen doch natürlich eine neue PIN! Die geht in den nächsten Tagen ein!". Na gut. Karte entsperrt, in den nächsten Tagen die neue PIN.

    Also wieder zur Bank. Karte in den Automaten. "Karte nicht lesbar. Rufen Sie uns mal an." Fassungsloses Erstarren. Weltsprengungsszenarien im Kopf. Viel Lärm, viel Blut, Fetzen, Splatter, Staub, grelle Blitze, Detonationen. "Die neue Karte kommt so Mitte Februar. Eine neue PIN etwas später. Was stellen Sie eigentlich immer mit den Karten an?" Aufgelegt. Nebenbemerkung: So einen roten Knopf am Telefon zu drücken ist nicht gleichzusetzen mit der Befriedigung, einen Hörer auf eine Gabel zu knallen.

    Na gut. Geld musste her. Karte des Ehegatten einkassiert und beschwingten Schrittes zur Bank getrabt. Der Gedanke, Karte + PIN des Besserverdienenden in der eigenen Tasche zu wissen, kann einen schon einmal beschwingen. Auf dem Weg zur Bank die Schaufenster gesichtet und eine mentale Liste erstellt. Karte in den Automaten. "Karte nicht lesbar. Rufen Sie uns mal an." Ähmja. Die Karte zum zweiten Konto hat der Herr N. mir dann nicht gegeben. Komisch, oder?

    Ein paar Tage lang versucht, Metallgegenstände per Gedankenkraft zu verbiegen. Oder der Kreditkarte das Geheimnis ihrer Resistenz gegenüber der ganz offensichtlich von mir ausgehenden Strahlung zu entlocken. Unterwegs immer wieder an alle möglichen Gegenstände gegriffen, um mich zu "erden".

    Die neue Karte und PIN trafen pünktlich zum letzten Wochenende ein. Eingekauft, als gäbe es kein morgen mehr, und einen großen Batzen Bargeld für unters Kopfkissen geholt. Karte seitdem nicht mehr verwendet. Ich trau mich nicht.

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