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    Dienstag, 4. März 2008
    Erklärungsversuch

    Ein Blick durch die Küche (25qm x 3,6m Höhe):

    Auf dem Tisch ein Korb mit ausgeblasenen und angemalten Ostereiern, teilweise zerbrochen und mit Klebeband geflickt. Hasenfensterbilder. Eine Plastikunterlage mit Bären und Weihnachtsbäumen. Eine durchsichtige Plastikunterlage mit Buntstiftstrichen und Glitter (silber, blau, rot). Tonpapier in orange, grün, hellblau, schwarz, pink, dunkelblau auf einem Stapel. Ein mit Fingerfarben angemaler Schuhkarton.

    Auf dem Schrank ein Joghurteimer mit Tierfutter und eine Rolle mit 100 Knicklichtern.

    Auf dem Küchenblock eine Schnecke in einem Glas. Eine Puppe mit blau angemaltem Kopf. Ein blauer Lolli und eine orangefarbene Minischere sowie eine kleine blaue Bürste mit einem Dreachen darauf.

    Auf dem Boden sehr viel Glitter, eine rot-schwarz-karierte Kindergartentasche, ein weißer Luftballon. Eine grün-gelb-blau karierte kleine Decke unter der Bank und ein kleines Kopfkissen mit pastellfarbenen Löwen drauf (Geheimversteck).

    Auf der Heizung nasse, rosafarbene Turnschuhe, Größe 27.

    Auf der Fensterbank ein kleines rotes Huhn aus Holz. Am Fenster gebastelt: Schmetterling, Hasengirlande, blau-grüne Papiergirlande, eine Hexe. Außerdem ein getrockneter Weidenkranz und eine Fingerfarbensonne.

    Auf der Arbeitsplatte: ein Marienkäfer aus Papier, ein Stück Schokoladen-Geburtstagskuchen mit Sternchen aus weißer Schokolade, in eine Luftballonserviette verpackt und versteinert. Eine Packung Mini-Knäckebrot. Ein Glas mit bunten Zuckerstreuseln. Ein paar Schnuller, eine Packung Doppelkekse, Nasenspray für Kinder.

    Auf der Mikrowelle: Diverse Globuli, Prospan-Hustensaft, eine Schale mit Schnullern und Fläschchensaugern, ein leeres Cremedöschen mit einer Murmel darin.

    Auf der anderen Fensterbank: Choco Rice, Fruit Cereals, Zimties. Löffelbisquit.

    Im Spülbecken: zwei leere Milchfläschchen.

    Am Kühlschrank: Einladung zur Elternbeiratssitzung des Kindergartens. Schreiben vom Kindergarten über notwendige Atteste, fünf Fruchtzwerge-Kühlschrankmagnete. Auf dem Kühlschrank drei Flaschen Kinder-Cola, zwei Tüten Punica-Saft.

    An der Türklinke: eine große Papiertüte mit Kinderbildern.

    In der anderen Tür: eine Schaukel.

    An der dritten Tür: ein orangefarbener Bettbezug mit Mäusen drauf.

    Unter dem Laptop aus unerfindlichen Gründen: eine blaue Luftschlange. Viel Glitter, auch auf dem Touchpad.

    (Die Küche ist übrigens gerade aufgeräumt.)

    Alle diese Dinge um mich herum, die nicht zu mir gehören, wollte ich jetzt gerade schreiben. Aber das stimmt ja gar nicht. Das bin ich, das ist alles mein Leben, egal wie abwegig es mir in manchen Momenten erscheinen mag. Ich bin nicht mehr jemand, der - bei Bedarf - die Nächte im Büro verbringt und sich - bei Bedarf - am Wochenende bis zum Abwinken die Kante gibt oder einfach 48 Stunden schläft. Ich bin jemand, der eine Familie hat, und das sieht man meinen Lebensumständen und vermutlich auch mir an; da ist ein Leben und ich bin mittendrin. Es ist gar nicht so, dass ich das eine oder das andere vorziehen würde. Ich habe mich für dieses hier entschieden, aber beides hat seine Berechtigung und beides kann sehr zufrieden machen.

    Ich hätte, glaube ich, auch in dem anderen Leben sehr glücklich sein können. Dieses hier ist mir - das ist jetzt der Punkt - bei aller Freude darüber und bei allem Glück, das ich spüre, häufig (noch?) sehr fremd.

    Und deshalb ist mir manchmal so sehr nach Freiraum. Im ganz eigentlichen Sinne und auch im Sinne von Zeit allein, mit mir, fern jeder Rolle, tatsächlich wie auch - und das ist am schwersten umzusetzen und vielleicht aber gerade am wichtigsten - gedanklich.

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