"Böse, böse Menschen" murmele ich vor mich hin, während ich auf dem U-Bahnsteig stehe. Eigentlich murmelte das jemand anders, in meinem Kopf, an den ich gerade dachte und ihn in einer bestimmten Situation sah, so dass es irgendwie passte. Tatsächlich kamen die Worte aber aus meinem Mund und die Situation passte ganz und gar nicht. Die Frau neben mir sah mich aus dem Augenwinkel an und schob sich etwas weiter von mir weg. Meine Güte, wieso stehe ich hier und murmele? Die Situation ist so absurd, dass ich laut lachen muss. Die Frau geht ans andere Ende des Bahnsteigs. Jetzt hilft nur noch die Flucht nach vorn. Das Schild an der Rolltreppe hat mich schon immer gestört. "Die Fahrtreppe ist kein Spielplatz für Kinder. Turnen auf den Handläufen verboten" lese ich laut und kommentiere "jaaaa, da seh ich gleich eine Tante Bernhardine vor mir, die mit straff auf dem Atombusen sitzendem jadegrünen Polyesterfeinstrickpulli ihren dicken Finger ausstreckt und mit einem "ts" in der Stimme 'die Fahrtreppe ist kein Spielplatz, Kinder" tadelt. Überhaupt, Fahrtreppe. Und Turnen! Ich bitte Sie!!" Dann vertiefe ich mich in die Zeitschrift "Eltern", die ich für Momente, in denen ich Urlaub von mir brauche, bei mir führe. In der neuesten Ausgabe steht, dass man keinesfalls Parfüm, Pralinen, Socken oder Schwerter zu Weihnachtenverschenken sollte. Das ist einfallslos. Darüber ärgere ich mich, dann ich habe mir Parfüm, Pralinen und Socken gewünscht. Ein Schwert brauche ich tatsächlich nicht, wobei ich "einfallslos" in diesem Zusammenhang nicht für den idealen Ausdruck halte. Auch den gestrickten Fläschchenwärmer für 15, 90 Euro brauche ich nicht, den dasselbe Magazin einige Seiten später als geeignetes Weihnachtsgeschenk anpreist. Ich hätte dann aber doch lieber die Pralinen.
Bei Geschenken fällt mir dann auch noch etwas ein, das raus muss. Das bislang xxx (hier darf jeder einen passenden Superlativ einsetzen, mir fällt keiner ein) Geschenk des Jahres 2006 war eine Plastiktasche mit Abbildung zweier Engel, die meine Schwiegermutter mir vor einigen Wochen lächelnd überreichte. Ich bin nicht so der Engel-Typ. Ob ich ein Plastiktaschen-Typ bin, möchte ich jetzt nicht ad hoc entscheiden. Jedenfalls findet sich bei mir ansonsten kein Gebrauchsgegenstand, auf dem Engel abgebildet wären. Halt, falsch, ich besitze eine Tasse mit Engeln. Die hat mir aber auch die Schwiegermutter geschenkt. Gerade kommt mir in den Sinn, ob die Gabe von Engelsabbildungen möglicherweise einem bestimmten Zweck dienen soll. Bis vor kurzem, ungefähr bis vor 2,5 Jahren, erhielt ich nämlich meist gerahmte Bildchen von Babys und Kleinkindern von meiner Schwiegermutter. Interessanterweise wird mir heute zur Last gelegt, in nur unzureichendem Maße selbst gerahmte Bilder von Babys und Kleinkindern zu verteilen. Ein bisschen wie früher der Heiligenbildchentausch nach dem Kommunionsunterricht. Womit wir fast wieder bei den Engeln sind.
Raus muss manchmal auch Ärger. Ich habe heute eine Hälfte einer Flügeltür kaputt geknallt. Das ist nicht schön.
Ich stelle fest, dass es mir zunehmend schwerer fällt, mit Idioten zurecht zu kommen. Das bezieht sich jetzt nicht auf die Flügeltür, sondern auf... - lassen wir das. Für den Advent nehme ich mir vor, mich in der Tugend der Güte zu üben. Das meine ich ernst. Bis dahin sind es aber noch 18 Tage oder so...
ich muss grad mal weiblicher werden ;-)
Edit:
Ok, das reicht an rosa (kirsch-oder erdbeerjoghurt) Brille für den Rest des Jahres. Ist ja nicht auszuhalten. Back to normal.
Darum gings: