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    Mittwoch, 1. November 2006
    Flow

    Jetzt sitze ich im Wagen und möchte mich am liebsten auf der Rückbank zusammenrollen, die Augen schließen und weg sein. Der Kopf total auseinandergenommen, meine Gedanken zerfetzt, das Gehirn wie Kaiserschmarrn mit grüner Soße (iiih...).

    Es ist gut gelaufen, sehr gut, aber so anstrengende Verhandlungen hatte ich noch nie, auch wenn es eigentlich als geselliges Beisammensein angepriesen wurde, was nie stimmte und auch nie beabsichtigt war, und das wusste ich natürlich, denn sonst wäre ich falsch da, wo ich bin.

    Der Teil von mir, der tagsüber hmit der Kleinen kuschelt und tobt, den Duft der verschwitzten Babyhaare einsaugt und die weiche Haut an der Wange spürt ist verschwunden, wie ausradiert. Andere Klamotten, anderes Geld, andere Kreditkarte, andere Sprache und ab auf die Bühne.

    Für solche Situationen bin ich gemacht, es ist, als würde ein Schalter umgelegt, ich betrachte mich sonst als eher zurückhaltend, nicht schüchtern, aber beobachtend, nur dabei statt mittendrin. Und dann ist es plötzlich da, der Instinkt, der mir den richtigen Moment verrät und den richtigen Hebel, um die Situation in die gewünschte Richtung zu lenken und die richtigen Knöpfe, die an den Gesprächspartnern, den Gesprächsgegnern, zu drücken sind, so dass der Flow eintritt, ein unglaubliches Ausmaß an Energie, eine riesige Welle, die mich trägt, die uns trägt, dahin, wohin ich will, und selbst wenn ich jetzt plötzlich einen Kopfstand machen würde, würden sie mir alle folgen und wir würden unser Gespräch auf dem Kopf stehend weiterführen.

    Diesen Flow tragen, diesen Flow lenken, dieser Flow sein ist Macht.

    Bisher konnte ich die Welle noch immer bis zum Ende reiten, bevor die Energie mich verzehrte, aber diesmal war es knapp und nach dem Verbschieden setze ich mich noch einen Moment hin, bis ich sicher bin, dass meine Beine mich bis zum Wagen draußen tragen.

    Ein heißes Bad wünsche ich mir und ein warmes Bett, und bitte lieber Fahrer, lass mir meinen leeren Raum um mich herum und sprich mich nicht an, lass mich einfach Beifahrer sein, ich kann heute nichts mehr lenken.

    Dann ein kurzer Flug, ein neuer Fahrer nochmal ein Identitäswechsel und zu Hause wartet die beste Medizin von allen: ein verschwitztes Kinderköpfchen mit seinem unsagbaren Duft und ein kleiner weicher Körper, der sich an mich kuschelt und nichts erwartet und nichts fordert, nur Liebe.

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