Ich bin völlig ermattet. Aus Gründen, die ich jetzt, ein paar Stunden später, schon nicht mehr nachvollziehen kann, dachte ich heute Mittag, es könnte mir Spaß machen, einen Kauf in einem Offline-Geschäft durchzuführen. Also den Kauf eines noch nicht genau identifizierten Gegenstandes, nicht etwa „Thermoskanne Emsa 750 ml silber“, das bekomme ich einigermaßen gut hin.
Die Mutter von Herrn N. möchte mir nämlich etwas zum Geburtstag schenken, aber „nicht wieder einen blöden Gutschein“ und „es wäre schon schön, wenn ich das dann auch sehen kann“ und nunja, die Zeit rennt und ich dachte wirklich, es könne nicht so schwer sein, in die Innenstadt zu gehen und dort einen dünnen weinroten-alternativ-teracottafarbenen Schal und dazu passende Leder- (oder Lederimitat-)Handschuhe zu kaufen. In der Innenstadt war ich sowieso, weil ich auf dem Wochenmarkt einen Adventskranz kaufen wollte, die taugten mir aber alle nicht, sie sahen nämlich exakt so aus wie die im Pennymarkt nur waren sie dreimal so teuer. Ich hatte die letzten Jahre Adentskränze aus dem Pennymarkt, ich weiß Bescheid. Sie sind übrigens auch ganz hübsch, nur möchte ich dieses Jahr den Advent regelrecht zelebrieren und war daher bereit, mehr Geld für einen Kranz, an dem ich mich nicht schon beim Kauf fast sattgesehen habe, auszugeben. Aber eben auch nur für einen solchen.
Ich ging zunächst ins Einkaufszentrum, da sind verschiedene Bekleidungsläden, sie hatten aber alle sowieso nur Wollsachen und Wolle trage ich nicht, ist mir viel zu warm. Die Hälfte der Ladenflächen dort stand auch leer, ich war überrascht, als M in die Grundschule ging, war dort noch sehr viel los und das ist ja gerade mal 8 Jahre her. Also lief ich durch die Fußgängerzone, es hatte dort mal einen Hut- und Handschuhladen gegeben, der war aber auch weg. Es gab viele andere Bekleidungsgeschäfte, alle führten eher grelle Farben, so dass ich kurz mit der S-Bahn nach Frankfurt fuhr um dort in großen Kaufhäusern zu schauen. Ich stellte zu meiner Überraschung (und Enttäuschung) fest, dass man da die Produkte nicht nach Art (also: Hose, Mantel, Pullover) sortiert sondern nach Marke. Mittlerweile habe ich erfahren, dass das schon seit ca. 25 Jahren so ist, ich kann sowas nicht wissen, ich habe während meines Studiums Bekleidung in Second Hand Shops gekauft und von da bin ich zu Online-Käufen übergegangen. In Kaufhäusern bin ich immer nur mit Frau Herzbruch und dann schleift sie mich herum, meistens ist auch Sekt oder Glühwein im Spiel, ich habe mir da nie irgendwas gemerkt. Ich irrte durch drei große Kaufhäuser und zwei Einkaufszentren, dann setze ich mich draußen im Regen auf eine Bank und erklickte mir innerhalb von 90 Sekunden Schal und Handschuhe, dann fuhr ich wieder nach Hause. Nächstes Mal weiß ich besser Bescheid und probiere nicht wieder so einen Quatsch aus.
Frage in der täglichen unverbindlichen Contentvorschlagliste: Gibt es ein bestes Lebensalter?
Ich kann mich hier nur wiederholen, es gibt überhaupt nie irgendwas „bestes“, es kommt immer total drauf an. (Ich weiß wirklich nicht, was die Fragenden hier immer mit ihren Superlativwertungen haben, das erscheint mir mittlerweile schon ein bisschen auffällig. Vielleicht möchten Sie sich mal fragen, warum Sie diesen Drang haben, immer alles in eine Reihenfolge zu bringen, wenn unser Erleben ganz klar nicht linear und nicht objektiv ist. Können Sie Ambiguität nicht gut aushalten?) Ausnehmen möchte ich dabei Nudeln, da sind Spaghettoni die besten. Ich bin mit meinem aktuellen Lebensalter sehr zufrieden, ich kann machen, was ich will, aber es tut noch nichts weh. Das erscheint mir sehr gut. Vorher war ich aber auch zufrieden und ich hoffe, es auch später noch zu sein.
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Es gab heute eine komplett bizarre Situation an meinem Arbeitsplatz. Es laufen gerade diverse Sanierungs-, Renovierungs- und Möbelprojekte, deshalb sind unerwartet viele (normalerweise exakt 0, wir haben eine spezielle Etage für Besuch, in die anderen Flächen kommt niemand) fremde Menschen in den Büroflächen. Heute wurden in ein paar Räumen neben meinem neue Möbel aufgebaut, als alles fertig zur Abnahme war, fehlte der Lieferschein. Die drei Möbelmenschen standen etwas hilflos herum, wir kamen auf die Idee, dass sie in ihrem Büroanrufen und den Lieferschein an mich mailen lassen könnten, dann drucke ich ihn aus, wir machen die Abnahme und unterschreiben. Das dauerte dann alles etwas länger, weil die Frau, die sowas kann, nicht im Büro sondern im „Homeoffice“ war und keinen Zugriff auf die Unterlagen hatte und die Person, die bei den Unterlagen war, war nicht gut im Mailen. Ich fand es doof, wenn drei Möbelmenschen so lange im Gang herumstehen und auch besonders doof, wenn sie in meinem Büro herumstehen, also bat ich sie, an meinem Besuchstisch Platz zu nehmen und holte Getränke, so saßen wir dann da und sprachen über das Nordrhein-Westfalen und über das Nato phonetic alphabet.
In diesem Moment kam mein eigener Chef vorbei, schon mit Mantel und Tasche vermutlich auf dem Weg zum Flughafen, jedenfalls sehr in Eile und er wollte mir noch etwas sagen – kam in den Raum und bremste scharf, schaute sie sehr irritiert die Runde an und sagte, er müsse mich nur sehr kurz aber auch enorm schnell vertraulich sprechen. Die drei Leute rausbitten schien unpraktisch (weil: wohin?), wir gingen in den Gang aber da war zu viel Laufverkehr und offene Türen, also zu wenig vertraulich, so er sagte kurz entschlossen „wir gehen jetzt einen Moment da hinein!“ und zeigte auf die Toilettentür schräg gegenüber. So wurde es gemacht, dauerte auch nur ca. 15 Sekunden, dann gingen wir wieder heraus, er schaute die Tür an und sagte „ist das eigentlich die Herren- oder die Damentoilette?“ und so ist nun der ersten Person aufgefallen, das ich einen Teil der Toiletten entgendert habe. „Es ist eine Toilette für uns alle, ich ging davon aus, dass sowieso immer nur eine Person zeitgleich darin ist“, erwiderte ich und so ließ sich dieses Thema jetzt viel besser platzieren, als ich es je hätte planen können. Manchmal muss man nur auf den richtigen Moment warten. Ich bin so ein Glückskind!
Völlig unzusammenhängend damit heute das Theme „Begrüßungsküsschen“. Kommt drauf an von wem, oder? Im engen Familienkreis ist das bei mir die normale Begrüßung, außerhalb erlebe ich das nur ganz vereinzelt. Umarmungen schon eher. Ich habe mich mit all dem abgefunden. Noch vor ein paar Jahren mochte ich Umarmungen nicht, mittlerweile würden sie mir bei manchen Personen fehlen. Ich bin auch eine Händeschüttlerin, das Gefühl von einem kurzen Initialkontakt hilft mir in Gespräche und ich kann mir Namen besser merken, wenn ich sie mit dem entsprechenden Händedruck verbinde. Was mich selbst wundert, weil ich in allen Situationen, in denen ich einen Wohlfühlabstand zu anderen Personen herstellen kann/soll, wirklich absolut immer einen größeren Abstand wähle als alle anderen. Und gleichzeitig finde in den letzten freien Platz innen in einem Vierersitz völlig unproblematisch, enge Kneipenbänke gemütlich, alles völlig ok, wenn jemand den Arm um mich legt und ich schlafe öfters mit Freundinnen auf Reisen in einem Bett. Im Zusammenspiel erscheint mir das unlogisch und ich sehe kein Muster. Es ist halt einfach so.
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Ich bin ein wenig ermattet, entgegen meiner eigentlichen Pläne für diese Woche muss ich mich sehr ungeplant offenbar den gesamten Arbeitstag damit befassen, dass alle durchdrehen. In den einen Bereich habe ich mich zur Stabilisierung einfach hineingesetzt, ich mache da inhaltlich rein gar nichts doch als ich fragte „wie kann ich euch helfen“ war die Antwort „es würde helfen, wenn du dich einfach zu uns setzt“. Also mache ich das. Wie so eine Katze, die im Sessel liegt und dadurch stimmungsstabilisierend wirkt. Den Tag über schauten auch mehrere Personen zur Tür hinein und sagten Sachen wie „Ach! Sie hier, wie schön!“. Einer blieb in der Tür stehen, setzte dann einen extra gernervten Blick auf und sagte „Sie hier, muss das jetzt auch noch sein?!“ Den mag ich am liebsten.
Mittags war ich mit dem Bereich in der Kantine. Es gibt immer mehrere Gerichte, eins hieß heute „German Bowl“ und bestand aus zwei Sorten Kohl, zwei Sorten Wurst und natürlich Kartoffeln. Humor haben sie ja. Ich ging mit dem festen Vorsatz in die Kantine, garantiert irgendetwas anderes als „German Bowl“ zu essen, es gab auch noch Fettuccine mit Walnusspesto, unter anderem. Der Koch, der mich immer kompetent berät und dem ich daher zu 100 % vertraue, war aber sehr bestimmt, dass ich „German Bowl“ essen sollte. Er würde es exakt so zusammenstellen, wie es für mich perfekt ist. Ich ließ mich darauf ein und: schmeckte hervorragend, wer hätte das gedacht.
Abends Gesangsstunde, dabei habe ich bemerkt, dass meine Stimme in Wirklichkeit noch nicht wieder so richtig funktioniert. Zum Sprechen reicht es, darüber hinaus scheint einiges noch nicht ganz fit zu sein.
Frage in der täglichen Contentvorschlagliste: „Warum regen sich alle über „Klimakleber“ auf und nicht über Falschparker“
Sorry, falsche Adresse hier. Ich rege mich eher über Falschparker als über Klimakleber auf, ich finde Autos ja scheiße, Klimakleben hingegen ganz spannend, auch die Sachen mit der Suppe auf Bildern etc. finde ich okay. Ich fühle die Haltung dahinter – in Worten beschreiben kann ich sie nicht gut, aber ich spüre sie in mir. Keine Aufregung von mir daher. Falschparker bitte abschleppen.
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Heute schleppte ich dann also den ganzen Krempel, den ich zum Arbeiten zu Hause benötigt hatte, zurück ins Büro. Also eine Tasche und noch einen Stoffbeutel voll mit schwerem Zeugs und ich hielt es für eine hervorragend effiziente Idee, gleichzeitig damit drei leere Gemüsekisten, zwei Rewe-Papiertüten voll mit Altpapier, einen großen leeren Pappkarton und einen prall gefüllten Restmüllbeutel zwei Stockwerke hinunterzubalancieren. Zwanzig Minuten überspringen wir, Ergebnis dann: ein top geputztes Treppenhaus und noch viel schlechtere Laune als eh schon (wegen es Geschleppes).
Unterwegs kaufte ich mir zum Trost Blumen, „garantiert 5 Tage nach Kauf haltbar“, ich bin mir da nicht so sicher, ich bin mir aber auch nicht sicher, ob ich am Freitagabend Lust habe, schlappe Blumenleichen zurück in den Laden zu tragen und auf Wiedergutmachung zu pochen. Für 1,99 EUR. Ich halte mir das noch offen, vielleicht bin ich am Freitagabend ja auch in exakt dem richtigen Gemütszustand dafür. Im Büro dann ein Meeting nach dem anderen, das hatte ich eigentlich besser geplant, ich hatte nur drei Personen für heute eingeladen und die anderen drei letzte Woche aber dann wurden die krank und später raus im Jahr wird es bei mir eng, also kamen sie alle heute. Und 5 von den 6 brachten Kuchen mit. Ist das jetzt modern, dass man zu geschäftlichen Terminen Kuchen mitbringt? Ich hatte einiges zu Verteilen hinterher.
Davor, danach, dazwischen Irrsinn. Ich weiß langsam nicht mehr, wie ich mir das erklären soll. Ja, es ist Jahresende. Ja, das Jahr war mies. Ja, es gibt noch einige Termine einzuhalten. Ja, viele sind krank. Muss man da auch noch durchdrehen, das nervt doch nur noch mehr. Kurz vor Feierabend auch noch ein Anruf vom nOC, ich hatte ihm ein Informationsnugget zugeworfen, dazu rief er mich an um mir sehr intensiv, eindringlich und angespannt zu schildern, wie er das alles sieht und wie das alles zu interpretieren ist, gut und schön, nur wusste ich das alles bereits, inklusive seiner Meinung dazu, die ich übrigens auch teile. Ein völlig unnützes Gespräch, das ich nicht einordnen kann außer so, dass es ihm wichtig ist, dass wir in diesem Punkt übereinstimmen und er schlicht nicht weiß, dass mir das alles längst klar ist. Das ist etwas beleidigend.
Frage in der täglichen unverbindlichen Contentvorschlagliste heute: „Haben Sie eine Coachingausbildung oder nehmen regelmäßig an Trainings/Coachings teil?“
So ziemlich mit das allerletze, was ich machen möchte, ist Leute coachen. Nicht nur, dass ich dazu überhaupt keine Geduld hätte, ich stelle es mir auch komplett grauenhaft vor. Man muss ihnen endlos zuhören und sich irgendwas zu sagen überlegen, das ihnen dann hilft, sich selbst irgendwie zu sortieren und auf die für sie wesentlichen Punkte zu kommen, was man wieder abwarten bis aussitzen muss und passiert es dann früher (oder vermutlich eher später) und der Fall ist abgeschlossen, wendet man sich der nächsten Person zu und fängt von vorne an. Ich bin schon bei der Vorstellung unendlich genervt. Ich habe dementsprechend keine Coachingausbildung und wüsste auch nicht, wozu ich eine machen sollte.
Ich nehme auch nicht an regelmäßigen Coachings teil und plane das auch nicht, wobei ich mich damit auf Coachings im vermutlich gemeinten Sinne, also bei einer für Coaching ausgebildeten Person mit entsprechender Vorgehensweise und gegen Bezahlung, beziehe. Hier möchte ich etwas mehr differenzieren: den Nutzen, meine eigenen Meinungen, Haltung, Vorgehensweisen – auch gerade beruflich – mal von jemand anders ansehen und mit mir besprechen zu lassen, halte ich für absolut sinnvoll. Also eine Art Executive Coaching, vielleicht eher ein Sparring, also eine Person, mit der ich über meine Strategien offen sprechen kann und die von meiner Reaktion nichts zu befürchten hat und mir deshalb gut sagen, was sie von mir und meinen Ideen hält. Mir dafür eine einzelne Person zu suchen, über die ich erst einmal nichts weiß, sehe ich einfach nicht. Vielleicht ist sie gar nicht richtig schlau oder denkt mir zu langsam oder zu festgefahren oder ist mir nicht robust genug. Wenn so ein Austausch nicht auf Augenhöhe stattfinden kann, funktioniert das ja nicht. Aus diesem Grund habe ich solchen Austausch mit Freundinnen, also nicht nur nebenher sondern klar angekündigt als „Fallbesprechung“ oder Feebackwunsch oder was auch immer. Das hat den großen Vorteil, dass ich die Gesamtumstände gar nicht erst erklären muss, die kennen sie ja schon. Alle meine Freundinnen sind schlau, denken schnell und offen und sind robust, keine von ihnen zögert, mir zu sagen, wenn ich Bullshit rede. Das zusätzlich wunderbare ist, dass sie alle völlig unterschiedlich sind und deshalb in ganz unterschiedlichen Momenten finden, dass komplett falsch liege. Irgendeine kritisiert immer, natürlich immer mit guten Argumenten, das macht meine Entscheidungen stabiler, weil ich diese Argumente dagegen schon einmal mitdenken kann.
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Im beruflichen Kontext bin ich heute so vielen völlig bizarren Situationen begegnet, dass ich mir am Ende des Tages (nicht als Redewendung sondern rein als Zeitbegriff gemeint) die Frage stellte, ob ich möglicherweise gerade ein Testverfahren in Bezug auf meine Urteilsfähigkeit durchlaufe. Es wäre dann allerdings ein sehr einfacher Test.
Ansonsten war der Tag eher ruhig. Der Patientin geht es etwas besser, die Kontrolle verlief positiv, sie hat momentan ein Gesicht, das breiter als lang ist aber das geht wohl wieder weg. Es sieht absolut faszinierend aus. Wie ein fremder Mensch. Ich saß die meiste Zeit am Schreibtisch, dazwischen Kühlpack, Suppe, dreimal kam ein Paketdienst. Ich habe die hässlichste Bluse, die ich jemals gesehen habe, bestellt. Auch eine Leistung. Es geschah nicht absichtlich, ich dachte, sie könnte so gerade eben funktionieren mit einem ganz bestimmten Spin, aber leider ging der Spin geradewegs in die andere Richtung und sie ist ein Ausbund an Hässlichkeit. Ich musste sehr lachen.
Ich habe momentan eine Kiste mit Dingen „zu verschenken“ vor der Wohnungstür. Im 2. Stock noch, weil ich noch keine Gelegenheit hatte, sie nach unten zu bringen, ich war immer anderweitig beladen. Erstaunlicherweise gehen die Dinge im 2. Stock vor der Tür aber auch schon gut weg, vielleicht liegt es daran, dass wir über uns jetzt zwei WGs haben. Mit sehr coolen jungen Leuten allerdings, ich hätte nicht gedacht, dass sie sich für meine abgelegten Handtaschen und Rucksäcke interessieren, aber so ist es wohl. Auch ein Paketbote griff zu, bei den Kindertaschen.
Es ist auch Zeit für ein Fingernagel-Accountability-Update: rechts drei gesplittert, links zwei. Keiner abgekaut. Dezentes Hurra.
Auf dem Rückweg vom Kontrolltermin gingen M und ich noch in einen Wollladen, Handarbeitsladen, ich weiß nicht, wie solche Geschäfte heißen, es gibt da alles Mögliche in Bezug auf Handarbeiten und auch fertige Produkte, die aber alle Unikate sind. M wollte Wolle kaufen, wurde auch freundlich beraten, an einem Holztisch saß eine Gruppe Frauen mit Heißgetränk, die man bei NYT Connections alle anhand bestimmter Kleidungsmerkmale hätte zu einer Gruppe zusammenfügen können und sie reagierten weder auf unseren Gruß beim Hereinkommen noch beim Herausgehen. „Was ist mit denen?“, fragte M als wir vor der Tür standen. „Weiß ich nicht, aber wir können wieder reingehen und sie uns vertraut machen, die stärkste Energie im Raum bestimmt die Energie im Raum“ bot ich predigend an. „Ich will wieder ins Bett“, sagte M. So wurde es gemacht. M zurück ins Bett, ich zurück an den Schreibtisch.
Die Frage in der unverbindlichen Contentvorschlagliste ist heute nicht so einfach: „>Diesen Teil der Empathie übe und baue ich auch seit Anfang 2021 weiter aus, weil sie ja ein sehr nützliches Handwerkszeug ist.< Weshalb gerade seit Anfang 2021? Und wie darf man sich dieses Üben vorstellen?“
Die Frage bezieht sich – ich habe das gegoogelt, kein Witz! – auf einen Post von mir im April dieses Jahres.
Gehen Sie mal gedanklich zurück zu Anfang 2021. Ab März 2020 hatten wir Pandemie mit viel Häuslichkeit und wenige Kontakte zu haben war eine Tugend. Kleiner Exkurs: ich bin davon überzeugt, dass diese Phase der Zurückgezogenheit, in der wir uns nur mit Personen getroffen haben, die uns wichtig waren, die wir gern hatten, unsere „Bubble“, uns einen großen Teil der Übung darin, uns auseinanderzusetzen mit dem, was wir eben nicht mögen und einen großen Teil der Übung im Diskurs abgekauft hat. Ohne Zweifel ist es nett, sich nur mit den Menschen zu befassen, die man mag. Ich glaube aber, das ist nicht, wie eine Gesellschaft funktionieren kann. Das ist aber ein anderes Thema, können wir gerne ein andermal diskutieren.
Zurück zu Anfang 2021, wir saßen immer noch oder schon wieder zu Hause, meine berufliche Kommunikation – in der man sich z.B. nicht die Menschen um einen herum aussuchen kann – wurde für mich immer herausfordernder, ich hatte den Eindruck, alle Emotionen schlagen immer höher, gleichzeitig verlief vieles schriftlich und was steht, das steht und es gab außerdem in meiner Rolle besonders viel Anlass, größeren Gruppen Mitteilungen zu machen, idealerweise in einer Form, in der es nicht danach eine große Explosion und Vernichtung gibt. Ich beriet mich deshalb mit den Internetdamen des virtuellen Büros häufig über die Frage, wie diese Kommunikation besser gelingen kann. Und fast immer landeten wir beim Thema „Empathie“.
Wie schon im Ursprungspost gesagt ist es nicht so, dass ich die Gefühle und Situationen anderer nicht gut erkennen könnte. Ich hatte nur signifikant unterschätzt, wie sehr die meisten Personen ihre Entscheidungen durch Emotionen leiten lassen, sogar, wenn es für sie selbst nachteilig ist. Weil das bei mir häufig anders ist und ich deshalb auch nicht so sehr darauf reagiere, wenn meine Emotionen anerkannt oder adressiert werden. So habe ich kein gutes Vokabular für solche Reaktionen, keine geübten Formulierungen, weil das alles nie in mir Resonanz erzeugt hat und damit nie hängen geblieben ist. Zusammenfassend könnte man sagen, ich kenne die zugehörigen Konventionen der empathisch-zugewandten Reaktion nicht.
Bzw. ich kannte sie nicht, ich übe ja schon eine Weile. Wie sieht das Üben also aus? Zunächst mal beobachte ich, wie andere sich verhalten. Wie reagieren sie, wenn sie z.B. den Schmerz einer dritten Person erkennen, welche Worte, welche Gesten verwenden sie und wie wird das angenommen, welche Reaktion folgt darauf wieder. Ich schreibe mir Sätze, Formulierungen, Gesten auf, die in einer Situation besonders wirksam. Mag für Sie lächerlich klingen; ich lerne das wie Vokabeln (weil ich es für nützlich und auch weil ich es für richtig halte), ich schaffe mir also zunächst einmal ein künstliches, ein erlerntes Repertoire. Das allein ist natürlich noch nicht das Ende des Weges, denn ich habe erst einmal nur bei Platitüden und Worthülsen, das mag in flüchtigen Kontexten hilfreich sein aber nachhaltig überzeugend und zeitbeständig ist das nicht.
Mittlerweile bin ich an einem Punkt, an dem ich betrachten kann, welche Handlungsweisen in mir selbst Resonanz erzeugen und habe ein besseres Gefühl für Möglichkeiten der Reaktion, die angemessen sind und gleichzeitig aus mir kommen und in meinem ganz eigenen Gesamtkontext auch Sinn ergeben, für die ich mich nicht verbiegen muss. Kurz gesagt, die aufrichtig sind und damit eine Haltung ergeben.
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Stressiger Tag. Das aus meinem Mund, ich bin üblicherweise nie gestresst. Ich musste früh aufstehen, um M zum Frühstücken zu bringen (wir frühstücken alle nicht, also außer am Wochenende gegen 11/12 Uhr), es gelang nicht, ich konnte aber Tee mit Zucker in sie hineinbringen. Das war mir wichtig, denn um 9 Uhr stand Weisheitszahnextraktion auf dem Programm, das ging sehr schnell, schon um 9:45 Uhr spazierte ich mit einem leicht tattrigen Kind zur Apotheke und dann nach Hause.
Meine Aufgabe war ab da 24 Stunden lang a) Überwachung des Kindes (von ärztlicher Seite angeordnet) und b) verwöhnen des Kindes (von ihrer Seite angeordnet). Mein Plan war, von zu Hause zu arbeiten, zunächst kollidierten diese Pläne nicht, weil der Rechner sowieso eine Milliarde Updates zog und was soll ich da zu Hause nebenher machen? Im Büro hätte ich anderen Gespräche aufzwingen können. Das Kind mit -4 Zähnen war nicht in Plauderlaune.
Gegen Mittaq war ich dann endlich startklar aber schon zu diesem Zeitpunkt leicht angestrengt. Kaum hatte ich mich fertig eingeloggt wurde mir auch schon per WhatsApp „Hunger“ gemeldet, ich bereitete Bananenshake zu. Alle halbe Stunde waren die Kühlpacks zu wechseln. Jemand für Herrn N rief an, Herr N. war nicht da, ich musste eine Nachricht aufnehmen. Kühlpack. Ein Nachbar klingelte um zu fragen, ob ich die Sachen, an denen „zu verschenken“ steht wirklich verschenken will. Kühlpack. Eine Lebensmittellieferung kam. Kühlpack. M verlangte nach Grießbrei, Kühlpack, dann nach Wasser, Kühlpack, dann nach gesüßtem Tee, Kühpack. Ich hatte 3 verdammte Schulungen und zu keiner einzigen kam ich pünktlich. Kühlpack. Die Katze schrie mich an wegen Futter. Kühlpack. Tomatensuppe wurde verlangt. Kühpack. Gegen 19 Uhr war ich durch alle Mails einmal durch. Kühlpack. Um 20 Uhr war Feierabend. Kühlpack.
Was ich heute gemacht habe, außer den drei Schulungen, könnte ich nicht sagen. Unverhältnismäßig lang habe ich über meine Antwort auf eine Mail nachgedacht, nein, über drei ganz unterschiedliche sogar unverhältnismäßig lang, ich glaube, heute war der Tag der schwierigen Formulierungen. Die erste Antwort ist die auf eine Mail, in der mich wer tritt, den ich nicht zurücktreten will. Die zweite Antwort ist eine, die mir nicht zusteht, die ich aber kenne und auf der schweigend zu sitzen möglich ist, aber widersinnig. Die dritte Antwort schafft einen neuen Ablauf, eine neue Verantwortlichkeit, was von mir absolut nicht gewünscht ist aber auch nicht vermeidbar, die Empfänger werden vermutlich darauf anstoßen. Und ich hasse es, wenn ich schon so kapitulieren muss, dann zumindest mit den richtigen Worten (klar und nüchtern und nichts Überflüssiges). Kühlpack.
Pizza bestellt, der Bote mit Blick auf mich „Ah, du läufst neue Docs ein.“ Ich: „Ja, es ist die Jahreszeit.“ Er: (nickt wissend)
Die heutige Frage in der unverbindlichen Contentvorschlagliste verblüfft mich: „Aufmerksamkeit wie ein Eichhörnchen oder stark fokussiert? alternativ: Deutsche Bahn“
Ich habe den Zusammenhang zwischen meiner Aufmerksamkeit und der Deutschen Bahn bisher noch nicht gefunden, wir können aber noch entspannt abwarten, vielleicht kommt das beim Schreiben, es wird noch ca. 5 Minuten andauern, so lange haben wir noch, ihn zu finden.
Wir können das „oder“ jedenfalls schon einmal aus der Frage streichen. Ich kann beides liefern. Ich kann mich fast immer, wenn ich will, in einen tiefen ausdauernden Flow begeben, in dem Dinge möglich werden, die bis dahin eher nicht machbar schienen. Ich stelle mir dann öfters einen Wecker, weil ich sonst nicht mehr gut herausfinde. Ich kann mit diesem Flow auch in Gespräche gehen, das ist dann meist sehr intensiv und wird nicht immer vom Gegenüber geschätzt.
Wenn ich das nicht mache, habe ich die Aufmerksamkeitsspanne eines Eichhörnchens. Es gibt ja so viele interessante Dinge, es schadet nicht, sich mit allen im schnellen Wechsel immer ein bisschen zu beschäftigen, quasi von Ast zu Ast zu hüpfen und immer mal eine vorher fallengelassene Nuss wiederzufinden. Das macht mir Freude, Sie sollten sich mich als glückliches Eichhörnchen vorstellen. Ein Bruchteil meiner Aufmerksamkeit reicht für die meisten Dinge sowieso aus, wie gesagt ist meine volle, ungeteilte Aufmerksamkeit selten willkommen.
Ein Mittelding habe ich nicht so richtig. Könnte das die Deutsche Bahn sein? Es tut mir sehr leid, ich sehe den Zusammenhang nach wie vor nicht. Ich finde Zugfahren an sich eine unglaublich schlaue und gut durchdachte Sache und halte gleichzeitig die Deutsche Bahn für ein Konstrukt des Grauens. In jedem Aufmerksamkeitszustand.
(Kommentare)
Ha! Ich wachte heute morgen zu 80 % wieder fit (körperlich und geistig) auf und konnte mich über den Tag auf 95 % steigern. Vorhin habe ich mich auch getraut, die Abbuchungen von Mittwochnacht auf der Kreditkarte durchzuschauen und außer der von einem Bubble-Tea-Laden, an dessen Besuch ich mich nicht erinnern kann, war nichts weiter Überraschendes dabei. Was ein wunderbares q.e.d. ist, war doch das Ziel der ganzen Aktion, den Beweis zu führen, dass ich rotzbesoffen derselbe Mensch bin wie nüchtern, ohne Kontrolle derselbe Mensch wie mit. Bubble Tea, pah, das ist nun wirklich kein dunkles Geheimnis.
Heute war viel zu tun. Wenn so ein Privathaushalt 1,5 Wochen brach liegt wegen Urlaub, dann Krankheit, dann kurz Selbstzerstörung und dann wieder zwei Reisen bleibt viel liegen. Zunächst mal Wäsche und mit Wäsche ging einher: Kleiderschrank sortieren. 2 Umzugskartons voll Zeug sind seit eben weg (bzw. nicht weg, sie stehen bereit, damit Violinista sie durchschauen kann aber für mich sind sie weg). Ich war etwas unsicher, ob die Entscheidungsfreude am Wetter liegt oder ob ich möglicherweise doch noch leicht unzurechnungsfähig bin. Es wird sich zeigen.
Weitere Kleidungsangelegenheiten: Erste Einlaufversuche der neuen Docs (irgendwer sagte neulich, das wäre heutzutage nicht mehr so, nunja, ich denke, das ist gelogen) und Umräumen des Schuhregals von Halbschuhen auf Stiefeletten.
Darüber hinaus gibt es so viel zu tun, das ich es erst einmal sortieren musste. Davon ausgehend stimmte ich CucinaCasalinga zu, dass wir uns wieder regelmäßig zu „Stapel des Grauens“-Terminen treffen sollten. Es ist zwar bislang wirklich nur ein Stapel und nicht, wie beim letzten Mal, zwei übervolle Wäschekörbe mit teilweise ungeöffneter Post unter dem Bett, aber da möchte ich ja auch nicht mehr hin.
M buk mit Besuch Cookies, ich erfrug routiniert ob „mit“ oder „ohne“, die jungen Erwachsenen verstanden die Frage nicht. Jugend vergisst offenbar noch schneller als Alter. Später gab es gutes 3-Komponenten-Sonntagsessen (Wirsing, Kartoffeln, vegane Frikadellen). Der Wirsingkopf war irgendwie zu klein, ich bin noch hungrig.
Die nächsten 2 Tage ist Launearlarm, ich muss von zu Hause arbeiten.
(In der täglichen Contentvorschlagliste wird für heute kein Thema angereicht.)
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Sehr lustig, die Frage in der unverbindlichen Contentvorschlagliste heute. Sie lautet: „Sekt oder Selters“. Ich habe keine Ahnung, ob das schon lange da steht oder eine kürzliche Ergänzung ist, meine Antwort ist hier ausnahmsweise einmal ganz eindeutig: Ich flehe Sie an, Selters bitte.
Ich bin immer noch erledigt. Körperlich müde und im Kopf, in den Gedanken, irgendwie wund. Völlig unfassbar und auch irgendwie unverschämt. Liegt es am Alter oder an der Intensität, mit der ich mich Mittwochnacht zerlegt habe? Bitte nicht antworten.
Jedenfalls wachte ich nach weiteren 8 Stunden tiefem Schlaf auf, dieses Mal mit wilden Träumen, in die Fetzen der besagten Nacht eingeflochten waren: wir haben viele Menschen kennengelernt. Länger mit einem Dealer gesprochen (kein Verkaufsgespräch), mit einem Mann, der eigentlich nach Puerto Rico ausgewandert war aber an diesem Abend zurückkam, um am nächsten Tag nach Ostdeutschland weiterzureisen zu seinem besten Schulfreund, der im Sterben liegt (haben uns zu dritt umarmt und alle geweint), aus Gründen, die ich nicht mehr nachvollziehen kann, waren wir auch mit zwei jüngeren Frauen in einem Taxi unterwegs und haben später in einem Imbiss versehentlich die Bestellung von ein paar Jungs in Jogginganzügen aufgegessen, also kamen wir mit denen auch noch ins Gespräch. All das kam im Traum wieder hoch, es gibt für mich wohl noch eine Menge zu verarbeiten.
Der Wecker klingelte um 7 Uhr, denn ich fuhr Papa N. besuchen. Er ist ganz hervorragender Stimmung. Seit einiger Zeit hat er mittags keinen Appetit mehr auf „richtiges Essen“, auf Dessert aber schon, habe ich schon länger beobachtet und heute hat ihn das Thema Mittagessen deutlich gestresst. So haben wir nun besprochen, dass man mit 86 absolut essen kann, was man will, zu jeder Tages- und Nachtzeit und dass es überhaupt keinen Grund gibt, die Hauptmahlzeit zu essen, wenn man lieber zwei Teller Dessert möchte. Papa N. liebt Rotweincreme, Quarkspeise und Grießbrei. Davon wird man ja auch gut satt.
Später versuchte ich, ein Geburtstagsgeschenk für meine Schwester einzukaufen. Sie hat einen runden Geburtstag, möchte nichts Gegenständliches, mag aber Thai-Massage, also fand ich es eine gute Idee, in dem Salon in ihrer Nähe einen Gutschein zu kaufen. Das war viel schwieriger, als ich es mir vorgestellt hatte. Sie geht da ja häufiger hin, also dachte ich, ich kann ihren Namen nennen oder ein Foto von ihr zeigen, dann wissen die Leute im Salon, um wen es geht und was diese Person gerne bucht. Das hat aber nicht funktioniert, vielleicht geht sie doch nicht so oft hin, wie ich dachte. Also wollte ich einfach einen Gutschein, der das teuerste Produkt abdeckt, dann ist man ja auf der sicheren Seite. Das teuerste Produkt war „2 Stunden 4-Hand-Massage“. Ganz ehrlich, direkt nach Sekt das letzte, was ich wollen würde, ist ja, zwei Stunden lang von zwei Personen massiert zu werden. Ich fragte also nach, ob das ein gängiger Wunsch sei, ob viele Personen diese Massage buchen. „Nein, nie!“, sagte die Dame im Salon. Am zweitteuersten war „Hot Stone 120 Minuten“. Hot Stone mag aber auch „fast niemand“, wie mir gesagt wurde. Nicht besonders geschäftstüchtig, dieser Salon, scheint mir. Ich habe mir jetzt beholfen und einen Prospekt mitgenommen, dazu schreibe ich dann „such dir was aus, das dir gefällt“ und dann rufe ich vor dem Termin den Salon an, die haben es sowieso am Liebsten, wenn man mit Paypal zahlt und das geht ja von überall.
Ansonsten war ich viel in Zügen und an Bahnhöfen unterwegs und machte mich nützlich: ich wischte einem Geschäftsreisenden den umgeschütteten Kaffee von Koffer und Schuhen, mit den Feuchttüchern, die Joriste mir empfohlen hatte, als ich selbst Kaffee auf der Handtasche hatte, also mit den Resten davon, dann kaufte ich mehreren hungrigen Personen Frühstück und erklärte der Kassiererin bei Starbucks, wie man Gutscheine in die Kasse eingibt.
Und jetzt bin ich schon wieder müde und gedankenwund, es ist wirklich sehr nervig.
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Ich fühle mich ein wenig betrogen. Den ganzen Tag gestern dachte ich in Momenten, in denen das Adrenalin kurz nachließ und es mir wirklich grottig schlecht ging: „Ach, aber wie absolut hervorragend wird es mir morgen gehen, das wird toll, gerade der Kontrast, ich werde morgen früh aufwachen und topfit sein und mich wegen des Kontrasts zu heute doppelt fit fühlen und es wird vermutlich für alle anderen komplett unerträglich sein, wie wunderbar ich mich fühle.“
Mit diesem Gedanken schlief ich gegen 23 Uhr ein, ich hatte noch einen Schal um den Hals aber absolut keine Energie mehr, ihn abzulegen und die Zahnbürste, die ich kurz auf dem Bett abgelegt hatte, konnte ich auch nicht mehr wegräumen, es ging einfach nicht, von morgens 7 bis Abends 23 Uhr hatte ich Energie rausgepowert ohne Ende und da waren dann eben alle Reserven leer. Ich schlief also ein und wachte 8 Stunden später vom Wecker auf. Joah. Ich konnte problemlos aufstehen, hätte aber auch gut noch weiterschlafen können. Die der große Felsen auf dem Kopf war weg, das Adrenalin war aber auch weg. Sehr ernüchternd.
Später am Tag fand ich mein Fahrrad wieder. Das hatte ich Mittwochvormittag irgendwo abgestellt und vergessen, wo genau, bei meinen eiligen Pendelfahrten am Donnerstag hatte ich es nicht gesehen. Jetzt weiß ich auch warum, mittlerweile wurde ein Weihnachtsmark darum herum aufgebaut und es ist irgendwie eingezäumt. Ich hätte es gern befreit, konnte aber den Schlüssel in meiner Handtasche nicht finden, also wird es noch mindestens einen weiteren Tag hinter dem Zaun verbringen müssen. Den Schlüssel entdeckte ich vorhin auf dem Küchentisch in der Obstschale. Ist das also auch geklärt.
Die Frage aus der täglichen unverbindlichen Contentvorschlagliste heute ist: „Wenn sie einen neuen Bereich übernehmen, wie gehen Sie bei der Neu-Organisation vor?“
Das kann ich so pauschal wirklich nicht sagen, es kommt völlig auf den Einzelfall an, auf den Anlass, die Problemstellung, auf die Möglichkeiten und so weiter. Einzig immer gleich ist, dass ich die Aufgaben des Bereichs erst einmal richtig verstehen muss. Ich organisiere meist um, um Abläufe einfacher, schneller oder sicherer zu machen. Dazu muss ich die Abläufe zunächst verstehen und einordnen können und was ich dann mache, hängt von diesem Verständnis ab.
Weil das so kurz war, kommen die Themen von vorgestern und gestern gleich noch hinterher, wobei das von gestern redundant ist, es lautet „Kraulschwimmen“ und dazu habe ich schon eine ganze Serie geschrieben. Ich gehe nicht mehr regelmäßig schwimmen, habe aber herausgefunden: wenn man einmal richtig Kraulschwimmen kann, verlernt man es nicht mehr. Nur die Kondition geht verloren, natürlich.
Das Thema von vorgestern ist: „wie gut sollte man sich selber kennen und wie merkt man, ob das der fall ist?“
Generell halte ich es für hilfreich zu verstehen, was man so für Zaunpfähle im Kopf hat, also: was einen selbst bei Entscheidungen leitet. Dann kann man immer mal kurz überlegen, ob das gerade zuträgliche Mechanismen sind oder ob es sich lohnt, sie beiseite zu legen. Wir sind ja nicht verpflichtet, immer denselben Mechanismen zu folgen, wir haben das Recht uns zu ändern, auch in unseren Haltungen.
Anzeichen, dass Personen gerade keine gute Verbindung zu sich selbst haben, sind für mich Gerede, auf das nichts folgt, Rechtfertigungen und das Wegreden von eigenen Fehlern/Fehlentscheidungen. Wenn ich mit mir im Einklang bin, sind meine Worte nicht beliebig, ich bin von meinen Handlungen überzeugt und Fehler wurden in der Annahme gemacht, die bestmögliche Entscheidung unter den aktuellen Gegebenheiten zu treffen, es ist also eher interessant, zu schauen, ob Informationen, die eigentlich vorhanden waren, mir fehlten und falls ja, aus welchem Grund, als den Fehler unter den Teppich zu schieben.
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Hui. Ich habe zwei Tage quasi ineinander übergehen lassen, beim Tippen weiß ich schon nicht, ob das Bild taugt, mein Gehirn funktioniert momentan nicht so verlässlich wie üblich. Was ich meine ist: Ich kam letzte Nacht um 3:56 Uhr zu Hause an, was ich nur weiß, weil es von der GoogleMaps-Statistik erfasst wurde, ich ging zu Bett, als eine 4 vorn auf der Uhr war (den Rest konnte ich nicht entziffern, weil weder Konzentration noch Fokus dafür ausreichten) und ich gerade am Küchentisch sitzend mit dem Kopf auf einem Wasserglas aufgewacht war, dann klingelte um 7 Uhr der Wecker, um 8 war hatte ich dreimal den linken Schuh verfehlt und mich in Folge von dem Gedanken verabschiedet, wegen des DB-Streiks mit dem Auto ins Büro zu fahren, daher spazierte ich 20 Minuten ans andere Ende der Stadt, fuhr mit Straßenbahn und U-Bahn auf insgesamt eine Stunde ins Büro und war so pünktlich für ein Meeting um 10 Uhr anwesend, geistig und körperlich.
Danach war mir sehr flau mit Kopfschmerzen, ich traf Gegenmaßnahmen mit Apfelsaftschorle und gesüßtem Tee, arbeitete noch ein paar dringende Themen fertig und traf mich dann außerhalb mit Fragmente zum Kaffee. Fragmente trank eine Kaffeespezialität mit Pistaziencreme, das Glas wurde, um es schön zu machen, mit der Creme drin mehrere Male drehend in die Luft geworfen, das war sehr spannend anzuschauen! Ich traute mir einen Capuccino zu und ein streichholzschachtelgroßes Stück von Fragmentes Pizza, dazu bot sie mir ein Medikament gegen Übelkeit an, das aber wohl auch müde macht. Müde war ich schon im Übermaß, also verzichtete ich.
Um 15 Uhr machte ich mich auf den Heimweg, weil ich um 16 Uhr mit Gepäck von Schanuf zu Hause abgeholt wurde. Dieses Mal ging die Reise durch den Streik nicht gut, ich stieg am Südbahnhof in ein Taxi um, das stand dann aber im Stau, die Fahrerin fragte, wo ich herkäme und auf meine verwunderte Anwort „Vom Südbahnhof, da wo ich eingestiegen bin?!“ erklärte sie, ich sähe weit gereist aus. „Ich hatte eine harte Nacht“, antwortete ich, die Fahrerin war interessiert und bat um Bericht, nach zwei Minuten sagte sie resolut „ich nehme jetzt die Busspur, dann sind Sie schneller zu Hause!“. Das war lustig. So ging alles noch auf, ich rannte die Treppe hoch, warf die eine Tasche ab, nahm die andere Tasche auf und lief wieder hinunter ins Auto zu Schanuf. Drei Stunden lang quälten wir uns durch den Stau nach Kassel, ich hatte eine Stabilisierungsbanane dabei und das flaue Gefühl wich. Als wir am Ziel ankamen, hatte ich unfassbaren Hunger und aß im Restaurant in lockerer Folge Brot mit Aioli, Tomaten-Mozzarella-Salat, Oliven, Ahle Wurscht mit saurer Gurke und Schweinemedaillons mit Kroketten. Dazu trank ich Spezi.
Ich gaube, jetzt kann ich gut schlafen.
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