Seit ungefähr einer Woche bereite ich mein Leben auf eine kleine Zahn-OP morgen vor und bin immer noch unsicher, ob das nicht einfach totaler Quatsch ist.
Ich hatte eine sehr ähnliche Sache nämlich vor 7 Jahren schon einmal. Damals bin ich sehr unbedarft hingegangen, dann wieder nach Hause, am übernächsten Tag steht im Blog, dass ich in einer Apotheke einer fremden Frau den Rücken eingecremt habe und danach war ich im Büro. Ansonsten war die Angelegenheit wohl nicht weiter erwähnenswert.
Dieses Mal wurde mir schon mitgeteilt, dass eine Woche Krankschreibung folgt und es gab einen detaillierten Verhaltens- und Essensplan – nur Weiches, keine Milchprodukte, nichts Saures oder Scharfes, blabla, acht oder elf Seiten umfasst das Ding. Und ich sitze hier und frage mich: gab es das alles vor 7 Jahren noch nicht oder habe ich das damals einfach nicht zur Kenntnis genommen – also noch nicht einmal aktiv ignoriert, dann wüsste ich davon jetzt vermutlich noch, sondern irgendwie nicht bemerkt? Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich damals am selben Tag abends M noch zum Sport gefahren habe und außer den Folgeterminen rein gar nichts zu beachten war.
Das ist für mich momentan das Spannendste an der ganzen Sache. Ist meine Erinnerung so falsch – wobei sie ja teilweise durch das Blog gestützt wird? Oder haben sich die Vorsichtsmaßnahmen, die Patientinnen an die Hand gegeben werden, so sehr verdichtet? Morgen Nachmittag wissen wir mehr. Wenn es gut läuft, habe ich eine leer geräumte super gechillte Woche vor mir, wenn es schlecht läuft, habe ich immer noch ein leer gräumte super gechillte Woche vor mir nur liege dabei leidend auf dem Sofa.
Seit gestern nehme ich jedenfalls das OP-vorbereitende Antibiotikum und war gestern allein davon schon völlig ausgeknockt, heute aber hat mein Körper sich wohl daran gewöhnt und es ging mir, wie es üblich und angemessen ist, blendend. Ich nutzte die Zeit, um den letzten rest Berufliches wie Privates für die nächste Woche aus dem Weg zu räumen, damit es mich dann nicht gedanklich (oder terminlich) belastet. Wenn mit dem Zahn alles bestens ist, könnte ich also theoretisch für eine Woche in ein Schweigekloster gehen. Möchte ich aber ja gar nicht, insofern nicht schlimm, dass ich darüber nur sehr kurzfristig entscheiden könnte.
In der täglichen Contentvorschlagliste ist mir eine Frage durchgegangen, die terminbezogen war, nämlich zum 1. Mai, die möchte ich noch beantworten: im Westen Westdeutschlands war der 1. Mai für mich in meiner Jugend nicht politisch geprägt, ich habe ihn eher als Feiertag mit „Tanz in den Mai“ am Vorabend, Maibäumen, sozusagen „Beginn des Wonnemonats“ erlebt, als Frühlingsfeiertag mit Betonung auf Vergnügen und sozialem Miteinander. Was mich im Nachhinen wundert, Mama N war durchaus politisch und hat z.B. immer an Ostermärschen teilgenommen. Vielleicht lag es daran, dass der 1. Mai eher Richtung klassischer industrieller Arbeiterklasse mit Gewerkschaftsrhetorik schwingt, dazu hatten meine Eltern wenig Anbindung, sie waren ja im Handwerk tätig. Im Gegensatz dazu waren die Ostermärsche in der Tradition der Friedensbewegung vielleicht leichter zugänglich oder inklusiver.
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