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    Sonntag, 12. Mai 2024
    Herzregen in Wien - Tag 2

    Sonne. Ächz. Ich habe Sonnencreme dabei und die Temperaturen waren immerhin so, dass ein Cardigan über dem T-Shirt noch ging. Frau H hatte Sorge, drinnen oder im Schatten zu frieren. Ich hatte Sorge, Sonne auf die Arme zu bekommen. So konnten wir gut mit insgesamt nur einem Jäckchen losgehen, denn immer dann, wenn die eine es bräuchte, braucht die andere es ja gerade nicht. Wir fühlten aus sehr schlau.

    Am Morgen waren wir in der Pferdeshow, das war sehr schön, die Pferde sehen so aus, als hätten sie Spaß an dem, was sie da machen und auch Spaß daran, zwischendrin einfach mal was anderes zu machen. Dreimal war ich ja schon beim Morgentraining, nun war es an der Zeit, eine Show zu sehen. Falls Sie da überlegen: das Morgentraining reicht aus. Der Unterschied zwischen Show und Training ist hinsichtlich der Preisdifferenz nicht ausreichend groß, sowohl in Bezug auf das, was gezeigt wird, als auch in Bezug auf das Ambiente.

    Von der Pferdeshow aus gingen wir frühstücken in einem eher modernen Lokal, ausgezeichneter Kaffee, keinerlei Käse auf der Karte obwohl es kein veganes Lokal war, hervorragendes Brot, das wir mit Eierspeisen aßen, alles sah sehr hübsch aus. Leider nur ein Pokestop in der Nähe. Wir fühlten uns nach zwei Stunden bereit, in näherer Zukunft noch Kaiserschmarrn essen zu können und planten eine Route in ein anderes Lokal, die am Parlament, also an mehreren Arenen, vorbeiführte. Vor dem Parlament saßen wir längere Zeit und spielten, bis ich zum einen wegen der reflektierenden Sonne überall fast erblindet war und zum anderen eine Pro-Palästina-Demo begann. Letztes Jahr waren wir ja schon vor einer solchen Demo in den Dom geflohen und hatten dort alles mitgemacht, inklusive Abendmahl, gestern waren wir vorsichtiger, wo die Flucht uns hinführen würde. Hatten aber auch keine Lust mehr auf Kaiserschmarrn sondern nun auf Käse. Wir fuhren in den Supermarkt in der Nähe des Apartments, kauften Käse und Brot (und Kaffee, Törtchen, Germknödel für die Mikrowelle), bekamen noch Blumen geschenkt und machten Brotzeit auf dem Bett. Das Apartment vefügt über keine Schere, stellten wir fest. Auch die Mülleimer- und Steckdosensituation ist nicht optimal, zudem kann man nur im Bett mit hochgelegten Füßen sitzen. Das wussten wir alles vorher schon, wir sind ja zum zweiten Mal hier, es ist überraschend, mit dem Komfort immer wieder gegen diese Kleinigkeiten zu prallen, obwohl sie ja bereits im Kopf als „nicht so wichtig“ eingeordnet wurden.

    Insgesamt hatten wir eine gute Stunde, bevor wir los mussten Richtung Oper. Das reichte aber völlig aus. In der Oper gestern dann Wagner. Dieses Mal mit vielen Personen, die die ganze Zeit auf der Bühne eher herumstanden, manchmal mit einem Schwert wedelten, dennoch eher statisch. Vielleicht sind Opern mit Chor eher nichts für mich, ich mag auch dieses chorhafte Skandieren von Parolen bei Demos nicht, das geht für mich in dieselbe Richtung.

    Musik ansonsten gut, lauter als gestern, ich mochte mehr die leisen Teile, Frau H mehr die lauten, in der ersten Pause kamen wir überein, dass wir noch weiterschauen. Da mich das Herumstehen auf der Bühne nicht so ansprach, klinkte ich mich optisch aus (also: Handyzeit), ich saß ganz hinten in der Loge, neben mir ein freier Stuhl, auf dem ich die Beine hochlegen konnte, einigermaßen Empfang und dazu Musik, das war entspannt und angenehm und die 80 Minuten bis zur nächsten Pause verflogen. Dann reicht es aber auch mit Wagner, es war ein bisschen viel „Heil!“, „Schwan!“und „Telramund!“

    Unsere Abendessenreservierung hatte ich zwischenzeitlich storniert, weil das zeitlich nicht mehr hinkam. Wir spazierten zu einem Bistro, in dem wir gestern mal eine Reservierung hatten (ebenfalls storniert) und konnten davor auf Holzbänken so angenehm sitzen und Radler vom Fass trinken, dass wir auch die anschließende Reservierung in der Bristol Bar stornierten. So eine Bar ist vielleicht eher etwas für die kalte Jahreszeit, wenn man sich freut, dass es etwas höhlenartig, dunkel und mauschelig ist.

    Für den Heimweg brauchten wir mehrere Stunden, zu Fuß, ca. 2 km, weil es so viele Tiere zu fangen und Arenen zu räumen gab. Gegen halb zwei lagen wir in den Betten.

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