Keine Blumen bekommen morgens. Ich war in drei Läden, in allen sahen die Blumen so aus, als hätten sie das Wochenende in wasserlosen Eimern verbracht. Also eine Woche ohne Blumen.
Dafür eine Woche mit vielen Menschen, die wegen irgendwas angefasst sind. Heute kam mir der Gedanke, ob die eventuell gerade alle noch irgendwelche Jahresanfangsvorsätze verfolgen, die sie so zermürben. Saftkur oder keinen Zucker oder sowas. Sie sind angefasst wegen lauter Dingen, die lösbar sind, die Lösung möchten sie nicht, lieber leiden sie unter der Situation. Ob wir wirklich mal ernsthaft in medias res gehen wollen oder ob sie nur leere Bestätigung von mir möchten, frage ich, und die Antwort ist eine Gegenfrage: Ob ich nicht einfach mal nett sein kann. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, wie das geht, mein „nett“ scheint nicht das „nett“ der anderen zu sein. Ich finde es nett, wenn ich mich in ein Problem vertiefe, analysiere, wo welche Verantwortungsanteile liegen und meine Ideen zu dem Bereich, der beeinflussbar ist teile, das kostet mich Zeit, das kostet mich Energie, das ist etwas, das ich für Wertschätzung halte. Leere erlernte Sprüchlein wie „ja das ist aber auch doof und was für ein Affront!“ aufzusagen finde ich nicht nett. Die kann man sich ja auch selbst ins Handy diktieren und bei Bedarf dann abspielen. Genau wie Lob und sowas. Das finde ich viel sinnvoller, als ständig darauf zu warten, dass jemand anders das sagt – das Streben nach der Bestätigung durch andere ist eher nicht so der Weg zur Glückseligkeit. Sinn verleihen muss man seinem Tun schon selbst.
Nunja, das alles wurde ich nicht gefragt, es fiel mir nur gerade ein, ich sollte ja nur nett sein und das gelingt mir nicht, weil ich nicht weiß, was das ist.
Keine Erledigungen am Abend und noch ausreichend Nudelsoße vom Wochenende zum angenehmen Resteessen und zur Vertiefung in meinen Bahn-Hass. Die Bahn streikt bis Freitag 13 Uhr und Freitag 14:30 Uhr möchte ich im Fernverkehr verreisen. Ich bin noch nicht bei der Akzeptanz angekommen, dass das nicht funktionieren wird. Statt dessen bin ich vergangen in Fantasien, wie ich eigenhändig die Bahn, also den gesamten Konzern, zerlege oder wie ich selbst Züge steuere, was natürlich absurd ist, denn dann kann ich ja auch ein Auto steuern. Aber wir sind nicht bei Rationalität, wir sind bei Hass. Es ist gut, dass das heute beginnt, bis Freitag habe ich mich vermutlich innerlich ausgetobt und bin gute Gesellschaft.
Frage in der täglichen unverbindlichen Contentvorschlagliste: „Was ist eine gute Strategie, um sich beruflich ganz neu aufzustellen? Zweitstudium oder Lehrberuf in höherem Alter, Einstieg in anderen Bereich über persönliche Beziehungen, oder ganz anders, wie funktioniert es (auch aus Ihrer Recruiterinnen(?)-Sicht) am besten?“
Also: überlegen Sie sich erstmal, was Sie überhaupt wollen. Ob Zweitstudium oder Lehrberuf zum Beispiel kommt doch komplett darauf an, um welches Gebiet es geht. Wenn Sie Schreinerin werden wollen sollten Sie nicht Sinologie studieren, das wird nicht gut funktionieren. Was machen Sie gut, was machen Sie gerne, was können Sie am besten und wo können Sie das ausleben, wo werden Sie im besten Fall dafür geliebt und ecken zumindest nicht damit an? Halten Sie Ausschau nach dem passenden Spielfeld, das, wo Sie Lust haben zu liefern auch wenn gerade niemand hinschaut und gehen Sie dahin. Und dann werfen Sie sich rein, heben die Hand, wenn was zu tun ist und haben Spaß am Sein. Das war das Wort zum Montag. Noch eine ganze Werktagswoche Zeit, um was zu reißen! Amen.
(Ich bin keine Recruiterin. Meine Güte. Ich hasse Recruiting.)
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