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    Montag, 8. Januar 2024
    8. Januar 2024

    Heute war ich müde. Ein bisschen Spaß musste aber trotzdem sein. Gleich morgens, beim Kaffee holen – nein, Tee, ich mag derzeit keinen Kaffee – stand ich dort mit der Chefsekretärin und jemand anders kam herein, er fragte, wann der nOC denn mal wieder vor Ort sei. Die Chefsekretärin seufzte ein wenig, vermutlich Donnerstag, oder eher Freitag, möglicherweise aber auch doch nicht, nächste Woche eher nicht, vielleicht die darauf. Man könne ihn aber natürlich jederzeit erreichen, also nicht alle, aber sie selbst schon, sie könne Nachrichten gerne aufnehmen.

    Ich warf in den Raum, ich würde mich gerade zufällig an diese Geschichten erinnern, in denen ein Herrscher schon lang tot war oder gefesselt in einem Keller lag aber das Personal so tat, als sei er noch da, in Wirklichkeit aber ganz nach eigenem Gutdünken entschied. „Wann haben Sie den nOC denn zum letzten Mal gesehen, also: nicht im Video, so in Fleisch und Blut?“, fragte ich den Dritten. „Beim Jahresendgespräch im Dezember!“, sagte er sofort. „Na aber war das nicht per Video?“, fragte ich. „Ach ja, aber das war, weil wir verschnupft waren, also jemand war verschnupft, ich weiß nicht mehr, wer…“. Die Stille ließ ich wirken. Dann rollte ich ein wenig die Schultern, zupfte den Teebeutel aus der Tasse und sagte „Dann machen wir mal weiter, nicht wahr?“ und ließ die beiden stehen.

    Was mich ansonsten den ganzen Tag beschäftigte: Ich hatte eine Mützenfrisur und zu warme Schuhe. Vielleicht tragen junge Menschen ihre Mütze immer den ganzen Tag wegen des Problems Mützenfrisur. Ich hatte eine Frisur wie Caesar in Das Leben des Brian. Zusätzlich waren meine Schuhe zu warm. Es war sehr inkommod.

    Achja, ich war so müde, weil mich morgens um 6 ein piepsender Rauchwarnmelder weckte. Also kein Alarmton sondern der nervige Störton, wenn die Batterie leer wird. Ich schlug erst ein paar Mal mit dem Besen gegen das Ding, ohne Erfolg, es blieb mir nichts anders übrig, also morgens um 6 mit der Leiter die 3,60 m Deckenhöhe zu erklimmen und ihn abzumontieren. Dabei begann er zu fiepen wie besessen, öffnen oder ausschalten ließ er sich nicht also versenkte ich ihn in einem Eimer mit Wasser. Nach kurzer Zeit war er still. Als ich ihn heute am Abend aus dem Eimer hinausnahm, sah ich ein Schild darauf „Austausch empfohlen Juni 2022“. Nun ist es so: wir hatten hier zu Anfang private Rauchwarnmelder in der Wohnung, in denen ich halt alle 2 Jahre die Batterien gewechselt habe, mit Kalendererinnerung, an Samstagnachmittagen, nicht montagmorgens um 6.

    Dann wurden Rauchwarnmelder Pflicht und die Hausverwaltung befand, man müsse das Thema zentralisieren, generalisieren, also alle sollten jetzt von den Stadtwerken Rauchwarnmelder bekommen, die auch – gleichzeitig mit dem Ablesen von irgendwas, was aber mittlerweile digital erfolgt und daher sowieso als Vor-Ort-Termin entfällt – von den Stadtwerken gewartet werden, die Batterie soll 10 Jahre halten, Batterietausch ist, wie ich auf dem Melder heute las, nicht möglich. Jedes Jahr kommt jetzt also jemand, drückt von unten mit einer Art Besenstiel gegen den RWM, ein Ton dröhnt, ein Haken wird auf einem Klemmbrett gemacht. Aber auf das Haltbarkeitsdatum schaut offenbar nie jemand. Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass die Dinger schon länger als 10 Jahre an der Decke kleben und nun eben nach und nach die Batterien schlapp machen, neulich, also im Sommer glaube ich, vielleicht war es auch letzten Sommer, hatte ich das Problem ja schon mit dem Gerät im Gästezimmer.

    Ich bin sehr unzufrieden. Wenn ich für eine Dienstleistung bezahle, soll sie auch erbracht werden und ich zahle, habe ich vorhin nachgeschaut, Gerätemiete und Gerätewartung. Und die Geräte sind da. Das ist wichtig. Als ich nämlich kürzlich in unserem neuen Stockwerk das Innenleben der Decke anschaute und mir erklären ließ, sah ich Brandschutzklappen und zwei davon sahen viel neuer aus als die anderen, also fragte ich, ob die kaputt waren und ersetzt wurden. So war es aber nicht, erklärte mir der Deckenfachmann. Da waren keine, die seien wohl damals, beim Bau des Turmes, ähm, vergessen worden. Jetzt war ich doch sehr erstaunt, die Brandschutzklappen im Turm werden ja halbjährlich vom TÜV überprüft.

    Auch das konnte mir der Deckenfachmann aber erklären: der TÜV überprüft natürlich die vorhandenen Brandschutzklappen. Ob irgendwo eine Brandschutzklappe sein sollte oder nicht, entscheidet nicht der TÜV sondern die Branddirektion, die kommt aber ja normalerweise nicht, nur bei Umbauten. Also wenn irgendwo eine Brandschutzklappe fehlt, ist das für die TÜV-Prüfung egal, weil sie ja auch beim TÜV auf dem Klemmbrett fehlt, alles abgehakt, Prüfung bestanden. „Bei so einem Gebäude vergisst man immer irgendwas und diese zwei Klappen bei Ihnen sind ja jetzt da, kein Grund zur Aufregung“, sagte der Deckenfachmann und mein Mitarbeiter hielt mir den Mund zu und sagte „Wir gehen gleich in den Keller und lassen es da raus, hier sind zu viele Leute, die wir noch brauchen“.

    So machten wir es. Der nOC liegt übrigens nicht gefesselt im Keller. Ich rufe morgen die Hausverwaltung an. Also meine, wegen des Rauchwarnmelders, nicht die vom Turm, da haben alle Corona oder Burnout oder sonstwas, jedenfalls ist da niemand mehr oder sie verstecken sich vor uns. Aber auch nicht im Keller.

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