Ich habe eine Taschenlampe gekauft, die „Rehkitz“ heißt und ich habe einer alten Frau keine Packung Tee um die Ohren gehauen, wir können also mit Sicherheit sagen: es läuft für mich.
Falls Sie die Lampe nun googeln, ja, die ist sehr gut, so gut, dass immer irgendwer anders sie verwendet und an einem Ort abstellt, der nur in der eigenen Realität einen Sinn ergibt, ich bin es leid, ich habe jetzt mein eigenes Rehkitz, das ich mit Nagellack kennzeichnen werde und wenn jemand anders es in die Hand nimmt brennt der Himmel über dem Rhein-Main-Gebiet. Ich habe auch so ein Cuttermesser, das darf auch niemand anfassen, das läuft seit über 15 Jahren sehr gut. Neulich war mal ein Freund von M da und wollte eine Kiste damit öffnen, er nahm das Messer in die Hand und ein Aufschrei hallte durch das Viertel. Niemand fasst mein Cuttermesser an und jetzt auch niemand mein Rehkitz. Irgendwo habe auch ich meine Grenzen und diese eine verläuft exakt hier.
Sonst nicht viel bzw. zu viel. Hydraartig wachsende Probleme, man löst eins und zwei neue tauchen auf bzw. noch schlimmer, ich habe heute gar keins gelöst und es tauchten gleich drei neue auf. „Immerhin langweilen wir uns nicht, ich möchte mich auf gar keinen Fall langweilgen“, sagte ich zum Kollegen und er antwortete: „Was denken die, denken die etwa, das macht mir Spaß?“ und ich sagte „na klar macht dir das Spaß“ und er sagte „stimmt schon“ und trat gegen die Kellertür. Im Keller waren wir wegen Wasser. Fragen Sie nicht.
Fragen Sie in der täglichen Contenvorschlagliste hingegen, was Sie wollen, heute steht da: „Wenn Sie sich in ein Problem / Aufgabe verbeissen und merken es läuft nicht – ab wann ziehen Sie die Reissleine. Empfinden Sie das dann als Niederlage?“
Seit ich das vor 30 Sekunden gelesen habe frage ich mich, was es bedeutet, die Reißleine zu ziehen. Das Bild kenne ich natürlich, aber was bedeutet es in Zusammenhang mit einem Problem/einer Aufgabe? Ich habe ständig Probleme und Aufgaben, deren möglich Lösungswege unbekannt sind und gesucht, erschlossen, ausgehandelt werden müssen. Sonst bräuchte man mich ja nicht. Ganz oft, eigentlich so gut wie immer, weiß ich anfangs nicht, wie ich vorgehen soll, häufig habe ich dann recht schnell eine erste Idee und so gut wie nie ist das die, die am Ende zum Erfolg führt. Ich probiere was aus, ich bleibe stecken, ich probiere was anders, ich laufe gegen eine Wand, ich probiere wieder etwas anderes, irgendwas fliegt mir um die Ohren und so weiter. Irgendwann geht es auf irgendeine Art ein Stückchen weiter und da gucke ich dann geht es von der neuen Position wieder von vorne los. Manchmal hilft es, nachzudenken, welche Optionen es gibt. Manchmal hilft es, abzuwarten auf einen besseren Moment – einen äußerlich besseren oder natürlich auch einen innerlich besseren, ich kann nicht alles in jeder Gemütsverfassung gleich gut. Sehr oft hilft es, andere Leute um Rat zu fragen.
Insofern: ich empfinde ständig etwas als Niederlage, immer dann, wenn ich merke, dass der gewählte Weg gerade nicht weiterführt. Das ist total okay. Würde ich keine Niederlage empfinden, würde ich ja munter weitermachen mit durchdrehenden Reifen ohne jeden Grip. Das wäre nicht nützlich. Mein Tag besteht aus Niederlagen, auf dem Weg zu jedem Erfolg liegen zig Niederlagen. Das ist doch immer so. Wenn man irgendwas lernt, macht man ganz vieles falsch und irgendwann dann richtig. Kein Grund zur Niedergeschlagenheit.
Den Punkt mit der Reißleine habe ich noch immer nicht, also was diese Reißleine ist. Ich verfolge Dinge, so lange es mir sinnvoll erscheint. Wann das kippt ist eine Mischung aus ganz vielen Faktoren. Die Prioritäten können sich ändern, das Gesamtumfeld kann sich ändern, die Abwägung zwischen Kosten/Zeit-/Energieaufwand und möglichem Gewinn/Spaß/Lerneffekt kann sich ändern. Dann gebe ich Sachen auf, ohne schlechtes Gefühl in diesen Fällen, weil es eine – für mich – sinnvolle Entscheidung ist.
Vielleicht habe ich hier den Punkt, um den es eigentlich ging, verfehlt. In diesem Fall werfen Sie mal bitte ein Beispiel rein, dann können wir das konkreter betrachten.
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