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    Dienstag, 10. Oktober 2023
    10. Oktober 2023


    Die Menschen auf der Straße sind unglaublich aggressiv derzeit, also auch die 5/6 in Hessen, die keine Rechtsradikalen sind, mich eingeschlossen. Ich gehe sehr davon aus, das liegt am Wetter, es ist ja viel zu warm.

    Es begann schon morgens damit, dass am Eingang zur S-Bahn ein komisches Schild blinkte, so eine Figur mit seitlich ausgestreckten Armen in einem roten Kreis, ich kann ja keine Piktogramme lesen aber ich nahm an, es bedeutet irgendwas von „hier nicht weitergehen“. Das Schild an sich muss schon länger da sein, es war strombetrieben und schmutzig, leuchtend oder blinkend hatte ich es aber noch nie gesehen. Außer mir interessierte das Schild genau niemanden, alle gingen ganz normal in die S-Bahn-Station bzw. hinaus, keine rennenden oder beunruhigten Menschen niemand in Panik, eher wie Lemminge. Ich machte auch auf Lemming und ging in die Station, traf dort auf die Security, die seit Monaten immer da herumlungert und sprach sie an, sie konnte mich aber wegen Kopfhörern in den Ohren erstmal gar nicht hören, wenn man in dieser S-Bahn-Station aus irgendeinem Grund um Hilfe rufen sollte, muss man also nicht denken, dass die drei Security-Typen, mit mit einem Megaphon, das so groß wie mein ganzer Oberkörper ist, 24/7 die eine Sitzgruppe komplett belegen und Liegestütze daran machen, irgendwas hören.

    Nachdem die Security auf meine Weisung die Ohrstöpsel entfernt hatte, wurde mir mitgeteilt, ja, man wüsste wohl, dass das blinkt, aber keine Ahnung wieso. Ich verlangte Klärung, dann kam aber meine Bahn und ich verlor das Interesse, es ist ja auch wirklich scheißegal, die Security hört nichts und macht Liegestütze, das Schild blinkt oben und alle rennen wie Lemminge in die Station, niemanden interessiert es, warum sollte es ausgerechnet mich interessieren. Mich interessiert sowieso schon viel zu viel.

    Im Büro eine Videokonferenz nach der nächsten, man sagt ja immer so schön „this meeting could have been an email“ aber mein erstes dieser Meetings WAR eine E-Mail, die ich sogar schon dreimal geschickt hatte, der Empfänger vermutlich nicht in der Lage, ihren Inhalt zu erfassen, das Thema unserer Besprechung, in größerer und eskalierter Runde, war nämlich genau das, das ich in der Mail erläutert und belegt hatte. Bzw. eine Kollegin beim allerersten Mal, beim zweiten Mal, als die Nachfrage an mich als Vorgesetzte kam, hatte ich die Mail – die wirklich alle Informationen und Belege enthielt – dann nochmal weitergeleitet und dann, als die Einladung zu der Besprechung kam, nochmal weitergeleitet, denn da steht ja alles, was also ist genau die Frage? Die Frage, die Fragen, betrafen Punkte, die in der Mail genau aufgelistet stehen, also leitete ich sie während des Meetings nochmal weiter, dieses Mal an alle Beteiligten, das vierte Mal, dann war das Meeting aus, denn da stand ja alles. Drei Chancen und 15 Minuten Zeitverschwendung sind offensichtlich mein Limit, danach schubse ich wen über Bord.

    Alle weiteren Besprechungen waren ähnlich effizient, ich beschäftigte mich nebenher mit dem Versenden empathischer kurzer Nachrichten, zum Beispiel an den nOC „Da ist aber wirklich der Wurm drin mit Ihrem Flug, super ärgerlich, sagen Sie, wenn ich was für Sie tun kann!“ und an eine Mitarbeiterin aus einem anderen Büro „Thanks for letting me know you’ll be on vacation. I know you’ve been through alot with us. Take a good rest and enjoy yourself.“ Bei mehrstündiger kognitiver Unterforderung kann ich ja diesen bei mir unterentwickelten kommunikativen Bereich etwas trainieren.

    Zum Tagesabschluss loggte ich noch versehentlich zwei Personen während laufender Calls aus ihren Telefonen aus, weil ich mich vertippt hatte. Gerade vorgestern hatte ich mich noch gewundert, warum denn niemand außer mir sein Telefonpasswort vom Standard wegändert und die Antworten darauf waren, dass das Risiko, dass da was passiert, ja wohl supergering sei. Tja so kann es gehen. Es war aber wirklich ein Versehen. Habe auch allen gezeigt, wie man das wieder repariert.

    Abends nochmal fast Schlägerei im Supermarkt (ohne mein Zutun) und im Straßenverkehr (mit meinem Zutun), dann musste ich mich unfassbar über DHL ecommerce aufregen, die mir eine Sendung zugestellt hatten, bzw. eben nicht, aber in der Sendungsverfolgung stand, eine Benachrichtigungskarte sei zugestellt worden und das Paket am „Pickup Point“ abzuholen, ohne irgendwo zu verraten, wo dieser Pickup Point sei. Auf eine zuständige Telefonnummer kommt man über die DHL Webseiten nicht, auch nicht auf eine E-Mail Adresse, es ist und bleibt einfach ein Saftladen. Sollen Sie mal einem solchen Problem gegenüberstehen, nutzen Sie https://parcelsapp.com/, das ist schlauer als die originäre DHL Sendungsverfolgung und verrät ihnen dann (hoffentlich – mir ja), wo das Paket ist. Jetzt hoffen wir mal, dass ich es da morgen ohne Abholkarte auch bekomme, aber es ist der Paketladen, in dem (eine freundliche Version von mir) namentlich bekannt ist.

    Morgen nochmal 25 Grad und Sonne, also weiterhin schlechte Laune. Bleiben Sie dran.

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