Frau Herzbruch ist gerade wieder abgereist, sie blieb heute extra lang, vermutlich, weil sie ungewohnt viel Sprechanteil hatte. Meine Stimme ist nämlich weg. Sehenden Auges weg, sage ich gleich dazu, sie war ja gestern Vormittag schon weg, kehrte dann mit „Maßnahmen“ zu 80% zurück und dann habe ich halt 4,5 Stunden Karaoke gemacht ohne Rücksicht auf irgendwas. Jetzt ist sie ganz weg. Naja, sie wird zurückkehren – so, wie ich die Situation einschätze, könnte das allerdings ein wenig dauern. Egal, der Abend war es wert.
Der Abend endete um 3:20 Uhr zu Hause, die letzten – ich will nicht übertreiben – 2,5 Stunden davon haben wir mit Angelegenheiten rund um das Fahrzeug verbracht. Zunächst einmal konnte man es nicht mehr ohne weiteres aus dem Parkhaus abholen. Der übliche Zugang war zu, wenn man einmal davor stand, gab es auch kein Netz mehr, um herauszufinden was wohl nachts der korrekte Zugang wäre. Wir liefen die Straße entlang, trafen auf zwei Frauen mit demselben Problem, sie kamen aber, der Kleidung nach zu Urteilen, aus einer anderen Veranstaltung als wir, einer sehr viel schickeren, die eine trug schon ihre Schuhe in der Hand. Gemeinsam liefen wir die Einfahrt zum Parkhaus zu Fuß hinunter, öffneten dabei Türen in der Hoffnung, die würden in ein Treppenhaus gehen bis Frau H eine öffnete, die in einen völlig ungesicherten tiefen Schacht führte. Danach liefen wir einfach nur noch die Auffahrt hinunter bis -1, stiegen dort in den Aufzug zu -4, wollten dort das Parken bezahlen aber beide Automaten waren defekt, fuhren zurück in -3 und zahlten dort, dann konnten wir das Parkhaus verlassen. Das war war die erste halbe Stunde.
Die nächsten 2 Stunden vergingen damit, das Fahrzeug zu laden. Naja, nicht ganz, eine halbe Stunde standen wir auch in der Durchfahrt von McDrive, weil ich meine Stimmbänder als 1. Hilfe mit Eis versorgen wollte. Dafür hatten wir aber am frühen Abend schon ein etwa halbstündiges Ladeerlebnis gehabt, der eigentlich Plan war nämlich, im Parkhaus zu laden, dort gibt es aber nur ganze 2 Ladeparkplätze pro teurer Parkebene und auf den billigen Parkebenen gar keine. Also fuhren wir, warum auch nicht, eine halbe Stunde zum Parkplatz eines abgelegenen Stadions in der Erwartung, dort würde schnell geladen, was aber nicht der Fall war. Bei den Apps gibt es evtl. noch Verbesserungsbedarf. Jedenfalls musste das Laden abgebrochen und später fortgesetzt werden, Karaoke war ja für 19:30 Uhr gebucht und der Rückweg in die Innenstadt dauerte eben. All das geht in der Erinnerung schon in einen leicht wirren unerklärlichen nervigen Traum über, jedenfalls fuhren wir gegen 2 Uhr nachts wieder zu einem vermeintlichen Schnellader, dieses Mal auf dem engen Parkplatz eines Autohauses in einer dunklen Sackgasse. Das Ladegerät verkündete, das Logbuch sei voll, also fuhren wir auch dort wieder unverrichteter Dinge weg und fanden eine Tankstelle mit Schnelladesäulen.
Das hat mich als Konzept sofort überzeugt. Die Tankstelleninfrastruktur ist ja hervorragend, ich sehe gar keinen anderen Weg, als an alle Tankstellen auch e-Ladesäulen zu stellen und zwar erstmal ein paar („unsere“ Tankstelle – ich sage das so, weil ich vorhersehe, dass der Besuch dieser Tankstelle ein festes Ritual mit Frau Herzbruch wird) hatte vier Säulen, davon waren nachts um 2 mit uns drei Säulen belegt) und dann, wenn die e-Fahrzeuge mehr werden, immer mehr, weil man ja den längeren Ladevorgang einkalkulieren muss. Was ich auch schon Voraussehe: Ladesäulengespräche. Die zwei Fahrzeuge neben uns, also ihre Betreibenden, waren schon in Kontakt gekommen, Frau Herzbruch stieg nach Einstöpseln schnell wieder ein. Ich berichtete ihr von meiner Vorahnung der Ladesäulengespräche, ähnlich wie unter Personen, die Hunde ausführen. Frau Herzbruch – große Anhängerin der e-Fahrzeuge – wollte vehement abstreiten, erinnerte sich aber dann selbst schon mit einem Tesla-Fahrer an einer Ladesäule in ein Gespräch über Autos verwickelt worden zu sein.
Was mir an der Ladesäule auffiel: es wurde kein Preis angezeigt. Was mir auch auffiel: Man soll diese Akkus ja nur bis 80 % laden, halt wie andere Akkus auch, am Handy, am Laptop etc und ich frage mich wirklich warum zum Teufel es uns notwendig gemacht wird, uns damit zu befassen. Das kann der Hersteller doch wohl softwareseitig so einrichten, dass bei 80 % Schluss ist, also 80 % 100 % sind und wenn man warum auch immer akkuschädigend vorgehen und mehr laden möchte, gibt man das extra frei. Warum ist zur Vernunft immer noch ein Extraschritt nötig? Das geht mir unglaublich auf die Nerven. Der sinnvolle Weg muss leicht gemacht werden, das ist doch wirklich soziologisches Grundwissen.
Sie sehen, ich bin vom Stand der Elektromobilität noch nicht ganz überzeugt. Da müssen wir noch ein bisschen dran arbeiten und dabei nicht aus dem Kopf verlieren, dass es zwar die umweltfreundlichere Variante des Autofahrens ist, aber eben auch nur „ere“. Und, ich sagte es heute schon zu Frau Herzbruch: ich möchte auch wirklich nicht an jedem zweiten Parkplatz in der Stadt noch eine Ladesäule rumstehen haben. Was ich eigentlich möchte ist, dass jedes zweite Auto verschwindet. An dieser Stelle fällt mir ein, dass ich neulich auf der Seite der Tagesschau, glaube ich, einen Bericht las, dass die Infrastruktur der Bahn jetzt aber mit deutlich mehr Fahrgästen wirklich nicht vereinbar sei. Jetzt ist aber auch echt mal genug Bahn gefahren, sozusagen. Keine Ahnung, was dazu noch zu sagen ist, vielleicht ist die Botschaft so etwas Ähnliches wie "löscht euch doch einfach".
Jetzt zu etwas völlig anderem: ich hatte neulich ein halbes Brot, das schon vier oder fünf Tage lag, also nicht mehr eingefroren werden konnte. Es war absehbar, dass wir es in den nächsten Tagen paar Tagen nicht essen könnten und auch, dass es im Brotkasten bald anfangen würde, zu schimmeln. Weder wollte ich das Schimmeln abwarten noch ein noch gutes Brot wegwerfen, also habe ich es in Scheiben geschnitten und (schimmelfrei) trocknen lassen. An dieser Stelle weiß ich jetzt aber nicht weiter, was kann ich denn aus einem halben getrockneten Graubrot in Scheiben machen?