Es ist unglaublich entspannend, keine Ahnung zu haben, worüber ich einen Blogeintrag schreiben könnte. Im Vergleich zu der Situation, etwas angefangen zu haben, das ich zu Ende führen möchte. Das liegt mir nicht. Ich bin immer bereit, etwas anzufangen, aller Anfang ist schön. Aber im Verlauf verliere ich das Interesse, nicht ganz so schnell zwar, aber ich antizipieren den Verlust des Interesses immer schon sehr schnell und bin dann in Eile, noch zu vollenden bevor es dazu kommt. Was zur Geschwindigkeit meiner Abläufe generell maßgeblich beiträgt.
Jetzt ist aber nichts zu tun, ich entsann mich der täglichen unverbindlichen Contentvorschlagliste, konnte mich aber für kein Thema erwärmen, was weniger an den Themen liegt als daran, dass ich es keinesfalls noch irgendwie wärmer haben möchte, es ist warm genug. Okay, das war zu billig. Schreiben Sie halt was Interessanteres rein.
Sommer ist aber definitiv ein Thema bei mir. Alle wissen, ich hasse Sommer. Dieser Hass ist extrovertiert, nicht inwendig, ich hasse nicht mich! Warum sollte ich. Deshalb richtet sich meine schlechte Lauen ausschließlich nach außen. Ich sage es immer wieder (aber niemand will es glauben): ich bin ein unglaublich aggressiver Mensch, nur habe ich gleichzeitig eine hervorragende Selbstkontrolle. Im Sommer lasse ich da ein bisschen locker. Machen wir ja alle, im Sommer etwas locker lassen.
Spannende Sachen habe ich heute nicht gemacht. Wegen Wetter natürlich. Ich bin mit einem Schädel aufgewacht, der kaum durch die Tür passte, nach zwei Ibu und einer halben Flasche Cola ging es dann und da ich von Juni bis September minutiös den Wetterbericht studiere (in den anderen Monaten nie, da ist ja alles gut, ich lege mir immer extra die Kachelmann-Website von Juni bis September auf den Startbildschirm und danach lösche ich sie wieder, Herr Kachelmann ist mir immer Sommer gemütsmäßig sehr nah) hatte ich schon angekündigt, das Haus nicht zu verlassen und auch nicht mit Fragmente Mittagessen zu gehen. Ich musste das Haus dann aber doch verlassen, weil Wassermelone, Salz und Pfeffer aus waren. Und wo ich einmal draußen war, ging ich beim Optiker vorbei und fauchte ihn an, weil eins meiner Brillengläser nach drei Jahren beschädigt ist und ließ mir die Augenbrauen zupfen, denn wer in Rage ist verspürt keinen Schmerz. Irgendwo war ich noch, ach ja, in der Parfümerie, ich habe neulich das passende Parfüm für mich gefunden und weil mich die Dame dort so gut beraten hatte, wollte ich es offline kaufen statt online. Das passiert mir auch nicht nochmal, erstens war es 20 Euro teurer und zweitens war die entsprechende Dame heute gar nicht da. Und verwenden kann ich das Parfüm jetzt auch nicht, weil mir bei Hitze von Gerüchen an mir schlecht wird. Es ist aber nie zu früh, sich auf den Herbst zu freuen und in Bezug auf Duft bin ich jetzt vorbereitet. Es handelt sich um H24 von Hermès, man sagt natürlich nicht Havierunzwanzich sondern Aschväntkattre und der Flakon ist wiederbefüllbar, wer den wiederbefüllt weiß ich nicht, wie stand auf irgendeinem Zettelchen, das dabei war und aus dem mir sofort klar war: ich bin diese Person nicht. Wir werden sehen. Im Dezember oder so.
Weil ich nicht weiter durch die Sonne radeln wollte war ich für Pfeffer und Salz im schlimmen Rewe, es dauerte etwas, bis ich Pfeffer fand (und zwar genauso lang, bis ich eine Person fand, die ich danach fragen konnte, also etwa tausend Jahre), das „Gewürzregal“ (in Anführungszeichen, weil es eigentlich nur weißen Pfeffer, Kümmel und gerebeltes Basilikum gab) war zwischen zwei Kühlregalen eingepfercht, was mir sehr kurzfristig gute Laune machte, denn da war es kühl. Gegenüber, also in meinem Rücken, waren Tiefkühlschränke und ich stand bald in einer Pfütze, immerhin nicht eigener Schweiß sondern Kondenswasser der Tiefkühlschränke. Ich fragte mich nicht, ob das gut so ist, denn ich finde nichts gut momentan.
Zuletzt holte ich noch ein Paket ab, Inhalt: Birkenstockschuhe. Fragen Sie nicht. Ich habe den Paketabholladen erst neulich, als ich auf dem Weg nach Flonsheim war, entdeckt, war also insgesamt erst zum zweiten Mal da und daher erstaunt, dass der Besitzer mich ansah, mit Vornamen begrüßte und mir mein Paket hinhielt. „Kennen wir uns?“, frage ich. „Du warst neulich schonmal hier“, sagte er. „Kennst du alle, die hier je ein Paket geholt haben, mit Namen?“ fragte ich und er sagte „Nein, aber du bist auffällig.“
Ich habe dann nicht weitergefragt.
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