Ich hatte heute ein völlig bizarres Schwimmerlebnis. Ich wollte in das Schwimmbad gehen, für das ich die Zehnerkarte gekauft hatte, die ich bisher einmal genutzt habe, ich bin damit dort ja sozusagen Stammschwimmerin. Als ich den Kofferraum öffnete, sagte eine freundliche Passantin: "Wollen Sie Schwimmen gehen?" - "Ja", antwortete ich. Das hatte sie sich gedacht, weil sie nämlich meine Tasche gesehen hatte. Aber ich sollte mal schauen, das Schwimmbad sei gnaz dunkel, es sei nämlich seit zwei Wochen geschlossen, für den Sommer. Die Frau schien mir kontaktfreudig, also erwiderte ich "Danke für die Info, da laufe ich jetzt nicht umsonst hin, aber jetzt mal eine Frage, der offensichtlich geschäftstüchtige Bademeister hat mir beim letzten Besuch eine 10er-Karte aufgeschwatzt, was halten Sie moralisch davon und wann macht dieser Schuppen wieder auf?" Die Frau lachte und sagte, die Zehnerkarte gelte auf für das Freibad am anderen Ende des Ortes. Und das Hallenbad würde wieder öffnen, wenn das Freibad wieder schließt. Wie Sonne und Mond.
Ich googelte das Freibad in diesem Ort und sah, dass es sich um ein "Spaßbad für die ganze Familie" handelt - so etwas macht mir generell keinen Spaß, daher disponierte ich um und fuhr in das Schwimmbad ein paar wenige km vor der eigenen Haustür, in dem M schwimmen gelernt hatte. Da gibt es nicht viel, nämlich nur ein 50-Meter Becken ohne flachen Bereich und ein Kinderbecken, es gibt Umkleiden und Duschen aber keine Schränke, also jedenfalls nicht, wenn man kein eigenes Schloss mitbringt und der Eintritt kostet nach 18 Uhr drei Euro. Das Wetter war für mich perfekt: vielfältig-grau bewölkter Himme, Temperatur um 20 Grad, leichter Wind. Ich zog mich um, stellte meine Sachen auf eine Bank am Beckenrand, so wie alle anderen auch (es war nicht allzu voll) und schwamm hin und her.
Dann kam es zu dem bizarren Ereignis, nämlich entlud sich von jetzt auf gleich eine Regenzelle (oder so etwas) direkt über dem Schwimmbad und alles, wirklich alles war patschnass. Die Sachen von allen anwesenden Menschen, alle Schwimmtrainer und -trainerinnen am Beckenrand, einfach alles. Wir alle im Becken starrten fassungslos auf die Umgebung des Beckens, die jetzt so nass war wie das Becken selbst. Manche Personen gingen sofort aus dem Wasser um noch etwas zu retten - vergeblich - andere, so wie ich, verschoben die Problemlösung auf einen späteren Zeitpunkt und schwammen erst einmal weiter. Mir fiel sowieso spontan nichts zuträgliches ein, warum also nicht, wie ich sowieso vorhatte, noch weiterschwimmen, so dass das schöne Erlebnis zunächst einmal ungetrübt stattfinden kann, alles andere sieht man später. Hätte ja auch sein können, dass eine Viertelstunde später eine Art Sonneneruption kommt und alles vorzugsweise trocknet, im größeren Probemfall verbrennt. Das könnte ja auch passieren. Da kann man schon froh sein, wenn die Sachen nicht verbrannt sondern nur patschnass sind!
Irgendwann hatte ich keine Lust mehr zu schwimmen und machte mir ein konkreteres Bild der Lage: desaströs. Meine Jens tropfte, meine Strickjacke tropfte. Mein Shirt war einigermaßen okay. Unterwäsche tropfte, Socken tropften. Das große Handtuch war noch fast ganz trocken. Ganz unten in der Tasche schwamm meine zweite Schwimmbrille. Ich zog mir mühsam die klatschnassen Jeans und das trokene Shirt an sowie die nass quietschenden Sneakers, auf den Rest verzichtete ich.
Ein anderer Herr war sehr blass und wirkte fast den Tränen nah, er fragte, ober ich eventuell ein Handy habe, mit dem er einen Anruf machen könnte. Das hatte ich natürlich allerdings im Auto gelassen. Einmal sei er ohne Handy unterwegs, berichtete er, und jetzt sowas, er müsse mit der Bahn nach Hause mit zweimal Umsteigen und seine Sachen waren mindestens genauso nass wie meine, er wolle versuchen, seine Frau zu erreichen, damit sie ihn vielleicht abholt. Warum er von Zweimal-Umsteigen-Weit-Weg ausgerechnet in dieses Schwimmbad fährt, interessierte mich doch sehr und ich fragte es ihn später, als wir nämlich vor meinem Kofferraum standen und ich ihm gerade das Handy geben wollte sagte ich "naja, ich kann sie halt eigentilch auch heimfahren, das ist ja sonst irgendwie Quatsch und ich habe Sitzheizung". Ob die Sitzheizung jetzt ein besseres oder schlechteres Gefühl machte, diskutierten wir im Verlauf der Fahrt kontrovers, ich hatte allerdings auch eher das Problem, dass meine Knie sich in den nassen Jeans nicht gut für die Bedienung von Gas, Bremse, Kupplung biegen ließen und jetzt auch noch alles juckend lauwarm wurde, er trug nur Badehose und ein großes Handtuch, so dass er eher den wärmenden Faktor schätzte. In das Schwimmbad ging er, weil er schon immer in diese Schwimmbad ging, schon als Kind, als Jugendlicher, als junger Erwachsener und eben auch jetzt, er geht eben in dieses Schwimmbad, Punkt, aus. Und wie er sich wohl revanchieren könnte? Ich sagte, dass ich jetzt öfter käme, vielleicht ergäbe sich was und er könne mich mal vor dem Ertrinken retten oder so, man weiß nie, es findet sich, be water!
Frage in der täglichen Contentvorschlagliste heute: "wie stellen sie sich wieder auf komplett unverbockt?"
Ja, das wüsste ich auch sehr gerne jetzt schon, ich habe nämlich noch keine Ahnung. Deshalb habe ich das Gespräch ja erst einmal abgesagt. Es gibt im Wesentlichen zwei Strategien, die sich bewährt haben. Die eine, die zuverlässig funktioniert, ist ein harter Reset per Kontrollverlust durch zu viel Alkohol (oder so), am nächsten Morgen fühlt man sich nicht mehr allmächtig und bei allem völlig im Recht und als Herrscherin der Welt sondern ist demütiger und offener für den Gedanken, dass man selbst auch nicht immer klug handelt, dementprechend auch großzügiger anderen gegenüber. Ich scheue allerdings den Schmerz, ich habe das das letzte Mal vor knapp zwei Jahren gemacht und erinnere mich immer noch mit Grauen nicht nur an den nächsten Tag sondern auch noch an die zwei bis drei danach. Ich habe aktuell keine Zeit für sowas. Die zweite Möglichkeit ist, genau zu durchdenken, was mich an der Situation so anfasst und warum, als den Grund für die Bockigkeit herauszufinden und auf eine Weise zu integrieren, dass ich auch noch andere Handlungsmöglichkeiten habe. Auch zeitaufwändig, auch nicht schmerzfrei, im Grunde tun sich die beiden Möglichkeiten nicht viel, stelle ich gerade fest. Zu beidem ist es günstig, eine Person zu haben, die mitmacht. Ich denke ich schaue, für was ich zu erst eine geeignete Begleitung finde.
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Ein Tag voller Psychothemen! Am morgen kümmerte ich mich um meine eigene Psyche um dann bei Ankunft im Büro gleich zwei Personen aus leichten Ausnahmezuständen heraus wieder in den Büroalltag einzuregulieren. Das war ein bisschen anstrengend. Im Postfach die 400 Mails seit Mittwoch und aus unerfindlichen Gründen – das gibt es eigentlich gar nicht mehr – diverse Papierpost, mit all dem konnte ich um 16 Uhr anfangen, mich zu beschäftigen und kam natürlich nicht mehr durch. Es macht mich ein wenig nervös, wenn ich bei Feierabend noch nicht weiß, was ich alles noch nicht weiß.
Dann noch einen Termin mit der Hausverwaltung aus rein strategischen Gründen abgesagt, nämlich weil ich mich nicht bis Mittwoch in eine Haltung bringen kann, die nicht „ihr seid doch alle Vollidioten“ ausstrahlt und so eine Haltung ist für Verhandlungen komplett ungeeignet. So ist es ja nicht, niemand wird morgens wach und denkt sich Okay, heute bin ich ein absoluter Vollidiot! Es ist eher so, dass das Verhalten in dem jeweiligen Referenzsystem irgendeinen Sinn ergibt und wenn ich den Sinn nicht verstehe, habe ich dass System noch nicht verstanden, dann fehlen mir noch Informationen. Und wenn ich so verbockt in Gespräche gehe, bekomme ich diese Informationen ganz sicher nicht. Bis Mittwoch habe ich allerdings keine Zeit, mich innerlich wieder komplett unverbockt aufzustellen, dazu brauche ich ein bisschen und es ist zu viel anderes, daher: strategische Absage.
Dafür nimmt die Reise ab nächsten Dienstag Formen an, es wird ein inoffizielles pre-Dinner am Dienstag geben, dann nach den offiziellen Drinks am Mittwoch noch inoffizielle post-Drinks am Mittwoch, am Donnerstag ist dann ein offizieller Dinner-Dance aber nur bis 22 Uhr und es ist ja die Stadt, die niemals schläft und am Ende kann ich sowieso alles auf den Jetlag schieben. Das wird lustig!
Sonst geschah nicht viel, an das ich mich konkret erinnere. Wie ich morgens schon sagte: manchmal sitzt man am Steuer, manchmal eher auf dem Beifahrersitz, ich bin glaube ich gerade auf der Rückbank und immerhin nicht auf dem Schleuersitz! Ende August, wenn die ganzen zerstückelten Wochen und Reisen und mehrtägigen Termine vorbei sind, wird alles besser. Und der Sommer ist dann ja auch schon fast wieder vorbei, hurra!
Abends gab es die Bulgurfrikadellen von Herrn Grün, das ist ein Essen, das M dazu bewegt, zu Verabredungen abzusagen und zu Hause zu speisen. Dazu ganz zartes Frühlingsweißkraut, das hatte ich noch nie, es war unfassbar lecker!
In der täglichen Contentvorschlagliste finden wir heute noch eine letzte Frage: „Vermisst die Katze ihren Gefährten? Bei meiner war das so, und sie ist wieder aufgeblüht, als ein junger Kater ins Haus kam“
Es tut mir ein bisschen weh: im Gegensatz zu mir vermisst die Katze den Kater überhaupt nicht. Sie wirkt glücklich wie nie zuvor, entdeckt neue Plätze, an die sie vorher nicht durfte, entdeckt neue Verhaltensweisen, für die vorher kein Platz war. Sie hat zum ersten Mal einen eigenen Karton, in den sie immer hinein darf und hat heute zum ersten Mal das Treppenhaus weiter als bis auf die Fußmatte erforscht, nämlich zwei Stunden nach oben und dann kam immer noch niemand, und hat sie in den Nacken gebissen, sie schnupperte dort sehr viel und dann war es genug Aufregung und sie kam wieder zurück. Der Kater war schon sehr dominant.
Das Verhältnis zwischen mir und der Katze hat sich auch nochmal verändert, sie kommuniziert jetzt sehr viel mit mir und wir haben neue Rituale. Zusätzlich ist sie sehr kuschlig geworden, auf den Schoß oder ins Bett (außer zum Wecken) kommt sie noch nicht, aber beim Durchkraulen legt sie sich auf den Rücken, lässt sich den Bauch kraulen und alle vier Pfoten massieren. Es ist sehr niedlich. Nein, sie vermisst ihren Gefährten nicht.
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Migräne ist doof. Sie lurkt irgendwie seit Freitagmorgen im Hintergrund, brach gestern Abend ganz hervor, ließ sich aber einhegen und heute morgen/mittag war alles gut, jetzt möchte sie nochmal einen Versuch starten. Ich bin dagegen.
Der Tag war trotzdem schön und vieles, das gestern gar nicht ging, ging heute sehr einfach. Schon zum Frühstück war der Rhabarberkuchen fertig! Die Waschmaschien lief nonstop! Die Wohnung ist aufgeräumt, der Schreibtisch sortiert, ich habe ein weiteres Buch gelesen und sogar kurz bevor es begann zu regnen, noch die Blumen auf dem Balkon gegossen!
Was ich nicht geschafft habe: die Reinigung der rosafarbenen Wildledersneaker, nunja, das kommt noch. Und ich habe es nicht geschafft, die schon kaltgelegte Flasche Champagner zu öffnen und auf Frau Herzbruch zu trinken. Migräne liebt Champagner und ich möchte wirklich nicht, dass sie noch länger bleibt.
Zurück zu den guten Dingen: ich habe gepflegte Hände! Neulich saß ich in einem Bewerbungsgespräch, schaute auf meine Hände und dachte „ah, die sehen aus wie die Hände einer Person, die Probleme mit ihren Katzen und mit ihrer Impulskontolle hat!“ Dabei ist ja nur eins von beidem zutreffend. Ich habe dann die Nägel lackiert und creme mehrfach am Tag, schwupps, schon zwei Wochen später habe ich gepflegte Hände, obwohl mit Katzen und Impulsen noch alles so ist, wie bisher. Koinzidenz, nicht Kausalität.
Dann war ich noch genervt. Wie gesagt, ich habe ein Buch gelesen und wollte dann ein weiteres beginnen, dazu schaute ich in meine Liste mit Büchern, die ich lesen will. Darin waren allerdings unfassbar viele Bücher, die ich 2017 und 2018 und so weiter lesen wollte, das ist echt lange her und ich bin überzeugt: würde ich die wirklich lesen wollen, hätte ich seit 2017 (oder 2018 etc) die Zeit dafür gefunden. Ich löschte alle Bücher bis auf sechs, die ich wirklich lesen will, die kaufte ich dann auch sofort. Dann löschte ich die ganze App, weil ich mit ihr nicht warm geworden bin im letzten Monat und ging zurück zu Goodreads, da löschte ich alles nochmal. Wie gesagt, an der Impulskontrolle hat sich nichts geändert. Ich schlief dann nochmal ein Stündchen, wer schläft löscht nicht.
Als Abendessen bestellten wir Indisch, nachdem ich schon Frühstücksbrötchen beschafft hatte und Kuchen gebacken sah ich es nicht im Rahmen meiner Möglichkeiten, mich mehr als klickend um Abendessen zu kümmern, auch wenn ich an der Reihe war. Es hat beim Indischen Bestellessen eine große Verbesserung stattgefunden über die Jahre, es gibt nämlich mittlerweile bei allen Anbietern auch richtig viele vegetarische und vegane Gerichte.
Anhang der Kalendersituation Kochplan für die nächste Woche gemacht, ich werde Montag an der Reihe sein und dann erst am Wochenende wieder, das kriege ich hin. Dienstag gehe ich Schwimmen, Mittwoch ist Lesedings, Donnerstag besuche ich Papa N., Freitag Friseur oder Friseurin, das weiß ich noch nicht, ich habe auf „erste freie Person“ geklickt.
Frage(n) in der täglichen Contentvorschlagliste heute: „Welches Rezept für Bananenbrot hat sich bei Ihnen bewährt? Und ist der neue Ofen tatsächlich so gut isoliert, dass Betrieb im Sommer nicht nervt?“
Es hat sich kein Bananenbrotrezept bewährt, wir können alle kein Bananenbrot mehr sehen. Was daran liegt, dass hier übermäßig viele Bananen braun werden. Mein optimales Fenster der Bananenreife ist extrem klein, 2 Tage oder so, Davor sind sie mir zu pelzig auf den Zähnen und danach zu braun. Wir bekommen aber immer 4 Bananen, was eigentlich ok sein sollte, denn M isst auch gern Bananen. Nur passiert es immer wieder, dass die zwei optimalen Bananentage dann irgendwann sind, wenn ich nicht da bin oder M nicht da ist oder wir vergessen es oder haben keinen Appetit auf Banane. So gab es wöchentich ein Bananenbrot, bis das dann aber auch nicht mehr gegessen wurde, vermutlich hat jeder Mensch irgendwie ein Bananenbrotkontingent und das ist dann irgendwann halt ausgeschöpft. Ich bin sowieso, immer noch, seit meiner ersten Begegung mit Bananenbrot beleidigt, dass das gar kein Brot sondern ein Kuchen ist.
Aus den Post-Tag2-Bananen machen wir jetzt entweder Muffins (mit Haferflocken, Apfel, manchmal Karotte) oder Banenenquark, den mag ich immer, oder sie kommen als Mus ins Porridge, das mag ich auch immer.
Zum Backofen: das müssen Sie in 3 Monaten nochmal fragen, es ist Mai, die Temperatur lag noch keinen Tag bei über 30 Grad, da war auch der alte Backofen kein Problem.
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Was ich bei meiner Kurzreise vermisst habe: den Balkon. Ich hatte ein Zimmer mit Balkon gebucht und eins ohne Balkon, das dafür eine Suite war, bekommen, Grund dafür war eine Verspätung aus vorhergehender Fahrt, nein, falsch, das war woanders, Grund war, dass eine große Gruppe Menschen angereist war und die alle ein sehr ähnliches Zimmmer haben sollten, also fragte man mich, ob ich in die Suite wechseln würde. Auf dem Balkon kann man sowieso nicht sitzen, das Hotel ist kurz vor Schließung wegen Kernsanierung und die Balkone werden sicherlich zum Sanierungsprogramm gehören, außerdem war Regen angesagt. Das ist allerdings gar nicht, wie ich den Balkon nutze, auch zu Hause nicht. Ich sitze nie auf dem Balkon. Aber ich gehe jeden Morgen, bei jedem Wetter, raus auf den Balkon, stehe dort und schaue auf die Welt. Es hat etwas Royales. Ich könnte von dort zum Volk sprechen. Gut, der Balkon geht in den Hinterhof, aber das sind nur Details, die Möglichkeit bestünde.
Was ich bei meiner Kurzreise nicht vermisst habe, sind die Bedürfnisse, die zu Hause von allen Seiten an mich gerichtet werden und von denen ich mich mit Einsatz von Energie abgrenzen muss. Was nahtlos an die Balkonthematik anknüpft, so geht es Königinnen, insbesondere regierenden, sicherlich auch. Die Armen!
Heute musste ich erst einmal viel schlafen, denn der Schlaf auf der Reise war merkwürdig. Erste Nacht: 22 Uhr ins Bett, 8 Uhr aufgewacht, das Armand sagt ich sei die Schlafkönigin der Nation. Zweite Nacht: um 20 Uhr beim Auffüllen der Wasserflasche in der Lobby „mal kurz“ mit anderen Gästen ins Gespräch geommen, um 22 Uhr einen Abendspaziergang durch die Stadt gemacht, um kurz vor Mitternacht noch „mal schnell“ zwei der drei Fallarbeiten, die für die Abschlussprüfung (die aber erst im August ist!) erforderlich sind, überarbeitet, um halb drei knallfit, irgendwann gegen drei eingeschlafen, um kurz nach sechs vor dem Wecker wach. Nunja.
Heute Morgen stand ich wegen der Lebensmittellieferung um neun auf und schlief nach einem späten Frühstück wieder im Sessel ein bis zum frühen Nachmittag. Dann ging ich Blumen kaufen, hatte das Wetter komplett falsch eingeschätzt, im Sessel hatte ich gefroren, also war ich mit langärmligem Shirt und Jacke draußen und es war eher warm und drückend, ächz. Blumen und Brot gekauft und in einem Nachgedanken noch Eis, es waren Stände für irgendein Fest in der Fußgängerzone aufgebaut und alle boten Schrott an. Schrottige Haushaltsgegenstände, schrottige Kleidung, schrottiges Essen. Ein sehr eigenartiges Fest. Neulich, als ich mit Fragmente auf der Dippemess war, wunderte ich mich schon über vergleichbare Stände, zum Beispiel einen mit Gürteln. Wer geht auf die Dippemess und denkt sich dann, „och ja, genau, einen Gürtel wollte ich noch kaufen, das mache ich dann jetzt mal und trage ihn noch den halben Abend hier herum“? Wir vermuteten Geldwäsche. Wir vermuten allerdings so gut wie immer Geldwäsche, déformation professionelle, es kann also es auch etwas anderes sein.
Ist die Tulpenzeit denn schon wieder um? Ich sah keine in den Läden, ich sah viele Rosen (mag ich nicht so) und diese Blumen, die aussehen, wie wenn ich Blumen male aber die sehr giftig für Katzen sind. Und Nelken, auch giftig. Tulpen sind übrigens auch giftig aber von denen hält die Katze sich fern, sie mag sie nicht. Pfingstrosen gab es noch und Rosen, die aussahen wie Pfingstrosen aber Bauernrosen hießen. Ich kann damit nicht so viel anfangen, weiß bei Pfingstrosen nie, ob die so aussehen sollen, wie sie es tun. Also so wie aufgeplatzte Kugeln mit ein paar ollen Blättern außenherum oder wie fest geschlossene Kugeln mit ein paar ollen Blättern außenherum. Ich habe jetzt weiße Rosen und Zierdisteln.
Dann kaufte ich – es war nun späterer Samstagnachmittag, da muss alles weg – noch „Eeeeeerdbeeern-zwei-Schaln-zwei-Euro-jetzier!!“
Zurück im Sessel erklärten sich Müdigkeit und leichte Verpeiltheit durch ein sanftes Migräneklopfen hinter dem linken Auge. Ich hoffe, ich habe es früh genug erwischt, so dass ich morgen topfit bin!
In der täglichen Contentvorschlagliste wird gefragt: „Welches ist Ihr Lieblingskuchen, den Sie sehrwohl in einer Bäckerei bestellen aber niemals selbst backen würden?“
Mir schmeckt selbstgebackener Kuchen (also: von mir) eigentlich immer besser als Kuchen in der Bäckerei. Das liegt daran, dass ich kompakte, satte Kuchen mag – die in Bäckerein sind mir häufig zu luftig oder schwammig. Das liegt zum einen an den professionellen Rührmaschinen, die viel schaumiger Rühren und eine viel gleichmäßigere Krume machen, genau das mag ich aber nicht so gern, ich mag es, wenn der Kuchen an unterschiedlichen Stellen unterschiedlich schmeckt, wenn Sandkuchen eine richteige Kruste und darunter noch einen halbkrustigen Teil und dann erst den weichen Teil hat, wenn die Sahne in Sahnetorten kompakt ist und eben nicht luftig. Ist halt Geschmackssache.
Deshalb mache ich meinen Kuchen lieber selbst und mir fällt keiner ein, den ich nicht auch zu Hause backen würde, wenn ich ihn haben will.
Bei kleineren Gebäckstücken (Teilchen, Stückchen) sieht es anders aus, den Aufwand würde ich mir zu Hause nicht machen. Und ein Gebäck gibt es tatsächlich, das ich im Privatbereich meist eher scheußlich finde, dafür aus fast jeder Bäckerei sehr gerne mag: Berliner. Was daran liegt, dass eine professionelle Fettbackanlage einfach etwas völlig anderes ist, als ein Kochtopf mit Öl drin.
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Fragmente und ich waren heute Anbaden, also: im Badesee. Eine hervorragende Idee! Vorab stärkten wir uns mit Schwimmbadpommes und einer Naschtüte, es waren auch schon zwei Personen im See, man muss ja nicht gleich mit allen Leuten da rein. Die Frau sagte, als sie aus dem Wasser kam, es sei gar nicht so kalt, letzte Woche bei 17 Grad sei es kalt gewesen, heute hingegen sehr schön. Der Mann ging hinter ihr her, schüttelte den Kopf und sagte „es ist eiskalt da drin, eiskalt!“
Also gingen Fragmente und ich schwimmen, wir hatten den See für uns alleine. Es war frisch aber nicht richtig kalt, beim Reinggehen natürlich schon, dann erst einmal gar nicht, nach einer guten Viertelstunde bemerkte ich, wie ich langsam müde wurde – bei mir immer ein erstes Anzeichen von frieren. Neben mir sah Fragmente aus wie eine Meerjungfrau, mit großen blauen Flossen und einer pinkfarbenen Schwimmnudel, ihre Schultern glitzerten in der Sonne und das Seewasser war hellgrün.
Nach dem Baden wurde ich zum Duschen genötigt. So richtig verstehe ich das nicht, nach dem Schwimmen im Chlor bevorzugt Fragmente das Duschen zu Hause, während ich gar nicht schnell genug den Schwimmbadgeruch abduschen kann. Beim Schwimmen mit Fischen und Enten hingegen duscht sie, wo ich mir denke, mit dem Geruch könnte ich auch abends schlafen gehen. Fragmente behauptete aber, der Bademeister habe unbedingt verlangt, dass alle nach dem Schwimmen heiß duschen. Sie zeigte Münzen dafür vor, vier Stück für jeweils vier Minuten duschen. Es gibt genau eine heiße Dusche dort, man wirft die Münze draußen ein und geht dann in eine Duschkabine, es dauert ca. 30 Sekunden, bis das Wasser warm wird, dann muss man eine Position unter dem fest installierten Duschkopf – nicht etwa mittig sondern über dem Hebel für das Wasser an der Wand – finden, so dass man komplett geduscht wird, aber auch nicht versehentlich mit Rücken oder Ellbogen das Wasser abschaltet oder auf kochend heiß oder eiskalt dreht.
Ansonsten habe ich viel korrespondiert in der letzten Zeit.
Mit Knuspr zum Beispiel, denen schrieb ich, dass ich das Glas Linsenaufstrich, das ich bei der Lieferung neulich als fehlend reklamiert hatte, im Bücherregal aufgefunden habe und ich ob es nachträglich noch bezahlen könnte. Das kann ich nicht aber sie wünschen mir guten Appetit, ich soll es als Geschenk betrachten.
Mit einer Whltätigkeitsorganisation, die mir eine Spendenbescheinigung geschickt hat, die ich nicht öffnen kann, obwohl das Passwort meine Postleitzahl sein soll und außeordem kann ich mich überhaupt nicht erinnern, dorthin im letzten Jahr gespendet zu haben. Sie schicken alles neu, dieses Mal klappt es, ich kann mich an die Spende dennoch nicht erinnern, in meinem Kopf ist es so, dass ich genau dorthin aus verschiedenen Gründen nicht mehr gespendet habe. Vielleicht irre ich mich irgendwie im zeitlichen Ablauf.
Dann korrespondierte ich noch mit dem Fahrradverleiher, der schrieb mir nämlich eine verwirrende Mail am Nachmittag des Rücktauschs mit dem Betreff „Weißt Du, wo Dein Fahrrad ist??“ und in der Mail der Bitte, mich umgehend zu melden. Das tat ich und sagte, ich wüsste, wo mein Fahrrad sei, nämlich unten vor dem Bürogebäude. Die Person in der Hotline war erst etwas verwirrt, überprüfte dann mein Account und fand heraus, dass bei der Übergabe vergessen wurde, ein Code am Rad zu scannen und daher bräuchte man nun die Rahmennummer, die auf einem Aufkleber hinter der linken Pedale ist. Ich könnte sie einfach als Antwort auf die Mail senden. Das tat ich am selben Abend, ich machte ein Foto der Nummer und schickte das Bild als Antwort auf die Mail. Am nächsten Tag erhielt ich eine weiter verwirrende Antwort, ob ich bitte meine Mailadresse bestätigen könnte zum Datenabgleich. Ich rief wieder an und fragte, ob man mich evtl. trollen wollte, schließlich wurde als allererstes zu mir per Mail Kontakt aufgenommen und nur darauf hatte ich geantwortet. Wir konnten am Telefon alles einvernehmlich klären und ich freue mich weiter bei jeder Fahrt, jetzt wieder ein ganz normales Fahrrad zu haben.
Ich freue mich jeden Tag über den Wasserhahn in der Küche, besonders morgens, ich freue mich, dass ich barfuß über den Holzboden gehen und Wasser aus dem Wasserhahn entnehmen kann, beides ist ein sehr angenehmes Gefühl. Dann gehe ich auf den Balkon und schaue nach, ob die Pflanzen gewachsen sind. Und ich habe kürzlich ein Buch gelesen, das mir richtig gut gefallen hat, also nicht okayisch-gut sondern richtig gut. Das letzte Mal war das im Januar 2024 der Fall, dazwischen wirklich mehr als üblich, die mich eher genervt haben und die ich meistens nicht beendet habe – so soll das ja nicht sein. Das Buch war „The other valley“ von Scott Alexander Howard, eher zufällig las ich es, weil es in einem Lesezirkel als nächstes Buch zur Auswahl steht und als ich es mir angeschaut habe, gab es das gerade für irgendeinen Supersonderpreis, so dass ich es kaufte und auf der nächsten Zugfahrt las. Mehr hat Howard noch nicht geschrieben, sehr schade.
Im Büro sind derzeit Vorstellungsgespräche. Bekanntlich ist das ein Teil meines Jobs, an dem ich wenig Spaß habe, ich habe mir daher auch hier überlegt, „die Kompetenz ins Team zu geben“ – es reicht ja eigentlich, wenn ich einen guten Eindruck von der fachlichen Qualifikation bekomme (und der steht meist auf Papier), persönlich reicht mir ein eher kurzes Treffen, danach kann das Team übernehmen und schauen, ob das von den Soft-Faktoren her gut passt, sowieso verbringen diejenigen ja später viel mehr Zeit mit der Person, wenn sie denn eingigen, also muss es für sie passen (oder sie müssen mit ihrer Fehlentscheidung umgehen), nicht so sehr für mich. Das klappt für mich bisher gut. Das Team konnte sich noch auf niemanden einigen. Ist aber auch okay, dann warten wir eben noch, früher oder später werden sie kompromissbereiter. Dass ich darauf nicht früher gekommen bin!
Und jetzt hat gerade noch Frau Herzbruch angerufen, um mir ganz formal mitzuteilen, dass ich mich ab jetzt nicht mehr um sie sorgen muss. Wunderbar! Ich werde gut schlafen heute Nacht! Frau Herzbruch lispelte ein bisschen wegen des Champagners, ich lispelte ein bisschen wegen der Zähne. Ende des Jahres sind wir beide quasi neu, hurra!
In der täglichen Contentvorschlagliste wird heute gefragt: „Wie läuft es mit der Hausverwaltung? Sie haben schon länger immer nur so Andeutungen gemacht, was ich schade finde wegen dem großen Unterhaltungsfaktor dieser Geschichten, so meine Erinnerung.“
Mit der Hausverwaltung läuft es derart, dass es nichts gibt, das ich öffentlich dazu sagen könnte. Wir haben zu diesem Thema jetzt Beratung eingekauft.
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Der Plan, mega-ausgeschlafen-erholt im Büro aufzuschlagen, ging nicht auf. Denn beim Einschlafen war mir zu warm, die Decke lag komisch, das Kissen war knubbelig, ich lag zu tief und die Wunde im Mund pochte, dann lag ich zu hoch und fand es unbequem, dies und das, was halt so passiert, wenn man seinen Schlafrhythmus völlig verschoben hat. Ich bin also ganz normal ins Büro, nicht als neuer Mensch.
Bzw. ich fuhr – die letzte Fahrt mit dem E-Bike, denn in der Mittagspause war ein Termin, es gehen ein normales Bike einzutauschen. Das lief gut, sehr beschwingt radelte ich zurück zum Büroturm, ich bin erleichtert, dass diese Episode erst einmal vorüber ist.
Am Arbeitsplatz gab es keine speziellen Vorfälle. Die interessanten Dinge passieren morgen – heute hatte ich mir von planbaren Dingen freigehalten, um mich mit eventuell während meiner Abwesenheit aufgetretenen Dringlichkeiten befassen zu können. Davon gab es zum Glück nur wenige, dafür hatte ich viel Gelegenheit, mich weiter in „Kompetenz zurückgeben“ zu üben.
Schwierig war die Situation rund um das Essen. Ich hatte nicht vorgesorgt, weil ich davon ausging, halt einfach morgens und abends etwas zu essen. Bei einem Tag abseits der Couch scheint mein Körper aber mehr Nahrung zu verlangen, schon um 12 Uhr knurrte mein Magen laut vernehmbar. Passendes Essen war nicht allzu schwer zu finden aber die ganzen Mundreinigungsutensilien hatte ich natürlich nicht dabei – also einen Teil schon, aber nicht alle, sonst müsste ich mich so einem kleinen Trailer anreisen, wie ihn wichtige Schauspieler*innen an Filmsets bekommen und mein Trailer wäre dann voll mit verschiedenen Zahnzwischenraumbürstchen, Tupfern, Wattestäbchen und Betaisodona.
Umso mehr freute ich mich über einen Anruf der Zahnärztin, in dem sie fragte, ob ich morgen wohl ein paar Minuten zur Entfernung der Fäden hätte. Das wird die Lage weiter normalisieren, nehme ich an.
In der täglichen Contentvorschlagliste ist eine Frage, die sich auch auf meinen Arbeitsplatz bezieht: „Was bekommen Sie aktuell aus den USA mit? Wie ist dort die allgemeine Grundstimmung, bemerken Sie Unterschiede zu früher?“
Ich arbeite in einer amerikanischen Organisation und verbringe die (deutschen) Nachmittage eher in einem US-Umfeld als ich einem deutschen Umfeld. Momentan steht da immer ein Elefant im Raum. Was wir nicht vergessen dürfen: rund die Hälfte der Personen, die in den USA gewählt haben, haben Trump gewählt und zwar nicht irgendwie aus Versehen sondern ganz absichtlich. Ich kann also davon ausgehen, dass unter denjenigen Personen in unseren US-Büros, zu denen ich Kontakt habe, ebenso Trump-Anhänger*innen sind, wie bei uns am deutschen Standort AfD-Wähler*innen sind. Bei denen, die ich näher kenne, kenne ich natürlich die politische Ausrichtung aber bei weiten nicht bei allen, mit denen ich immer mal so zu tun habe.
Ich nehme die Stimmung insgesamt als angespannt wahr, auf mehreren Ebenen. Einmal auf der zwischenmenschlichen Ebene – zwischen Personen aus unterscheidlichen politischen Lagern verläuft eine Kluft und manchmal flackert das auf, an Stellen, die ich – als Person aus einer anderen Sozialisierung und Kultur – gar nicht immer nachvollzeihen kann. Ich glaube, zwischen den Kolleginnen und Kollegen dort gibt es teilweise recht verhärtete Linien.
Dann auf der persönlichen Ebene: ich weiß von vielen die sich Sorgen machen, was die politische Entwicklung für sie selbst, für ihre Familien und ihre Zukunft bedeutet. Oder auch für den eigenen Arbeitsplatz.
Und letztendlich auch auf der Arbeitsebene, denn die ständigen Änderungen innerhalb der US-Politik, der Zollpolitik, der Steuerpolitik, Einwanderungsthemen etc. machen die Arbeit für uns alle nicht leichter. Mir ist es zum Beispiel in diesem Jahr zum allerersten Mal jemals passiert, dass eine Person nicht rechtzeitig ihr Visum für die USA bekommen wird, weil die bisherigen Zeiträume und Fristen, die bislang als verlässlich galten, einfach nicht mehr greifen.
Im Kern ist es vielleicht eine unterschwellige, aber konstante Verunsicherung. Ich werde mir das im Juni vor Ort anschauen (wenn nicht irgendwas besonders Dramatisches bis dahin passiert). Vielleicht ist es einfacher, diese Spannung einzuordnen, wenn man mitten in ihr steht und nicht nur über Zeitzonen hinweg ihre Ränder spürt.
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Die Rekonvaleszenzwoche ist beendet und ich finde, ich habe das ziemlich gut hinbekommen! Der Körper ist jedenfalls zufrieden, der Geist, nunja, irgendwie anregend war die Woche nicht. Jetzt ist sie ja um.
Heute habe ich nochmal ausgeschlafen (10 Stunden), den Schreibtisch nochmal in Ordnung gebraucht und alle Mailpostfächer geleert sowie sämtliche Wäsche weggewaschen. So sollte der Wiedereinstieg in einen normalen Alltag sanft verlaufen, weil das generelle Housekeeping zunächst einmal erledigt ist. Ein paar berufliche Mails sind auch vorgeschrieben und werden sich morgen irgendwann zur Arbeitszeit automatisch versenden – sie erfoderten Nachdenken und dazu wird in den nächsten Tagen keine Zeit sein. Gleichzeitig sollen sie beiläufig wirken, so dass es völlig undenkbar ist, sie an einem Sonntag zu verschicken.
Ansonsten bin ich etwas wehmütig. Mein Cuttermesser ist aufgebraucht. Ich hatte es irgendwann zu Kindergartenzeiten von M angeschafft, weil mir ständig ein scharfes Ding zum Aufschneiden von Sachen fehlte – alle anderen ähnlichen Gegenstände wechselten kontinuierlich ohne mein Wissen den Aufenthaltsort in unserem Haushalt. So kaufte ich ein Cuttermesser in Signalfarbe und niemand außer mir durfte es berühren. Das letzte Klingenstückchen ist jetzt abgebrochen. Man kann natürlich Ersatzklingen kaufen, jedoch nur generell, nicht in diesem speziellen Fall, in dem es in den letzten über 10 Jahren diverse Unfälle mit dem Messer gab, so dass die Klinge nicht mehr austauschbar ist. Ich überlegte, ob ich weiterhin ein eigenes Messer benötige. Dann beschloss ich, dass ich heute, 2025, DREI eigene Messer benötige, an verschiedenen Orten. Also kaufte ich drei gleich in Signalfarbe nach.
Weiter im Sinne des Housekeepings vor Rückkehr in den Alltag werde ich die gestrige und heutige Themenstellung in der unverbindlichen Contentvorschlagliste abarbeiten.
Gestern: „Wie geht es dem Mini Panda Reiskocher? Bewährt er sich auf längere Sicht oder sind Sie auf eine herkömmliche Zubereitungsmethode zurück gewechselt? Ich liebe Milchreis (oder Reisbrei wie man bei uns sagt), aber meine Küche hatte bisher nie Platz für ein weiteres Gerät, was sich aber mit dem anstehenden Umzug ändern wird. Seit Ihrem Bericht war ich verliebt, aber leider habe ich auch schon vieles angeschafft, was mir total sinnvoll erschien, aber dann auf Dauer doch kaum genutzt wurde bis es dann schlussendlich eine neue Heimat gefunden hat.“
Dem Reiskocher geht es gut. Er ist ja so klein, dass er in einen schmalen Küchenschrank passt, dort wohnt er und kommt zwei oder dreimal pro Woche zum Einsatz. Auf anderem Wege kochen wir keinen Reis mehr. Der Reinigungsaufwand ist im Vergleich zum Kochtopf ähnlich, gleichzeitig schmeckt mir der Reis aus dem Reiskocher besser und erfordert weniger Monitoring und weniger Planung, denn man kann den Reis einfach gleich zu Beginn des Kochens starten und er ist dann halt irgendwann fertig, hält sich aber selbst warm, bis alles andere fertig ist.
Milchreis kann man darin übrigens nicht auf herkömmliche Art machen, dann kocht es über. Es gibt spezielle Rezepte dafür, die mich aber nicht überzeugen. Aktuell haben wir manchmal Reste von Reis und wenn mir nach einer Süßspeise ist rühre ich einen Esslöffel Sahne oder Kokosmilch drunter und machte Früchte oder Ahornsirup oder Sticky Toffee Sauce oder sowas drauf.
Anfangs habe ich noch andere Sachen im Reiskocher ausprobiert, Bananenbrot, Käsekuchen etc. Hat auch alles geklappt, doch sind die Mengen dann so klein, dass sich für einen 3-Personen-Haushalt der Aufwand nicht lohnt.
Fazit also: ich bin mit der Anschaffung sehr zufrieden, wobei zentral ist, dass das Ding in den Schrank passt, ich würde es nicht draußen herumstehen haben wollen.
Heute: „Erzählen Sie doch mal, wie die Katzen in Ihr Leben traten.“
Da gibt es nicht so viel zu erzählen. Ich hatte als Kind einen Kater, später andere Tiere, im eigenen Haushalt hier hatten wir erst Mäuse, dann Ratten und dann wollte M sehr gerne Katzen haben. Ich liebe Katzen, hätte mir nur für mich allerdings kein Haustier angeschafft, ich habe schon ausreichend Verantwortung für alles mögliche, es ist gar nicht notwendig, da noch etwas hinzuzufügen. M war damals in der Grundschule, also absehbar, dass die Katzen, wenn alles gut läuft, möglicherweise länger im Haushalt bleiben, als sie selbst.
Weil ich Katzen aber wie gesagt liebe – für mich sind es die sympathischsten unter den Haustieren, gleichauf mit Ratten, die aber nur vergleichsweise kurz leben und in der Haltung viel aufwändiger sind – dachte ich „jo okay“ und wir gingen auf die Suche, wobei völlig klar war, dass die Katzen aus dem Tierschutz kommen sollten. Es war komplizierter, als ich dachte, zwei Katzen aufzunehmen aber dann hat ja doch noch (nach diversen absurden bis skurrilen Terminen) alles geklappt und wir haben Katze und Kater aus einem Tierheim holen dürfen.
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Ein weiterer Tag mit Nichts, meine Güte, es ist unfassbar anstrengend, sich ständig wieder daran zu erinnern, nichts zu machen. Ich war schon seit halb 6 wach, konnte nicht mehr einschlafen, obwohl ich eigentlich immer einschlafen kann. Ob das Cortison daran schuld war oder das viele Nichtstun weiß ich nicht. Ich blieb aber stur zum Zwecke der Erholung im Bett liegen und hörte einen Podcast, schaffte es allerdings nicht, zuzuhören, weil ich immer daran dachte, was ich alles viel lieber tun würde.
Um 8 Uhr stand ich auf, um 9 Uhr rief ich, damit zumindest irgendwas heute passierte, die Praxis der Zahnärztin an, um mich zu erkundigen, ob man bei dem störenden Stück an dem Dings im Mund – es heißt Verbandsplatte, erfuhr ich – etwas machen könnte. Kann man natürlich, ich durfte jederzeit vorbeischauen, gerne so bald wie möglich. Also fuhr ich hin, die Verbandplattte wurde angepasst, die Wunde kurz inspiziert, alles gut und ich holte mir noch die Freigabe für eine Party morgen abend, ok ohne Alkohol, ok ohne Tanzen, ist mir beides sowieso nicht wichtig.
Und auf dem Rückweg fuhr ich einkaufen, gleich in drei unterschiedliche Läden, wie so eine Person, die regelmäßig offline mit dem Auto zum Einkauf fährt.
Zwischendrin hörte ich von dem Fahrradverleiher, sehr empathische Mail: „Sorge dich nicht, Du hast alles richtig gemacht, es bleibt beim Termin am Montag um 12 Uhr!“
Ich probierte Mittagsschlaf, es gelang nicht, also schaute ich kurz in die Arbeitsmails. Dort fand ich unter anderem eine Klage über Benachteiligung, mangelnde Flexibilität, keine Wertschätzung – Anlass war, dass auf die Einhaltung eines Vertragsbestandteils gepocht wurde. Augenrollend schloss ich das Fenster wieder, sah aber kurz aus dem Augenwinkeln noch eine sehr lustige Sache, in der für die Klärung einer Frage, die telefonisch auf direktem Wege möglich gewesen wäre, 10 Personen per Mail involviert wurden. Personen 1-3 schoben weiter, ab Person 4 gab es Missverständnisse, weil hier nicht mehr klar war, dass die Schlüsselperson überhaupt vielleicht verfügbar wäre, man ging nun davon aus, dass sie aus irgendeinem Grunde unerreichbar ist und die Angelegenheit ohne diese Rückfrage geklärt werden muss. Es ging recht motiviert weiter mit der Involvierung von 5-7, die es vielleicht wissen könnten, wer es wissen könnte, die fragten weiter an 8-10 und bei Person 10 hatte sich das Ganze so verwässert, dass der Name der Schlüsselperson nicht mehr vorlag, also behalf sich dieser Mensch, an einen großen Verteiler zu schreiben, der unter anderem zufällig jemanden enthielt, der mit der Schlüsselperson gerade zusammensaß und die Frage eben rasch stellte, dann die Antwort lieferte. Nunja. Gut, dass ich nicht da war.
Gerade habe ich noch den Kühlschrank durchsortiert. Wie viele leckere scharfe Dinge mit vielen Mini-Bestandteilen oder viel Knusprigkeit wir haben! Und ich kann sie alle nicht essen. Aber bald wieder.
Frage in der täglichen Contentvorschlagliste: „Wie finden Sie das Buch Die Heldin reist? Welches Land gefällt Ihnen am besten im Buch?“
Ich habe das Buch gern gelesen, gleichzeitig wusste ich am Ende nicht, was ich überhaupt gelesen habe. Es ist kein Reisebericht sondern die unterschliedlichen Besuchten Orte dienen als Leinwand für die Gedanken der Autorin. Nicht ganz unschlüssig, schließlich nimmt man sich selbst überall hin mit. Ich kann jetzt auswendig allerdings gar nicht sagen, um welche drei Orte es ging – Japan, USA, Marokko? Ja, das ist richtig, ich habe nachgeschaut. Die Geschichte um Japan ist mir am besten in Erinnerung, hat mir aber nicht am besten gefallen. Die Bilder aus Marokko sind mir am nachdrücklichsten geblieben, haben am stärksten gewirkt. An den Teil zu den USA habe ich keine deutliche Erinnerung
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Die Genesung schreitet voran. Mein Mund fühlt sich schon wieder wie ein menschlicher Mund an, nicht länger wie irgendeine undefinierte Hackfleischmasse. Und nachdem ich gestern über den Tag verteilt 18 Stunden geschlafen hatte – eigentlich hatte ich den Schlaf nur für drei Mahlzeiten unterbrochen, die, wegen der Pflege von Mund und aktuellem Mundzubehör recht aufwändig und zeitintensiv sind – war ich heute um 7 Uhr morgens wie angeknipst. Und beschwerte mich bei Cucinacasalinga, dass ich mich langweile.
Sofort wurde mein Wunsch nach etwas mehr Action erhört. Erst, das war schön, von Cucinacasalinga selbst, die mich von einer Autofahrt aus anrief. Danach, das war mittel, von Herrn N, der meine Begleitung im Baumarkt brauchte. Ich war danach generell schon wieder bereit für den Sessel, hatte aber um 14 Uhr einen Fußpflegetermin, ganz kurzfristig vereinbart, weil es einen eingerissenen Nagel gab und ich ja momentan den Kopf nicht herunterbeugen soll. Ich hatte der Fußpflegerin gestern kurz geschrieben, dass sie mich gerne anrufen soll, wenn jemand absagt und dann wäre ich 20 Minuten später da. Etwas mehr Zeit ließ sie mir schon, sie rief morgens bereits an für 14 Uhr. Trotzdem wurde es knapp, als ich aufs Rad steigen wollte, bemerkte ich nämlich, dass wohl ein Diebstahlversuch stattgefunden hatte. Ein paar Tage vor Rückgabe, das empfinde ich tatsächlich als Affront. Das Kettenschloss war durchgeflext und lag neben dem Rad, für das Rahmenschloss war aber wohl keine Zeit (oder was auch immer) mehr, das war angeschmurgelt aber hatte gehalten. Sehr, sehr lästig alles! Zum Glück kenne ich die Zahlenkombis von Ms Fahrrädern, ich schloss also zwei davon zusammen und nutzte das freigewordene Schloss für die Fahrt zur Fußpflege. Auf dem Rückweg schloss ich das Rad in der Garage ein.
Der Besuch bei der Fußpflege war dafür unspektakulär. Ich habe zu der Frau ja bisher keine gute Ebene gefunden und daher heute beschlossen, dass ich sie einfach zutexte. Das klappte gut. Im Nachhinein bemerkte ich aber, dass durch das viele Reden die Zahnschiene, die ich ja momentan trage, die Innenseite der Wange etwas aufgescheuert hatte. Das Problem war neulich schon einmal aufgetreten, dann aber verschwunden, ich muss morgen eine Entscheidung dazu treffen, ob das übers Wochenende so bleiben kann oder eher etwas an der Schiene gemacht werden muss. Vielleicht passiert es nur, wenn ich eine halbe Stunde nonstop rede? Jetzt ist jedenfalls alles wieder gut, nichts drückt oder scheuert und ich habe wenig Lust, da morgen irgendwas zu veranlassen. Sicher kann man zur Not auch sebst etwas feilen oder basteln.
In der täglichen Contentvorschlagliste sind Fragen aufgetaucht: „Wie sieht ihr Balkon aus? Er klingt groß und schön:)“
Mein Balkon ist klein, ich schätze, etwa 3 qm. Darauf ist eine Kiste mit Balkonzeugs, auf der Kiste liegt ein gemütliches Kissen für die Katze und daneben steht ein kleiner Apfelbaum, der der Katze angenehmen Schatten wirft. Die Katze liegt nie dort. Warum sollte sie. Sie liegt natürlich auf einem richtigen Balkonstuhl, auf dem auch Menschen sitzen. Oder sie liegt platt auf dem gefliesten Boden in der prallen Sonne und atmet sehr flach
Ansonsten sind auf dem Bakon die besagten zwei Stühle für Menschen und ein an der Brüstung angebrachter Klapptisch. Am anderen kurzen Ende steht ein Grill auf einem Holzgestell, unter dem Grill ist eine Dose mit Vogelfutter. Das war es auch schon. Achso, es ist noch eine Solar-Lichterkette angebracht.
Ich freue mich täglich über den Balkon und gehe täglich raus, stehe da und betrachte das Wetter. Ich sitze so gut wie nie auf dem Balkon, allenfalls mal morgens mit meiner Teetasse, meistens trinke ich ihn aber im Stehen. Ab mittags liegt der Balkon in der prallen Sonne, heute um 14 Uhr waren dort (in der Sonne natürlich) 37 Grad, im Sommer geht es hoch in die oberen 40er, das ist kein Habitat für mich. Und wenn ich nach Einbruch der Dunkelheit dort sitze, stechen mich Insekten. Wenn ich morgens dort sitze, wird mein Hintern vom Tau auf den Sitzauflasgen nass. Der Sessel im Wohnzimmer ist auch gemütlicher als die Balkonstühle und der Tisch drinnen weniger wacklig als draußen, auch gibt es draußen keine Steckdose. Meine Güte, wir haben uns Häuser gebaut, um von der Natur unbehelligt essen, trinken und lesen zu können, warum sollten wir sie nicht nutzen?
Ich sitze aber sehr gern drinnen und habe die Balkontür komplett offenstehen. Bei Temperaturen ab 16/17 Grad ist sie normalerweise den ganzen Tag geöffnet, das findet auch die Katze gut.
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Bei mir ist weiterhin Rekonvaleszens angezeigt, in diesem Rahmen ging es durchaus stressig zu. Schon um 13 Uhr war Kontrolltermin bei der Zahnärztin, das bedeutet, 11:30 an den Aufbruch denken. Ich schlief bis halb 10, das Einschlafen war mir gestern etwas schwergefallen. Ich soll den Kopf bei Schlafen hochlagern, normalerweise schlafe ich aber seitlich auf dem Bauch. Es war ungewohnt, aber nicht fürchterlich, nur mit mehr Wachzeiten versehen. Insgesamt kamen aber 8,5 Stunden Erholungsschlaf zusammen.
Die Zahnärztin war mit ihrer Arbeit sehr zufrieden. "Das habe ich super gemacht", konstatierte sie. Auch die Wundheilung ist bisher tiptop, "machen Sie EXAKT so weiter wie gestern!" Aha. Dann gab es noch einen Zwischenfall, nämlich knurrte mein Magen. Ich bekam verordnet, auf dem Heimweg Backofenfisch zu kaufen: kein Aufwand in der Zubereitung, kann mit der Zunge zerdrückt werden, enthält Proteine für den Knochenaufbau.
Auf dem Heimweg führte ich mir selbst auch eindrücklich vor, warum ein weiterer Tag auf der Couch nicht schaden wird: ich stand beim Umsteigen noch unten im S-Bahnhof und hörte oben die Bahn einfahren, kein Problem, dann rennt man halt kurz die Treppen hoch. Nach dem zweiten Treppenabsatz begann es aber, aus meinem Mund zu tropfen, Nachblutung! Ein junger Mann hielt an und fragte: "Was soll ich tun? Krankenwagen rufen oder S-Bahn aufhalten?!" Ich erwiderte, es sei gar nichts zu tun, einfach weitergehen. Als ich oben ankam, hatte er aber doch die Tür blockiert und beschaffte mir in der völlig überfüllten Bahn sogar noch einen Sitzplatz mit den Worten "hier voll krass die Frau blutet aus dem Mund!" Ich biss derweil wie in der Praxis für solche Fälle angeordnet für 15 Minuten auf eine Tupfer, von denen sie mir mehrere mitgegeben hatten.
Also langsam machen. Dementsprechend folgte am Nachmittag nichts weiter.
Abends auf zu weiteren Baustellen: Versammlung der Eigentümer und Eigentümerinnen des Hauses, in dem wir wohnen. Wie bei meinem Gebiss besteht auch hier besteht Sanierungsbedarf, und zwar an Heizungsanlage, Schornstein, Klingelanlagen, Vordach, Haustür, Briefkastenanlage. Wir trafen zahlreiche Entschlüsse, alle einstimmig. Ich bin sehr gespannt und freue mich.
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Alles zu WmdedgT wie immer bei Frau Brüllen.
Ich schwöre, ich habe die Zahn-OP nicht absichtlich auf einen 5. gelegt. Eigentlich war sie erst ein paar Wochen später, wäre dann aber mit einer unabsagbaren Geschäftsreise kollidiert, heute kollidierte sie nur mit einer absagbaren Geschäftsreise.
Und dann war auch noch alles sehr unspektakulär. Ich beschwere mich nicht, man hat es gern, wenn zahnmedizinische Besuche unspektakulär ablaufen.
Ich wachte gegen 7 Uhr auf und tat entgegen der Anweisungen auf den Vorbereitungsblättern exakt nicht, was ich sonst morgens tue. Ich frühstückte nämlich. Es stand da „essen Sie bis zum Eingriff wie gewohnt“. Der Eingriff sollte um 11 Uhr sein, bis dahin esse ich für gewöhnlich nicht, diese Vorgehensweise erschien mir aber nicht schlau. Also frühstückte ich und machte mich dann mit der Bahn auf den Weg, der ist nämlich etwas weiter, die Zahnärztin liegt näher am Arbeitsort als am Wohnort. Weil der S-Bahn-Tunnel momentan wieder irgendwas hat, fuhr ich mit ordentlich Luft los und war eine halbe Stunde zu früh, die verbrachte ich lesend an der Haltestelle.
Dann musste ich in der Praxis von 11 – 12 nochmal warten, weil es einen Notfall gab. Auch ok, ich warte gern wegen des Notfalls, ich möchte keinesfalls tauschen und der Notfall sein. Und dann ging es auch schon los, anders als beim letzten Mal wurde mir nicht das gesamte Gesicht desinfiziert, aber eine Haube bekam ich auf. Dann stellte die Zahnärztin fest, dass im OP etwas fehlte. Es machte sie gut gelaunt. Es gibt wohl eine Vereinbarung, dass jemand in der Praxis etwas kocht, wenn der OP nicht richtig vorbereitet ist, also: die verursachende Person. Die Zahnärztin berichtete, sie hätte jetzt für später in der Woche schon Mittagessen und Dessert zusammen und der Nachmittag stünde ja noch bevor, neulich habe es eine hervorragende Auberginenvorspeise gegeben, auf die würde sie noch spekulieren.
Dann derselbe Trick wie vor 7 Jahren: „Ich schau mal, ob die Betäubung schon wirkt“ – zapp, Milchzahn draußen. Dann kam eine Schablone in den Mund, das gab es letztes Mal noch nicht, meine ich, da wurde freihändig ein Loch in den Knochen gefräst. Also dieses Mal mit Schablone, das Milchzahnloch wurde für das Implantat vorbereitet, dann kam das Implantat rein und ich zuckte komplett zusammen, weil es genau auf einen Nerv ging. Große Verwirrung allenthalben, da sollte kein Nerv sein, auf dem Bild war keiner und es gehört auch keiner dahin. Alles wurde abgebrochen und neue Aufnahmen gemacht, in einer sah man dann, dass ich eine Nervverzweigung habe, die unüblich ist und die sich wie das Markenzeichen von Nike schlängelt, irgendwohin, wo sie nicht vermutet wurde. Es folgte eine Umplanung auf ein kürzeres Implantat, dann war aber alles zur Zufriedenheit der Zahnärztin. Sie fand das Ergebnis „perfekt“.
Jetzt kam der andere Zahn an die Reihe, der durch den verrutschten Milchzahn in Mitleidenschaft gezogen und innerlich diagonal daran zerbrochen war. Der stellte sich jetzt ein wenig an, durch die Entzündung wirkte die Betäubung immer nur sehr kurz, mit Geduld, immer mal reinpieksen und gucken, ob etwas spürbar ist, dann schnell handeln, dann wieder prüfen, evtl. nachspritzen, wieder prüfen etc. konnten der Zahn und die Entzündung schmerzlos beseitigt werden und es wurde der geplante Knochenaufbau gebastelt. Prognose der Zahnärztin: die Milchzahnstelle werde ich morgen vergessen haben, die andere wird ein paar Tage Schmerzmittel erfordern. Schmerzmittel sind aber sowieso zu nehmen, wegen der entzündungshemmenden Wirkung, also egal. Morgen 13 Uhr Kontrolle.
Ich musste noch ein bisschen im Wartezimmer herumsitzen bis alle sicher waren, dass mein Kreislauf keine dummen Scherze macht, tat er nicht, ich wurde nur sehr müde und fuhr dann per Taxi nach Hause. Dort Aktualisierung des Medikamenten- und Zeitplans und Mittagsschlaf im Sessel mit der Katze.
Dann war die Betäubung weg und ich war hungrig, traute mich aber noch nicht so recht, etwas zu essen, weil ich eine Schutzschiene über dem Knochenaufbaubereich habe, die ich superangenehm finde – sie verhindert nämlich, dass man mit der Zunge immer daran herumspielt. Ich bin eine große Zungespielerin, spiele bei Zahnsachen so viel mit der Zunge, dass ich Zungenmuskelkater und Kopfschmerzen davon bekomme, es ist grauenhaft. Das kann jetzt nicht passieren! Das Problem beim Essen: mit Schiene essen geht nicht, sie herausnehmen bedeutet aber, an dem Bereich herumzufummeln, das ist mir gruselig, außerdem kann ich hinterher nicht die Zähne putzen, das ist bis morgen einfach verboten. Irgendwie ih, jetzt Suppe zu essen und später ohne Zähneputzen schlafen zu gehen. Es wird sich aber nicht ewig aufschieben lassen, bis Morgen um 13 Uhr nicht essen ist keine Option, nicht, weil ich bis dahin verhungert wäre, sondern weil die Zahnärztin es angeordnet hat. Viel trinken und definitiv auch essen, sagte sie, Knochenaufbau ist anstrengend für den Körper, er braucht Energie.
Das hat dann auch gut geklappt. M hat mir Kartoffel-Zucchinisuppe gekocht, es gab mit der Schiene und beim Essen keine Zwischenfälle und morgen früh ist das sicher alles schon einfacher (und bis dahin muss ich ja nicht nochmal essen).
Es gab noch einen kleinen Zwischenfall mit der Krankschreibung. Die Zahnärztin hatte immer gleich von einer Woche gesprochen, die Empfangskraft fragte nach, ob es eine besondere Indikation gäbe, sie würden sonst doch immer OP-Tag plus 2 Tage machen. „Die Indikation ist die Patientin, wir kennen uns seit Jahrzehnten und sie nimmt das sonst nicht ernst“, sagte die Zahnärztin. Ich guckte streng, soweit das mit einer komplett betäubten Gesichtshälfte möglich ist. Die Zahnärztin guckte streng zurück. „Bis morgen 13 Uhr machen Sie gar nichts, dann sprechen wir nochmal“, sagte sie.
Vielleicht lese ich jetzt ein Buch. Schmerzen sind – mit der vorgesehenen Medikation – bei Null. Wenn das die Nacht über so bleibt, bin ich schon einmal sehr zufrieden!
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