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    Mittwoch, 1. November 2023
    1. November 2023

    Endlich der richtige Monat. Das Beste kommt immer fast zum Schluss.

    Morgen fahre ich mit Frau Herzbruch nach Wien, ich freue mich schon sehr. Wir haben viele Essensreservierungen und ein paar Pläne und es steht stundenlange Konversation auf den Programm. Eine kleine Nervosität habe ich nur, denn wir haben die Züge ungeschickt gebucht. Frau Herzbruch – sie hat die längere Strecke – muss in den richtigen Zug umsteigen und wenn ihr Zubringerzug verspätet ist, der richtige aber nicht, fällt bei ihr zwar die Zugbindung aber bei mir nicht. So dass wir dann einzeln fahren und ich mit fremden Menschen 7 Stunden plaudern müsste. Das will natürlich niemand. Nächstes Mal buchen wir für beide die lange Strecke, dann kann dieses Problem nicht auftreten.

    Heute packe ich den Koffer auch gar nicht gegen Mitternacht, ich bin schon damit fertig. Brauche natürlich auch nicht viel, nur Kleidung für 3 Tage, ein paar Ersatzschuhe falls Regen), die üblichen Kabel und Endgeräte, Badezimmerzeug und eine Flasche Sekt ist noch im Köfferchen. Frau Herzbruch möchte morgens um 8 mit mir im Zug Sekt trinken. Schauen wir mal. Also ob sie den Zug erwischt oder ob ich mit fremden Leuten morgens um 8 Sekt trinke. Ich habe übrigens, das habe ich Frau Herzbruch noch nicht erzählt, den Bahnstatus silber erreicht. Ich wusste gar nicht, dass es den gibt. Frau H reist also mit einer VIP und wenn sie in Österreich dann immer ihren Professorinnentitel erwähnt, werde ich sagen „und ich bin Novemberregen, Bahnstatus silber“. Mit Bahnstatus silber kann man in der Theorie 8 Freigetränke bekommen, bei allen meinen letzten Fahrten gab es aber leider gar keine Gastronomie an Bord. Und dieses Mal haben wir ja den Sekt selbst dabei. Weiter könnte ich ein paar Mal in die Lounge, ich will aber ja gar nicht in die Lounge, ich will, dass die Reise wie geplant funktioniert und dann gibt es ja gar keinen Grund, in die Lounge zu gehen. Und dann könnte ich noch ein besonderes Team anrufen, das mir mit Sachen hilft. Will ich aber auch nicht, ich will alles online buchen.

    Die tägliche Contentvorschlagliste fragt heute: „Was geschah eigentlich mit dem Klavier?“ Komische Frage, was geschieht denn üblicherweise mit Klavieren? In meinem Fall, denke ich, nichts weiter ungewöhnliches: es steht im Wohnzimmer und wird seltener gespielt, als ich beim Kauf gedacht hatte.


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    Dienstag, 31. Oktober 2023
    31. Oktober 2023

    Ich schreibe heute aus dem falschen Sessel. Dieser Sessel gehört eigentlich gar nicht hier hin, er gehört in Ms Zimmer, steht hier nur vorübergehend wegen eines gemeinsamen Fernsehvorhabens (seit einem halben Jahr, bisher nicht eingetreten). Der Kater liegt nun in meinem Sessel und hat sich die Niedlichkeitsmaske übergestülpt, so dass ich es nicht übers Herz bringe, ihn zu vertreiben. Also sitze ich im Kindersessel. Seufz.

    Der Tag war voller Crazyness. Auf dem Weg ins Büro war meine Station gesperrt wegen einer Handgranate, die jemand dort platziert hatte. Was ist mit den Leuten?! Im Büro sanfter Wiedereinstieg nach dem Urlaub, allerdings nur, weil ich am Wochenende schon von zu Hause gearbeitet hatte. Einige Dinge wären sonst schief gegangen, ich habe ja nur noch morgen und dann bin ich schon wieder im Urlaub.

    Dafür hatte für heute die Hausverwaltung um ein Gespräch gebeten, zur Prozessverbesserung, wie meine Ansprechpartnerin schreib. Ich war interessiert. Seit Jahresanfang läuft alles immer schlechter, Gewerke sind nicht vernünftig instruiert, Termine werden nicht eingehalten, die Kommunikation ist unterirdisch und teilweise verliefen Arbeiten so ungesteuert, dass ich in den letzten Wochen mehrfach Fremdfirmen aus unseren Räumlichkeiten verwiesen hatte. Das kann sehr gerne verbessert werden. Ich hatte mir den Ablauf so vorgestellt, dass meine Ansprechpartnerin sagen würde „Sie hatten in den letzten Monaten zahlreiche Beschwerden, so kann es natürlich nicht weitergehen, wir haben intern diverse Maßnahmen ergriffen, mit deren Details ich Ihnen nicht die Zeit rauben möchte, ich möchte mich nur entschuldigen und versichern, dass es ab jetzt besser läuft und wenn nicht rufen Sie mich bitte sofort persönlich an, ich bin verantwortlich“.

    Statt meiner Ansprechpartnerin kamen aber sieben Herren, die alle unterschiedliche Bereiche von irgendwas leiteten, sie sagten „managen“, ich sage bewusst nicht „verantworten“, denn genau das wollten sie nicht. Statt dessen wollten sie erzählen, was genau wie vorgefallen ist und wie schwierig alles sei, insbesondere das Personal, sie selbst könnten da wenig abhelfen, denn sie seien ja die Manager. Ich fragte nach, wie das genau gemeint sei – nach meinem Verständnis ist es ja die Aufgabe von Managern, etwas zu managen, das wären dann wohl die Projekte bei uns und dieses managen gelänge in meinen Augen derzeit nicht sonderlich gut. Wer könnte dafür verantwortlich sein, wenn nicht der Manager? Die Situation wurde von den sieben Herren als „verhärtet“ wahrgenommen. Ich fragte noch einmal konkret nach dem Sinn des Gesprächs. Sieben Personen nehmen sich Zeit, mich unangekündigt anstelle der erwarteten Person zu besuchen und mir zu erzählen, wie schwer sie es haben. Welche Reaktion wird von mir erhofft? Die Antwort blieb für mich sehr unklar und ich brach das Gespräch ab.

    Zum Ende des Tages nahm sich eine weitere eigentlich viel beschäftigte Person Zeit für einen Videocall mit mir, in dem ich ihr Zahlen aus einer Tabelle nannte, die ich ihr vorher bereits per Mail zugeschickt hatte. Vielleicht haben die Menschen für nichts außer Redundanz mehr einen Nerv. Ich habe allerdings für Redundanz keinen Nerv mehr. Nochmal seufz.

    Frage in der täglichen Contentvorschlagliste: „Was reizt Sie am (Chor-)Singen? Warum gerade dieser Chor?“

    Was mich am Chorsingen reizt ist etwas völlig anderes, als was mich am Singen reizt. Am Singen an sich reizt mich gerade das komplett Individuelle, der Umgang mit der eigenen Stimme. Die meisten kennen das vermutlich: man singt und es klingt dann leider nicht so, wie erhofft. Mich interessiert, was ich daraus machen kann, was ich lernen kann, wie weit ich meine Stimme verändern und unterschiedliche Dinge ausdrücken kann und wo Grenzen sind.

    Am Chorsingen reizt mich das Zusammenspiel der Stimmen. Einmal innerhalb der eigenen Stimme, für einen harmonischen Chorklang ist es ja wichtig, sich innerhalb der eigenen Stimme anzupassen und abzusprechen, nicht mit Worten sondern beim Singen, in dem auf die anderen gehört wird, ich finde superspannend, wie das funktioniert. Und akustisch mag ich das Zusammenspiel der unterschiedlichen Stimmen, ich stehe deshalb auch gern an der Stimmgrenze, damit ich die anderen Stimmen besser hören kann. Chor wird dann spannend, wenn nicht mehr jede Stimme einfach ihr Ding macht, sondern auch zwischen den Stimmen aufeinander gehört wird – wer hat wann das Thema, wo sind Parallelen, die dann möglichst auch parallel verlaufen sollten, wie sind die Harmonien und so weiter.

    Den Chor habe ich sehr pragmatisch ausgewählt, indem ich bei Google „Chor Offenbach“ eingegeben habe und dann auf GoogleMaps nachgeschaut habe, welcher am nächsten liegt. Mein Chor probt fußläufig knapp 10 Minuten von meiner Wohnung entfernt. Diesen Chor habe ich dann recherchiert, um herauszufinden, ob der Anspruch für mich passt. Das war der Fall. Das Repertoire ist für mich fast nebensächlich, so lange es kein Jazz oder Gospel ist, das mag ich nicht. Also bin ich zum Ausprobieren hingegangen und dageblieben.

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    Montag, 30. Oktober 2023
    30. Oktober 2023

    Meine Güte, was für ein Tag. Am Morgen besichtigte ich ein Altenheim. Man sagt nicht Altenheim, lernte ich dort, weil das an Kinderheim erinnert und das war früher etwas Schlimmes. "Wohnanlage" kommt besser an. Sofort an Papa N. getestet: stimmt. Die Wohnanlage gefiel mir sehr gut, es gab viele Begegnungsmöglichkeiten, es wird viel gefeiert, alle waren zu allen nett (also auch die Verwaltungschefin im Vorbeigehen zu den Putzleuten etc.). Dass es mir gefällt ist natürlich nicht ganz so relevant, ich plane derzeit keinen Umzug in eine Wohnanlage für Seniorinnen. Papa N. wird sich das Ganze demnächst auch einmal anschauen.

    Anschließend hatten wir einen Termin mit dem Bestatter, da Papa N. einen Bestattungsvorsorgevertrag abschließen möchte. Der Bestatter, den wir bereits kennen, war allerdings krank und stattdessen kam (nach telefonischer Absprache) eine Kollegin. Das Gespräch war allerdings etwas skurril, denn die Dame begann mit "Ich mache sowas ja gar nicht gern, denn ich glaube, das bringt Unglück!", woraufhin Papa N: "Ich glaube, wat Sie sagen is Quatsch!" antwortete. Die arme Frau hatte glaube ich Angst vor uns, oder vor der Situation? Ich weiß es nicht. Ihre Hände zitterten und sie verhaspelte sich ständig, begann später eine kleine Litanei, wer alles in ihrem Bekanntenkreis kürzlich welche fürchterlichen Tode gestorben sei, da stieg Papa N. ein und berichtete, auf welchen Beerdigungen er kürzlich war und als die Frau wieder weg war befand er "man konnte ja ganz gut mit der quatschen". Also alles bestens.

    Danach döste ich in den auf Seniorentemperatur aufgeheizten Räumen (25 Grad, ächz) immer wieder benommen weg, bekam dafür nachmittags den ersten Weckmann der Saison.

    Später Zugreiseangelegenheiten.

    Die tägliche Contentvorschlagliste fragt nach Sorgen. Derzeit habe ich keine, vielen Dank. Ich könnte mir natürlich welche machen, das Angebot an Möglichkeiten zur Sorge ist überwältigend, ich habe mich aber dagegen entschieden. Man kann sich ja aussuchen, ob man sich sorgt oder nicht, es ist eine Form der Aufmerksamkeitssteuerung, denn die Sorge ist nur in meinem Kopf. Das kann man üben. Fällt manchmal leichter und manchmal schwerer, natürlich. Momentan fällt es mir recht leicht, mir keine Sorgen zu machen.

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    29. Oktober 2023

    Ein ganz erstaunliches Nicht-Gespräch habe ich vorhin geführt. Es ist so: ich bin wieder verreist, wusste beim letzten Umstieg bereits, dass ich noch eine Pizza essen möchte und rief deshalb am Zielort in einer Pizzeria an, um eine Margherita zum Abholen in 20 Minuten zu bestellen. So weit, so gut.

    Als ich ankam, war keine Pizza fertig oder in Vorbereitung. „Genau, du hattest angerufen, schön dass du da bist, dann machen wir jetzt die Pizza!“ Ich sagte „Eigentlich hatte ich mir das so vorgestellt, dass die dann fertig oder fast fertig ist, wenn ich ankomme, also außer natürlich, es ist superviel los, aber hier ist ja überhaupt niemand außer mir.“ Verwunderung allenthalben, als sei es eine ganz merkwürdige Idee, eine Pizza zum Abholen für eine bestimmte Zeit zu bestellen. „Was dachtet ihr denn, warum ich angerufen habe?“ – „Ja nur so.“

    Es war noch weiter verwirrend, ich hatte einen Rollkoffer dabei. „Kommst Du gerade von einer Reise der gehst du auf eine Reise?“ – „Ich BIN auf einer Reise. Ich bin aus Frankfurt gekommen und jetzt bin ich hier und morgen fahre ich wieder zurück.“ – „Mit dem Flugzeug?“ – „Um Himmels Willen, warum denn mit dem Flugzeug?!“ – „Wegen dem Koffer. Und man hört ja einiges über Frankfurt.“ – „Was hört man denn so über Frankfurt?“ – „Ja so dies und das.“ – „Da ist schon noch mehr außer Flughafen.“ – „Ja eben!“

    Ich verbuche es als ein Gespräch, dessen Intention die Beziehungsebene war.

    Beziehungsebene heute auch in der täglichen Contentvorschlagliste: „Verbindet SocialMedia mein Leben mit deinem Leben?“ ¡qué sé yo! Ich habe ja keine Ahnung, wer diese Frage gestellt hat.

    Ganz generell natürlich ja, Sie lesen offensichtlich hier. Das ist eine relativ einseitige Verbindung, bei der nur ich in Erscheinung trete und Ihnen allenfalls als Spiegel, als Projektionsfläche oder als Entertainment dienen kann. Ein wenig wechselseitig wird es in diesem Moment durch diese Frage, die ich beantworte, der Faden hängt aber noch ziemlich lose. Für eine beständigere gegenseitige Verbindung müssten Sie wiedererkennbar interagieren. So lange das nicht der Fall ist, kann es nur sein, dass das, was Sie lesen, bei Ihnen irgendetwas hinterlässt. Ob und was kann ich Ihnen nicht sagen.

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    Samstag, 28. Oktober 2023
    28. Oktober 2023

    Ich lag doch falsch in Bezug auf Halloween, das ist nämlich heute. Jedenfalls an unserem Küchentisch. 10 junge Erwachsene (wenn der Schuhcount im Flur zuverlässig ist) sitzen um den Tisch, trinken Alkohol und spielen ein Kartenspiel. Die Verkleidung beschränkt sich im Wesentlichen auf geschminkte Gesichter, später planen sie, „noch wohin“ zu gehen, ich bin mir da nicht so sicher. Aber ist mir auch egal.

    Natürlich habe ich gefragt, warum heute Halloween ist. „Weil Mittwoch Schule ist“ war die Antwort. Sehr vernünftig! Ich habe sofort noch zwei Flaschen Sekt gespendet, den ich nicht mag, letztes Jahr an meinem Geburtstag wurde er versehentlich geliefert und weil die Zeit knapp war dachte ich „besser schlechter Sekt als gar kein Sekt“, ganz kurz später (nach dem ersten Schluck) dachte ich dann aber auch schon „besser gar kein Sekt als schlechter Sekt“ und dann viel mir ein, dass es Gorillas und so gibt und alles wurde gut. Angesichts der fundierten Erkenntnis „besser gar kein Sekt als schlechter Sekt“ hielt sich der falsche Karton recht lang, das waren nun die letzten beiden Flaschen.

    Ich war heute schon ganz früh mit meinen Plänen für den Tag durch. Eigentlich wollte ich nur kurz Brötchen holen, dann sah ich einen super Parkplatz und parkte das Auto um, dann sah ich, dass bei der Augenbrauenzupffrau keine Schlange war und kehrte dort ein, dann sah ich, dass im Supermarkt wenig los war und ging dort auch noch hin, zwischendrin war die Wäsche durchgelaufen und mit dem Aufhängen waren alle Wäscheständer voll und während Violinista wie verabredet anrief, kandierte ich noch eine Ladung Zitronen. Wir haben nämlich nochmal Zitronen geschickt bekommen, der Anbieter war der Ansicht, die Lieferung sei qualitativ minderwertig gewesen. Ich hatte zurückgeschrieben, dass die Lieferung super war und ich keinesfalls „Ersatz“ benötige, das Paket war aber schon unterwegs, dann fragte ich noch, ob ich es denn dann bezahlen könne und erhielt eine Antwort, die so ungefähr besagte, man würde die Brieffreundschaft mit mir jetzt gerne einstellen und sich wieder dem Zitronenanbau widmen, wenn ich dann doch bitte Ruhe geben könnte. „Schenken Sie die Zitronen doch einfach Freunden oder Nachbarn“. Jedenfalls, gegen MIttag war alles erledigt, den Nachmittag verbrachte ich am Schreibtisch mit Erwerbsarbeit, auch das weniger mühsam als befürchtet. Morgen noch 2-3 Stunden, dann sollte die Situation stabil sein.

    Der heutige Wunschcontent befasst sich mit der Frage, welches das wichtigste Möbelstück in meiner Wohnung ist. Ich hab keine wichtigen Möbelstücke. Je nachdem, was ich gerade mache, sind mir die jeweils dazu passenden Möbelstücke wichtig. Ich schlafe sehr gut in meinem Bett, ich blogge sehr gut in meinem Sessel, der Küchentisch ist zum dran sitzen und reden hervorragend geeignet. Der Kleiderschrank bewahrt die Kleidung gut auf, ist aber etwas in die Jahre gekommen und wackelig und wird wohl, wenn ich mal Lust habe, Möbelstücke zu ersetzen, als erstes an der Reihe sein.

    Ich weiß nicht, wie das bei anderen ist. Sitzen Sie jetzt, wo Sie das lesen, gerade zu Hause und denken boah, der Stuhl hier, wichtigstes Möbel ever, würde ich bei Feuer als allererstes hinaustragen? Vielleicht ist das bei anderen anders als bei mir. Ich hänge mehr an der Funktion als an der Form. Es macht mich wahnsinnig, dass im Büro mein neuer Schreibtischcontainer, wenn er abschließbar sein soll (was er sein soll) nur in der Office Variante (die innen einen Metalleinsatz hat, der nur halbhoch ist und den ich akustisch schlecht finde) verfügbar ist statt auch in der Home Variante (die einen Holzeinsatz hat, höher, bessere Akustik). Ich fand es schlecht, dass bei meinem alten Kühlschrank der Türanschlag auf der Seite war, auf der er für meine Bewegungsabläufe ungünstiger war und dass das nicht geändert werden konnte und habe beim Kauf des neuen Kühlschranks auf so etwas geachtet. Ich kann nur sehr schlecht damit leben, dass wir zwei Büroküchen haben, identisch eingerichtet und bei dem Hängeschrank mit den Kaffeetassen drin, und auf dem einen Stockwerk ist die Anschlagdichtung an der linken Seite der Flügeltür (so dass links vor rechts zu schließen ist) und auf dem Stockwerk darüber auf der rechten Seite der Flügeltür (so dass rechts vor links zu schließen ist), ich bin kurz davor, das persönlich umzumontieren und es ist mir völlig schleierhaft, wieso das außer mir überhaupt noch niemand bemerkt hat. Das sind Dinge, die mich umtreiben.

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    Freitag, 27. Oktober 2023
    27. Oktober 2023

    Heute war Tag der Rückfahrt, ich habe – keine Ahnung was da los war – exakt von 4:30 Uhr bis 6:20 Uhr geschlafen, dann waren wir 12 Stunden unterwegs. Dem Kalender nach ist Freitag. Morgen und übermorgen arbeite ich, Montag habe ich wieder frei, Dienstag und Mittwoch Büro, Donnerstag neue Reise. Die Nacht am Wochenende wird eine Stunde mehr haben. Ich sage voraus, dass ich in Bezug auf Wochentage bis auf Weiteres sehr verwirrt sein werde.

    In der tägliche Contentvorschlagliste steht heute: „Sehnsucht“. Ich erwähnte gestern die Sehnsucht nach den Katzen, die sind jetzt hier (bzw. ich bin wieder hier, die Katzen waren es ja die gesamte Zeit), das war einfach.

    Gut, dann mache ich das Fass mal auf. Wer, wie ich, immer sehr schnell rennt, hat für Sehnsucht wenig Zeit. Es ist ja immer alles sehr voll, sehr gedrängt, wie soll ich bemerken, dass mir etwas fehlt, wie sollte ich nach mehr verlangen, wenn doch alles schon so viel ist. So viel Gutes, Schönes, Unterhaltsames, Lustiges, Erfreuliches auch.

    Und dann gibt es die kleinen Momente, in denen nichts ist, häufig bei Autofahrten, manchmal beim Warten an Bahnsteigen, ein bestimmtes Licht, ein bestimmter Wind, Wortfetzen, ein Duft. Wonach ich mich dann sehne, ist Leichtigkeit. Das Gefühl von Unsterblichkeit oder auch Unbesiegbarkeit ist mir schon vor Jahrzehnten abhanden gekommen – das ist okay, das war nicht so wichtig. Leichtigkeit ist mir wichtig. Ich kann sie bisher weiter aufrechterhalten, es wird aber immer schwieriger, kostet mich immer mehr. Meine Freundschaften sind natürlich entsprechend ausgerichtet, das passt schon. Doch darüber hinaus, alles weiter was drum herum ist, bietet immer weniger Windschatten, um auch mal einfach mitcruisen zu können. Es scheint mir, als ob fast die ganze Welt zunehmend gerne schwermütig ist und die Melancholie pflegt. Daran bin ich nicht so interessiert. Nach der Leichtigkeit, die ich um mich herum oft zufällig fand, die mir hier und da ganz unvermittelt begegnete, sehne mich mich und das zieht manchmal so sehr an mir, dass ich auf einem Parkplatz rausfahre und aussteige, mit den Füßen aufstampfe und alles versuche, nicht einfach laut zu schreien, weil dann vermutlich irgendwelche Personen zur Hilfe kommen würden und warum ich keine brauche wäre schwer zu erklären.

    Wonach ich annähernd genauso Sehnsucht habe ist Auseinandersetzung. Denken Sie jetzt nicht sofort „Streit“. Ich meine genau das, was ich sage: Auseinandersetzung, die Bereitschaft, sich mit anderen Personen und ihren Haltungen und Meinungen auseinanderzusetzen statt sofort die Argumente aufzureihen, die beweisen, wer Recht hat. Recht haben ist in den allermeisten Fällen komplett irrelevant und es gibt nichts langweiligeres als Zustimmung, das Gespräch kann dann sofort abgebrochen werden, es ist ja nichts Neues mehr zu erwarten. Was mich interessiert ist, auch mit Unterschieden Wege zu finden, einen anständigen Umgang miteinander pflegen zu können. Ich sehen mich nach Gesprächen, in denen ich nicht Zustimmung bekomme sondern einen neuen, zusätzlichen Blickwinkel. Die sind sehr selten geworden. Meistens ist es Zustimmung oder Rückzug.

    Diese beiden Sehnsüchte zu füllen ist nicht so einfach wie die Sache mit den Katzen, zugegeben.

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    Donnerstag, 26. Oktober 2023
    26. Oktober 2023

    Wie Kleinkinder hatten wir heute nach dem Aufwachen (also gegen Mittag) überlegt, ob wir einfach schon heute zurückfahren. Wir alle drei hatten Sehnsucht nach den Katzen, alle sind auch sehr gern zu Hause und wo ist der Sinn, eine Nacht noch woanders zu schlafen, um dann am nächsten Morgen als allererstes ins Auto zu steigen? Eine Abfahrt gegen 20 Uhr wäre nett gewesen, wir sind alle drei abends eher nicht so müde. Der Gotthard-Tunnel ist allerdings derzeit zwischen 20 Uhr und 5 Uhr gesperrt, wir hätten hier also spätestens um 16 Uhr losfahren müssen, um noch sicher durchzukommen und das wäre dann doch ein unnötig überstürzter Aufbruch gewesen. Also fügten wir uns in einen weiteren Tag Urlaub.

    Es besteht übrigens ein berechtigter Verdacht, dass Herr N in Wirklichkeit Lord Beelzebub ist. Er wird nämlich – trotz täglichen Duschens – hier in Genua unablässig von zwei Fliegen begleitet und als wir gestern Abend eine Kirche besichtigten ging auch gleich ungeplant das Licht komplett aus. Wir leuchteten alle mit Handys und ein Herr, der optisch enorm an Super Mario erinnerte, aber wohl eher Hausmeister als Klempner war, lief aufgeregt herum. Jedenfalls, die Fliegen sind sehr lästig. Um sie besser ansprechen zu können, habe ich sie Summ und Brumm genannt, heute kam eine dritte Fliege hinzu, ihr Name ist Katja. Summ, Brumm und Katja waren heute beim Frühstück außerhalb dabei, saßen mit uns im Hafen auf einer Bank, liefen mit uns zu einer berühmten Friggitoria, zum Eiscafé und mit nach Hause. Dort blieben sie dann (natürlich) bei Herrn N, während M und ich noch in ein Museum aufbrachen.

    Was ich einfach nicht verstehe: warum kann ich Museen denn so wirklich gar nicht? Nach einem 8-Stunden-Arbeitstag bin ich tiefenentspannt bis angenehm geistig angeregt aber nehmen sie mich zwei Stunden mit in ein Museum und ich muss erst einmal auf einer Bank ruhen und mir Cola zuführen, vermutlich wäre ich nach vier Stunden Museum willenlos und läge nach sechs Stunden Museum weinend in einer Ecke. Was nach 8 Stunden Museum wäre möchte ich mir gar nicht ausmalen. Dabei interessiere ich mich durchaus. Heute waren wir in einem Museum mit Thema „Meer“ ich interessiere mich sehr für Schiffahrt und das Meer, später haben wir noch ein U-Boot besichtigt und dann, nach der Cola und der Bank, hab ich eine Stunde tief und fest geschlafen. Völlig unbegreiflich.

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    Mittwoch, 25. Oktober 2023
    25. Oktober 2023

    Ich sagte es schon einmal, ich sage es noch einmal: das ist hier eine völlig verrückte Stadt. Hinter dem schmalen und komplett planlos bebauten Küstenstreifen liegt ja gleich der Appenin, es geht steil bergauf und man hat dann in Genau einfach Aufzüge mitten in die Stadt gebaut, die einen da hochfahren Mit Blick auf die Karte dachte ich, naja, das wird dann wohl so eine Art Metallkasten sein. Weit gefehlt, man geht erst in einen hübsch gekachelten Gang und steigt dann in einen holzgetäfelten Aufzug ein, mit hölzerner Sitzbank. Das Ganze ist kostenlos. Wer kommt denn auf sowas?

    Ansonsten verwirrt mich die Abwesenheit von richtigem Tageslicht in der Unterkunft. Ich habe schon wieder 12 Stunden geschlafen. Fühle mich dafür jetzt auch komplett erholt und topfit. Das ging schneller als erwartet, umso besser!

    Frage in der Liste heute: „Was war Ihr schlechtestes Date?“ Meine Dating-Zeit ist ja schon länger her, vielleicht liegt es daran, ich kann mich an kein schlechtes Date erinnern. Ich habe allerdings sowieso auch nie bewusst Dating betrieben, weil ich nie auf der Suche nach einer Partnerschaft war, das hat sich immer mehr so zufällig ergeben. Mein erstes Zusammentreffen mit meiner ersten längeren Beziehung – da war ich 16 – könnte man vielleicht landläufig als „schlechtes Date“ bezeichnen, denn der Tag endete für uns (und noch zwei andere) mit einer Fahrt im Polizeiwagen und einer Anzeige, aber andererseits passte das in der damaligen Zeit ziemlich genau und ich würde nicht sagen, dass es dem Date an sich abträglich war.

    Was ist denn genau ein schlechtes Date und – sollte sich eines so entwickeln – warum geht man dann nicht einfach weg? Ich hatte lange Zeit die selbstauferlegte Regel, mit ganz neuen Bekanntschaften nie Essen zu gehen sondern immer erstmal nur ein Getränk zu verabreden, das hat sich auch bei den ersten Internettreffen (nicht mit Datingabsicht) immer sehr bewährt. So ein Bier, insbesondere in der Größe, die man in Düsseldorf bekommt, ist ja im Zweifel schnell geext. Ganz generell verabrede mich sowieso nicht bevorzugt zum Essen. Das ist glaube ich so ein Erwachsenending, das mir irgendwann übergestülpt wurde und ich bin erst vor einiger Zeit darauf gekommen, dass mir das null entspricht. Ich unterhalte mich am Liebsten und Essen und Sprechen macht man beides mit dem Mund, das passt nicht gut, zudem neige ich zum Gestikulieren und auch das ist mit Besteck in den Händen nicht optimal.

    Statt auszutrinken und wegzugehen kann man sich natürlich auch den Spaß machen, das Gespräch so zu drehen, dass es einem selbst Freude bereitet oder sich vornehmen, die andere Person zum Aufbruch zu bewegen. Sehr gutes Übungsfeld, wie ich finde! Egal ob allgemeine Verabredung oder Unterform „Date“.

    In Bezug auf allgemeine Verabredungen hatte ich ein paar sehr sonderbare Erlebnisse mit Freundin P früher und auch mal mit Frau Herzbruch, da waren wir mit Personen zusammengetroffen, die sich gar nicht mit uns unterhalten wollten sondern die Erwartung hatten, dass wir ihnen wie lustige kleine Muppets eine Unterhaltung darbieten, die sie einfach nur konsumieren. Das können wir natürlich liefern, müssen uns dafür aber nicht extra mit Dritten verabreden, am Publikum ist uns nicht gelegen. Immerhin wurde nicht applaudiert. Wobei, vielleicht doch. Ich weiß es nicht mehr.

    Jedenfalls, auch da, alles freie Entscheidung. Es gibt keine Pflicht, zu warten, bis eine Verabredung (ob Date oder nicht) erinnernswert schlecht wird, man kann einfach schon gehen, wenn sie nicht mehr gut ist. Außer man möchte was haben, worüber man später schreiben kann natürlich, dann muss man bleiben und es in allen Facetten erfahren um hinterher gut Auskunft geben zu können, wenn in einer Blogcontentvorschlagliste danach gefragt wird. Dieses Glück habe ich heute nicht.

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    Dienstag, 24. Oktober 2023
    24. Oktober 2023

    Was für eine unfassbar chaotisch gebaute Stadt und alles ist mehr oder weniger dezent kaputt. Ich fühle mich hier sehr wohl. Im Sommer mit Touristikströmen muss es grauenhaft sein. Derzeit sind die Gassen eher leer. Wir verbrachten den Tag mit Herumlaufen, ohne spezielles Ziel. An verschiedensten Orten blieben wir stehen und schauten uns um, an anderen tranken wir Café oder aßen irgendwas und nach diesem Tag fühle ich mich so einigermaßen orientiert. Wobei der Morgen sehr verwirrend begann, ich wachte nämlich mehrfach auf und dachte „oh es ist noch ganz dunkel, ich muss noch weiterschlafen, so früh aufstehen ist unangemessen“. Irgendwann schaute ich dann doch auf die Uhr und es war schon 11. Herr N und M schliefen ebenfalls noch. Es war dunkel, weil die Wohnung auf der straßenabgewandten Seite eines Palazzos liegt und damit die Fenster vom Schlafzimmer (und eigentlich auch allen anderen Zimmern) in zwei Carrugi, also sehr schmale Gassen, gehen. Wenn man den Arm ausstreckt, kann man das Gebäude gegenüber fast berühren. So blieb es den ganzen Tag mehr oder weniger dunkel, zumal der Himmel angenehm wolkig war.

    Die tägliche unverbindliche Contentvorschlagliste fragt heute nach meinem „Verhältnis zu Luxusmarken, z. B. Handtaschen“. Ich würde dieses Verhältnis mit „freundlicher Ignoranz“ beschreiben. Luxusmarken stören mich nicht, ich habe aber keinerlei Interesse an ihnen und informiere mich nicht absichtlich über sie. In Bezug auf Taschen mag ich es durchaus, wenn die Tasche nicht nach einem Jahr schon Materialermüdung zeigt, ich gewöhne mich organisatorisch nicht so gerne um. Dazu muss ich aber nicht auf das Luxussegment zurückgreifen, gute Qualität reicht aus. Im Luxussegment bezahlt man ja noch den Namen mit und da ich mit den entsprechenden Namen keine Emotionen verbinde, ist es für mich nicht sinnvoll, für ein Namensschildchen Geld auszugeben. Dasselbe gilt nicht nur für Taschen oder Mode allgemein, auch für Designobjekte, Möbel, Kochutensilien, Autos. Es ist mir völlig egal, wie sie heißen, wer sie erfunden hat, wann sie entwickelt wurden. Sie sollen gute Qualität haben für ihren Zweck tauglich sein und mir gefallen. Ob sie irgendwem anders dann auch noch gefallen ist für mich irrelevant.

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    23. Oktober 2023

    Heute grüße ich aus Genua, sehr krasse Stadt, man fährt rein und denkt erst einmal „ACH DU MEINE GÜTE!“ und innen ist dann alles ganz putzig. Wir wohnen in einem Palazzo, vor der Tür steht die Kathedrale, mir ist schon aufgefallen, dass Pesto GENOVESE ja aus Genua kommt, ich würde sagen, es läuft. Internet ist in der ganzen Stadt schlecht, mobil wie auch Wlan, es liegt wohl an Mauern und Bergen aber die Einzelheiten habe ich nicht verstanden, es wurde auf Italienisch erklärt. Auch typisch für hier: Foccaccia, Panissa ligure (sieht aus wie Pommes, ist aber frittierte Kichererbsenpolenta oder so ähnlich) und Fainà (Pfannkuchen aus Kichererbsenmehl). Warum machen die hier so viel mit Kichererbsen? Das finde ich noch heraus. Pistazien scheinen auch ein Ding zu sein, finde ich auch noch heraus, ich hatte die eher in Sizilien verortet.

    Wir waren bis zum letzten Moment nicht sicher, ob wir wirklich reisen. M kam gerade vor zwei Tagen erst aus Barcelona zurück, Herr N von einer Woche an der Ostsee und ich habe mich in der letzten Zeit mit Amüsement ein bisschen übernommen, so waren wir zögerlich bis zum finalen „ach scheiß drauf“. Der Weg war erstaunlich einfach, drei Personen mit Fahrerlaubnis im Auto erlauben immer einer Person totale Entspannung (Person am Steuer muss sich konzentrieren, Person auf dem Beifahrersitz muss bedienen, Person auf dem Rücksitz macht, was sie will). Wir teilten die Länder auf: Herr N fuhr Deutschland (fährt gern schnell), M fuhr Schweiz (da hat sie eh keine mobilen Daten), ich fuhr Italien (entspricht am besten meinem Fahrstil). Auf dem Rückweg wollen wir es genauso halten.

    Heute war außer der Ankunft, Einleben in die Unterkunft, kurzer Spaziergang und Restaurantsuche nicht viel. Ich hatte wirklich schon wieder vergessen, Restaurants vorzureservieren, dabei hatte ich mich doch neulich mit Fragmente in Metz schon daran erinnert, wie wichtig es für uns ist, zu wissen „um 8 Uhr gibt es einen Tisch daundda“ – bis dahin kann man den Appetit dann je nach Situation und Disposition zügeln oder mit Snacks befriedigen und falls sich die Tagespläne anders entwickeln, ist eine Reservierung schnell storniert. Wenig ist hingegen der Laune abträglicher, als unterzuckert durch fremde Städte zu irren und überall abgewiesen zu werden und letztendlich in Paris in Munich’s Best Döner zu landen.

    Vor der Pandemie hatte ich das schon einmal gelernt und verinnerlicht und für den gesamten Cornwall-Urlaub damals durchreserviert, dann kam Corona und alle Reisesmartness war vergessen. Vorhin fiel es mir wieder ein. Ich habe jetzt die restlichen Abende der Woche eingebucht und Frau Herzbruch meine Vorschläge für Wien übernächste Woche geschickt. Wir werden uns da nicht gegenseitig den Kopf abbeißen, jedenfalls nicht mangels Essen, höchstens, weil die jeweils andere zu viel Redezeit beansprucht.

    Thema aus der unverbindlichen Contentvorschlagliste heute: „Was gibt es zu Mobbing zu sagen?“. Trauriges Thema, Mobbing ist Versagen auf ganzer Linie – der mobbenden Personen und des Umfeldes, das nicht adäquat reagiert. Wenn wir es nicht schaffen, gut oder zumindest fair zueinander zu sein. Wenn wir das bei anderen beobachten und es nicht schaffen uns auf die Seite der betroffenen Person zu stellen. Aus Gründen, die meist im unklaren bleiben, ganz sicher aber eher in uns selbst liegen als in der Person, die unserem Versagen zum Opfer fällt. Ist mir auch schon passiert, zweimal, im beruflichen Kontext. Beim ersten Mal habe ich gar nicht verstanden, was passiert – ich bin mir auch nach wie vor unsicher, ob diejenigen, von denen die Tat ausging, wussten, in welche Spirale sich da bewegen, die beiden Hauptverantwortlichen mochten sich eigentlich gegenseitig noch nicht einmal, im Nachhinein betrachtet war vielleicht genau das der Aufhänger, dass die einzige herstellbare Gemeinsamkeit die Ablehnung einer dritten Person war. Ich weiß es nicht, es hat sich nie geklärt, ich habe alles viel zu spät bemerkt und die Person, die gemobbt wurde, hatte sich schon selbst geholfen, sich ein Umfeld gesucht, in dem auf so etwas besser geachtet wird und gekündigt.

    Beim zweiten Mal hatte bei mir ein Lerneffekt stattgefunden, immerhin das. Es ging um andere Beteiligte, ich wurde aufmerksam, bevor es zur Eskalation kam, daher gab es noch die Möglichkeit, eine klare Position dazu einzunehmen, andere richten sich dann bekanntlich daran aus und mit ein bisschen schieben und schubsen ist die Situation jetzt schon lange stabil. Für die betroffene Person ist die Sache bereinigt, sie fühlt sich wohl und die Person, die die Hauptakteurin des Mobbens war, ist mehr oder weniger isoliert. Meine dauerhafte Aufgabe ist jetzt, das über die Veränderungen, die es ja in Teamzusammensetzung, Systemfunktionalitäten etc. immer wieder gibt, auch so stabil zu erhalten, dass die Person nicht komplett isoliert ist, sich aber auch kein Mobbingefolge mehr aufbauen kann. Das muss ich im Auge behalten und immer wieder ausbalancieren.

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    Sonntag, 22. Oktober 2023
    22. Oktober 2023

    Ich verreise in weniger als 12 Stunden und es ist nichts vorbereitet. Das ist langweilig, tut mir leid, wir hatten das genauso schon vor einigen Monaten, mich selbst langweilt es auch. In der täglichen Contentvorschlageliste ist ebenfalls eine Frage, die fast deckungsgleich ist mit einer vor einiger Zeit (Herangehensweise an Studien-/Berufswahl), ich mache jetzt nicht noch den Fehler und wiederhole meine Antwort darauf auch. Logisch.

    Heute hatte ich einen unerwarteten Tag. Ich wachte nämlich ein wenig verkatert auf, das war so nicht geplant. Nach gemütlichem Kaffee ging ich mit Joriste zum Bahnhof, sie fuhr zurück nach Hause und ich fuhr zu der Verabredung mit einer älteren Frau aus dem Chor, die da bislang die Buchhaltung gemacht hat und es nicht mehr machen möchte. Ich hatte mich als Nachfolge angeboten und nach einem halben Jahr hatten wir nun endlich einen Termin gefunden, damit sie mir erklärt, was da eigentlich zu tun ist, es war die Rede von einer Software und einem Ordner, soweit alles innerhalb meiner Komfortzone. Am Freitagabend plötzlich sagte sie aber „ich koch uns was“ und mein Kopf meldete „soziales Event Unterform Einladung mit Essen zu Hause!“, ich habe gelernt, dass es dabei üblich ist, mit etwas in der Hand zu kommen. Sehr anstrengend bei fremden Personen. Bei bekannten Personen kann man schöne Dinge, die man selbst gerade hat und teilen möchte (das wären aktuell ein paar Mangos gewesen) mitbringen, bei Fremden ist alles schwierig. Ich erkundigte mich auf Tröt, alle Antworten waren höchst unerfreulich: Süßigkeiten bei älteren Menschen kritisch wegen Diabetes, bei Alkohol könnte sofortiges Mittrinken erwartet werden, der Konsens lief auf eine Pflanze hinaus. Ich erwog, eine meiner Orchideen zu verschenken aber keine davon blüht gerade, am Ende kam ich mit Joriste Samstag an einem Blumenladen vorbei und sie sagte sehr unvermittelt „ich habe die Antworten auf deine Frage gelesen und ICH FÄNDE ES AM BESTEN WENN DU JETZT DIESE TOPFPFLANZE KAUFST“. Ich verstand und kaufte.

    Diese Entscheidung war sehr richtig. Auch wenn es „natürlich überhaupt nicht nötig gewesen wäre“.

    Dann gab es als erstes Essen. Einen Salat mit gebratenen Pilzen, dann ein Nudelgericht und einen Beilagensalat mit roter Bete und Orangen und plötzlich stand ein Glas Weißwein vor mir. Ich trinke ja keinen Wein, weil ich den nicht mag und Weißwein trinke ich schon einmal erst recht nicht, weil ich mich von vielen Weißweinsorten unmittelbar übergeben muss, schon vom ersten Schluck, ich scheine da eine Unverträglichkeit zu haben, es war sehr anstrengend, den Weißwein abzulehnen. Statt dessen bekam ich dann Saft. Saft mag ich ja auch nicht, muss mich davon aber nicht übergeben, trank ihn also um nicht noch angestrengter zu werden. Dann gab es noch Kaffee und Kuchen, zwei Sorten Kuchen, einen mit Birne und Maracuja-Sahnecreme und einen mit Nüssen und Schokolade.

    Irgendwann zwischendrin sprachen wir auch kurz über Buchhaltung.

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    Samstag, 21. Oktober 2023
    21. Oktober 2023

    Ich werde heute den gesamten Tag zum Zwecke des Amüsements unterwegs sein, möchte aber keinesfalls die spannende Frage aus der täglichen unverbindlichen Contentvorschlagliste auslassen, die nämlich lautet: „Was ist aus den Museumsbesuchen geworden?“

    Die Frage bezieht sich (nehme ich an) auf das Jahr 2021, für das ich vom Arbeitgeber eine MuseumsuferCard zu Weihnachten bekommen hatte. Eine sehr schöne Idee, wie ich fand, ich hatte das selbst für alle so organisiert. Mit dieser Karte kann man 1 Jahr lang kostenlos fast alle Frankfurter Museen und noch ein paar drumherum besuchen.

    Ich fand die Idee so schön, dass ich mir vornahm, ALLE Museen anzuschauen. Es waren knapp über 50 glaube ich, also jede Woche im Jahr eines. Das hatte ich hier geschrieben, ich wollte über jeden Museumsbesuch berichten, hatte mir auch schon eine Liste und eińen Lageplan abgespeichert.

    Ich war insgesamt in zwei Museen. Glaube ich – eventuell auch dreien, aber dann kann ich mich an das dritte nicht erinnern.. Das erste war im Wesentlichen voller Bilder, es gab ein paar Statuen, ich bemerkte, dass mich Statuen mehr ansprechen als Bilder. Das zweite Museum war mit gemischten Dingen, es war eher Modern, ich erinnere mich, dass ich mit Katzentratschen auf einem schwarzen Tuch in einem dunklen Raum saß und wir einen großen Wasserball, der die Erde darstellte und von der Decke hing zwischen uns hin- und herbaumeln ließen.

    Mit dem Plan, mit der MuesumsuferCard ALLE Museen anzuschauen ist, bin ich also grandios gescheitert.

    Warum war das so? Teilweise äußere Umstände, ein Grund ganz klar die Öffnungszeiten. Ich hatte mir vorgestellt, nach der Arbeit jeweils noch für ein Stündchen in einem Museum vorbeischauen zu können, mein Feierabend ist aber selten vor 18:30 Uhr, die Museen haben so lange gar nicht auf, dass das noch klappen könnte. Bleiben die Wochenenden, 52 im Jahr, grob an jedem dritten verreise ich, an jedem weiteren dritten habe ich Zeugs zu erledigen und habe dann noch ein Drittel Wochenenden, an denen es sich nicht ergab. Außer halt zweimal. Von 17 möglichen Wochenenden war ich an 2 im Museum.

    Innere Umstände, die hinzukamen: Ich finde Museen toll aber unfassbar anstrengend. Wenn ich in einem war, geht mir das ein paar Wochen im Kopf herum und ich habe gar keine Aufnahmekapazität für weitere Museen.

    Hat sich das Ganze gelohnt? Ja definitiv, wenn auch nicht finanziell. Ich habe herausgefunden, dass ich Statuen mag, ich habe noch einen Geburtstagsgutschein für einen Museumsbesuch bei ganz vielen Statuen mit einer auf mich zugeschnittenen Führung, darauf freue ich mich ganz enorm und warte nur darauf, dass ich ausreichend kopffrei dafür habe, um das genießen zu können. Ich habe auch noch einen Geburtstagsgutschein für eine Führung in einem anderen Museum, auch auf mich zugeschnitten, selbe Situation. Das habe ich nämlich auch noch herausgefunden: allein im Museum bin ich verloren. Ich habe (noch?) keine Technik erlernt, wie ich mit den vielen Eindrücken umgehen kann – es ist ja aufgrund der Größe selten möglich, alles ganz genau anzuschauen und ich habe nicht gelernt, für mich zu filtern. Vielleicht kommt das noch, wenn ich ein bisschen öfter hingehe.



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