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    Mittwoch, 5. Juli 2023
    WmdedgT 7/2023


    Heute WmdedgT, also Tag der simplen Nacherzählung des Tagesgeschehens, wie angenehm. Letzten Monat habe ich das verpasst. Keine Ahnung, wie das passieren konnte. Ach ja doch, an dem Tag bin ich nach New York geflogen und als ich da ankam sofort mit 20 Leuten Essen und Trinken gegangen und irgendwann todmüde im Hotel gelandet, wo ich keinen Lichtschalter finden konnte, um das Licht im Bad auszuschalten (später erfahren: es gab auch keinen, es handelt sich um ein „Ambient Light“, das nur die Haustechnik umprogrammieren kann, wenn man es gerne aus hätte, alle irre), jedenfalls hatte ich da zwar einen 30-Stunden-Tag aber dennoch war schlicht keine Zeit übrig. Heute aber. Ach ja, alles weitere zu WmdedgT wie immer bei Frau Brüllen.

    Ich stand heute eine halbe Stunde früher auf, als üblich, weil M auch früher aufstehen musste und wir sonst im Badezimmer-Slot kollidiert wären. M durfte heute nämlich in Physikvorlesungen probehören, hatte daher eine weitere Anfahrt und andere Uhrzeiten. Wir waren also beide früh fertig, dann bewölkte sich der Himmel enorm und es wurde unwahrscheinlich, dass sie den Weg noch trocken per Rad schaffen würde, ich selbst konnte sowieso nicht Rad fahren wegen einer Abendverabredung. So ergab es sich, dass M das Auto nahm und ich mir eine Mitfahrgelegenheit nach Frankfurt erschlich.

    Um 7:30 Uhr wurde ich also auf dem Riedberg-Campus ausgesetzt, schlug mich ohne Kaffee zur U-Bahn durch und fuhr nach Frankfurt. Ich habe momentan eine kleine Sucht nach Chai Tea entwickelt, zu Hause habe ich eine Dose mit Pulver, aus dem ich ihn herstelle aber auch unterwegs benötige ich ihn manchmal. Dann mag ich den von Starbucks sehr gerne. Starbucks hat jetzt ja auch Mehrwegbecher, aber (noch) nicht in der größten Größe, also Venti. Ich will bei Getränken aber immer die größte Größe, also entspann sich folgendes Gespräch:

    Ich: Gibt es den Mehrwegbecher jetzt auch in Venti?
    Verkaufsperson: Das haben Sie gestern schon gefragt!
    Ich: Ich hatte gehofft, es hätte sich geändert. Ich frage jedes Mal, wenn ich komme. Dann fühle ich mich besser.
    Verkaufsperson: Ich fühle mich dann nicht besser!
    Ich: Naja aber Sie haben mehr Einfluss auf die Situation als ich. Geben Sie meinen Wunsch gerne täglich weiter.

    Mal sehen, was sich entwickelt. Morgen habe ich wieder meinen eigenen Tee dabei.

    Im Büro war ich entsprechend früh und hatte einen lockeren Tagesablauf ohne fixe Termine. Ich nutzte die Zeit gut zu Angelegenheiten, die ich als „Verbesserung von Abläufen“ bezeichne und andere bezeichnen es als „extrem auf die Nerven gehen“. Nach wie vor antworte ich auf jede einzelne Mail, die ich erhalte (ausgenommen Spam). Der alte Oberchef hatte mich darum gebeten, warum ist mir völlig unklar, verraten wollte er es nicht, er sagte, wir würden in einem Monat wieder sprechen. Der ist jetzt bald um. Bisher habe ich einen wesentlichen Aspekt festgestellt: ich habe immer das letzte Wort. Das kann ich nicht kleinreden, natürlich schafft das eine gewisse Wirklichkeit. Zwei weitere Aspekte, die mir (indirekt) berichtet wurden: es entsteht einerseits ein Eindruck von Kontrolle, andererseits fühlen sich Personen gesehen. Absurd wird es natürlich da, wo die andere Person auch immer wieder antwortet. Das kommt allerdings bisher nur bei genau einer Person vor, nämlich beim neuen Oberchef und auch hier eine interessante Erkenntnis: dem überlasse ich dann das Feld und antworte, bevor es weird wird, nicht mehr.

    Ansonsten Kostenplanung für das 2. Halbjahr aktualisiert, an der einen Stelle ein bisschen Wogen geglättet, an der anderen Stelle ein bisschen Wellen gemacht, möglicherweise eine Lücke in einem Ablauf aufgedeckt (mögliche andere Erklärung: niemand will mir verraten, was die Vorgehensweise in Fall X ist), zwei Bewerberinnen eingeladen, eine Entsendung und einen Plan zur Büromöblierung besprochen.

    In der Mittagspause schrieb ich Frau Paus (falls Ihnen der Name kurz nichts sagt: seit April 2022 Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, folgte auf Anne Spiegel nach deren unsäglichen Fernsehauftritt vor dem sie, also Anne Spiegel, aus für mich immer noch nicht nachvollziehbaren Gründen niemand bewahrt hatte). Mein neues Hobby ist ja, ich hatte es erwähnt, der „politische Brief“. Ich sage bewusst nicht „Korrespondenz“, weil Korrespondenz ja etwas Gegenseitiges impliziert, ich warte hingegen nicht auf Antwort, wobei, bei Frau Paus würde ich mich schon freuen, ich hatte nämlich Verständnisfragen und bei meinem Schreiben neulich zu einem „Radweg“ (in Anführungszeichen, weil es in Wirklichkeit eine Dooring-Zone ist) hatte ich auch Rückmeldung erbeten.

    Um 17:15 machte ich Feierabend und fuhr mit Fragmente zurück nach Offenbach, dort setzten wir uns vor ein Lokal und aßen und tranken sehr gut. Ich probierte einen Grapefruit Spritz, auch sehr lecker, kann mit Limoncello Spritz mithalten. Wir unterhielten uns über dies und das und hatten – aus meiner Sicht – viel Spaß. Fragmente sagte, in einer derartigen Aggro-Phase wie der jetzigen habe sie mich noch nie erlebt. Das ist vermutlich korrekt, ich reguliere mich ja normalerweise nur jetzt halt nicht, weil Sommer ist und ich mit Selbstregulierung im Sommer nicht gut gefahren bin bisher, ich muss also etwas anderes ausprobieren.

    Ich traf noch bei Sonnenlicht zu Hause ein, auch absurd, man kommt sich ja vor wie ein Kleinkind. Dann spielte ich Klavier. Ich spiele seit dem 19. Juni 23 täglich Klavier, weil eine Freundin zu Besuch war, die mir berichtete, dass sie seit einiger Zeit täglich Klavier spielt. In mir türmten sich sofort alle Gefühle zwischen Neid, Bewunderung und FOMO auf und ich beschloss am nächsten Tag, mich weniger mit Gefühlen aufzuhalten und lieber zur Handlung überzugehen und ab sofort halt auch täglich Klavier zu spielen. Ich habe ja ein Silent-Piano, also ein normales akustisches Klavier, das aber eine zusätzliche Technologie enthält, womit man es stumm schalten kann, dann aber durch optische Sensoren und Elektronik Sound über Kopfhörer ausgegeben wird. So kann ich zu jeder Uhrzeit spielen, auch ganz egal, was andere Personen im Haushalt tun. Die Kopfhörerdingsdas, also die Dinger, auf den Ohren, zerfleddern allerdings, so dass ich nun neue Kopfhörer bestellt habe. Bis dahin zupfe ich mir die Schaumgummifetzen aus den Haaren.

    Nun lässt mein Aktivitätsdrang langsam nach, unten im Hausflur stehen noch 26 kg Katzenstreu, aber ich denke nicht, dass ich die heute noch nach oben trage. Das Diebstahlrisiko bei einem Karton mit 26 kg Katzenstreu scheint mir auch sehr überschaubar.

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    Montag, 3. Juli 2023
    3. Juli 2023

    Jetzt ist schon Juli, ein Glück, der erste der drei nervigen Monaten im Jahr ist rum.

    Am Wochenende ging gar nichts. Also wirklich nichts. Ich habe keine Ahnung, was da los war. Ich wachte Samstag gegen 9 Uhr auf, setzte mich in den Sessel aber konnte kaum die Augen aufhalten, geschweige denn mich auf etwas konzentrieren. Ich dachte, eine Fahrradfahrt zum Supermarkt könnte helfen. Der Supermarkt ist 1,2 km entfernt und ich war unterwegs unsicher, ob ich es wirklich bis dorthin schaffe. Im Supermarkt ging ich dann verloren, wieder zu Hause musste ich mich hinlegen. Um 16 Uhr wieder aufgestanden, zurück in den Sessel, versucht zu lesen aber immer weggedöst. Ich hätte Narkolepsie gegoogelt, wenn ich lang genug hätte wach bleiben können. Um 21 Uhr schleppte ich mich wieder ins Bett, schlief 13 Stunden und dann ging es genauso weiter wie am Vortag. Am späten Nachmittag beschloss ich, zum Badesee zu fahren (bzw. mich fahren zu lassen), Wasser ist immer gut. Knapp zwei Stunden war ich im Wasser und trieb umher wie ein Stück Holz. Ich habe das große Glück, dass meine Körperfettverteilung oder Körperspannung oder was auch immer so geartet sind, dass ich im Wasser nicht untergehe, auch nicht, wenn ich mich nicht bewege. Ein enorm großes Glück, selbst Schwimmbewegungen waren mir nämlich zu anstrengend. Wieder zu Hause ging ich nach ein paar weiteren sinnlosen Momenten im Sessel schlafen. Heute war dann alles wieder normal, also - so wie immer, ob das normal ist oder nicht, wer weiß das schon. Jedenfalls konnte ich problemlos mit dem Rad ins Büro und zurück fahren (jeweils 8,5 km) und musste dort auch nicht auf dem Fußboden eingerollt schlafen.

    Mir hängt noch eine Sequenz aus der letzten Italienischstunde nach. Wenn ich richtig verstanden habe (das Gespräch war auf Italienisch und es war gegen Ende der Stunde, ich kann sehr schlecht eine Stunde lang im Unterricht aufmerksam sein, mein Limit liegt eher so bei 40 Minuten) ging es darum, wie wir auf Italienisch sprechen und ich meine verstanden zu haben, die Grundannahme sei, dass wir im Kopf Deutsch denken und dann übersetzen. Das ist bei mir nicht so. In keiner Sprache, die ich spreche. Ich denke immer in der entsprechenden Sprache - wenn ich noch sehr am Anfang des Spracherwerbs stehe, kann ich nur entsprechend wenig denken (was enorm frustrierend ist, deshalb lerne ich am Anfang immer sehr schnell) und stoße links und rechts und vorn und hinten an ins Nichts, weil ich keine Worte dafür habe. Ich kann grundsätzlich natürlich auch übersetzen, aber das fühlt sich ganz anders im Kopf an. Wenn ich zum Beispiel jetzt den Anfang des Blogeintrags lese, "jetzt ist schon Juli" kann ich natürlich "siamo già in luglio" übersetzen, aber das ist irgendwie vorne im Kopf, direkt hinter der Stirn, invece, quando scrivo qualcosa direttamente in italiano, è più in fondo.

    In einer Sprache denken und dann eine andere für das Sprechen verwenden ist aber vermutlich eher wie dolmetschen. Das kann ich nur, wenn ich eine Sprache sehr gut beherrsche, so dass ich einen Rhythmus denken und das in einen anderen beim Sprechen übertragen kann. Zwischen Deutsch und Englisch und Deutsch und Spanisch geht das, aber schon zwischen Spanisch und Englisch nicht mehr und mit anderen Sprachen erst recht nicht.

    Letzer interessanter Punkt für heute: ich habe eine wiederverwendbare Box für die Kantine gekauft. Ich esse ungern in der Kantine selbst, weil ich mich beim Essen nicht gerne unterhalte und sehr gerne beim Essen etwas trinke und keinen Bock habe, dafür zu bezahlen. Also nehme ich, wenn ich mittags etwas essen möchte (was so gut wie nie der Fall ist, aber manchmal ist es aufgrund der Abendgestaltung notwendig), das Essen mit an den Arbeitsplatz. Irgendwann vor Corona hatte ich dafür ein passendes Transportbehältnis gekauft, während Corona war das dann aber verboten, seit neulich ist es wieder erlaubt aber mein Behältnis ist zwischenzeitlich verschwunden. Ich weiß noch, was es damals für ein Aufwand war, einen passenden Behälter zu finde, umso erstaunter sah ich dann heute, dass es jetzt ganz einfach ist, eine "Mehrweg Lunchbox" zu kaufen, man kann sich gar nicht retten vor passenden Modellen. Meines kommt morgen an, für den nächsten Kantinenbesuch bin ich ausgerüstet (außer es gibt Pizza).

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    Mittwoch, 28. Juni 2023
    28. Juni 2023



    Zwei Dinge habe ich heute zu berichten.

    Ad 1: Ich habe eine neues Hobby gefunden. Ich werde nun regelmäßig mit Politiker*innen korrespondieren. Sehenden Auges, dass diese Korrespondenz vermutlich einseitig bleiben wird. Ich peile ca. drei bis fünf Nachrichten pro Woche an, ich schreibe ja gern.

    Das Ganze kommt so: Zum ersten muss ich mich ja, weil Sommer ist, über alles fürchterlich aufregen. Über Dinge, über die ich sonst nach kurzem Augenzucken gelassen hinwegsehe, muss ich mich schon unfassbar aufregen, über Dinge, die mich sonst schon ärgern kann ich mich kaum noch halten und muss im Kreis rennen oder Treppen steigen, bis mir die Puste ausgeht. Persönlich bekannte Menschen aus meinem näheren Umfeld deuten schon an, dass sie an meinem Verhalten den Beginn einer neuerlichen sehr, sagen wir, "beschleunigten" Phase ablesen.

    Zum zweiten bringt es natürlich genau gar nichts, alles, was mich stört, in einem beliebigen Netzwerk herauszutröten. Bestenfalls kann ich mich dann ein bisschen mit Menschen mit anderer Meinung streiten, schlechtestenfalls finde ich mich in einer Echokammer wieder und werde sekündlich noch genervter. Ich benötige daher eine Alternative.

    Und so kam mir, dritter guter Grund, der Gedanke, dass die Personen, die wirklich zuständig sind, vermutlich viel zu wenig sinnvolles Feedback erhalten, also Lob und Kritik, die über Geplärre hinausgeht. Das ist meistens so in Entscheidungspositionen. Ich kenne das beruflich ja selbst.

    Einen vierten Grund gibt es sogar auch noch: ich werde - auch, wenn es gar keine Antworten gibt - sehr viel lernen. Oft weiß ich nämlich gar nicht genau, wer für etwas, worüber ich mich aufrege, wirklich zuständig ist. Das werde ich dann jeweils recherchieren, ich bin heute schon bei einer Kurzrecherche, bei wem ich mich für die neuen Fahrradstraßen in Offenbach bedanken könnte, auf hochinteressante Informationen gestoßen, Offenbach hat ein politisches Informationssystem, in dem man Sitzungsmappen herunterladen und sich wirklich en detail informieren kann. Den Sitzungskalender für Parlament und Ausschüsse konnte ich mit einem Klick in meinen Google-Kalender importieren. Ich glaube, es wird ein zeitintensives Hobby, perfekt für einen langen Sommer, in dem wegen zu warm keinerlei Verabredungen nachgehen möchte.

    Ad 2: Bekanntlich (?) bereite ich mich auf so gut wie jedes berufliche (manchmal auch private) Gespräch vor und habe immer Notizen. Keine Ausführlichen, aber ein Post-it mit den Punkten, die ich auf jeden Fall besprechen möchte zum Beispiel. In der Zusammenarbeit mit dem nOC ist das unerlässlich, da habe ich ja Zeitslots von 5 bis 10 Minuten pro Woche und um da alles bestmöglich weiterzubringen, muss ich nicht nur priorisieren sondern auch nach Themengebieten zusammenfassen und Zeit für ein "ähm" ist da sowieso nicht. Aber auch in anderen Gesprächen. Ich habe sowieso immer verschiedene Post-its mit Namen auf meinem Schreibtisch und darunter sammle ich die Punkte, die ich mit der entsprechenden Person durchgehen möchte, über ein oder zwei Tage, wir wir uns dann zusammensetzen. Oder, wenn es um ein komplexeres Thema geht, bereite ich mir natürlich auch die Hauptpunkte vor, die meiner Ansicht nach thematisiert werden müssen.

    Diesen Zettel lege oder klebe ich dann im Meeting vor mir auf den Tisch, der ist ja nicht geheim, wenn mein Gegenüber Interesse zeigt, schiebe ich ihn auch mal in die Mitte. Vor ein paar Tagen geschah es nun, dass ich eine etwas umfangreichere Verständnisfrage an den Datenschutzbeauftragen hatte und auch da den Zettel mit meinen Punkten auf den Tisch klebte. Er sagte dann "was ist das denn für ein Aggro-Move?" Auf meine Nachfrage sagte er, es wirke auf ihn wie "hier ist meine Agenda und so machen wir das jetzt", also reichte ich ihm den Zettel rüber und sagte "dann machen Sie mal Ihre Agenda und es würde mich freuen, wenn wir meine Punkte berücksichtigen könnten". Kurioserweise hatte er dann gar keine eigene Agenda, wie auch, wie soll er antizipieren, was ich nicht verstanden habe?

    Ich finde es eher einen wertschätzenden Umgang mit der Zeit der anderen Person, wenn ich mich auf das Gespräch vorbereitet habe und nicht später noch zig mal nachfassen muss, weil mir im Meeting gerade irgendein wichtiger Punkt nicht mehr einfiel oder wir uns in eine andere Richtung verquatscht haben.

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    Montag, 26. Juni 2023
    26. Juni 2023

    Es passiert mir neuerdings, dass ich aus gutem Grund mit der Bahn zum Büro fahren will und dann doch mit dem Rad fahre. Heute zum Beispiel, ich musste erst einmal das Auto aus dem Hof wegräumen, hatte also einkalkuliert, ganz eventuell sogar damit fahren zu müssen, ächz, fand aber gleich um die Straßenecke einen Anwohnerinnenparkplatz. Also stieg ich wieder aus, wollte zum Zug gehen, wusste aber bereits, dass ich abends sehr in Eile sein würde und falls ich der Zug dann nicht fährt (mit sowas ist ja immer zu rechnen) mit der S-Bahn ankäme und von da hätte ich zum Zielort weiter laufen müssen, so dass alles knapp würde – also jedenfalls dachte ich, es sei eine gute Idee, das Rad an der S-Bahn abzustellen, so dass Zug und S-Bahn gleichermaßen gut für den Rückweg nutzbar waren. Dann bin ich aber versehentlich einfach mit dem Rad bis zum Büro gefahren. Dieses Leihfahrrad war eine hervorragende Entscheidung. Vielleicht erinnern Sie sich, mein eigenes Fahrrad war ja kaputt, ich konnte mich nicht aufraffen, mich zu informieren und mich noch nicht einmal aufraffen, mich derart zu organisieren, dass ich Fahrräder, die mir andere Personen anboten hätte annehmen können. Und dann erzählte mir im Büro jemand, er führe ein Leihfarrad und sei sehr zufrieden und man bekäme das fußläufig vom Bürogebäude, also ging ich noch am selben Tag dort hin mit dem Gedanken „besser so eins als gar keins“ und seitdem bin ich zufrieden. Irgendwann werde ich mir ein eigenes, passgenaueres Rad kaufen. Aber jetzt erst einmal nicht. Ich sehe beim Radfahren natürlich viele Leute auf anderen Rädern und kann zu einer vorläufigen Einschätzung kommen, schaue mir die Räder von Leuten an, die ähnliche Dinge mit dem Rad tun wie ich, die ähnlich sitzen, wie ich sitzen will, die ähnliches Gepäck haben wie ich. Die Marke „Pegasus“ ist mir bereits positiv aufgefallen. „Cubes“ erkenne ich mittlerweile von Weitem. Ich werde weiter beobachten.

    Im Büro probierte ich heute eine andere Art der Arbeit aus. Normalerweise sammle ich gleichartige Tätigkeiten, aber weniger inhaltlich als räumlich. Ich erledige z.B. alles auf meiner Liste bis zu dem Punkt wo es gescannt werden muss, dann packe ich die hundertfuffzich Sachen, die dabei entstanden sind, und scanne sie alle ein, dann mache ich an allen einzeln wieder weiter. Oder ich erledige alles mögliche bis zu dem Punkt, an dem ein Telefonat notwendig ist, mache dann 20 Telefonate in Serie und dann alles weiter. Neulich hatte ich überlegt, ob das schlau ist. Es führt ja dazu, dass ich lange Zeit gar keine fertigen Dinge vorweisen kann und dann binnen Minuten alle auf einmal. Heute habe ich es anders ausprobiert und eine Sache begonnen und bis zum Ende durchgeführt, mit allen Zwischenschritten wie Telefonaten, Scannen, Informationen zusammentragen. Eins nach dem anderen von A bis Z. Dann den nächsten Vorgang. Überzeugt hat mich das nicht, ich habe mich sehr gelangweilt und es war sehr ineffizient.

    Abends waren wir noch bei einer Schul-Theateraufführung. Daher die Eile. Nach der Aufführung konnte ich Herrn N. und M auf dem Schulhof partout nicht mehr wiederfinden. Eine halbe Stunde lang. Ich habe sie letztendlich geortet. Keine Ahnung, wie man da früher vorgegangen ist. Vermutlich sind diese ganzen Gerüchte von Leuten, die Zigaretten holen gingen und nicht zurückkamen nur entstanden, weil die kein Navi und keine Ortungsfunktion hatten und ihre Familien schlicht nicht wiedergefunden haben.


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    Sonntag, 25. Juni 2023
    25. Juni 2023

    Ein weiterer Tag in der Gluthölle. Vielleicht ist es wirklich das Fegefeuer?

    Ich war schon um 9 Uhr zu Fuß zum Bahnhof unterwegs, da war es mir bereits zu warm. Die Hinfahrt war ereignislos, glaube ich, vielleicht kann ich mich aber auch nicht mehr erinnern, irgendwann gerinnt ja das Eiweiß im Gehirn und was dann weg ist ist weg, das kriegt man nicht mehr flüssig. Ach doch, ich erinnere mich, mir gegenüber saß eine Frau, die versehentlich ein Sparpreisticket mit Bahncard gekauft hatte aber keine Bahncard hatte. Die Fahrkartenkontrolleurin war freundlich und bot ihr an, im Zug ein neues Ticket zu kaufen, halt dann zum regulären Preis. 87 irgendwas. Die Frau war erschreckt über den Preis. Ich schlug vor, die Frau könne vielleicht auch einfach eine Probebahncard jetzt sofort im Zug online für 17,90 kaufen. Das wollte die Frau aber nicht, weil es ja ein Abo ist, die Fahrkartenkontrolleurin wollte es ohne Angabe von Gründen auch nicht, ich setzte mir Kopfhörer ein machte die Augen zu, die beiden waren ja jetzt (mehr oder weniger) zufrieden und ich hatte mit der Sache sowieso in Wirklichkeit nichts zu tun.

    Während des Umsteigens sammelte ich im Kopf wieder neue Begründungen bei Verspätungsdurchsagen, neu dabei war "wegen Böschungsbrand". Bei diesen ganzen sicherlich guten Gründen für Verspätungen muss man sich wundern, dass überhaupt manchmal Züge fahren.

    Bei Papa N. war es auch warm. 28 Grad als ich ankam, 32 Grad als ich ging. Er fand es gut. Zunächst trug er noch Fleecejacke und dicke Socken, als ich ging hatte er die Fleecejacke immerhin geöffnet. Dass er schnell friert, ist erst im Alter so, dass ihm nie zu warm ist, war aber schon immer so, er ist der einzige von uns, der sich je freiwillig in die Sonne begeben hat. Und in die Sauna. Vermutlich entwickelt man ein anderes Temperaturempfinden, wenn man den Arbeitstag zwischen Backöfen verbringt. Ich döste jedenfalls immer weg, Kreislauf, man kennt das.

    Die Rückfahrt war auch ereignislos, mit meinem Gegenüber hatte ich mich gleich nach Abfahrt überworfen und schräg gegenüber saß ein Elternpaar, die ostentativ die Kinder erzogen. Also so in der Art "wir sind so gute Eltern und haben uns alles genau überlegt und der Zug darf daran teilhaben". Ich habe selbst ja keine Erziehungsarbeit zu leisten, also setzte ich mir auch hier wieder Kopfhörer ein.

    Auf dem letzten Bahnstück hatte der Zug keine Klimaanlage, ich begann wieder wegzudösen und kam zum Glück auf die Idee, mir einen Wecker zur Aussteigenzeit zu stellen. Der mich dann auch tatsächlich weckte, aber wir waren nicht in der Nähe meines Zielbahnhofs, den Grund hatte ich leider verpasst. Weil ich so ungern geweckt werde, stand ich sofort auf (mache ich morgens auch immer so) und stellte mich in den Gang, um nicht wieder einzuschlafen.

    Jetzt bin ich wieder zu Hause. Ich habe als erstes meinen Kopf unter den Wasserhahn gehalten, das war vor einer Stunde, die Haare sind schon wieder trocken. Die ganze Zugfahrt über habe ich schon überlegt, was ich morgen anziehen könnte, das temperaturtauglich ist und mir auch gleichzeitig gefällt. Mir ist nichts eingefallen. Vielleicht muss ich zu Hause bleiben.

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    Samstag, 24. Juni 2023
    24. Juni 2023

    Normalerweise blogge ich ja immer abends. Allerdings sitze ich jetzt in der komplett dunklen Wohnung, wegen Jalousien unten, wegen Sommer und es gibt nicht, was ich tun könnte, wegen zu warm, wegen, raten Sie mal, genau, Sommer, nichts hindert mich daran, Sie auch tagsüber an meinem Befinden teilhaben zu lassen, im Sommer gelten keine Standards.

    Ich war sogar schon draußen heute, weil ein Paket abzuholen war. Bei der Post selbst, of all things! Die natürlich nur bis 13 Uhr geöffnet hat. Postfiliale ist so ein Ort des kollektiven Grauens, nicht eine einzige Person schien gern oder freiwillig dort zu sein, Angestellte eingeschlossen. Alle mürrisch, barsch, nichts funktionierte (technische Störungen), ich fühlte mich sehr Teil des Ganzen. Auch draußen schienen alle ganz genauso aggressiv wie ich zu sein, ein Mann offerierte mir sogar am Fahrradständer ein Streitgespräch, das ich dankbar annahm, dann war er aber in Eile und brach rasch auf. Sehr schade, es hätte noch so viel zu sagen gegeben aber andererseits kam auch gerade die Mittagssonne, ich fuhr also auch ohne weitere neue Bekanntschaften heim.

    Zu Hause ein kurzer Moment der Erleichterung: Das Sodabär-Paket war endlich eingetroffen. Sodabär ist einer meiner allerliebsten Onlineshops. Man kauft dort Kohlensäurezyliner für Wasseraufsprudelgeräte, vielleicht kauft man dort auch noch anderes, davon habe ich keine Ahnung, ist mir auch egal, ich kaufe immer einen 4er-Pack von diesen Zylindern. Ich bin seit 2015 dort Kundin, da gab es noch gar keinen Onlineshop und man musste seine Bestellung mailen aber das war ja schon damals viel besser als alles andere. Man musste ja mit seinem leeren Zylinder in ein Ladengeschäft gehen, z.B. von Schlecker (gab es damals noch) oder Kaufhof oder sowas und dort, meist an der Kasse, um einen Austausch gegen einen vollen Zylinder bitten, die Kassenperson kramte dann genervt im Fußraum herum, zu 90 % gab es gerade keinen vollen Zylinder, wegen alle weg oder keine Lieferung oder sonstwas, und wenn es einen gab, musste noch ein kleines laminiertes Etikett an der Kasse aufgefunden werden, das dann wegen des Preises gescannt wurde. In den 90 % der Fälle, in denen kein voller Zylinder an der Kasse war, wurde das barsch beschieden, die Frage, wann denn die nächste Lieferung einträfe mit Schulterzucken abgetan. Wenn ich ganz wild drauf war fragte ich, ob nicht vielleicht im Lager noch was wäre, dann wurde wortlos eine schrille Klingel gedrückt, "gehen Sie auf die Seite" gesagt, manchmal kam dann eine weitere schlecht gelaunte Person durch den Laden gerannt, rannte nach Aufnehmen der Anfrage durch den ganzen Laden zurück um nach unbestimmter Zeit zu 99,9 % mit "Nee da ist nix" nochmal durch den ganzen Laden zu rennen. Manchmal geschah aber auch gar nichts, so wild, dass ich ein weiteres Mal gefragt hätte, war ich nie (ich war da ja noch jünger), ich ging also manchmal nach einer Viertelstunde "auf der Seite stehen" unverrichteter Dinge weg.

    Vielleicht setzen sich auch heute noch Menschen diesen Abläufen aus, das weiß ich natürlich nicht, ich bestelle ja seit 2015 bei Sodabär. Und bin 99 % glücklich. Schöner wäre es natürlich noch, wenn ich 100 % glücklich wäre, dazu fehlt mir der perfekte Ablauf der Bezahlung. Man kann natürlich zwischen verschiedenen Zahlungsmethoden wählen, ich bevorzuge eine ohne Gebühren und dafür gibt es die Vorkasse per Überweisung. Die kommt für mich nicht in Frage, weil der Ablauf mit den leeren Zylindern in meinem Haushalt leicht entglitten ist, seit auch junge Erwachsene, die noch nicht Expertinnen in Haushaltsführung sind, sich mit dem Austausch von Verbrauchsmaterial in Haushaltsgeräten beteiligen. Damit meine ich: M wechselt die Zylinder jetzt selbst, wenn sie leer sind. Generell absolut begrüßenswert. In der Umsetzung ergibt sich das Problem, dass ich noch nicht zuverlässig informiert werde, wenn der letzte volle Zylinder eingesetzt wird. Für mich allein hatte ich den Ablauf perfektioniert, es gibt ein Rotationssystem inklusive optischer Kenntlichmachung PLUS Sicherheitsnetz. Aber andere sind halt nicht man selbst, wir stehen jetzt öfters ohne vollen Zylinder da und dann ist Vorkasse per Banküberweisung zu langsam. Alle anderen Zahlungsmethoden sind entweder nicht ohne weitere Bewegung machbar (Kreditkarte z.B. - an die Handtasche gehen und Karte wegen Sicherheitscode suchen) oder kostenpflichtig, da ich mich bei Hitze tot stellen will, will ich nicht zur Handtasche gehen, daher zahle ich kostenpflichtig mit Paypal, mein Sommerhass ist mir also grob 1 Euro (in 3 Monaten ca. 2 Bestellungen) wert. Wie gesagt, das ist das eine fehlende Prozent. Ich sage es nur, falls hier eine Person mitliest, die etwas daran ändern kann.

    Zahlungscomfort ist sowieso so ein Thema. Neulich, auf Herrn Ns Geburtstagsfeier, besprachen wir noch die Zahlungsmöglichkeiten für Zeitungsartikel. Das ist aber ja eine alte Leier, ich denke, die Fronten sind verhärtet und keine weiteren Gespräche notwendig. Ich für meinen Teil lese keine kostenpflichtigen Artikel, wenn ich für sie nicht einzeln unkompliziert (also: ohne mehr als die Finger zu bewegen) zahlen kann. Für die Zeitungen ist das im Hintergrund sehr kompliziert, unter anderem auch wegen Rechnungsstellungen etc., habe ich aus professioneller Quelle erfahren. Das ist mir aber vollkommen egal, damit habe ich nichts zu tun. Wenn ich einzelne Artikel unkompliziert kaufen kann, kaufe ich sie, wenn nicht, nicht.

    So. jetzt sollte mein Eiskaffee abgekühlt sein und die Haare sind auch wieder trocken, ich muss den Kopf erneut unter den Wasserhahn halten. Vielleicht später mehr, dass es kühler wird, so dass ich irgendwas machen kann, worauf ich Lust habe und/oder dass ich die Jalousien hochmache, ist ja in den nächsten 8 Stunden nicht zu erwarten.

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    Freitag, 23. Juni 2023
    22. Juni 2023



    Es ist unglaublich entspannend, keine Ahnung zu haben, worüber ich einen Blogeintrag schreiben könnte. Im Vergleich zu der Situation, etwas angefangen zu haben, das ich zu Ende führen möchte. Das liegt mir nicht. Ich bin immer bereit, etwas anzufangen, aller Anfang ist schön. Aber im Verlauf verliere ich das Interesse, nicht ganz so schnell zwar, aber ich antizipieren den Verlust des Interesses immer schon sehr schnell und bin dann in Eile, noch zu vollenden bevor es dazu kommt. Was zur Geschwindigkeit meiner Abläufe generell maßgeblich beiträgt.

    Jetzt ist aber nichts zu tun, ich entsann mich der täglichen unverbindlichen Contentvorschlagliste, konnte mich aber für kein Thema erwärmen, was weniger an den Themen liegt als daran, dass ich es keinesfalls noch irgendwie wärmer haben möchte, es ist warm genug. Okay, das war zu billig. Schreiben Sie halt was Interessanteres rein.

    Sommer ist aber definitiv ein Thema bei mir. Alle wissen, ich hasse Sommer. Dieser Hass ist extrovertiert, nicht inwendig, ich hasse nicht mich! Warum sollte ich. Deshalb richtet sich meine schlechte Lauen ausschließlich nach außen. Ich sage es immer wieder (aber niemand will es glauben): ich bin ein unglaublich aggressiver Mensch, nur habe ich gleichzeitig eine hervorragende Selbstkontrolle. Im Sommer lasse ich da ein bisschen locker. Machen wir ja alle, im Sommer etwas locker lassen.

    Spannende Sachen habe ich heute nicht gemacht. Wegen Wetter natürlich. Ich bin mit einem Schädel aufgewacht, der kaum durch die Tür passte, nach zwei Ibu und einer halben Flasche Cola ging es dann und da ich von Juni bis September minutiös den Wetterbericht studiere (in den anderen Monaten nie, da ist ja alles gut, ich lege mir immer extra die Kachelmann-Website von Juni bis September auf den Startbildschirm und danach lösche ich sie wieder, Herr Kachelmann ist mir immer Sommer gemütsmäßig sehr nah) hatte ich schon angekündigt, das Haus nicht zu verlassen und auch nicht mit Fragmente Mittagessen zu gehen. Ich musste das Haus dann aber doch verlassen, weil Wassermelone, Salz und Pfeffer aus waren. Und wo ich einmal draußen war, ging ich beim Optiker vorbei und fauchte ihn an, weil eins meiner Brillengläser nach drei Jahren beschädigt ist und ließ mir die Augenbrauen zupfen, denn wer in Rage ist verspürt keinen Schmerz. Irgendwo war ich noch, ach ja, in der Parfümerie, ich habe neulich das passende Parfüm für mich gefunden und weil mich die Dame dort so gut beraten hatte, wollte ich es offline kaufen statt online. Das passiert mir auch nicht nochmal, erstens war es 20 Euro teurer und zweitens war die entsprechende Dame heute gar nicht da. Und verwenden kann ich das Parfüm jetzt auch nicht, weil mir bei Hitze von Gerüchen an mir schlecht wird. Es ist aber nie zu früh, sich auf den Herbst zu freuen und in Bezug auf Duft bin ich jetzt vorbereitet. Es handelt sich um H24 von Hermès, man sagt natürlich nicht Havierunzwanzich sondern Aschväntkattre und der Flakon ist wiederbefüllbar, wer den wiederbefüllt weiß ich nicht, wie stand auf irgendeinem Zettelchen, das dabei war und aus dem mir sofort klar war: ich bin diese Person nicht. Wir werden sehen. Im Dezember oder so.

    Weil ich nicht weiter durch die Sonne radeln wollte war ich für Pfeffer und Salz im schlimmen Rewe, es dauerte etwas, bis ich Pfeffer fand (und zwar genauso lang, bis ich eine Person fand, die ich danach fragen konnte, also etwa tausend Jahre), das „Gewürzregal“ (in Anführungszeichen, weil es eigentlich nur weißen Pfeffer, Kümmel und gerebeltes Basilikum gab) war zwischen zwei Kühlregalen eingepfercht, was mir sehr kurzfristig gute Laune machte, denn da war es kühl. Gegenüber, also in meinem Rücken, waren Tiefkühlschränke und ich stand bald in einer Pfütze, immerhin nicht eigener Schweiß sondern Kondenswasser der Tiefkühlschränke. Ich fragte mich nicht, ob das gut so ist, denn ich finde nichts gut momentan.

    Zuletzt holte ich noch ein Paket ab, Inhalt: Birkenstockschuhe. Fragen Sie nicht. Ich habe den Paketabholladen erst neulich, als ich auf dem Weg nach Flonsheim war, entdeckt, war also insgesamt erst zum zweiten Mal da und daher erstaunt, dass der Besitzer mich ansah, mit Vornamen begrüßte und mir mein Paket hinhielt. „Kennen wir uns?“, frage ich. „Du warst neulich schonmal hier“, sagte er. „Kennst du alle, die hier je ein Paket geholt haben, mit Namen?“ fragte ich und er sagte „Nein, aber du bist auffällig.“

    Ich habe dann nicht weitergefragt.

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    Mittwoch, 21. Juni 2023
    Das dunkle Herz des Kapitalismus - Teil V (und Final)


    Jetzt ziehen wir alles einmal zusammen: Wenn wir uns alle schon genannten Aspekte anschauen, ist klar: Ausschüttungspolitik ist eine unglaublich spannende Sache! Man muss die Form der Ausschüttung wählen, dabei die Interdependenzen zwischen Finanzierungs-, Investitions- und Ausschüttungspolitik bedenken und die teilweise konfliktären Positionen der verschiedenen Interessengruppen, von denen wir gerade sprachen und, ganz wichtig, auch die schon erwähnte Signalwirkung, die die Entscheidung hat.

    Ein paar dieser Interdependenzen umreiße ich ganz grob

    Das Unternehmen möchte den Gewinn natürlich einerseits gern so weit wie möglich im eigenen Interesse verwenden, andererseits aber auch gute Beziehungen zu Shareholdern und Stakeholdern pflegen und muss natürlich einen Gewinnverwendungsvorschlag machen, der im Korridor dessen liegt, was in der Hauptversammlung voraussichtlich angenommen wird.

    Das Unternehmen kann die Dividendenpolitik nutzen, um bilanzpolitisch das Ergebnis zu glätten, Rücklagen zu bilden oder aufzulösen. Gerade wenn ein Unternehmen in einem stark zyklischen Markt agiert, muss es für Senken vorsorgen. Das ist in der Industrie meist der Fall. Ist die Nachfrage an den Produkten/Dienstleistungen des Unternehmens hingegen eher unelastisch, hat das Unternehmen eine relative Preissetzungsmacht und wird von Inflation oder auch Rezession nicht so hart getroffen. Die Vorsorge ist für Unternehmen in solchen Märkten also nachrangiger und die Ausschüttungsquote tendenziell höher, ein Beispiel hierfür ist die Immobilienbranche (was auch an den REITs liegt, aber das ist nochmal ein komplett anderes Thema).

    Auch das Alter des Unternehmens spielt häufig eine Rolle, gerade junge Unternehmen müssen/wollen/können häufig noch viel investieren. Wenn das gut gelingt, kann der Kurseffekt (also der steigende Aktienkurs, weil die Nachfrage an den Aktien des Unternehmens wegen einer spannenden Entwicklung wie z.B Investition in neue Märkte, in Übernahmen, in Forschung, in Entwicklung steigt) ausbleibende Ausschüttungen überkompensieren. Ältere Unternehmen schütten tendenziell eher aus.

    Für die Pflege der Beziehungen zu den Aktionär*innen wie auch für den generellen Ruf des Unternehmens im Markt kann eine zverlässige Dividendenzahlung wichtig sein: über lange Zeit stabile, leicht steigende Dividenden hatten in Deutschland Tradition (Stichwort: Dividendenkontinuität) und Dividenden sind nach wie vor ein zentraler Zweck des Investments in Aktien. Unternehmen, die verlässlich jedes Jahr eine attraktive Dividende ausschütten, signalisieren Erfolg und Kontinität, sie werden auch “Dividendenaristokraten” genannt. Generell sind Ausschüttungsquoten zwischen 25 % und 75 % absolut üblich. Oft wollen Unternehmen auch die Dividendenrendite (oder die Dividende) stabil halten, damit die Aktionär*innen nicht abwandern, und gehen über 75 % oder auch über 100 % Auschüttungsquote hinaus. Mit der Signalwirkung der Dividenden kann und muss das Unternehmen arbeiten. Denn wie schon gesagt: der Aktienkurs spiegelt nicht die wirtschaftliche Realität des Unternehmens wider, sondern das Vertrauen und die Hoffnungen, die in das Unternehmen gesetzt werden.

    Für Aktionär*innen steigt die Attraktivität des Unternehmens in der Regel durch hohe Renditen und niedriges Risiko. Darauf wirken die operativen, investiven und finanzwirtschaftlichen Entscheidungen der Unternehmensleitung natürlich ein. Tendenziell bevorzugen Großaktionär*innen (die langfristig anlegen) eher die Thesaurierung von Gewinnen und Investitionen, Kleinaktionäre eher Dividendenzahlungen und eine konservative Unternehmenspolitik, je nach Vorgehensweise bei der Geldanlage aber auch eine kurzfristige Gewinnmaximierung um jeden Preis. Die Shareholderstruktur muss bei der Ausschüttungspolitik also unbedingt bedacht werden, also welcher Anteil der Aktionär*innen wachstumsorientiert, wertorientiert oder GARP-orientiert ist, Hedging betreibt und so weiter.

    Die Zahlung einer attraktiven Dividende signalisiert zunächst einmal Erfolg. Es ist aber auch möglich, dass nur die Signalwirkung genutzt werden soll, also Erfolg vorgetäuscht werden soll. Dieser Verdacht erhärtet sich, wenn Dividenden aus der Substanz gezahlt werden, also eine Ausschüttungsquote in Bezug auf den Gewinn von über 100 % vorliegt.

    Dann widerum kann es auch sein, dass ein Unternehmen keine attraktiven Investitionschancen sieht und daher eine hohe Dividende auszahlt. Mangel an Investitionsmöglichkeiten hat aber oft einen schlechten Beigeschmack und stellt langfristiges Wachstum in Frage. Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch nochmal der Free Cash Flow: je höher er ist, desto höher ist das interesse der Aktionär*innen, eine hohe Dividende ausgezahlt zu bekommen. So können sie selbst entscheiden, ob sie das Geld in innovativere Projekte (sprich: andere Aktien) stecken.

    Die übrigen Stakeholder bevorzugen meistens eine eher niedrige Ausschüttung, sie profitieren nicht von einer Gewinnmaximierung der Aktionär*innen und eher von Investitionen.

    Die Geschäftsführung des Unternehmens ist – neben der Vertretung der Unternehmensinteressen – auch auf einer persönlichen Ebene involviert und persönlich an Wohlstandsmaximierung, Arbeitsplatzsicherheit, Macht, Prestige etc. interessiert. Sie wird daher auch aus persönlichen Gründen häufig Interesse an Thesaurierung (Reinvestition) des Gewinns haben und befindet sich damit in einer Konfliktsituation zwischen Unternehmen und Kapitalgebern. Unter anderem aus diesem Grund sind Bonussysteme des Managements oft so gestaltet, dass dieser Interessenkonflikt reduziert wird, etwa durch Aktienpakete.

    Shareholder wie auch Unternehmen sind meist daran interessiert, die übrigen Stakeholder nicht vor den Kopf zu stoßen. Niemand braucht Skandale, besser dastehen als der Wettbewerb ist immer gut, zumal Aktienkurse ja an Angebot und Nachfrage gekoppelt sind. Agiert das Unternehmen allzu weit abseits des allgemeinen ethischen Verständnisses, droht möglicherweise Regulierung, das ist für Unternehmen höchst unerfreulich. Hier nähern sich also Unternehmen, Shareholder und Stakeholder Value an.

    In Bezug auf Dividendenzahlungen fragen sich die Kund*innen eines Unternehmens häufig, warum es jetzt sein muss, dass ein Unternehmen so hohe Gewinne einfährt, die es vermeintlich gar nicht braucht und an die Aktionär*innen verteilt, wenn doch stattdessen auch der Preis für das Produkt gesenkt werden könnte.

    Diese Überlegung ist dann sinnvoll, wenn wir das gesamte wirtschaftliche System in Frage stellen, das derzeit von Gewinn als Triebfeder des ökonomischen Handelns ausgeht, als Lohn für die Aufnahme von Risiken. Der überwiegende Teil unserer Gesellschaft strebt nach Selbstbestimmung, um eigene Ideen umsetzen zu können oder um die Ideen anderer nicht umsetzen zu müssen. Ein Weg, dies zu erreichen, ist Geld.

    Wir sind jetzt thematisch nicht mehr im dunklen Herzen des Kapitalismus, sondern im dunklen Herzen des Menschen und nähern uns philosophisch-soziologischen Fragen. Dabei erkennen wir, dass Aktionär*innen ihr Geld überwiegend nicht für die gute Sache geben, sondern für den Profit, um damit wiederum Selbstbestimmung zu erreichen. Zum Beispiel vorsorglich für das Alter. Wenn Sie eine private Altersvorsorge suchen, wird ein wichtiges Kriterium bei der Entscheidung sein, was pro Euro, den Sie einzahlen, am Ende dabei herauskommt.

    Wenn Sie also das derzeitige Wirtschaftssystem in Frage stellen möchten, haben Sie hier einen kurzen Überblick über einen kleinen Ausschnitt der Zusammenhänge, die Sie dabei berücksichtigen müssen, als Hintergrundwissen gefunden.

    Und wenn Sie sich für eine Aktiengesellschaft interessieren, beispielsweise, weil Sie sie blöd finden, dann: informieren Sie sich! Eine Fülle an Informationen – jedenfalls mehr, als Sie in einem halben Stündchen lesen können – steht Ihnen in der Regel online zur Verfügung. Sie finden das auf den Websites der Unternehmen unter den Punkten “Informationen zu Investoren” oder “Shareholder Relations”, dort sind ausführliche Berichte und die bestehen bei weitem nicht nur aus Tabellen mit Zahlen. Es finden sich darin Beschreibungen der Geschäftstätigkeit, Einschätzungen von Chancen und Risiken, Erklärungen, Pläne und das meist in gut verständlicher Sprache. Das hat natürlich einen Grund: Neben der Erfüllung der Reportingpflichten nutzen Unternehmen diese Berichte als Marketinginstrumente. Warum es wichtig ist, gute Beziehungen zu den Shareholdern und Stakeholdern zu pflegen, ist ja sicher im Vorangegangenen deutlich geworden. Also sind die Berichte des Unternehmens selbstverständlich durch die Vorstellungen des Unternehmens gefärbt, so wie meine Blogeinträge durch meine Vorstellungen gefärbt sind und jede Publikation durch die Vorstellungen ihrer Redaktion geprägt ist. Das ist ganz normal. Der Geschäftsbericht des Unternehmens ist also das eine Ende des Spektrums. Fangen Sie dann an, selbst zu denken und Informationen aus anderen Quellen zusammenzutragen, um sich ein differenziertes Gesamtbild zu machen.

    Als niedrigschwelligen Einstieg empfehle ich die Geschäftsberichte der "Zoologischer Garten Berlin AG", wegen der vielen spannenden Berichte über die Tiere.

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    Dienstag, 20. Juni 2023
    Das dunkle Herz des Kapitalismus - Teil IV

    Durch Herumreisen und eine Milliarde Grad wegen Sommer wurde ich kurz unterbrochen, aber jetzt geht es weiter. Heute mit Cum-Ex!

    Um das Spielfeld komplett aufzuspannen brauchen wir jetzt noch einen Überblick über die verschiedenen Interessengruppen in Bezug auf die Ausschüttung. Das sind:

    - Das Unternehmen (die Geschäftsleitung)
    - Die Aktionär*innen
    - Weitere “Stakeholder”

    Unternehmen
    Das Unternehmen wird vertreten durch die Unternehmensleitung, die nach einer sinnvollen operativen und strategischen Ausrichtung der Ausschüttungspolitik strebt. Sinnvoll operativ und strategisch heißt in diesem Fall: das Unternehmen soll stabil im Wettbewerb bestehen. Dazu sind verschiedene Maßnahmen notwendig und dafür wiederum sollen genug finanzielle Mittel zur Verfügung stehen.

    Aktionär*innen
    Die Aktionär*innen wollen mit der Aktie Geld verdienen, entweder über Kursgewinne (also teurer verkaufen als sie eingekauft haben, das geht aber natürlich immer nur einmal pro Kauf) oder kontinuierlich über Dividenden. Das Interesse ist meist Gewinnmaximierung. Sie vergleichen alternative Unternehmen und ihre Strategien und kommen zu einem Urteil, wo sie ihr Geld einsetzen möchten. Hinweise zur Beurteilung geben ihnen dabei die Kennzahlen, die wir oben angeschaut haben.

    Exkurs: Bin ich ein Schlaufuchs, wenn…
    Bin ich ein Schlaufuchs, wenn ich mir viel Geld leihe, davon einen Haufen Aktien, bei denen von einer Dividendenzahlung auszugehen ist, ganz kurz vor der Hauptversammlung kaufe, die Dividende einheimse und sie danach sofort wieder verkaufe?

    Nein, so funktioniert das in der Regel nicht und zwar aus folgendem Grund (Achtung, im Folgenden ist nur der Zeitablauf in Deutschland geschildert):

    Der Dividendenanspruch entsteht am Tag der Hauptversammlung – dieser Tag wird auch Cum-Tag genannt. An diesem Tag muss die Aktie spätestens im eigenen Depot landen, damit man berechtigt ist, eine Dividende zu erhalten.

    Auf der Hauptversammlung wird dann der Dividendenbeschluss gefasst und sofort am Banktag nach der Hauptversammlung ist der Ex-Tag. An diesem Tag wird die Aktie an der Börse “ex dividende” gehandelt, das wird durch ein “exD” oder “exDiv” hinter dem Kurswert gekennzeichnet.

    Und das bedeutet zwei Dinge: Zum einen wird vom Kurswert die Dividende abgezogen. Der Börsenkurs der Aktie fällt also am Ex-Tag (wenn man andere Marktfaktoren ausklammert) um die Höhe der Dividende. In einem Chart zur Kursentwicklung sieht man dann eine Lücke.

    Zweitens bedeutet es, dass diejenigen, die eine “exD”-Aktie kaufen, keinen Anspruch auf die aktuelle Dividendenzahlung haben (in späteren Zeiträumen dann natürlich schon). Ein Käufer hat also bei einer “exD”-Aktie zunächst einmal keine Dividende und kein Bezugsrecht, dafür aber einen niedrigeren Kurs beim Kauf der Aktie. Und ein Verkäufer hat eine Dividendenzahlung, muss aber dafür beim Verkauf der Aktie Kursabschläge hinnehmen.

    Am 2. Banktag nach der Hauptversammlung ist Record Date, an diesem Tag ermitteln die Banken die dividendenberechtigten Aktien. Und am 3. Banktag nach Hauptversammlung ist Pay Day. die Dividende wird ausgezahlt. Und was wir jetzt wissen: man wird an diesem Tag nicht plötzlich um die Dividendenrendite “reicher”, weil sich ja gleichzeitig der Wert der Aktie im Depot um den Dividendenbetrag verringert.

    Man kann also in der Theorie durchaus am Tag vor Cum einen Kredit aufnehmen, viele Aktien kaufen, hat sie rechtzeitig im Depot, bekommt am Pay Day die Dividende und verkauft die Aktien dann sofort wieder und zahlt den Kredit zurück. Schlaufuchsig ist das aber nicht unbedingt, denn a) wird man die Aktien zu einem (wie gesagt, andere Marktfaktoren ausgeklammert) um die Dividende verringerten Kurs verkaufen, hat also nichts eingenommen b) zahlt man auf den Kredit vermutlich Zinsen und c) zahlt man auf die Dividende Steuern – abgesehen vom Freibetrag natürlich. Und man kann die Verluste aus dem Aktienverkauf (der ja exD ist) verrechnen, nunja, Steuern sind nicht mein Fachgebiet aber alles in allem ist sprunghafter wahnsinniger Reichtum innerhalb von drei Bankarbeitstagen bei diesem Plan nicht zu erwarten.

    Lohnt es sich dann überhaupt, Aktien wegen der Dividende zu kaufen, wenn der Aktienkurs um den Dividendenbetrag sinkt, also ist das nicht ein Nullsummenspiel? In der Regel lohnt es sich, weil sich der Aktienkurs sich oft nach einer Dividendenzahlung mittelfristig gut erholt und oft auch überkompensiert, zum Beispiel aus psychologischen Gründen (die Aktie wirkt ja gerade viel billiger!) oder auch wegen der Signalwirkung der Dividendenzahlung.

    Exkurs Cum-Ex
    Die Begriffe Cum und Ex haben Sie sicherlich aus anderem Zusammenhang in Erinnerung, nämlich von den Cum-Ex-Geschäften. Und das ist tatsächlich gar kein ähnlicher Zusammenhang, sondern derselbe Zusammenhang wie oben beschrieben. Bei den Cum-Ex-Geschäften (und auch bei den Cum-Cum-Geschäften) geht es genau um diesen Zeitraum, den ich oben beschrieben habe, im Zusammenhang mit Short Selling (also: Leerverkäufen) und der mehrfachen Erstattung von Kapitalertragsteuer.

    Als Privatperson können Sie das (soweit ich weiß, ich bin aber keine Expertin in Steuerhinterziehung) nicht machen, als Unternehmen gibt oder gab es Wege. Die sind allerdings – das hat der Bundesgerichtshof im Juli 2021 bestätigt – illegal.

    Weitere Stakeholder
    Viele weitere Personengruppen haben direkte oder indirekte Interessen an dem Unternehmen. Nur Beispielhaft ein paar Gruppen und ihre Interessen:

    - Fremdkapitalgeber*innen: pünktliche Bedienung von Krediten
    - Mitarbeiter*innen: Erhalt von Arbeitsplätzen, Lohnerhöhungen
    - Lieferant*innen: Stabile oder steigende Einkäufe und Zahlungsfähigkeit
    - Kund*innen: Preisstabilität, Produktverfügbarkeit, Innovation, Nachhaltigkeit
    - Politik und Öffentlichkeit: Steuerzahlungen, Arbeitsplätze, Produktverfügbarkeit, ethische Standards/Umweltstandards

    So. Jetzt haben wir alles. Im fünften und letzten Teil, hoffentlich morgen, wenn nicht wieder eine Milliarde Grad sind, ziehen wir das nochmal zusammen.

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    Sonntag, 18. Juni 2023
    18. Juni 2023

    Bekanntlich verweigere ich bei Temperaturen ab 30 Grad so gut wie alles, meist auch das Bloggen. Ich habe hier noch die Geschichte vom Herzen des Kapitalismus fertig zu erzählen und habe das Gefühl, ich muss mich beeilen, bevor die 30 Grad sich einnisten. Immerhin, es ist Mitte Juni, In 2,5 Monaten ist das Schlimmste vorbei. Bis dahin habe ich sehr schlechte Laune und habe vor, sie mit allen, die mir begegnen, zu teilen.

    Meine Vorgehensweise scheint mir dieses Jahr aber recht clever. In den letzten Jahren hatte ich mir das ganze Jahr über gleichmäßig Sachen vorgenommen, auch im Sommer und im Sommer hat natürlich nichts Spaß gemacht, noch nicht einmal freie Tage, an denen ich nur im Sessel vegetieren und Hitze veratmen konnte. Dieses Jahr habe ich mir für die Zeit von Juni bis August so gut wie nichts vorgenommen, auf das ich mich freue und das dementsprechend von Hitze kaputtgemacht werden könnte. Gut, ich habe eine Karaokeverabredung aber da ist Klimaanlage. Ich gehe einmal eine Therme aber darauf freue ich mich nicht. Und ich fahre eine Woche in den Urlaub aber in den Norden und mit Bademöglichkeit am Haus. Urlaub zu Hause, um es einfach schön zu haben, werde ich erst im Herbst oder Winter machen.

    Die ersten 5 Monate des Jahres habe ich gut ausgenutzt. Sagen wir die ersten vier, im Januar ging es mir noch ziemlich schlecht. Ich war elf Mal bei Papa N. in Düsseldorf, dreimal zu einer Fortbildung in Kassel, einmal bei den Schwiegereltern in Hannover, ich war beim Fußball in Darmstadt, bei einem Konzert in der alten Oper, hatte selbst ein Chorkonzert, war am Meer in Zeeland, mit M. in Paris, sogar in Flonheim war ich, beruflich in London und im waldbrandapokalyptischen New York und heute war ich im Badesee! Dazwischen war ich jeweils an zwei bis drei Abenden pro Woche lokal verabredet. Es blieb einiges andere liegen zwischendrin und wenn ich es mir so aufschreibe, verstehe ich nun auch, warum.

    Jetzt halte ich drei, naja, zweieinhalb Monate die Füße still, danach ist der Kalender wieder voll. Relativ still. Sagen wir: im Rahmen meiner Möglichkeiten still.

    Es geht hier also bald weiter. Wenn mir nicht zu warm ist.


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