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    Freitag, 3. März 2023
    3.3.2023

    Heute, halten Sie sich fest, war ich nach langem mal wieder in einem Offline-Ladengeschäft einkaufen und ja, es ist wieder etwas vorgefallen. Ich hatte einen Großeinkauf im Einkaufswagen. Nicht, dass das notwendig gewesen wäre. Ich sehe schon, ich muss weiter ausholen, damit alles nachvollziehbar wirkt. Wird. Nicht wirkt. Es wird alles ganz klar und logisch sein.

    Ich stand morgens früh auf, denn ich musste um 10 Uhr mit Herrn N zu einem Termin aufbrechen, bei dem er für eine Roboterhand vermessen wird, gleichzeitig brauchte ich aber am frühen Nachmittag Arbeitsergebnisse unter Beteiligung von anderen, so dass es unabdingbar war, diesen anderen meine Anforderungen vor 10 Uhr zuzuschicken. Deshalb saß ich ab 6:30 Uhr am Rechner, den ich auch wohlweislich am Vorabend schon angelassen hatte, damit er alle eventuellen Updates über Nacht zieht und nicht morgens zwischen 6:30 und 10 Uhr.

    Es ist völlig redundant, hier hinzuschreiben, was geschah, ich überlasse es Ihrer eigenen Erfahrung mit solchen Situationen, sich das auszumalen. Um ca. halb 10 sagte ich zu unserem Helpdesk in New York (also war es nicht deren halb 10) etwas in der Art von "und wenn das nicht in spätestens 5 Minuten funktioniert komme ich noch diese Nacht zu Besuch" und dann wurden irgendwie alle Updates wieder von meinem Laptop abgesaugt und ich konnte arbeiten. Bis 10 jedenfalls, dann musste ich ja los. Ich hatte nicht gefrühstückt, keinen Kaffee gehabt und war schon auf 360 und in dem Zustand, in dem ich mir nicht mehr ganz sicher war, wie man dieses neue Autoscooterauto startet.

    Beim Roboterarmtermin bekam ich dann Kaffee, schwarz und stark und gut. Vielleicht trank ich ein Tässchen zu viel. Erst nach verlassen des Parkplatzes fiel mir auf, dass ich mit dem linken statt mit dem rechten Fuß fuhr und dass es mit dem rechten viel einfacher geht - also ist dieses Thema mit meinem Körper und dem Autoscooterauto jetzt wohl ein für alle Mal geklärt. Herr N. musste dann noch dringend woanders hin, so dass noch ein Umweg zu fahren war, es war mittlerweile 13 Uhr und ich brauchte noch eine Packung Kekse für den Chor am Abend, also fuhr ich den großen Supermarkt an. Und kaufte halt völlig unterzuckert und überdreht einen Einkaufswagen voll mit Zeug und mit dem Stand ich dann an der Kasse, Waren für 143 Euro, wie sich später herausstellen sollte, und dann kam eine Frau in meinem Alter oder vielleicht etwas älter, wobei ich mich selbst oft für jünger halte als andere, obwohl ich es gar nicht bin, geht ihnen das auch so? Diese Frau hatte nur zwei Packungen frisch geschälte Ananas, also sagte ich, sie könne ruhig vorgehen.

    "Ich wusste es schon, als ich Sie von weitem gesehen habe, da habe ich es schon geahnt: Sie sind ein Engel!", sagte die Frau. Ich lächelte unverbindlich.

    Die Kassenschlange schritt voran, wir landeten bei der Quengelware für Erwachsene (kleine Schnapsfläschchen udn Zigaretten) und die Frau sagte: "Wenn ich da den Baileys so sehe - wissen Sie noch, früher in den 80ern, da haben wir den doch getrunken, auf Partys, ich war ewig nicht mehr auf einer Party, ich habe ewig nichts mehr getrunken. Ich finde, eigentlich könnten wir beide uns jetzt so ein Fläschchen Baileys kaufen und Eis besorgen und das gemeinsam trinken und dann essen wir meine Ananas dazu!"

    Ich überlegte kurz. Betrachtete, wie mein Tag bislang gelaufen war und wie er voraussichtlich weitergehen würde. Und dann sagte ich "Ja, gerne!".

    Die Frau erstarrte, sagte irgendwas mit "doch leider keine Zeit", so verlor auch ich umgehend das Interesse an ihr und machte ein paar Wordfeud-Spielzüge, dann sagte sie noch "Wissen Sie, das wäre schon schön gewesen, ich habe mir schon ausgemalt, wie wir Freundinnen werden!" Worauf ich sagte "Und das hätte auch passieren können, aber dann war es gleich vorbei, als Sie mit Ihrem Vorschlag nicht durchgezogen haben. Ich habe Anforderungen an meine Freundschaften und Verbindlichkeit ist dabei das Minimum!" Daraufhin lief die Frau ohne ihr Wechselgeld davon.

    "Ich weiß wirklich nicht, was mit den Leuten ist", sage ich eine halbe Stunde später, während ich darauf wartete, dass das gerade verzehrte Stück Kuchen und die drei weißen Mäuse in meinem Blut ankamen, damit ich ohne Händezittern weiterarbeiten konnte. "Warum sagt sie das denn, wenn sie das gar nicht will?" - "Sie wollte Kontakt und hat halt irgendeinen Scheiß geredet und ist auf den einzigen Menschen in der Stadt gestoßen, der zu dem Scheiß Ja sagt!", antwortete Cucinacasalinga.

    ***

    Die tägliche unverbindliche Contentvorschlagliste fragt nach meiner Lärmtoleranz. Kommt drauf an - darauf, ob ich in dem Lärm irgendwas hören muss oder will. Wenn Ich nichts hören will, kann ich Lärm komplett ausblenden, ist mir völlig egal, ich höre dann aber auch einfach gar nichts mehr, ich begebe mich sozusagen akustisch an einem anderen Ort, an einen Ort der Stille.

    Wenn ich aber irgendwas hören soll oder will strengt mich Lärm drumherum sehr an. Hintergrundgeräusche stören mich fast nie, meistens finde ich sie gut, aber wenn während Gespräche andere Geräusche ähnlich laut sind (Musik oder gleichzeitig stattfindende andere Gespräche) kann ich das nur mit viel Anstrengung auseinanderhalten.

    ***

    Jetzt noch eine Richtigstellung: ich schrieb gestern, die Italienischlernidee seit aus dem Lockdown mit Ausgangssperre entstanden. Das stimmt nicht, kommt auch zeitlich schon nicht hin, da wir ja 2021 angefangen haben. Cucinacasalinga hat mich erinnert: die Idee entstand aus dem Frust, als die Impfungen mit Astrazeneca gestoppt wurden, so dass wir da dachten, jetzt bleiben wir WIRKLICH alle bis an unser Lebensende zu Hause hocken. Da sagte Cucinacasalinga, dass sie irgendwas machen will und ich fragte "was denn?" und sie sagte "vielleicht Italienisch lernen" und dann habe ich erst die Probestunde gebucht.

    Donnerstag, 2. März 2023
    2.3.2023

    Bekanntlich höre ich auf dem Appell-Ohr extrem schlecht, in gewisser Weise denke ich aber, nach meinem Krakeelen um die Contentvorschlagsliste in den letzten Tagen wäre es ein netter Zug, auch zumindest ein paar der Themenvorschläge aufzugreifen.

    Die Frage des Tages ist "Warum lernen Sie Italienisch?"

    Zuallererst: in meinem Kopf funktioniert das so herum nicht. Der Default, das Normale, ist Dinge zu tun, wenn sich die Möglichkeit bietet. Für mich braucht es selten einen Grund, etwas zu tun. Es braucht Gründe, etwas zu lassen, FOMO könnte eigentlich auch "Novemberregensyndrom" heißen. Es kostet mich mental nullkommanichts, irgendwo mitzumachen. Um irgendwas abzusagen muss ich mir bewusst einen Ruck geben und frage mich in ruhigen Momenten, von denen ich ja zum Glück so gut wie keine habe, dann noch lange danach, was wohl gewesen wäre, wenn ich xy doch einfach auch noch gemacht hätte.

    Mit Italienisch war es so: es war ja Pandemie, also Lockdown, naja, also der Anfang der Pandemie, wo man nicht so genau wusste, für wie viele Jahre man jetzt nach 22 Uhr nicht mehr aus dem Haus gehen und sich nicht mit mehr als zwei Haushalten gleichzeitig treffen darf. Lesen Sie jetzt den Absatz oben drüber nochmal und überlegen Sie, wie nervös mich das wohl gemacht hat.

    Ich hatte mich in dieser Zeit mit Cucinacasalinga zum virtuellen Büro zusammengefunden und es ist ja nicht so, dass ich in dieser Zeit nichts zu tun gehabt hätte, tatsächlich habe mich fast totgearbeitet, aber ich wollte ja auch noch was SCHÖNES machen und allen meinen Hobbies (Kampfsport, Karaoke, Kor (scnr)) konnte ich für wer weiß wie lange nicht nachgehen.

    Cucinacasalinga erwähnte beiläufig, sie könnte gern ungehemmter Englisch sprechen, ich antwortete, ich könnte gern fließender Französisch sprechen und stellte eine Art Lerntandem in den Raum, Cucinacasalinga fand ihr Französisch dafür nicht ausreichend und hatte auch irgendwie gar nicht so viel Lust auf Englisch, wie es dann weiter ging weiß ich nicht mehr, ich glaube, sie sagte einfach, sie hätte Lust, Italienisch zu lernen und dann geschah das oben beschriebene Novemberregensyndrom und wenige Sekunden und Mausklicks später hatte ich eine Probestunde mit einer Privatlehrerin vereinbart. Hätte sie gesagt "Die Sprache der Orks" wären wir jetzt eben Niveau B1 in "Sprache der Orks" aber sie sagte halt "Italienisch". Dass es privat sein muss war von vorneherein klar, ich kann in diesem Leben an keiner Sprachlerngruppe mehr teilnehmen. Und dabei blieb es dann, seitdem haben wir 1x pro Woche eine Italienischstunde online, also jetzt seit knapp 2 Jahren, exakt seit dem 24.3.2021.

    Mittwoch, 1. März 2023
    1.3.2023

    Neuerdings fällt mir manchmal auf, dass M. sich für eine so zierliche Person erstaunlich geräuschvoll fortbewegt. Es ist kein Trampeln aber ein sehr fester Schritt. Meine Gedanken gehen zu den Nachbarn in der Wohnung unter uns, ich fühle aber einen deutlichen Widerstand in mir, meiner 18-jährigen Tochter zu sagen, sie solle leiser auftreten. Ich habe das Gefühl, sie wird in den nächsten Jahren gar nicht laut genug sein können.

    Die Änderungen an der Täglichen unverbindlichen Contentvorschlagliste habe ich zur Kenntnis genommen, inklusive dem Wink mit dem Zaunpfahl, jemand hat nämlich einfach die nicht bearbeiteten Einträge aus Januar in den März kopiert. Ich sage bewusst "kopiert", sie sind im Januar nämlich nicht gelöscht, das ist schlampig, ich habe das korrigiert. Vielen Dank.

    Für heute wird gefragt, wie ich am allerbesten schlafe und das verrate ich Ihnen auch später, zuerst führe ich aber aus, warum ich heute den Schlaf der Gerechten schlafen werde - ich habe den Tag nämlich mit drei Senior*innen verbracht, einmal mit Papa N., auf der 90er-Hälfte der "Mitte 80" unterwegs, stark gehbehindert, mit seinem Freund, Anfang 80 und mit einer beginnenden Demenz und - ungeplant - der Nachbarin, in Papa Ns Alter und altersangemessen fragil. Heute ist nämlich Mama Ns Geburtstag und bei uns ist es so, dass man halt Geburtstag feiert mit Essen gehen und Kaffee und Kuchen, auch wenn man tot ist, aus der Nummer kommt man nicht raus. Also körperlich natürlich schon, nicht dass nun Missverständnisse entstehen, so Leute sind wir nicht, wir hatten keinen Körper dabei aber wir hatten sie in Gedanken dabei.

    Als erstes war ein Besuch auf dem Friedhof geplant, den Papa N. verweigern wollte weil "da ist sie nicht". Generell natürlich korrekt, er ließ sich aber noch umstimmen, denn immerhin war aber schon ein Auto organisiert und Blumen gekauft und verabredet, dass sein Freund mitkam. Der tauchte aber nicht auf und ein Anruf auf dem Handy ergab, dass er bereits auf dem Friedhof war, weil er nämlich jeden Tag zum Friedhof geht. Dort hätten wir natürlich mit ihm zusammentreffen können, er wollte aber unbedingt herumlaufen, so dass er die 3 km zu Papa N. lief, während wir selbigem die Treppe herunterhalfen und dann mit mir gemeinsam wieder 3 km zum Friedhof zurücklief, weil wir nicht alle zusammen mit Papa Ns Rollstuhl ins Auto passten.

    Am Friedhof angekommen besuchten wir Mama N., den Mann der Nachbarin, die Frau des Freundes und zu unser aller Verblüffung sagte der Freund von Papa N anschließend: "Jetzt gehen wir noch zu meinem Grab!" Wir gingen ihm also alle gespannt bis angespannt hinterher und tatsächlich führte er uns zu einem Grab, auf dessen Grabstein sein Vor- und Nachname standen (die halt nicht allzu selten sind), aber natürlich mit einem anderen Geburtsjahr und auch mit einem Sterbejahr. Das hatte er irgendwann einmal bei seinen Streifzügen entdeckt und besucht es seitdem auch täglich, "weil es sich doch irgendwie so gehört". Ich vermute, dass es eigentlich keine Konvention gibt, das Grab von Namensvettern regelmäßig aufzusuchen, aber andererseits, warum auch nicht, es waren jedenfalls keine Angehörigen da, die wir gestört hätten.

    Anschließend gingen wir in einem Brauhaus Mittagessen, mit Bier natürlich, was dazu führte, dass Papa N. ständig bis zur Tür der Behindertentoilette begleitet werden musste und es gleichzeitig notwendig war, ein Augenmerk auf seinen Freund zu haben, der nach jedem Klogang vergessen hatte, wo wir saßen und sich zur Ausgangstür wandte, um nach Hause zu gehen. Zweimal haben wir ihn im letzten Moment noch erwischt.

    Beim Essen besprachen wir auch den Ablauf für Freitag. Die gemeinsame Freundin I. ist nun nämlich leider doch gestorben, die Beisetzung ist am Freitag und meine Schwester wird die beiden Herren dort hinfahren. Dazu ist es natürlich notwendig, den Freund irgendwo anzutreffen, er sollte also am Freitagmorgen zu Hause bleiben, bis er um 9 Uhr abgeholt wird. Wo er doch üblicherweise gleich nach dem Aufstehen das Haus verlässt und den ganzen Tag herumläuft. "Das vergesse ich!", sagte er, und bat, ihm einen Zettel zu schreiben. Das tat ich, er bewunderte, wie ordentlich alles aufgeschrieben war, steckte den Zettel ein und hatte ihn wenige Minuten später schon wieder vergessen. Wiederfinden konnte er ihn auch nicht mehr. Ich schrieb einen weiteren Zettel, den er wieder ausführlich bewunderte, dann in die Hemdtasche steckte, eine halbe Stunde später war der Zettel dort aber auch nicht mehr. Weitere zwei Zettel verschwanden wie bei Hütchenspielertricks, absolut verblüffend! Insgesamt wurden fünf Zettel geschrieben, sicherheitshalber wird es morgen und Freitag sehr früh noch Anrufe geben.

    Kaffee und Kuchen war für zu Hause geplant, vorher musste aber die Aufgabe bewältigt werden, Papa N. wieder in den 3. Stock zu helfen. Ungefähr auf der Hälfte gab es von unten großes Gerumpel und einen Schrei, dann Stille - ich sicherte Papa N. auf einem Treppenabsatz, der Freund und meine Schwester liefen wieder nach unten und dort lag die Nachbarin, die von woanders nach Hause gekommen war, im Eingangsbereich, denn sie war gestürzt. "Nur" auf die Knie, es schien alles okay, sicherheitshalber nahmen wir sie aber mit zum Kuchenessen, um den Zustand noch ein bisschen beobachten zu können.

    Beim Kuchenessen verglichen die drei Herrschaften Alter und Krankheiten und wer der verstorbenen Ehepartner am Ältesten geworden war. "Wann hatte denn Mama N. nochmal Geburtstag?", frage der Freund meines Vaters und Papa N. antwortete: "Im März!"

    "AM 1. MÄRZ UND DAS IST HEUTE UND DESHALB SIND WIR ALLE HIER UND ESSEN KUCHEN!" sagte ich, möglicherweise etwas nachdrücklich. Ach so, ach ja, das ist ja toll. Meine Güte.

    ***

    Ich habe keine sonderliche Präferenz beim Schlafen, wobei ich ein Bett schon eine ziemlich gute Sache finde. Da kann ich mich aber drauflegen, wie ich bin, und schlafe ein, ob mit oder ohne Kissen, Decke etc. ist dafür erst einmal egal, das wird alles erst im Laufe der Nacht relevant. Wenn ich länger schlafe, habe ich gerne eine Decke (im Sommer eine dünne Decke), ich möchte das Fenster geöffnet habe und ich kann nicht gut im ganz Dunklen schlafen, dann beginne ich sehr häufig, schlafzuwandeln (vermutlich, weil ich mich nicht orientieren kann). Damit meine ich nicht, das Licht eingeschaltet sein soll aber ich lasse keine Jalousien herunter oder sowas. Ich teile generell keine Decke, ich teile ungern die Matratze und ich bevorzuge Schlafen ohne Körperkontakt, dass jemand im selben Raum oder von mir aus auch im selben Bett schläft finde ich aber gut, weil mich die Geräusche beruhigen. Ich schlafe generell lieber bei Geräuschen als bei Stille, gehe deshalb gern als erste schlafen, wenn alle anderen noch Dinge in der Wohnung tun. Katzen im Bett finde ich gemütlich, Kuscheltiere verwende ich nicht, höchstens als Kopfkissenersatz, ich schlafe meist auf dem Bauch und daher ohne Kopfkissen aber manchmal liege ich auch auf der Seite und lege dann gern die Hand auf irgenwas ab. Auf einem kleinen Kissen oder von mir aus auf einer Katze oder einem Stofftier. Große Kissen stören mich. Lieblingsbettwäsche habe ich nicht, finde aber Bettwäsche schlimm, die sich elektrostatisch auflädt und wenn ich mir Bettwäsche in einem Laden aussuchen sollte wäre sie hell und hätte kein kleinteiliges oder schnörkeliges Muster.

    Dienstag, 28. Februar 2023
    28.2.2023

    Meine Güte. Da habe ich mich heute erinnert, dass ich ja diese tägliche unverbindlichen Contentvorschlagsliste habe und dann dann steht da für Ende Februar und den März überhaupt nix drin. Sie machen es mir echt nicht leicht.

    Ich habe derzeit recht entspannte Tage. Vielleicht genau deshalb kann ich nachts nicht mehr richtig schlafen. Bekannt ich bin ich die Schlafkönigin, noch bevor der Titel eines Hörbuches vollständig vorgelesen ist, bin ich eingeschlafen und wache nach einem für mich selbst völlig unbestimmbaren Zeitraum, den ich im Nachhinein nur anhand der Uhr ermitteln und mich darauf verlassen kann, vom Weckerklingeln wieder auf. Dazwischen ist nichts. Also üblicherweise. Seit etwa einer Woche wache ich hingegen immer wieder anlasslos auf. Drehe mich um, ordne die Kissen, gucke kurz verblüfft vor mich hin, schlafe wieder ein. Vielleicht ist das so, wenn man nicht absolut totmüde ist. Vielleicht ist es dann auch gar nicht mehr notwendig, 9 Stunden für den Nachtschlaf einzuplanen? Ich werde das beobachten. Tagsüber bin ich jedenfalls nicht müde.

    Meine Tage, als Arbeitstage, sind entspannt, weil ich einen sehr umfangreichen Bereich abgegeben habe. Einen Bereich den ich selbst komplett aufgebaut habe, über Jahre hinweg, und so sagen alle "aber wie können Sie das abgeben, das ist doch Ihr Baby!!" und ich sage "ja, und jetzt ist es volljährig, Halleluja!". Schon jetzt aber ich gar nicht mehr eine völlig unüberschaubare Menge an Dingen zu tun, von denen ich jeden Morgen nur kurz die Allerdringlichsten highlighte und vor allem Weiteren die Augen verschließe. Ich kann jetzt neben den wirklich Allerdinglichsten Dingen täglich auch noch ein paar Dinge tun, die erst am nächsten oder übernächsten Tag Feuer fangen werden, was am nächsten oder übernächsten Tag dazu führt, so entspannt habe ich seit vor Corona nicht gearbeitet. Ich habe schon überlegt, ob ich nebenbei ein Fernstudium machen sollte. Das ist leider kein Scherz, ich habe keine Erfahrung in Entspannung. Und im April gebe ich einen weiteren sehr umfangreichen Bereich ab, den ich nur vorübergehend übernommen und durchorganisiert hatte. Wenn der auch weg ist, hossa! Dann habe ich wirklich Zeit, meine Aufmerksamkeit auf Neues zu richten! Oder mir selbst Blogthemen ausdenken, sogar auch das, aber wie gesagt erst ab April, füllen Sie also bitte noch diese verdammte Liste.

    Sonntag, 26. Februar 2023
    26.2.23

    Das Wochenende habe ich damit verbracht, zu Hause wieder eine für mich angenehme Situation herzustellen.

    Sauber ist es zum Glück ja immer, Dank sei der Putzfrau. Es ist aber möglich, trotz Sauberkeit das Gefühl zu haben, im Chaos zu versinken. Ich hatte seit etwa Anfang November keine Zeit mehr, mich zu kümmern, weil es Mama N. nicht gut ging und ich sehr viel Zeit mit Reisen und die übrige Zeit mir Sorgen verbracht habe. So hatte ich keinen Nerv, mir zu überlegen, was in welcher Reihenfolge getan werden muss oder welche Dinge am besten wohin gehören und welche anderen Dinge dafür nicht. Erstaunlich viel Zeug geht ja in so einen Haushalt ein und aus, eher mehr ein als aus, das ist die Wurzel des Problems - ich denke zum Beispiel daran, Lebensmittel einzukaufen, weil das oft ganz unmittelbar wichtig ist, ich denke aber weniger daran, hinten in den Schränken gelagerte Lebensmittel hervorzuholen um sie rechtzeitig zu verbrauchen, weil das eben nicht unmittelbar wichtig ist. Oder ich denke daran, für meine Geburtstagsfeier Getränke zu bestellen, da gibt es einen klaren Termin und eine klare Erwartungshaltung - das Leergut steht aber halt jetzt noch auf dem Balkon, der Leidensdruck ist dahingehend im Februar gering.

    Immerhin war ich dieses Mal klug: ich habe alles, was in den Haushalt einging, zwar nicht richtig verräumt aber den richtigen Räumen zugeordnet. Badezimmerzeug dem Bad, Kleidung dem Schlafzimmer, Papierkram dem Gästezimmer/Büro, leere Kartonagen im Flur, alles rund ums Essen der Küche und das Wohnzimmer blieb von allem verschont, irgendwo muss ich ja entspannt im Sessel sitzen können, ohne dass Dinge mich auffordern, mich mit ihnen zu befassen.

    Die Erfahrung lehrte mich, dass man gut mal 3 Monate lang alles liegen lassen kann aber danach guckt man besser mal, sonst kann es unangenehm werden. Es war nun also an der Zeit und ich bin dieses Wochenende den gesamten Papierkram durchgegangen, habe zwar nicht alles erledigt (so lange ist ein Wochenende dann doch nicht) aber alles, das dringend geworden war und für den Rest habe ich jetzt einen guten Überblick. Um Rücksendungen von Bestellungen habe ich mich auch gekümmert, alles noch rechtzeitig und die Lebensmittelvorräte sind einmal grob durchsortiert. Das ist sehr beruhigend, vielleicht kann ich jetzt auch wieder besser schlafen, das probiere ich heute Nacht gleich aus.

    Als nächstes sind Schränke von innen fällig. Wie gesagt, ich habe die Dinge in den richtigen Räumen untergebracht aber sie sind noch eher in so einer Art Auffanglager hinter irgendeiner Schranktür, haben noch nicht ihre endgültige Bleibe gefunden. Und wie das mit solchen Auffanglagern nun einmal so ist, sind sie überfüllt und schlecht organisiert, was eben auch an der Überfüllung liegt.

    Das Schöne am Aufräumen ist aber nicht nur das gute Gefühl hinterher, auch zwischendrin gab es ganz Wunderbares. Ich habe zum Beispiel meine vermissten Kopfhörer wiedergefunden und mich erst sehr gefreut, dann gesehen, dass sie kaputt sind, das war nicht so schön aber gefreut hatte ich mich ja trotzdem zwischendrin. Ich habe auch Karten und Briefe, die ich vor ein paar Wochen bekommen habe, wiedergefunden und wurde zwar sofort sehr traurig, habe ich mich aber auch wieder sehr darüber gefreut und fühlte mich gut aufgehoben. Ich bin sowieso momentan in einer hormonellen Phase, in der es mich fast zu Tränen rührt, dass die Katze rosa Fußballen hat, der Kater hingegen schwarze. Das ist aber auch enorm niedlich, oder etwa nicht?

    Auch gefunden habe ich meine gesammelten Gutscheine. Schon seit langem möchte ich ja nicht Dingliches mehr geschenkt bekommen, jedenfalls nichts, das sich nicht verbraucht. Deshalb bekomme ich häufig Gutscheine und wegen Pandemie hat sich enorm viel angesammelt, ich habe es schon getröötet aber liste es hier nochmal auf, einfach weil es mich so freut:
    - Teilnahme an einem Escape-the-City Abenteuer
    - Museumsführung (3 Museen zur Auswahl)
    - Privatführung durch das Liebighaus
    - Kaffee und Kuchen und betreutes Lebensmittelshopping in einem italienischen Spezialitätenladen
    - Frühstück mit anschließendem Wellnesstag
    - eine Motorbootfahrt
    - ein Krimidinner
    - ein Abendessen im Steakhaus
    - das "schlechteste Event aller Zeiten"
    - drei Gutscheine für "Eat the world", also kann ich entweder 3x hingehen oder 2 Personen mitnehmen
    - eine gemeinsame Wochenendreise (die haben Schanuf und ich uns gegenseitig geschenkt, wir planen sie also gemeinsam)
    - eine Überraschungswochenendreise

    Für die beiden kleinen Reisen und das Krimidinner gibt es jetzt sogar schon Termine, allerdings noch in gewisser Ferne (1x Frühsommer, 2x Herbst), was aber sehr gut ist, ich kann in der nächsten Zeit nicht allzu oft wegfahren, weil ich zum einen ja noch die Auffanglager mit Zeugs in geordnete Verhältnisse überführen muss und zum anderen viel schlafen muss und drittens eigentlich nichts dringender brauche als ganz normalen ereignislosen Alltag.

    Donnerstag, 23. Februar 2023
    23.2.23

    Die letzten drei Tage habe ich ja von zu Hause gearbeitet wegen Dingen und das Haus auch wegen Dingen überhaupt nicht verlassen, glaube ich, jedenfalls kann ich mich nicht daran erinnern. Irgendwann muss ich aber wohl doch weggewesen sein, GLS konnte mich nämlich bei einer Paketlieferung nicht antreffen. Oder es liegt daran, dass die nicht geklingelt haben, möglicherweise ist GLS noch in einer Zeit verhaftet, in der man immer die Haustür offenstehen hat oder auf dem Haus vor einem Bänkchen sitzt, so ist das bei mir nicht, bei mir muss man klingeln, wenn man mich zu Hause antreffen will, genau deshalb konditioniere ich mich ja positiv auf die Klingel. Jedenfalls war mir nach diesen drei Tagen zu Hause prompt heute Morgen so, als hätte ich das Laufen verlernt, die Beine fühlten sich ganz merkwürdig an, als seien Sie 1-2 cm zu lang. Geschlafen hatte ich schlecht, mit wilden Träumen von schiefgegangenen Beerdigungen und schlecht beleuchten Seniorenheimen und dergleichen.

    Morgens Telefonat mit Papa N. Gestern hatte er mir am Telefon berichtet, eine sehr langjährige Freundin, I., sei gestorben, ihr Mann hatte ihn benachrichtigt, konnte nicht so genau erklären, was passiert war aber Papa N. wolle jedenfalls zur Beerdigung nach Bochum und W, sein Freund, wolle mit, er wüsste aber noch nicht, wann die Beerdigung sei. Am Abend telefonierte ich mit meiner Schwester, um auszuklüngeln, wer an welchen Tagen einen stark gehbehinderten und einen fortgeschritten dementen Senior in ein Auto packen und zur Beerdigung begleiten könnte und an welchen Tagen diese Beerdigung besser mal wirklich nicht wäre, alles höchst kompliziert.

    Als ich heute Papa N. anrief, war alles irgendwie ein Missverständnis und I. nicht verstorben, allerdings sehr krank. Nennen Sie mich unflexibel, ich freue mich natürlich, dass I noch lebt. Sehr durcheinander gebracht hat mich das schon, ich bin eine große Freundin des Ansatzes, nicht zu weit vorauszudenken und offenen Blickes zu bleiben, aber "ist gestorben" war für mich ein Signal für gewisse Verbindlichkeit. Alle Termine aus dem Kalender wieder ausradiert, einen Schnaps auf I., möge sie noch ein langes und glückliches Leben haben.

    Den Arbeitstag über dezent genervt gewesen, weil mir ständig Personen berichteten, was ihnen an einem Gespräch mit anderen Personen nicht gefallen hat. Keine Ahnung, was das mich angeht, ich sagte jeder einzelnen, das müsse sie der anderen beteiligten Person sagen, nicht mir. Das wollten sie alle nicht, das brächte nur Streit. "Auseinandersetzung", sage ich, und nur Auseinandersetzung führt in persönlichen Beziehungen zu irgendwas, natürlich nicht zwingend zum erhofften Ergebnis. Wenn man das nicht möchte, kann man alles so lassen, wie es ist, das ist auch völlig okay.

    Auf dem Heimweg kaufte ich vier Brote. Wir sind keine Brotfamilie, eher eine Haferflocken- und Müslifamilie, aber das Brotfach im Eisschrank war seit gestern aufgegessen, nach einem guten halben Jahr. Ich wollte es wieder auffüllen, dazu kaufe ich Brot, lasse es schneiden und friere die Scheiben ein, man kann das dann bei Bedarf einfach rausnehmen um im Toaster auftauen, das ist sehr praktisch, wenn man immer nur kleine Mengen braucht. Ich kaufte vier unterschiedliche Brote, eins mit Sonnenblumenkernen, eins mit Hafer, eins mit Karotte und eins, das ich nicht kannte, es nennt sich "Brotzeitbrot". Karotte und Brotzeitbrot waren vom Vortag und um 50 % reduziert.

    "Das ist aber nicht in Ordnung, dass Sie gleich vier Brote kaufen", sagte ein Mann hinter mir, "die anderen wollen auch noch was!". "Schauen Sie mal, es ist 19 Uhr und die Regale liegen noch voll und diese beiden Brote hier sind die gestern schon nicht losgeworden", antwortete ich. "Trotzdem!", sagte der Mann. Offensichtlich bekloppt, ich ging mit meinen Broten weg.

    Der nächste Stopp war bei der Augenbrauenzupffrau. Ich gehe morgen zum Frisör, die grauenhaft langen Haare abschneiden, vorher müssen die Augenbrauen gemacht sein, denn sonst will der Friseur das machen und der kann das nicht gut. Während die eine Zupffrau zupfte, ging die andere nach hinten und begann plötzlich bitterlich zu weinen. "Wollen Sie da mal nachschauen gehen, ich kann warten", fragte ich und die Zupffrau antwortete, es sei nicht so wichtig, die Mutter der Kollegin sei nur sehr krank. Ich erzählte, dass meine Mutter auch sehr krank war und kürzlich gestorben ist, wurde dann auch sehr traurig, die Zupffrau murmelte etwas in einer Sprache, die ich nicht verstehe, es kam "subhanallah" dabei vor und es klang echt angestrengt, sie holte die weinende Kollegin nach vorne und drückte uns Tee und Mercischokolade in die Hand.

    Jetzt zu Hause suche ich seit über eine Stunde meine Italienisch-Übungsgrammatik. In den letzten Tagen hat irgendwas im Kopf "klick" gemacht und Italienisch ergibt plötzlich Sinn, wird intuitiv, nach fast zwei Jahren, endlich. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, schnell die gesamte Grammatik zu erlernen, dann sprechen wir bald fließend. Cucinacasalinga stimmte mir zu, dass wir jetzt jeden Tag in der Mittagspause ein Kapitel durchgehen, ich glaube, das Buch hat 100 Kapitel oder so, also ca. 4 Monate dann sitzt das. Ich bin gespannt, ob dieser Plan aufgeht.

    Montag, 20. Februar 2023
    Die Türklingel

    Herr Buddenbohm war die Tage offline Kleidung kaufen - ich selbst bin gerade mit online Kleidungskauf befasst. Ich werde im Juni an einigen aufeinanderfolgenden Tagen sehr wichtige berufliche Termine haben, am letzten Tag gibt es dann noch eine festliche Abendveranstaltung. Dazu brauche ich neue Kleidung, also 2 Bürooutfits und eins für den Abend, sei müssen koffertauglich und für den Juni geeignet sein und ich muss mich darin absolut wohl fühlen.

    Ich habe ziemlich genaue Vorstellungen davon, worin ich mich wohl fühle und wie ich das Wohlfühlen gut mit gelassener Eleganz kombinieren kann. "Kombinieren" ist hier aber das Stichwort, ich habe diverse Kleidungsstücke bestellt, die sich hoffentlich wechselseitig aufwerten aber das muss ich natürlich ausprobieren und nun stresst mich der asynchrone Versand - es kommt nicht alles auf einmal, ich muss aber natürlich alles gleichzeitig da haben, um die Kombinationen testen zu können. Wie macht man sowas beim Offline-Kauf? Als ich noch offline eingekauft habe, trug ich ausschließlich Jeans und T-Shirt, ich habe also wirklich keine Ahnung. Nimmt man die Teile zum Kombinieren mit in den Laden und probiert dort alles zusammen an oder trägt man hoffentlich passende Stücke aus dem Laden nach Hause und - wenn es doch nicht passt - am nächsten Tag wieder zurück?

    Nachteil beim Online-Kauf ist, wie auch Herr Buddenbohm erwähnt, dass es ständig an der Tür klingeln wird. Ich versuche, mich in den nächsten Tagen im Kopf umzuprogrammieren und das Türklingeln freudig zu begrüßen. Mir werden ja schöne Dinge gebracht, das ist Grund für Frohsinn, es klingelt, wie schön, wie gut ich es habe! In den letzten 60 Minuten hat es übrigens ungefähr 12 Mal an der Tür geklingelt, ja, nach 21 Uhr, es kamen Freund*innen von M, etwa nach dem dritten Klingeln war ich kurz davor, durch die Wohnung zu brüllen "das sind jetzt genug Leute hier!!" wobei korrekter gewesen wäre "das sind jetzt genug Leute, die geklingelt haben", denn wie viele in der Küche sitzen ist mir annähernd egal. Wäre mir das mit der Umprogrammierung früher eingefallen, hätte ich heute Abend schön üben können. Chance vertan.

    Freitag, 17. Februar 2023
    Ein Update

    Häufig wache ich morgens auf mit dem Gefühl, dass etwas Schlimmes passieren wird, dann fällt mir ein, dass bereits etwas Schlimmes passiert ist, es kann natürlich jederzeit wieder etwas Schlimmes passieren, die Summe der Möglichkeiten nimmt über die Zeit allerdings ab, die Wahrscheinlichkeit steigt jedoch, mein Kopf beginnt Berechnungen anzustellen, ich stehe lieber schnell auf.

    Manchmal wache ich auch morgens auf und erinnere mich, dass etwas Schlimmes passiert ist und stelle fest, dass es sich dennoch ganz gut lebt und dann stehe ich auch schnell auf.

    Seit 3 Wochen gehe ich wieder zum Chor und nehme wieder Gesangsstunden, nicht einen Tag in diesen drei Wochen hatte ich eine normale, voll funktionsfähige Stimme. Ich habe die dritte leichte Erkältung in Folge, so gut wie jede Person, der ich davon berichte, sagt mir, das sei, weil ja wegen der Masken unser Immunsystem nicht mehr so trainiert ist. Ganz kluge Personen, ganz zugewandte Personen sagen es mir, in allen möglichen Sprachen und mündlich und schriftlich und es ist mir zu langweilig geworden, zu widersprechen, ich kann nicht dasselbe immer und immer wieder sagen.

    Zwischendurch hatte ich durch verkrampfte Schulerhaltung ja noch den verklemmten Kopfnerv, dann bin ich auf der Straße ausgerutschte und hatte - selbstdiagnostiziert aber mit viel Verletzungserfahrung selbstdiagnostiziert - eine Wadenzerrung, durch das Humpeln begann der Ischias im anderen Bein zu zicken. Da hat keiner gesagt, das käme davon, dass wir in den letzten Jahren zu wenig auf der Straße herumgelaufen sind und unsere Muskeln nicht ausreichend trainiert sind. Ist vermutlich zu unbequem, das zu denken, es hätte aber einen gewissen Unterhaltungswert gehabt, statt dessen haben mir schon drei Personen gesagt, möglicherweise müsse ich mich daran gewöhnen, so langsam, dass der Körper nicht mehr komplett schmerzfrei funktioniert. Sehr ununterhaltsam, ich sollte den Kontakt zu diesen Personen abbrechen. Werde natürlich das Gegenteil beweisen, es sind noch nichtmals die Schürfwunden komplett verheilt, wieso sollte innen vor außen alles heile sein - aber verdammt nochmal wieso brauchen denn ein paar Schürfwunden mehr als 2 Wochen zum Heilen??

    Ich bin viel unterwegs, unglaublich viel, so viel, dass ich ab und zu von zu Hause arbeite, nur um mal zu Hause zu sein. "Du machst Homeoffice", sagt Cucinacasalinga. "Du trittst nach", sage ich. "Wann hast du Zeit kurz zu telefonieren", fragt Violinista und ich sage "kurz 2-3 Minuten jetzt", sie fragt, ob ich "in 2-3 Minuten" meine aber ich meine "jetzt und für 2, maximal 3 Minuten".

    Ich glaube, ich bin für andere gerade anstrengend. Ich bin für mich auch anstrengend, ich bin nicht auf meinem gewohnten Energielevel, was nicht heißen soll, dass ich objektiv zu wenig Energie habe, es ist nur nicht MEIN gewohntes Level. Und bevor dann etwas hinten runter fällt, das ich will, fällt lieber etwas hinten runter, das andere wollen.

    Die Arbeit hat sich, als ich kurz nicht hingeschaut habe, sehr verändert. Vielleicht ist es auch so, dass ich sie verändert und es nicht bemerkt habe. Ich habe Personen eingestellt, denen ich zwei große Bereiche, um die ich mich zuvor gekümmert habe, übergeben habe. Dadurch habe ich viel mehr Zeit. Etwa gleichzeitig, aber unzusammenhängend - glaube ich, möglicherweise habe ich auch hier etwas übersehen - habe ich ein komplett neues Spielfeld bekommen, in dem ich mich zurechtfinden muss. Die Spielregeln sind mir noch unklar, gut möglich, dass es gar keine gibt. Und gut möglich, dass ich irgendwann über den Spielfeldrand falle, aber dieser Tag ist nicht heute. Und auch nicht morgen.

    Morgen ist sowieso auch Wochenende, ich fahre zur Geburtstagsfeier der Schwiegermutter und abgesehen, dass ich dazu generell keine Lust habe, habe ich auch noch einmal speziell keine Lust, weil ich gerade ein Thema mit Müttern habe. Ich würde nicht so weit gehen, zu sagen, dass andere Leute keine Mütter haben sollen, das wäre ja gemein, aber ich möchte mich nicht mit anderen Müttern befassen.

    Was mich auch sehr stört, neben anderen Müttern, sind meine Haare. Die sind enorm gewachsen, so dass sie jetzt einen kurzen Bob ergeben und das ist eine Frisur, die ich viele Jahre getragen habe und davon ausging, ich könnte sie dann jetzt einfach nochmal weiter viele Jahre tragen. Leider geht das aber nicht, die ganzen Haare nerven mich unglaublich. Auch wie das passiert ist, weiß ich nicht, ich dachte, ich wäre eine absolute Bob-Person und alles andere nur Intermezzi aber ich bin keine Bob-Person mehr, zumindest derzeit nicht, vielleicht irgendwann anders mal wieder.

    Heute bin ich in diesem Jahr zum ersten Mal mit dem Rad zur Arbeit gefahren. Ich wollte zur S-Bahn fahren, es war so angenehm, ich fuhr einfach weiter. Unterwegs kam mir - auch wegen meines lädierten Körpers - kurz der Gedanke, ob es irgendwie im Rahmen des Möglichen läge, dass ich den Weg gar nicht schaffe. Ich beschloss, dass nicht, und fuhr weiter. Ich hatte Recht.

    Sonntag, 5. Februar 2023
    5.2.23 - WmdedgT 2/2023

    Alles zu WmdedgT und die Links zu den anderen Beiträgen sind wie immer bei Frau Brüllen zu finden.

    Ich wachte heute Morgen ohne Kopfschmerzen auf. Das ist besonders, weil ich nämlich die letzten 2 Wochen jeden Morgen mit Kopfschmerzen aufgewacht bin, allerdings nicht mit Schmerzen im Kopf sondern mit Schmerzen am Kopf. Schwer zu beschreiben, so immer mal ein kurzes Ziepen in der Kopfhaut, wobei Ziepen ein Euphemismus ist, der Schmerz ging schon in Richtung Musikantenknochen gestoßen aber eben immer nur kurz und äußerlich - auch beim Drüberbürsten und Haarewaschen tat es weh, eine Beule bestand aber nicht. Also irgendwie so ein beleidigter Nerv, entweder durch Kälte oder durch Verspannung oder durch beides, ich hatte in gewisser Weise Verständnis, ich bin seit Wochen körperlich wie geistig enorm verspannt und hatte zusätzlich eine Bronchitis, eine Impfung, eine Blutspende mit völlig unplanmäßig zwei Tage danach weiterem Blutverlust durch Periode, da kann man als Körper schonmal beleidigt sein. So richtig an irgendwas festmachen konnte ich den Schmerz nicht, er trat generell nie auf, wenn ich den Kopf hängen ließ, aber dazu neige ich nicht. Er reagierte ab und an auf Ibuprofen, weniger oft auf Paracetamol, trat bei körperlicher Bewegung eher nicht auf, im Liegen allerdings auch selten, hauptsächlich eigentlich im Sitzen. Umso erstaunter war ich, als ich gestern Abend bei Freundin Schanuf am Esstisch saß und später auf dem Sofa und nach einer halben Flasche Sekt völlig schmerzfrei war. Gegen 2 Uhr morgens ging ich angetrunken schlafen und wachte auf, kein Kopfschmerz, innerlich wie äußerlich nicht. Damit hatte ich nicht gerechnet. Fand es aber gut.

    Ich wachte übrigens vom Wecker auf, um 8, um 9:38 ging nämlich der Zug nach Düsseldorf, um Papa N. zu besuchen. M kam mit, die Zugfahrt war entspannt und pünktlich und als wir ankamen, hatte Papa N. schon das Gemüse für das Essen vorgeschnitten - ich hatte angekündigt, ihm eines seiner Lieblingsgerichte zu kochen und so musste ich die Sachen nur noch in die Pfanne werfen. Es ist einfach, Papa N. zu bekochen aber gleichzeitig schwierig, das so zu tun, dass es auch anderen schmeckt - Gewürze, die über Pfeffer, Salz, Paprika, Muskat, Gemüsebrühe hinausgehen lehnt er nämlich ab. Heute gelang es und als Nachspeise war schon Fruchtquark vorbereitet und für den Nachmittag stand Zupfkuchen bereit.

    Während Papa N. sich nach dem Essen zum Mittagsschläfchen hinlegte, sichtete ich die Post und und M. machte Hausaufgaben. Eigentlich hatte ich geplant, einen kleinen Ausflug zu forcieren, vielleicht mit Abstecher zum Friedhof, aber mir wurde glaubhaft versichert, das Wetter sei für alte Knochen absolut ungeeignet. 1 Grad und Nieselregen, so ganz falsch erschien mir das nicht. Wir blieben also zu Hause, es kamen diverse Anrufe und bei jedem Telefonklingeln (laut! schrill!) bekam ich einen Riesenschreck, man ist sowas ja nicht gewohnt, gut, bei mir ruft ständig anlasslos Frau Herzbruch an, aber mein Telefon brummt dann behäbig und schrillt nicht los wie ein Feueralarm. Am Nachmittag kam noch P zu Besuch und es gab Kaffee und Zupfkuchen, später räumte ich den Badezimmerschrank auf und nahm ein paar Dinge mit, die Papa N. nicht verwendet und um 18 Uhr ging es per Zug zurück. Wieder ohne irgendwelche Zwischenfälle, ich las die gesamt Fahrt über (Claire North: Notes of the burning age).

    Im Zug fror ich sehr und der Kopfschmerz kam nochmal (in verminderter Form) zurück, jetzt im Sessel mit Heizdecke im Rücken ist aber alles wieder okay.

    Sonntag, 15. Januar 2023
    15.1.23

    Heute wird gefragt, wie schwer ich mich mit ernsten Menschen tue.

    Ich bin verblüfft. Wieso sollte sich irgendjemand oder auch ich mit ernsten Menschen schwer tun? Was ist das Gegenteil von ernst? Albern? Wenn ja, dann glaube ich, wenn überhaupt dann tue ich mich zeitweise mit albernen Menschen schwer. Aber auch nicht grundsätzlich, das kommt natürlich auf die Situation an. Aber wenn ich auswählen sollte, ob ich mich lieber lange mit einer Person unterhalte, die immer ernst ist oder mit einer, die immer albern ist, dann würde ich glaube ich die ernste Person bevorzugen.

    Vielleicht sind Sie jetzt auch verblüfft, es ist ja kein Geheimnis, dass ich eine große Freundin des Amüsements bin. Es gibt bei Spaß aber verschiedene Ebenen, es gibt die Witze, die sehr schnell und flach und oft auch wiederverwertbar und allgemein verfügbar daherkommen. Es gibt aber auch die Späße, die tiefer gehen, und die funktionieren ohne eine gewisse Ernsthaftigkeit gar nicht - da muss man erstmal genau hinschauen und wahrnehmen und sich einlassen und dann ein Gespür dafür entwickeln, wie weit es gehen kann und sich hervorwagen und dann einen kleinen Tanz genau auf der Grenze machen, das sind die Sprüche, die man eben nicht bei Hinz und Kunz und so weiter machen kann sondern die genau zwischen zwei Personen funktionieren, die sich dabei in die Augen schauen. Dazu braucht es Ernsthaftigkeit.

    Wenn alles oberflächlich oder unwichtig erscheint, weggelacht werden kann, dann gibt es auch keine Resonanz. Ganz generell brauche ich diese Resonanz in meinem Beziehungen zu anderen Menschen. Wenn Begegnungen und Gespräche an der Oberfläche bleiben langweile ich mich schnell und sehr. Gespräche funktionieren für mich nicht, wenn nicht alle Beteiligten irgendwas reingeben, etwas von sich, nichts beliebig Austauschbares. Gehen Sie davon aus, dass ich selbst ein eher ernster Mensch bin - ich versichere Ihnen, dass ich so gut wie alles, das ich sage, komplett ernst meine. Die Wahrheit kommt nur manchmal in einer befremdlichen Komik daher.

    (Weitere unverbindliche Contentvorschläge sind wie immer hier abzugeben.)

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