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    Freitag, 27. August 2021
    27082021

    Heute entdeckte ich in meinem Büro-Kalender, dass in der nächsten Woche zwei Personen für eine (kleine) Veranstaltung angemeldet sind. Natürlich eine Veranstaltung mit Corona-Sicherheitskonzept, das muss man dazu sagen, obwohl man das eigentlich nicht dazu sagen sollen müsste.

    Ich befand, es sei meine Aufgabe, beide Personen anzusprechen und zu fragen, ob es okay für sie ist, an dieser Veranstaltung teilzunehmen - also nicht inhaltlich, das ist gesetzt, aber pandemisch.

    Person 1 war unglücklich mit dem Gedanken an die Veranstaltung, hatte aber nicht absagen wollen, weil sie sei ja nun einmal angemeldet. Nach unserem Telefonat wurde die Teilnahme storniert.

    Person 2 verstand meine Frage erst nicht, lachte dann darüber, fand alles höchst unproblematisch und freute sich auf die Teilnahme.

    Es gibt hier keine Pointe. Es gibt hier nur wieder die Erkenntnis, dass es komplett unmöglich ist, in Bezug auf diese Pandemie irgendeine Art von Konsens zu finden.

    Freitag, 27. August 2021
    26082021

    "Es ist erschütternd..." begann ich heute mehrfach einen Satz, musste aber immer wieder lachend abbrechen, weil Frau Violinista mir erst nicht richtig zuhörte und dann wohl die Wortwahl bemerkenswert-befremdlich fand und dann mussten wir schon wieder lachen. Sowieso hatte sie mich vorher auch schon ausgelacht, sie sagte zwar, sie habe nicht über mich gelacht sondern über etwas, das sie im Handy las; dass sie aber etwas im Handy las und darüber lachte, während ich ihr etwas vorsang, ergibt keine bessere Situation, so dass es gar nicht mehr darauf ankam, ob sie mich tatsächlich auslachte oder nicht. Außerdem ist es völlig okay, sich ab und an gegenseitig auszulachen, gerade wenn es angebracht ist, und das war es, der Gesang war nämlich scheiße. So, jetzt sind wir beim Thema.

    Es ist erschütternd, wie sehr ich meine Stimmung in meiner Stimme höre, also wie sehr ich kleine Instabilitäten der Gemütslage in großen Instabilitäten in der Stimmkontrolle umsetze.

    Einerseits ist es ganz logisch, allein schon wenn man etwas verkrampfte Schultern hat atmet man nicht mehr wie sonst und Singen ist ja nichts anderes als Luft, die auf eine bestimmte Weise durch bestimmte Wege geschickt wird. Andererseits, naja, ich wusste es einfach nicht.

    Kleidung habe ich üblicherweise im Griff, allgemeine Organisation ist so verinnerlicht, dass sie mich über ein paar Unebenheiten hingweg trägt, Haltung und Mimik kann ich für eine gewisse Zeit locker spielen und dass mir die gewählten Worte versiegen kam, glaube ich, in meinem Leben überhaupt erst einmal vor. Aber Singen: nichts zu machen. Ich höre dabei, dass ich nicht so ganz in mir ruhe wie sonst, bevor es mir überhaupt anderweitig bewusst wird.

    Mittwoch, 25. August 2021
    25082021

    Das ist schon sehr zum Lachen - ich schrieb es gestern alles genau auf und begriff es trotzdem nicht: wenn sich die Struktur des Tages vor meinen Augen auflöst, ist es natürlich ein nahender Migräneanfall. Also, unter anderem. Ob die Migräne kommt, weil die Struktur des Tages sich auflöst, oder die Struktur sich auflöst wegen Migräne, kann ich nicht beurteilen, schon gar nicht heute.

    Ansonsten ist mein Kopf ist voll mit Sorgen, die mich aber gar nicht betreffen, ich bin nur in der Perspektive der Beobachterin. Und deshalb ist es auch nicht meine Geschichte und ich kann sie nicht erzählen.

    Der Abend hat mich dafür nicht in den Sessel ausgespuckt, sondern ich habe mich völlig selbstständig auf den Balkon bewegt und vorher noch die Schuhe ausgezogen!

    Mittwoch, 25. August 2021
    24082021

    Zapp - wieder ein Tag rum.

    Ich verstehe es noch nicht so ganz. Ich wache morgens auf, alles super, wandele gut gelaunt durch die Wohnung und lasse mir durch den Kopf gehen, was ich am Tag alles machen will und was alles zwischendrin und was alles danach, ich dusche, setze mich mit einem Tee auf den Balkon und erfreue mich an den Gedanken auf den Tag, esse Tomaten direkt vom Strauch, kraule den Kater und stehe dann auf - und dann verliert sich die Spur.

    Als nächstes, gefühlt, sitze ich abends im Sessel, es ist dunkel, die Füße werden langsam kühl, ich könnte gut schlafen gehen. Vom Tag erinnere ich nur ein paar Fetzen, ich war unterwegs, ich war im Büro, ich war unterwegs, ich war zu Hause und habe wohl noch was gegessen und wohl auch noch die Katze gebürstet. Aber was war mit dem Rest, in den Minuten dazwischen, wo ich doch so viel machen wollte? Was habe ich da getan? Möglicherweise einfach reglos im Raum verharrt, während um mich herum alles weiterging oder möglicherweise standen wir alle einfach längere Zeit still, wie angehalten, die Zeit lief weiter nur wir nicht? Oder bin ich nicht stehengeblieben sondern habe mich nur einfach ganz langsam wie in Zeitlupe weiter durch den Tag bewegt? Es erscheint mir unwahrscheinlich, vor allem, weil ich mich erinnere, zweimal gegen die neu eingebaute Vereinzelungsanlage (sprich: automatische Tür) vor der Tiefgarage gerannt zu sein, weil sie sich nicht im mir angemessenen Tempo öffnete. Andererseits, gerade eben war es noch hell und jetzt ist Nacht.

    Irgendwo muss er doch geblieben sein, dieser halbe Tag aus den kleinen Minuten zwischendrin. Irgendwie muss ich ihn wiederfinden, irgendwie herbeiführen, dass ich nicht mehr im Tag herumgeschleudert werde wie in einer wilden Wasserrutsche, die mich am Ende wieder im Sessel ausspuckt.

    Hm, hm, hm, hm, hm.

    Dienstag, 24. August 2021
    23082021

    Achja, wie die Zeit vergeht. Vor ein paar Wochen habe ich an mir festgestellt, dass es mir zwar gut geht, dass es mir Spaß macht, wieder mehr zu unternehmen, mehr auszugehen, Urlaub zu machen, dass der Alltag gut läuft, dass ich mich fit und gesund fühle - aber wie unglaublich dünn der Energiepuffer noch ist. Alles heruntergerockt in den ersten 12 Pandemiemonaten, dann mühsam wieder aufgepuffert, aber es reicht einfach noch nicht für Sperenzchen. Sozusagen.

    Mein "Trick" ist es ja immer, Energieverschwendung an unnötigen Stellen zu vermeiden (daher immer schnell entscheiden und dann durchziehen, nie hadern, immer möglichst klar sein, Aufmerksamkeit nicht ausfransen lassen) um dann ganz enorm viel für das zu haben, was mir wichtig ist. Aber jetzt reicht das, was ich dadurch gewinne, gerade für einen guten Alltag und eben diesen minimalen Puffer.

    Der Lack ist sehr dünn. Heute mehrfach vor Anstrengung ins Schwitzen geraten bei dem Bemühen, nicht vor Ärger verbal zu eskalieren - immerhin erfolgreich! Auf dem Supermarktparkplatz (sehr groß!) zu Fuß die Orientierung verloren und das Auto nicht wiedergefunden, denn nach einer sehr kurzen Nacht, einem sehr wütenden und vollen Arbeitstag und mal wieder Essen vergessen noch Einkaufen gehen kann man machen, zählt aber unter Sperenzchen - immerhin dann aber doch zurückgefunden! Und zuletzt im eigenen Auto das Handy verloren, ich konnte es darin orten aber partout nicht wiederfinden. Trotz Auto wieder aus der Garage fahren und einmal komplett ausräumen, völlig verstellter Blick. M kam dann dazu, öffnete die Tür, warf einen Blick und hatte es. Immerhin!

    Ich muss noch Geduld mit mir haben.

    Dienstag, 10. August 2021
    Schullektüre

    Herr Rau fragt, an welche Schullektüre wir uns erinnern.

    Ich habe immer gern gelesen, auch Schullektüre, das Gespräch darüber fand ich dann meist entbehrlich aber den übrigen Unterricht ja sowieso auch, insofern egal. Ich hatte ab der 5. Klasse einen Deutschlehrer, bei dem einfach immer gelesen wurde. Auch, wenn es ein ganz anderes Thema gab, wurde nebenher gelesen, wohl auch Lektüre, die eigentlich für höhere Jahrgänge vorgesehen war, ich erinnere mich dunkel, dass es dazu mal einen Elternabend gab, auf dem das thematisiert wurde. Der Lehrer war kurz vor der Rente und ich glaube, er hatte halt einfach nur noch Lust, Bücher zu lesen. Jedenfalls kann ich mich an nichts anderes erinnern - er saß vorne auf der Kante des Lehrerpults, irgendwer las irgendwas vor, er stellte Zwischenfragen zum Verständnis oder erklärte Hintergründe, zeigte Fotos, Landkarten, kurze Filme, Auszüge aus Theateraufführungen, er sprach immer unglaublich leise und wenn jemand störte, also so laut war, dass man den Lehrer nicht mehr hören konnte, warf er mit dem Schlüssel (auch das wurde mal auf einem Elternabend thematisiert). Es wurde auch immer viel deklamiert, den Monolog des Stauffachers zum Naturrecht (aus Wilhelm Tell) kann ich heute noch auswendig.

    Als ich in der 7. Klasse war, wurde er pensioniert, dann hatte ich einen Deutschlehrer, der auch immer etwas lesen ließ, er sagte aber weniger dazu, weil er häufig etwas angetrunken war und einschlief, dafür begann er aber auch häufig kleine Demonstrationen durch die Schule oder stimmte die Internationale an oder beides. Ich bin Abijahrgang 92, ein Großteil meiner Lehrer*innen waren '68er, so kam das vermutlich.

    Später hatte ich dann einen Deutschlehrer, der auch Philosophielehrer war und einen Philosophielehrer, der auch Deutschlehrer war (es handelte sich um zwei verschiedene Personen).

    An die Lektüre in den Sprachunterrichten habe ich weniger genaue Erinnerung, vielleicht, weil ich das alles nicht so gut verstanden habe.

    Jedenfalls, ich erinnere mich an die folgenden Bücher und wie sie mir gefielen:

    Storm: Pole Poppenspäler (keine genaue Erinnerung außer, dass ich es doof fand)
    Storm: Der Schimmelreiter (fand ich gut)
    Keller: Romeo und Julia auf dem Dorfe (fand ich doof)
    Goethe: Faust I (fand ich super)
    Goethe: Faust II (fand ich doof)
    Goethe: Der Götz von Berlichingen (fand ich mittel)
    Schiller: Don Carlos (hat mich nachhaltig beeindruckt)
    Schiller: Nathan der Weise (fand ich doof)
    Brecht: Das Leben des Galilei (hat mich nachhaltig beeindruckt)
    Kafka: Die Verwandlung (fand ich super)
    Mann: Der Tod in Venedig (fand ich super)
    Frisch: Homo Faber (fand ich super)
    Hesse: Narziss und Goldmund (gefiel mir gut)
    Russell: Educating Rita (nur wenig Erinnerung)
    Shakespeare: Romeo and Juliet (fand ich okay)
    Dickens: Oliver Twist (fand ich doof)
    Huxley: Brave New World (fand ich doof)
    Orwell: Animal Farm (fand ich extrem doof)
    Orwell: 1984 (fand ich etwas doof)
    Keller: Kleider machen Leute (fand ich doof)
    Molière: Der eingebildete Kranke (fand ich okay)
    Molière: Der Geizige (fand ich okay)
    Heine: Deutschland, ein Wintermärchen (hat mich nachhaltig beeindruckt)
    Schiller: Wilhelm Tell (gefiel mir gut)
    Hoffmann: Das Fräulein von Scuderi (erinnere mich nur, dass ich es doof fand)
    Brecht: Der gute Mensch von Sezuan (fand ich doof)
    Grass: Die Blechtrommel (fand ich ok)
    Grass: Die Rättin (fand ich gut)
    Jiménez: Platero y yo (fand ich doof)
    Allende: La casa de los espiritús (fand ich ok)
    Garcia Marquez: El amor en los tiempos del cólera (fand ich ok)
    Tolstoi: Herr und Knecht (auf Russisch) (fand ich doof)
    Macchiavelli: Der Fürst (hat mich nachhaltig beeindruckt)
    Wittgenstein: Tractatus Logico-Philosophicus (hat mich nachhaltig beeindruckt)
    Seneca: De Vita Beata (fand ich gut)

    Freitag, 6. August 2021
    WmdedgT 8/2021

    (Alles über WmdedgT wie immer bei Frau Brüllen.)

    Ich: Welcher Monat ist denn? Juli oder?
    Joriste: Ja.

    Erster Arbeitstag nach dem Urlaub, damit ist ja schon so gut wie alles gesagt. Keinerlei Vorkommnisse am Morgen, ich hatte aber auch gut vorgesorgt und mir zu Beginn des Urlaubs eine Stofftasche mit Firmenlogo an die Garderobe gehängt, in der alle wichtigen Dinge und ein Zettel mit dem Computerpasswort waren. Das vergesse ich nämlich manchmal schon übers Wochenende, was, so habe ich heute überlegt, möglicherweise an meiner Überzeugung liegt, sich immer voll in die jeweilige Situation zu werfen. Wenn Wochenende ist, werfe ich mich ins Wochenende und da kann so ein Passwort mal einfach aus dem Kopf fliegen.

    Über die Arbeit ist nur eins zu berichten: ich war längere Zeit im Keller. Dort gab es ja am letzten Wochenende einen Wasserrohrbruch, Frischwasser immerhin, aber die Hauptzuflussleitung, dementsprechend umfangreich. Ich besichtigte die Schäden, zusammen mit einem Kollegen, den ich bei der Gelegenheit auch nach seinem Befinden befragte. Der Aufenthalt im Keller dauerte dann länger, denn das Befinden des Kollegen war auch umfangreich. Unter anderem beklagte er, alle außer ihm seien völlig verrückt geworden in der Pandemie. Diesem Glauben hänge ich ja auch an, nur dass ich glaube, alle außer mir sind völlig verrückt geworden, nicht alle außer dem Kollegen. Ich frage ihn also, ob ich seiner Meinung nach auch verrückt geworden wäre. Er druckste etwas herum und sagte schließlich: "Anders. Du lachst viel mehr, aber du bist viel böser dabei."

    Das erschütterte in gewisser Weise mein Selbstbild, wenn man böse ist, sollte man unbedingt gut dabei aussehen, finde ich, also fragte ich anschließend @cucinacasalinga - weil sie die erste Person ist, die ich intrapandemisch neu getroffen habe - ob ich bei unserem Treffen gepflegt aussah. Nicht, dass ich mich da auch total verschätze! Sie fand mich aber gepflegt. Ich war - ganz ehrlich - erleichtert.

    Am Ende es Arbeitstages traf ich vor dem Büro @joriste und fuhren gemeinsam Bahn - nein, vorher blieben wir noch fast im Aufzug zur Tiefgarage stecken, konnten ihn dann aber nicht mit Gewalt sondern mit Geduld doch dazu bewegen, die Tür wieder zu öffnen - um dann mit @violinista einen Karaoke-Abend zu verleben. Das war alles ganz wunderbar, es gab noch gewisse logistische Tücken, aufgrund derer wir gegen 23 Uhr nochmal zum Büro zurückkehrten und ich nochmal in die Tiefgarage fuhr. Ich erinnerte die beiden Damen an den eventuell defekten Aufzug, sollte ich nicht zurückkehren, mögen sie Maßnahmen ergreifen. Es ging aber alles gut.

    Zurück zu Hause wurden Betten für die Gäste gebaut und nun sitzen wir noch am Küchentisch, es ist gleich 1 Uhr, die Zeit von diesem Eintrag ist getrickst, mein Auge tränt wie Sau und ich müsste gleich schlafen aber es ist alles so nett und müde bin ich morgen sowieso, wie müde ich dann genau bin, ist ja egal.

    Dienstag, 6. Juli 2021
    05072021 - WmdedgT 7/2021

    Alles zu WmdedgT bei Frau Brüllen.

    Mein Tag glich heute einem Point&Click-Adventure.

    Ich wachte im Gästebett meiner Schwester auf. Das hatte seine Ordnung, hier war ich auch am Vorabend eingeschlafen, nachdem ich von zu Hause eine Tasche mit Übernachtungsmaterial, einen leeren Contigo-Kaffeebecher (voll von zu Hause mitgenommen, bei Ankunft leer) und einen Laptop sowie aus der Wohnung meiner Eltern zwei Krankenkassenkarten, einen Schlüssel und eine Tupperdose mit Bolognesesoße dorthin verbracht hatte. Die Bolognese wurde eingefroren.

    Nach dem Aufstehen kleidete ich mich unter Verwendung des Übernachtungsmaterials an und steckte alles, was übrig blieb (Pyjama, Kleidung vom Vortag) in eine Tüte. Diese ließ ich im Flur stehen. Ich nahm Schlüssel und Krankenkassenkarten, verließ die Wohnung, schloss die Tür ab und ging zur Hausärztin meiner Eltern. Dort ließ ich die Krankenkassenkarten einlesen und bekam 3 Überweisungen und 2 Rezepte. Mit den 2 Rezepten ging ich zur Apotheke und tauschte sie in 2 Medikamente um.

    Dann ging ich in die Wohnung meiner Eltern. Dort nahm ich eine Tasche mit zwei Masken, einer Flasche Wasser, eine Transportberechtigung und meine Mutter und zwei 5-Euro-Scheine, wir setzten die Masken auf und wir fuhren zu einer weiteren Arztpraxis. In dieser Arztpraxis ließ ich wieder zwei Krankenkassenkarten einlesen und gab zwei Überweisungen ab, während meine Mutter untersucht wurde, zeigte ich die Transportberechtigung vor und erhielt dafür einen Transportschein, diesen gab ich nach der Untersuchung dem Fahrer, der uns wieder zurückbrachte, genauso wie einen der 5-Euro-Scheine und den zweiten gab ich dem Beifahrer.

    Zurück in der Wohnung meiner Eltern setzten wir die Masken ab und warfen sie weg, ich steckte die Krankenkassenkarten in zwei Geldbörsen und die Transportberechtigung in einen Ordner, nahm von Papa N. einen Kuchen und einen 20-Euro-Schein entgegen und ging dann wieder in die Wohnung meiner Schwester, die ich mit dem Schlüssel aufschloss. Auf dem Esstisch stand der Kaffeebecher gefüllt mit heißem Kaffee. Ich nahm ihn und legte statt dessen die beiden Medikamente und die verbliebene Überweisung dort hin. Ich teilte den Kuchen in zwei ungefähr gleich große Teile und stellte den möglicherweise etwas kleineren Teil ebenfalls auf den Esstisch.

    Dann setzte ich mich an den Laptop und verfasste einen kurzen Übergabe-was-ist-wo-was-ist-zu-tun-Text und verschickte ihn.

    Dann nahm ich den Laptop, den verbleibenden möglicherweise etwas größeren Teil des Kuchens, den Kaffeebecher, das Übernachtungsmaterial und die Bolognese (aus dem Eisfach), schloss die Tür wieder ab und trug alles ins Auto.

    Ich fuhr 4 Stunden (bzw. 2 Stunden fuhr ich und 2 Stunden stand ich), währenddessen trank ich den Kaffee und das Wasser.

    Zu Hause angekommen erwärmte ich die Bolognese und wir aßen sie auf. Den leeren Kaffeebecher stellte ich in die Spülmaschine, das Übernachtungsmaterial räumte ich weg. Den 20-Euro-Schein gab ich Mademoiselle, dann nahm ich ihn ihr wieder weg, weil sie über mein Paypal-Konto ein Spiel kaufen wollte, dann gab ich ihn ihr wieder zurück, weil sie am Mittwoch einen Schulausflug macht, der 20 Euro kostet. Den Schlüssel liegt in der Kiste mit all den anderen Wohnungsschlüsseln anderer Leute (wir haben eine kleine Sammlung wegen Dingen wie Blumengießen, Kinder reinlassen, Zweitschlüssel-für-den-Vergessensfall etc.)

    Jetzt schreibe ich diesen Text am Laptop und esse dabei den Kuchen.

    Sonntag, 4. Juli 2021
    03072021

    Die Tage werden wieder voller, das ist ganz wunderbar. Gemeinsam Frühstücken, Chorproben, Karaoke, Übernachtungsbesuche, Verabredung zum Grillen, Treffen auf einen Kaffee, nächste Woche Kino und am Wochenende Treffen mit einer Freundin, um das Theaterabo abzuschließen und jeden Tag bin ich mittags schon doppelt so viel herumgelaufen wie an einem gesamten Tag zu Hause.

    Das ist wunderbar. Mal sehen, wie lange es geht.

    Samstag, 3. Juli 2021
    02072021

    Irgenwann heute Nacht - wann es war konnte ich nicht gut herausfinden, warum wissen Sie gleich - wachte ich auf, es war noch ganz dunkel (also vor 5 Uhr) und mein linkes Auge ging nicht auf. Ich behalf mir also mit dem rechten Auge und wankte ins Bad, im (dunklen) spiegel sah es so aus, als sei das Auge vollständig in der Gesichthälfte verschwunden, also schaltete ich das Licht ein, war arg geblendet und konnte aus dem rechten Auge auch nichts mehr sehen, so mit ein bisschen blinzeln und tasten fand ich aber heraus, dass der Eindruck im dunklen Spiegel nicht wirklich getrogen hatte. Es dah ein bisschen so aus, als hätte ich mir eine hautfarbige Coronamaske über das Auge gezogen.

    Weh tat aber nichts, also wusch ich mir pro forma mal das Gesicht und legte mich dann wieder ins Bett, was soll man auch sonst tun um die (angenommene) Uhrzeit. Ich schlief sofort wieder ein.

    Als ich das nächste Mal vom Wecker erwachte, konnte ich beide Augen öffnen, es war links aber beschwerlich. Ich ging wieder zum Spiegel, das Auge war wieder da, das fand ich gut. Es war leicht gerötet, das schien nicht das Hauptproblem zu sein, Oberlied und Unterlied waren aber sehr dick und eigentlich alles bis zum Jochbein sah aus, als hätte man es ein bisschen aufgespritzt. Sehr mysteriös.

    Noch mysteriöse wurde es, als ich zu M ging, um ihr die Sache zu zeigen und sie sah an ihrem linken Auge ganz genauso aus. Sofort glaube ich natürlich an eine Seuche und schüttelte Herrn N. im Bett wach, um seine Augen ganz genau betrachten zu können. Sie waren aber normal und er konnte sie auch öffnen, sogar böse gucken konnte er damit. Es schien sich also um eine reine Frauenseuche zu handeln.

    Als der Kreislauf in Schwung kam, transportierte er aber sowohl bei mir als auch bei M das zusätzliche Material, dass er ums Auge geschoben hatte, wieder ab. M sah nach dem Duschen völlig normal aus (Jugend halt, regeneriert schneller), ich sah immerhin so normal aus, dass auf der Straße niemand zweimal hinguckte und man in Videokonferenzen auch nichts sah. Über den Tag wurde es immer besser, ab Nachmittags hatte ich vergessen, dass was mit dem Auge war und wunderte mich immer nur noch kurz, wenn mein Blick in einen Spiegel fiel, und jetzt, am Abend, sieht man eigentlich gar nichts mehr.

    Aber was es war, wüsste ich schon gerne!

    November seit 6823 Tagen

    Letzter Regen: 20. November 2024, 21:47 Uhr