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    Freitag, 19. Juli 2019
    Urlaubstag 6

    Ich hatte uns um 9:15 zum Frühstück verabredet. Warum? Gute Frage. Zum einen, um der Putzfrau nicht im Weg zu sein. Die hatte sich aber erst für 11 Uhr angekündigt. Irgendwas von "den Tag nutzen" ging mir wohl bei der Verabredung im Kopf herum.

    Also 9:15 Uhr Frühstück, das war sehr schön. Zwischendrin rief ich Ayurveda-Fahrradmann an, weil mir einfiel, dass das Fahrrad ja fehlte, eigentlich hätte es ja letzten Samstag, sonst Montag fertig sein sollen, aber es kam kein Anruf. Irgendwas von einem Strahler-und-oder-einer-Platine murmelte er und ich könne es am Abend holen. Wir bummelten noch durch die Innenstadt und ich gab den defekten Ohrring beim Goldschmied ab, den kann ich morgen repariert abholen.

    Wieder zu Hause lief ununterbrochen die Waschmaschine, weil ich ja bald alles, was ich habe, vakuumieren werde und da muss es vorher sauber sein. Ich las nebenher ein Buch und schlief nochmal eine Runde, gegen 18 Uhr brach ich auf zu Ayurveda-Man. So ganz überzeugt bin ich von ihm nicht, Fahrradreparatur bleibt ein schwieriges Thema. Nächstes Mal gehe ich doch eher wieder zur Herablassungs-Fahrradmann, denn wenn sich der Service schon nicht unterscheidet, wähle ich den kürzeren Weg.

    Auf dem Heimweg nur Irre unterwegs, aber darüber habe ich mich schon genug ausgelassen. Noch ein kurzer Einkauf, die Putzfrau hatte einen Zettel hinterlassen, was alles aus ist. Plötzlich war dann auch schon Abend, alles Geplante für den Tag erledigt, also Sofa.

    Donnerstag, 18. Juli 2019
    Urlaubstag 5

    Verblüffend entspannt aus einem apokalyptischen Traum aufgewacht - es wurde gerade die Welt zerbombt und ich dachte mir im Traum etwas resigniert "ach, das jetzt noch", dann wachte ich auf. M schlief neben mir noch tief und fest, sie hatte aber auch nachts um 3 noch einen hochwichtigen Anruf erhalten und war aus dem gemeinsamen Bett aufgesprungen, um im Bad eingeschlossen in Ruhe zu telefonieren. In der Küche brüllflüsterten meine Eltern.

    Zum Frühstück gab es reichlich Kaffee, Mandelstuten und wieder die Tageszeitung. Ich schaute als erstes sofort, ob das heutige Zitat von irgendwem auf der Titelseite ähnlich blöd wäre, wie das gestern. Es war blöd, aber so unspektakulär blöd, dass ich schon vergessen habe, worum es ging. In der Zeitung selbst ging es aber auch ausschließlich um Dinge, die ich schon am Vorabend online gelesen hatte oder um Dinge, die mich nicht interessierten (Kleinkriminalität, Ernährung, Krankheiten, Prominente). Die alte Nachbarin bekam die Zeitung heute schon vor 10 Uhr.

    Der Vormittag verging schnell, ich kochte mit meiner Mutter gemeinsam das Mittagessen, denn sie hatte für M extra ein vegetarisches Rezept ausgesucht aber war unsicher bei der Zubereitung. Es gelang aber sehr gut.

    Nach dem Essen sammelten wir alles, war wir mitnehmen wollten zusammen - wir fahren von meinen Eltern immer mit unglaublichem Gepäck zurück nach Hause. Dieses Mal: sehr viele gesammelte Tütchen von solchen für Obst über solchen für Toast bis hin zu Versandverpackungen, die Papa N. für mich sammelt, weil er weiß, dass ich sie noch einmal zweitverwende, z.B. bei der Reinigung des Katzenklos. Je ein Glas von allen neuen Marmeladen, die Papa N. gekocht hat. Drei Portionen Gulasch für Herrn N. weil der Arme ja bekanntlich sonst nie Fleisch bekommt. Die Reste vom Essen im Restaurant gestern (selber Grund). Die Reste vom heutigen Mittagessen für M. Ein halber Mandelstuten, weil wir den so gerne mögen. Ein Buch, eine Creme, ein paar Socken. Et läppert sich.

    Um 14:30 Uhr saßen M und ich im Auto, um 15 Uhr hielten wir an einer Raststätte an, um ganz in Ruhe und ohne zu sprechen einen Kaffee zu trinken und auf die Handys zu starren. Am späten Nachmittag waren wir zu Hause, M betrat die Wohnung quasi nur mit einem Fuß und rannte dann sofort zu Freunden, ich saß eine Stunde lethargisch auf dem Sofa und verfing mich dann in einem Aktivitätsstrudel, in dem ich zuerst die ganze Wäsche von neulich zusammenlegte, dann Ms aussortierte Kleidung sichtete, sortierte und in den Müll/in einen Sack für den Altkleidercontainer/in ein Paket packte und dann noch den Deckenstapel anging, den die Putzfrau vor, äh, ca. einem Monat aus dem Bettkasten genommen hatte, um den Bettkasten zu reinigen. Die Decken ließ sie meine Bitte hin in Wäschekörben im Wohnzimmer stehen ließ, damit ich mich darum kümmere. Wissen Sie, so nach einem Monat sehen drei Wäschekörbe wirklich schon aus, als würden sie zur Einrichtung gehören, das ist ganz verblüffend!

    Jedenfalls, die letzten Wochen hatte ich immer eine äußerst gesichtswahrende Erklärung für diese neue "Wohnlandschaft" (nämlich: sehr viel Arbeit). Morgen kommt die Putzfrau aber wieder und sie weiß, dass ich Urlaub habe, es gibt keine gute Erklärung mehr, warum mit den Decken noch nichts passiert ist. Drei Ladungen Decken sind mittlerweile durch die Waschmaschine und auf der Leine zum Trocknen, die übrigen habe ich in der Wäschekiste versteckt, bis auf ein paar, die im Müll sind und außerdem habe ich Plastikbeutel, die ein Ventil haben, durch das man mit einem Staubsauger die Luft hinaussaugen kann, bestellt. Da soll ein Teil der Decken hinein und dann wieder in den Bettkasten, die übrigen Decken werden verschenkt. Ich glaube ehrlich nicht, dass wir zusätzlich zu den drei Bettdecken, die wir in Gebrauch, haben noch fünf weitere Bettdecken benötigen, ebenso wie wir vermutlich keine zwölf Sofadecken auf einmal verwenden wollen, außer vielleicht wir machen mal eine Kuschelparty mit 9 Gästen (oder 10 wenn ü18), das sehe ich aber vor meinem normalerweise ja sehr phantasievollen inneren Auge nur sehr, sehr, sehr undeutlich.

    Mittwoch, 17. Juli 2019
    Urlaubstag 4

    Etwas früher als geplant wurde ich bereits um 1:30 Uhr nachts von M geweckt, die zu diesem Zeitpunkt schlafen gehen wollte, aber entdeckte, dass sie ihr Kontaktlinsenzeugs (also die Flüssigkeit in der die nachts schwimmen) vergessen hatte. Um diese Uhrzeit musste ich ein paar Minuten nachdenken, bevor mir eine Lösung einfiel: ich hatte selbst noch Einwegkontaktlinsen dabei (habe ich immer, man weiß ja nie). Davon öffnete ich zwei Packungen, warf die Linsen daraus weg und M konnte ihre in der so gewonnenen Flüssigkeit über Nacht aufbewahren. Endlich konnten wir schlafen.

    Das dann bis ungefähr 10 Uhr, zu diesen Zeitpunkt hatten bei meinen Eltern schon ungefähr eine Million Nachbarn und Freunde geklingelt und/oder angerufen. Ich bin ja noch nichtmals eine richtige Spätaufsteherin, 7 Uhr macht mir nichts aus, außer ich habe es gerade (wie momentan) auf Schlafen abgesehen, aber ich entstamme einer Familie von absoluten Frühaufsteherinnen. Ab 5 ist man wach - und fit.

    Zum Frühstück reichte mir Mama N. die Tageszeitung, die ich aber schon nach dem Titelblatt angewidert zurückreichte, da war nämlich links in so einer Spalte, in der auch das Wetter und die Lottozahlen und ähnlich bedeutende Ereignisse stehen das Zitat von irgendeinem Kirchentypi der sowas in der Art wie "Wir brauchen das Lächeln von echten Menschen und nicht Selfies mit Smileys" oder so ähnlich äußerte. Keine Ahnung, ob das lustig sein sollte oder irgendwie deep, jedenfalls eine Zeitung, die Klowandsprüche von Kirchentypen auf der Titelseite hat, will ich nicht lesen. Kritisch befragt, wieso sie dieses Blatt abonniert hätten, gaben meine Eltern zur Kenntnis, es sei die Tageszeitung, die die alte Nachbarin vorziehe und der würde sie eben täglich um 11 Uhr weitergegeben. Warum jetzt meine Eltern eine Zeitung kaufen, die die Nachbarin will, habe ich nicht verstanden aber es war dann auch sowieso gerade 11 Uhr und ich brachte die Zeitung ein Stockwerk tiefer, aus dem Auge, aus dem Sinn. Die alte Nachbarin wollte mir für meine Mühen Geld zustecken. Meine Nerven!

    Ich hatte für den heutigen Tag eine Aufgabe, nämlich Papa N. auf die Möglichkeit anzusprechen, hier im Haus in eine Wohnung umzuziehen, die im 1. Stock statt im 3. Stock liegt. Papa N. ist nicht mehr gut zu Fuß, das ist der Hintergrund. Die Wohnung im 1. Stock ist definitiv schön aber auch etwas Overkill - deutlich größer und auch deutlich teurer als die jetzige, aber bietet eben den Vorteil, dass das gewohnte Umfeld erhalten bleibt und trotzdem voraussichtlich noch etwas länger die Selbständigkeit, ohne Hilfe das Haus verlassen zu können. Meine Mutter und beide Schwestern hatten das Thema bereits aufgebracht aber Papa N. ist ein westfälischer Sturkopf, der mit Idioten nicht diskutiert und Idioten sind halt alle, die seine Meinung nicht teilen. Seine aktuelle Meinung ist: Umzug ist Quatsch, weil er die Treppen laufen kann und wenn er sie nicht mehr laufen kann bleibt er halt oben. "Mein Rapunzelchen" sagte ich freundlich zu Papa N. und tippte ihm auf die Glatze und wir mussten beide lachen - im Gegensatz zu meinen Schwestern und meiner Mutter werde ich von ihm nämlich nie angefaucht, vielleicht, weil ich das Nachzüglerkind bin, das kleine Küken sozusagen. Lösen konnten wir das Thema noch nicht, aber immerhin genauer herausfinden, warum er einen Umzug so sehr ablehnt, und die Gründe sind durchaus auch nicht einfach vom Tisch zu wischen. Und bieten die Möglichkeit, generell über Möglichkeiten des zukünftigen Wohnens nachzudenken, auch wenn es derzeit keinen konkreten Anlass gibt.

    Dann ein bisschen Alltag: Dinge am Computer der Eltern regeln, Fingernägel lackieren, einkaufen, dabei mit dem Fifty-Fifty-Verkäufer kurz sprechen, ich fragte ihn auch ob er A. gekannt hatte. A. war mein Freund, als ich 16/17 war, er hat sich aus dem Umfeld damals leider nicht herausziehen können, hat dann einige Zeit als Fifty-Fifty-Verkäufer gearbeitet und es ging ihm etwas besser, aber dann hat er es doch nicht geschafft und ist viel zu jung gestorben. Der Verkäufer vor dem Rewe war aber von woanders und erst seit kurzem in der Stadt.

    Am späteren Nachmittag gingen wir Essen, Einladung von Papa N. Da hatte es beim letzten Mal einen kleinen Zwischenfall mit M. gegeben, die ja Vegetarierin ist und von unseren Essensausflügen in Offenbach kreative vegetarische Küche gewohnt ist - viel asiatisch oder orientalisch eben - und daher der eher uninspirierten Auflistung von Gemüse-der-Saison-mit-Hollandaise, Gebackener-Camembert-mit-Preisselbeeren und Bandnudeln-in-Champignonsoße eines deutschen Gasthauses nicht viel abgewinnen konnte. Heimlich spähte ich mit ihr die Karte des von Papa N. gewünschten Restaurants online aus, um zu planen, ob sie ggf. schnell zu Hause noch ein Käsebrot isst und im Restaurant dann eben nur ein Dessert. Es gab aber Spaghetti mit Tomatensoße, die gehen ja bekanntlich irgendwie immer.

    Im Restaurant war es schön. Die Fahrt dahin war etwas nervenaufreibend - ich fuhr, mit Navi, wurde aber ununterbrochen von Papa N. informiert, wie man auch fahren könnte. Und wie der G. immer fährt. Der W. allerdings würde meist anders fahren. Der W2 mal so mal so. Mir schwirrte der Kopf.

    Anschließend saßen wir noch zusammen und M zeigte den Großeltern ihre Urlaubsfotos, das witzige daran ist, dass M ausschließlich Personen fotografiert hat, die Großeltern fragten nach Sehenswürdigkeiten und M erwiderte ehrlich verblüfft "aber wieso soll ich die fotografieren, die kann man doch googeln - die Leute sind doch das Wichtige!". So haben Oma und Opa jetzt ungefähr 300 Fotos von Ms Freunden gesehen, meistens aber nur mit halbem Gesicht (weil: hat man glaube ich jetzt so) oder sonst auch grundsätzlich mit irgendwelchen Filtern verziert.

    Am Abend noch eine kurze Auseinandersetzung mit Mama N., die mir ungefragt Schwester2 am Telefon herüberreichte (wer telefoniert denn überhaupt um 23 Uhr noch, das ist doch nicht normal) - also sowohl Schwester2 als auch ich waren ungefragt, Mama N. fand einfach, wir sollten mal miteinander telefonieren. Ich fand, ich hätte für den Tag schon absolut mehr als ausreichend gesprochen und außerdem kann ich solche vermittelten Telefongespräche sowieso nicht leiden, das geht ungefähr in die Richtung, wie wenn man Freundinnen anruft und die geben den Hörer an ihr Kleinkind weiter, das dann da irgendwas Unsinniges hineinbrabbelt. Das konnte ich auch nie leiden. Zum Glück brabbelte meine Schwester nichts Unsinniges, ich hoffentlich auch nicht, wir sprachen über Katzen und Harry Potter und Brexit.

    Dann gingen alle schlafen außer M und ich und wir tun jetzt ungestört Dinge.

    Dienstag, 16. Juli 2019
    Urlaubstag 3

    Wecker auf 9 Uhr, das ist gerade noch akzeptabel an einem Urlaubstag. Um 11 Uhr war ich fertig mit allen Vorbereitungen, hatte auch gepackt aber leider vergessen, das Kind zu wecken. Also nochmal eine Dreiviertelstunde warten (packen musste sie ja auch noch), bis es los ging zu den Großeltern.

    Hier kurzer Einschub, wie sehr ich Autofahren hasse: Hass, Hass, Hass. So eine Zeitverschwendung und außer mir natürlich nur Bekloppte auf der Straße. Favoriten heute: einmal der Reisebus, der die Steigung hoch 85 km/h schaffte, weshalb er unbedingt den LKW überholen musste, der 84 km/h schaffte und daher dabei war, den LKW zu überholen, der nur 83 km/h schaffte. Muss sein! Und der andere Reisebus, der in einer Baustelle, wo man nur 80 fahren durfte unbedingt meinte, den Reisebus vor ihm, der halt 80 fuhr, überholen zu müssen, nur war auf der Spur neben ihm halt ich, auch mit 80 (weil ich generell nicht schneller fahre, als auf den Schildern steht, wozu sollte ich das tun) und eine durchgezogene Linie war auch sowieso. War ihm aber alles egal, der zog halt rüber, immerhin sah man ihm seinen Irrsinn vorher schon an, so dass ich abbremsen und ihn reinlassen konnte. Eher musste. Ich hätte so gern Flammenwerfer auf dem Autodach. Oder kleine Atomraketen. Zur Beruhigung erklärte mir M. wieso wir möglicherweise in Wirklichkeit in einem schwarzen Loch sind, also wir alle, Sie auch, nicht nur M und ich. Danach trug sie mir zwei Beiträge zu einem Poetry Slam vor.

    Bei den Großeltern (also: meinen Eltern) angekommen, war es dann wie immer schön und anstrengend zugleich. Schön, weil ich mich immer freue, sie zu sehen. Anstrengend, weil sie immer reden wollen, also: sich irgendwo hinsetzen und reden. Ich will ja eigentlich nie irgendwo sitzen speziell zum Reden, mit gar keinem. Also wenn es ein Anliegen gibt ja, ansonsten sitze ich lieber irgendwo und mache was für mich und wenn sich ein Gespräch ergibt gut, wenn nicht auch ganz genauso gut. Aber nicht hinsetzen und so, worüber könnten wir jetzt mal reden, ahja, Thema XY. Nicht, dass meine Eltern je um Themen verlegen wären, so ist es nicht. Eher im Gegenteil, sie haben meist schon eine Liste (kein Witz! auf Papier!) mit Themen, die man mal besprechen könnte. Meine Schwester ist übrigens ganz genauso. Das ist aber nur nachmittags so, morgens und abends nicht, morgens geht man Tätigkeiten nach und kann dabei reden oder auch nicht und abends kann man seine Ruhe haben und dabei reden oder auch nicht. Oder halt auch Tätigkeiten nachgehen, meine Mutter, z.B. schneidet jetzt gerade um 23:33 Uhr eine Hängepflanze zurecht, mit Trittleiter. Und da ergibt sich für mich auch gleich ein passendes Gespräch, das mit "sag mal, was machst du da um die Zeit??" beginnt. So einfach ist das doch.

    Wo war ich. Es gab Erdbeerkuchen, sehr lecker, später gab es Nudelsalat, auch sehr lecker, am Abend fiel ich in ein Quizduell-Wurmloch, mal sehen, wann und wo es mich wieder ausspuckt.

    Montag, 15. Juli 2019
    Urlaubstag 1 & 2

    Gelten Wochenendtage eigentlich als Urlaubstage? Offiziell ja nicht, aber ich zähle sie mit, dann klingt der Urlaub besonders lang!

    Das geplante Ausschlafen am ersten Tag funktionierte gut, zum Glück, mitten in der Nacht sah es nämlich einmal kurz so aus, als hätten wir Magendarm im Haus, aber es war wohl nur eine Unverträglichkeit. Ich wachte gegen 11 Uhr auf, mittelmäßig erholt.

    Der Tag verging mit Erledigungen, die alle auf einen festen Endzeitpunkt ausgerichtet waren, nämlich 17:50 Uhr - Landung von M am Flughafen. Dort wollten wir sie abholen und dann gleich mit ihr weiter zu einer Geburtstagsfeier.

    So ganz ging dieser Plan nicht auf. Zwar landete das Flugzeug planmäßig, aber ich nahm am Gate zwei völlig in Tränen aufgelöste Jugendliche in Empfang - zwei, weil die Eltern der Freundin selbst ein großes Fest im Haus haben und daher das Abholen selbst nicht gut einrichten konnten. Tränen zum einen, weil die Reise sehr schön war und jetzt leider zu Ende und weil sie neue Freunde aus Hamburg gefunden hatten, die jetzt eben wieder in Hamburg sind, und zum allergrößten Teil vermutlich, weil sie seit etwa 40 Stunden nicht mehr geschlafen hatten und davor auch immer nur sehr wenig.

    Wir verfrachteten den Trupp also ins Auto, fuhren Ms Freundin nach Hause und dann zur Party - zu dem Zeitpunkt war M aber auf der Rückbank tief und fest eingeschlafen. Das hatte mit ihr auf der Party keinen Sinn. Ich setzte also Herrn N ab, drehte dann wieder um und fuhr mit M. nach Hause, wartete dort noch, während sie duschte (Umkippgefahr) und dann brauchte das Kind noch ein Debriefing/Bekuschelung auf der Couch und einen Teller heiße Suppe.

    Gegen 21 Uhr war M im Bett und ich dann auch bald auf der Party, etwas später als geplant, was aber nicht so schlimm war, weil die Party sowieso schon seit dem Nachmittag in "Schichten" verlief - also erst Leute mit kleineren Kindern/ältere Verwandtschaft und zum Abend hin eher die Partypeople - ich zähle ja jetzt nach mehreren Jahren wieder zu den Partypeople.

    Im Haus war es noch sommerlich warm, draußen angenehm frisch bis jemand auf die Idee kam, man könnte eine Feuerschale aufstellen - da wurde es meiner Ansicht nach dann warm und auch eklig, ich kann Lagerfeuer und alles, was damit verwandt ist, nicht leiden, das stinkt mir zu sehr und außerdem besteht durch das Fackeln immer leichte Migränegefahr. Nunja, man arrangiert sich. Gegen 1 Uhr waren wir wieder zu Hause, ich duschte mir den Qualm von überall ab, sogar die Brille musste noch eine Runde im Ultraschallreiniger schwimmen (bis ich mal darauf gekommen war, was, es ist, das da immer noch stinkt, hatte es eine gute Weile gedauert!), dann noch gemeinsam mit Herrn N. das schlafende Kind per Taschenlampe betrachten und große Zufriedenheit empfinden.

    Das war der erste Urlaubstag.

    Am zweiten Urlaubstag wachte ich gegen 6 Uhr morgens mit einem Irrsinnsschädel auf. Keine Migräne, keine Spannungskopfschmerzen, keine Erkältung, natürlich auch kein Kater, ich wette das war der Rauch vom Feuerschalenblabla, hoffentlich wird sowas bald wegen Klima verboten, hehe. Schmerztablette und wieder ins Bett.

    Um 10 Uhr zum zweiten Mal aufgewacht, weil von der einen Seite ein froschigkaltes Kind unter meine Decke kam und von der anderen Seite eine Katze mit kitzelnden Schnurrhaaren. Immer noch einen Irrsinnsschädel, vermutlich ansatzweise eine Rauchgasvergiftung, ich zeige die alle an, Körperverletzung. Mit dem Kind noch eine Stunde im Bett gelegen und auf den Handys gelesen, Herr N. war schon auf, es roch nach Kaffee. Sehr schön.

    M hatte ihren Koffer schon ausgepackt und so war der Rest vom Tag in Waschmaschinengänge eingeteilt: jeweils befüllte ich eine Waschmaschine, erledigte dann alle möglichen kleinen Dinge (Kühlschrank sortieren, herumräumen, Essen machen, Pflanzen gießen etc.), bis es mir anstrengend wurde, setzte mich dann aufs Sofa und las, bis die Waschmaschine fertig war. Dann Wäsche aufhängen und neue Ladung rein, selbes Verfahren. So verlief der Tag. Die letzte Ladung ist gerade im Schleudergang. Die Kopfschmerzen sind (nach noch zweimal Tabletten nachlegen) weg. Gleich wieder ins Bett.

    Samstag, 13. Juli 2019

    Dass ich heute Abend erledigt bin, hatte ich vorausgesehen, aber dass ich so erledigt bin dann doch wieder nicht.

    Der Tag begann entspannt, es ist der letzte Arbeitstag vor dem Urlaub aber dank Assistentin und lange vorbereiteter Aufgabenverteilung war alles unter Kontrolle - so unter Kontrolle sogar, dass ich um 11 Uhr erstmal zum Friseur aufbrach. Mit Leihfarrad, ich dachte kurz über Leihroller nach aber war in Eile und daher nicht experimentierfreudig. Ein andermal. Beim Leihfahrrad ging der dritte Gang aber nicht so richtig, war egal aber beim Abstellen meldete ich trotzdem rasch per App den Defekt.

    Beim Friseur auch alles entspannt, ich kann zur Frisur jetzt nach drei Wiederholungen einfach "wie immer" sagen, er fragte nur nach, ob er die eine Seite unten drunter evtl. mal lang lassen solle statt anrasieren und da sagte ich halt "nein auf gar keinen Fall" und dann entschieden wir uns noch gegen Strähnchen, weil wegen der Sonne eh schon alles ausgebleicht ist. Im Winter dann wieder.

    Für den Rückweg wollte ich wieder das Leihfahrrad nehmen, es stand noch da, ließ sich aber nicht öffnen wegen "defekt". Den hatte ich natürlich selbst gemeldet, trotzdem komisch, man kann nämlich auswählen zwischen großen Defekten, die das Fahren unmöglich machen und kleinen Defekten, mit denn man trotzdem fahren kann. Ich hatte einen kleinen Defekt ausgewählt - das habe ich schon öfters mal gemacht (verbogener Korb, abgebrochener Ständer, fehlender Griff) und konnte das Rad immer danach noch verwenden. Ich bildete mir ein, dass wohl gerade ein Fahrradreparierer unterwegs war zu diesem Rad, quasi sofort schon da, so dass man es daher jetzt nicht an einen anderen Ort fahren sollte. Kurz überlegte ich, auf das Eintreffen des Fahrradreparierers zu warten und zu schauen, ob er eher der Typ Ayurveda oder eher der Typ Herablassung ist. Zum Glück konnte ich mich noch rechtzeitig regulieren, außerdem stellte vor dem Bürogebäude gegenüber vom Friseur gerade wer anders ein Leihfahrrad ab, das ich schnell übernahm.

    Auf dem Rückweg kaufte ich noch schnell für eine Kollegin und mich Mittagessen, um den letzten Arbeitstag zu feiern: Vitello-Tonnato-Sandwich Lachs-Linsen-Salat, Meatball-Salat, Mousse au Chocolat. Gespeist wurde in meinem Büro dabei machten wir Übergabe.

    Dann erledigte ich Reste - noch hier und da etwas aktualisieren, ein paar Anweisungen verteilen, Sachen elektronisch und aus Papier so ablegen, dass andere sie finden, Mails wegsortieren. Und dann verbrachte ich eine ganz unangemessen lange Zeit damit, Nahrungsmittel in meinem Büro zusammenzusuchen, um sie mit nach Hause zu nehmen - gut 3 Wochen sind lang! Angebrochene Packungen mit Trockenfrüchten und Nüssen, angefangene Müsli-Packungen, Joghurt, Himbeeren, Heidelbeeren, eine Banane, zwei Stück Käsekuchen, das Vitello-Tonnato-Sandwich war auch noch übrig, eine halbe Packung Milchschnitte, die ich selbst schon von einer Urlauberin übernommen hatte und die kein anderer wollte. Eine Tasche mit Fachlektüre, die mich interessiert, aber für die ich nie Zeit habe im Büro, raffte ich auch noch zusammen. Und dann dachte ich, ach ja, ich habe noch den einen oder anderen privaten Brief im Büro liegen, den ich morgens aus dem Briefkasten dorthin mitgenommen und dann aus irgendwelchen Gründen dort gelassen hatte, das könnte ich auch mal mitnehmen - nachdem ich den Schrank kritisch gesichtet hatte wurden daraus zwei komplette Einkaufsstoffbeutel voller Papier. Es kann nur einen logischen Schluss daraus geben: ich muss öfters Urlaub machen, dann sammelt sich gar nicht erst so viel an (denn ich mache dieses Aufräumen vor jedem Urlaub).

    Für den Urlaub habe ich einerseits nichts vor, andererseits enorm viel. Ich will unbedingt jeden Tag ausschlafen und auch immer zwischenschlafen, wenn ich müde bin, dann möchte ich jeden Tag viel lesen, ein bisschen auf dem Balkon sein (wenn es nicht zu warm ist), ein bisschen draußen herumlaufen (wenn es nicht zu warm ist), jeden Tag irgendwas in der Wohnung regeln, dessen vollendete Regelung mich erfreut und irgendwas erledigen, dessen vollendete Erledigung mich freut. Außerdem möchte ich Dinge unternehmen (welche genau ist noch unklar) und mit dem Kind und Herrn N viel plaudern (möchten die beiden vermutlich eher nicht) und die Katzen viel streicheln (völlig unklar, ob die das möchten oder nicht, das werde ich merken).

    Mit diesen Plänen im Kopf kündigte ich Herrn N an, dass ich dann jetzt wohl bald mal nach Hause kommen würde (es war schon fast 19 Uhr), darauf antworte er, dass er in einen Autounfall verwickelt war, ich bekam umgehend Schnappatmung und alle Pläne zerbrachen in Milliarden Stückchen. Als ich es dann aber geschafft hatte, seine Nummer zu wählen, klang er recht entspannt und fast gut gelaunt am Telefon, was genau geschehen war konnte ich zwar so schnell nicht herausfinden, aber es war niemand verletzt und alles ungefährlich und meine Anwesenheit wurde nicht benötigt oder gewünscht. Also nahm ich meine zig Taschen, fuhr nach Hause und versuchte, mich mental wieder in zurück in die Urlaubsstimmung zu schieben. Das dauerte allerdings zwei oder drei Stunden.

    Jetzt ist dieser Vorgang aber abgeschlossen, das Sandwich mittlerweile auch gegessen, ebenso die Himbeeren, der Joghurt und eine Milchschnitte und die Bürotasche habe ich schon entleert.

    Alles ist gut.

    Donnerstag, 11. Juli 2019

    Heute Morgen war Aufstehen mit einer richtig harten Deadline: um 8 Uhr morgens (bis voraussichtlich 12 Uhr) wurde das Wasser abgestellt. Ich hastete also um 7:15 Uhr unter die Dusche und danach befüllte ich diverse Gefäße mit Wasser. Warum weiß ich nicht genau. Wir haben das halt früher auch so gemacht, in den späten 70ern oder frühen 80ern, ich weiß nicht, warum da häufiger das Wasser abgestellt wurde, aber man ließ immer vorher die Badewanne vollaufen und ein paar Töpfe.

    Von 8 Uhr bis 9 Uhr saß ich dann gemütlich - aber mit wegen Wasser eben rationiertem Kaffee - auf der Couch. Ins Büro wollte ich heute erst später, der Gesangslehrer ist ausnahmsweise vor Ort und bot eine Stunde an. Dorthin fuhr ich dann um 9 Uhr, unerwarteterweise war die Tür zum Studio geöffnet, aber niemand da, das Licht ging auch nicht (ich glaube, dazu braucht man eine Chipkarte). Weil es regnete wartete ich aber lieber draußen als drinnen und schickte dem Lehrer daher eine Nachricht, ich sei schon drinnen, im Dunkeln, er solle sich bitte nicht irgendwie zu Tode erschrecken, wenn er kommt. Sofort erhielt ich einen sehr aufgeregten Anruf: die Pläne hatten sich geändert und bei den zig Neuplanungen der Termine hatte er mich irgendwie, nunja, vergessen. Ich musste sehr lachen.

    Also dann doch ins Büro. Dort mehr Kaffee und ausführliches Händewaschen, Wasser, tolle Sache! Ich bereitete den Urlaub vor, versuchte also, das Alltagsgeschäft der nächsten 3 Wochen in etwa zu antizipieren und umzuverteilen, außerdem räumte ich meine Schränke auf (kann ja sein, dass da wer anders dran muss), machte nochmal Kisten, nichts Spektakuläres. Aber langwierig. Naja, ich war ja auch erst spät gekommen.

    Auf dem Heimweg stand ich eine Weile nachdenklich vor dem Fahrradständer, an dem nämlich mein Fahrrad nicht angeschlossen war. Ich hatte aber das Gefühl, es sei nicht gestohlen, sondern dass mir gerade etwas Wesentliches nicht mehr einfällt. So war es dann auch: wegen der geplanten Gesangsstunde hatte ich an einer anderen Haltestelle geparkt. Ich ging also zu Fuß einkaufen und dann einmal quer durch die Innenstadt zum richtigen Fahrradständer, dann nach Hause, ein Eis auf dem Sofa, Abendessen zubereiten und dann weiter ausruhen.

    Im Internet sah ich ein Bild von einem Haus in der Abenddämmerung, draußen auf dem Balkon singt eine Amsel und plötzlich zog es so sehr an mir. Ich vermisse ruhige Abende. Ich kenne sie von früher zu Hause, am Abend wurde es stiller, das Licht blieb in vielen Räumen aus, oder wenn, dann wurde ein "kleines" Licht eingeschaltet, die Bewegungen wurden langsamer und ruhiger, wir versuchten, Lärm zu vermeiden, denn es war schließlich Abend. Jeder ging seinen Interessen nach, vielleicht lief im Wohnzimmer auch leise ein Fernseher, die Fenster standen weit auf, auch da sang häufig eine Amsel draußen. Bei mir sind die Abende ja immer randvoll mit Gerenne und Gedenke und Licht und Geräusch bis zum allerletzten Moment bis ich sozusagen noch mitten im Wort ins Bett kippe. Vielleicht kann ich im Urlaub ja wieder ein bisschen Ruhe erlernen. Vielleicht bleibt die Amsel so lang.

    Sonntag, 7. Juli 2019

    Die ruhigen Tage gibt es auch noch. Heute war so einer. Von der kleinen Katze wurde ich gegen 9 Uhr geweckt, sie wollte nichts weiter, außer, dass ich aufstehe. Es regnete, daher kam ich ihrem Wunsch gern nach und stellte mich mit dem ersten Kaffee auf den Balkon. Die kleine Katze ging wieder schlafen, sie hatte ihr Ziel ja erreicht. Dann fiel mir auf, dass der Kater fehlte. Ich suchte überall und fand ihn schließlich tief und fest schlafend unter meinem Bett. Mir scheint, die Hitze hatte ihn auch etwas ausgeknockt.

    Frühstück in Ruhe und mehr Kaffee mit Buch auf dem Sofa, der Kater kam dazu und freute sich, dass es eine Decke zum darunterkuscheln gab. Dann ein kurzes anstrengendes Intermezzo: der Kater erschreckte sich vor irgendwas, sprang inklusive Decke mit allen vier Pfoten hoch und landete auf meiner Kaffeetasse, noch halb voll, Riesensauerei auf Sofa, Fußboden, Wand, ich war sofort 200% genervt und brüllte den Kater an, der sich verzog während ich das Wohnzimmer putzte.

    Gegen 12 Uhr war mir nach einem Mittagsschlaf, nach mehr als Sofaschlaf aber doch auch weniger nach Bettschlaf, ich spazierte durch die Wohnung, unschlüssig, wie dies zu handhaben sei, sah dann auf Ms Bett die beiden Katzen eingerollt liegen und dachte, ach, ich streichele die einfach ein bisschen. Dabei schlief ich ein und wachte zwei Stunden später wieder zwischen den Katzen auf. Wir reckten und streckten uns alle ausgiebig und gingen gemeinsam in die Küche, ich hatte von Waffeln geträumt und wollte daher sofort welche backen, die Katzen hatten wohl von Katzenleckerli geträumt und wollten auch sofort welche haben. Jeder bekam sein Begehr.

    Danach erledigte ich ein paar Kleinigkeiten (nochmal Wäsche, etwas aufräumen, Spenden für Juli, Elternanruf, Schwesteranruf) dann weiterlesen auf dem Sofa.

    Zum Lesen eine Feststellung: ich lese normalerweise recht viel, täglich, Romane. Ganz plötzlich hat das aber vor einigen Wochen aufgehört, obwohl mir das Buch, in dem ich zum Stocken kam, sehr gut gefiel. Aber ich hatte kein Lust mehr, darin zu lesen. Mehrmals täglich sah ich es und dachte "oh, ich wüsste gern, wie es weiter geht!", aber "ach aber jetzt dieses Buch nehmen... nee doch nicht." Heute las ich dann ein anderes, das sofort in einem Rutsch von vorn bis hinten, und nach kurzem Nachdenken wurde mir klar: Das Buch, das den Lesefluss ins Stocken brachte, ist aus Papier. Ein Hardcover auch noch. Es ist total umständlich, das mitzunehmen, es ist unhandlich, es ist nicht beleuchte, die Schriftart und Größe ist nicht einstellbar. Ganz offensichtlich macht es mir keinen Spaß mehr, auf diese Art zu lesen und ich werde das in Zukunft bleiben lassen. Nur noch digitale Bücher für mich, für ungetrübte Lesefreude.

    Sonntag, 7. Juli 2019

    Wenn man unter der Woche endlos im Büro abhängt und dann abends wechselnd feiern geht und auf der Couch zusammensackt, dann knubbelt es sich am Wochenende.

    Die Gesangsstunde hatte ich für 11:30 Uhr vereinbart und, naja, es wurde knapp. Frühstück gab es erst danach. Dann das übliche Theater: überlegen, was es in der Woche zu Essen geben soll. Auch das wird irgendwann Routine werden. Im Anschluss wurden sämtliche Maschinen angeworfen, um den Haushalt unter Kontrolle zu bringen.

    Eigentlich war mein Plan, Ms Fahrrad heute zur Reparatur zu bringen und zwar nicht zu meinem Fahrradmann - Sie wissen sicher, wieso - sondern zu einem neuen Fahrradladen, den Freundin C. ausfindig gemacht hatte und der auch Kaffee und Kuchen anbietet. Ich fragte C. ob sie Lust habe, sich dort zu treffen und das hatte sie generell, schrieb dann aber einen Satz, den ich mehrfach lesen musste. Nämlich: "Ich glaube, heute ist Ayurveda-Brunch. Weiß nicht, ob P. da Reparaturen annimmt. Besser mal anrufen." Ich meine, Ayurveda-Brunch? Wtf?? Sie können mich echt sehr schnell verscheuchen, wenn sei ein Fahrradladen sind, der wegen Ayurveda-Brunch keine Reparaturen annimmt. C. hatte den Laden aber so sehr empfohlen, dass ich den Anruf noch riskierte. Tatsächlich heute keine Annahme, gerne Dienstag oder Mittwoch. Naja, mal sehen. Mal sehen, ob mir dann Mittwoch mehr nach Ayurvedabrunchfahrradladen ist oder nach Herablassendebehandlungfahrradladen. Das kann ich heute noch nicht sagen, das ist bei mir absolut Tagesform. Nebenher habe ich auch schon ein Konzept entworfen, wie man Fahrradreparaturen ohne Kontakt zu Fahrradreparaturleuten, die ja ganz offensichtlich alle etwas merkwürdig sind, gestalten kann. Ich befürchte aber, das wird bis Dienstag oder Mittwoch nicht umgesetzt sein.

    Am Nachmittag gingen wir also mit C. Eis essen (kein Ayurveda-Brunch, Entschuldigung, ich muss das Wort zum Zwecke der mentalen Verarbeitung noch ein paar Mal sagen). Das war lustig. Anschließend wollte ich eigentlich nur schnell den Wocheneinkauf machen - es war nicht viel (vielleicht weil 1 Person weniger?), daher mit dem Rad möglich - aber weil ich noch eine leichte Sommerbluse, bürotauglich, benötige und eine bestellt hatte, zu der ich mir unsicher war, so dass ich C. über sie berichtete und beim Bericht dann schon selbst bemerkte, dass ich sie keinesfalls behalten sollte, gingen wir in ein Geschäft und tatsächlich fand ich dort eine leichte Sommerbluse und auch noch Sneakers. Eigentlich hatte ich vorgehabt, die Sneaker-Problematik auszusitzen, bis Ms Füße wieder wachsen, was mir dann gleich ein Dutzend Sneakers bescheren würde. Aber a) wer weiß schon, wann das ist und b) die im Laden waren innen pink und außen glitzernd und so etwas hat M. nicht.

    Der folgende Wocheneinkauf war sehr, sehr anstrengend, weil es so warm war. Immerhin klappte alles, ich bekam alles, was ich sollte, ich wurde Elektroschrott los, um 18:30 war ich zu Hause und sehr angestrengt und kreislaufig und um 19:30 zum Grillen verabredet, dort trafen wir um 20:15 Uhr ein, weil es früher leider schlicht nicht ging.

    Sommergrillen in der Stadt im Hinterhof mit einem Stück Himmel zwischen Altbau und hohen Bäumen und einem sehr kleinen, sehr rauchigen Kohlegrill vor den Mülltonnen macht auch Spaß. Die Luft wurde angenehm mild, ich hätte ewig sitzen können, wenn ich nicht liegen gewollt hätte.

    Zurück daheim noch ein paar Restdinge erledigen, denn bei den aktuellen Temperaturen (jetzt unter 26 Grad in der Wohnung!) kann ich wieder denken.

    Donnerstag, 4. Juli 2019

    Ich bin morgens momentan total trödelig. Ich stehe nicht spät auf, aber brauche einfach lang. Möglicherweise ist das Gehirn wegen Übermüdung heruntergetaktet, mir ist nämlich wegen Wetter noch immer nicht so recht nach Schlafen.

    Dann hatte ich ein Schuhproblem, drei Paar meiner Sommer-Büroschuhe sind nämlich derzeit aufgrund einer Verkettung von immer leicht neben dem Optimum angesiedelten Entscheidungen im Auto von Frau Fragmente. Zusammen mit etwas Oberbekleidung (die ich aber mehrfach habe) und einem Pürierstab sowie einem Kohlensäurezylinder. Achja, und etwas Merchandisingmaterial. Also trug ich die Prinzessinnenschuhe, in denen ich - wie ich neulich herausfand - ja gar nicht laufen kann. Aber: genauso neulich hatte ich in der Drogerie auf Verdacht etwas gekauft, das "Fersenpolster Anti Slip" heißt (was für eigenartige Worte das alles sind!), aus Leder, man klebt es in den Schuh und dann ist alles gut. Wirklich jetzt. Vielleicht, weil der Schuh dadurch einfach eine halbe Größe kleine wird.

    Im Büro ein kurzes und ein längeres Meeting gehabt, einmal Daumenschrauben ausgepackt, einmal jemanden elegant eingefangen, mir eine längere Geschichte zum Hergang einer Situation erzählen lassen, eine andere längere Geschichte zu einer Situation abgewürgt mit der Frage "ist sie da oder ist sie weg?". Wenig telefoniert (nur ca. 40 Minuten sagt das Tool), viel nachgedacht und geplant und ich muss in den nächsten zwei Tagen noch mehr nachdenken, es wäre gut, wenn ich langsam mal wieder ausgeschlafener wäre, dann denkt es sich besser.

    Während des Nachdenkens über konkrete Situationen und Maßnahmen bedachte ich auf einer Meta-Ebene noch zwei weitere Dinge.

    Das erste: in meiner Twitter-Timeline fand sich heute ein Tweet über eine Vorgesetzte, der auf ihrem Whiteboard (oder irgendwie so) drei Dinge stehen hat: Vent - Advise - Take Action (also: Dampf ablassen, Rat, Eingreifen). Wenn Mitarbeiterinnen zu ihr kommen, können sie erst einmal einordnen, welche dieser drei Reaktionsmöglichkeiten sie vom der Vorgesetzten haben möchten. Das fanden die Kommentatorinnen unter dem Tweet gut.
    Ich finde das nur so mittel. Zum einen denke ich, das funktioniert so nicht - erst einmal vorausgesetzt, jemand kann sich da selbst einordnen ist es halt dann doch oft so, dass ich die Einordnung ändern müsste. Zu mir kommen häufig Personen, um Dampf abzulassen, es kommt aber durchaus vor, dass ich dabei von Dingen höre, die mich zu einer weiteren Reaktion zwingen. Ich bin ja Vorgesetzte, ich kann nicht fest zusagen, einfach nur zuzuhören, das passt nicht zu der Rolle. Zum anderen bin ich mir auch echt ziemlich sicher, dass ich nicht ständig Leute in meinem Büro haben will, die Dampf ablassen wollen. Es mag vorkommen, aber ganz sicher ist es nicht meine Kernaufgabe, zuzuhören wie sich jemand aufregt, ohne dass daraus eine Handlung erwächst, ich weiß gar nicht so genau, wozu das gut sein soll - also für das Wohlbefinden der Person, die Dampf ablässt, natürlich, aber so grenzenlos sehe ich mich dafür auch nicht als zuständig an. In meinem Büro gibt es so ein Whiteboard also nicht - also ein Whiteboard schon, aber da steht sicherlich keine Einladung drauf, Dampf abzulassen.

    Vielleicht ist das auch ein kultureller Unterschied (der Tweet kam aus dem englischspracheigen Raum). Neulich hatte ich noch ein Training, das in Richtung Respekt und Achtsamkeit am Arbeitsplatz ging, dort gab es Fallbeispiele, eines handelte davon, dass ein (männlicher) Vorgesetzter früher oft mit einer (weiblichen) Mitarbeiterin zum Lunch ging, seit einiger Zeit aber mit ihr nur noch in Dreierrunden zum Lunch geht, die Mitarbeiterin fand das komisch und sprach mit ihrer Kollegin darüber, die Kollegin sagte, sie habe jetzt nicht so Zeit, darüber zu reden - erörtern Sie. Die Runde im deutschen Büro spekulierte hin und her und kam unter anderem auf die Idee, die Mitarbeiterin könnte halt auch einfach supernervig sein, weshalb dann auch die Kollegin keine Lust hat, mit ihr zu diskutieren, möglicherweise liegt auch irgendwas anderes vor, die soll den halt fragen, was redet sie mit der Kollegin hinten rum über ihn, die Kollegin hat völlig Recht darauf nicht einzugehen. Die per Videokonferenz zugeschaltete amerikanische Runde hatte eine ganz andere Perspektive: möglicher Grund der Dreierrunden ist die Angst vor einem Vorwurf sexueller Belästigung, es ist alles höchst problematisch, weil der Mitarbeiterin nun Zeit der Karriereformung mit dem Vorgesetzten verloren geht und die Kollegin ist schroff und respektlos, sie hätte zuhören und zugewandt sein müssen, alle Gefühle sind wichtig. Dieser letzte Teil, "alle Gefühle sind wichtig", wurde mehrfach betont. Ja mag ja auch sein, aber muss man sich als Kollegin alle Gefühle anhören? Ich finde nicht. Die eigenen Gefühle, z.B. das Gefühl "Boah die geht mir mit ihren Befindlichkeiten auf die Nerven" ist ja auch wichtig.

    Das war die erste Sache, die ich auf der Meta-Ebene bedachte, die zweite habe ich leider gerade beim Schreiben vergessen. Vielleicht fällt sie mir morgen wieder ein.

    Ich war spät zu Hause, weil ich noch die Sonneneinstrahlung am späten Nachmittag in einem Büro analysieren musste. Fragen Sie nicht!

    Zum Vor-Abendessen holte ich Eis im Eiscafé, das gab es auf dem Sofa, um 19:30 ein spannendes Telefonat zu beruflichen Fragen, um 20:30 stellte ich die Kartoffeln auf den Herd und dann geschah etwas total merkwürdiges: ich schaute nur kurz im Internet nach und plötzlich rochen die Kartoffeln angebrannt! Es konnten eigentlich nicht mehr als 5 Minuten vergangen sein, aber die Uhr behauptete, es wäre eine Stunde gewesen. Eine Zeitreise!

    Später noch Wäsche falten, morgen kommt die Putzfrau.

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