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    Montag, 17. Juli 2017
    Cornwall: Godrevy / Portreath Heritage Coast - Pendennis Castle - Falmouth (nachgereicht)

    Heute war ich zum ersten Mal vor dem Wecker wach und genoss es dann, einfach noch eine Stunde im Bett zu liegen und nur auf die Geräusche von draußen (Möwen, später Klappern vorn Geschirr und leise Stimmen) zu lauschen.

    Als alle wach waren, betrachteten wir die Lage, insbesondere das Wetter: wolkig aber trocken. Und das Bein.v2: einsatzbereit. Und da wir alle eher Lust auf Natur hatten, strichen wir das Programm ein bisschen zusammen und beschlossen den Großteil des Tages einfach an der Küste (Strand, Klippen, South Western Coastal Path) zu verbringen und danach ganz nah an der neuen Unterkunft noch ein Schloss zu besichtigen und sonst nix.

    Wir fuhren also nach Godrevy, parkten dort das Auto und kletterten die Böschung zum Strand hinunter. Es hätte auch Treppen gegeben - das sah ich aber erst ungefähr zwei Stunden später. Da war ich schon längst hinuntergekrabbelt und hatte dabei auch einmal völlig vergessen, dass ich das Bein ja gar nicht richtig beugen kann (die Orthese verhindert das aus genau dem Grund: dass man zum Vergessen neigt) und mich dementsprechend mit der Nase voran in die Böschung (Bild unten) gelegt. Die bestand aber nur aus Sand und Blumen und war weich, ich hätte glatt liegen bleiben können, nur war ich ja gar nicht müde.



    Unten taten wir, was man halt am Meer so tut: mit den Füßen im Wasser herumlaufen, Steine aufheben, Muscheln aufheben, durch den Sand herumlaufen, auf Felsen klettern, viele Fotos machen.






    Schwimmen wurde in Erwägung gezogen, dann aber doch wieder verworfen. Von mir hauptsächlich, weil ich natürlich mit Orthese schwimmen müsste, das geht durchaus, dann ist das Ding aber nass, und da noch 2 Stunden Autofahrt vor uns lagen, befüchtete ich mangelnden Komfort. Warum die anderen beiden Familienmitglieder nicht schwimmen gingen, weiß ich nicht. Herrn N war es vermutlich zu kalt, der ist ja eher ein Sonnenkind. Und Mademoiselle war so sehr mit Felsenklettern und vor sich hinmurmeln und Dinge ins Handy sprechen beschäftigt, dass sie zum Schwimmen gar keine Zeit gehabt hätte. Ein andermal.


    Nach etwa zwei Stunden kletterten wir die Böschung wieder hoch bzw. hatte ich, wie gesagt, am anderen Ende der Bucht nun Treppenstufen entdeckt, die mir den Aufstieg erleichterten. Oben angekommen gingen wir dann ein Stück den South Western Coastal Path entlang.





    Wir kamen zu einer Bucht kamen, in der Seehunde lagen. Die sind offenbar etwas schreckhaft und rennen, wenn man zu laute Geräusche macht, so schnell ins Wasser, dass sie sich dabei verletzen können (das war auf einem weiteren Schild erklärt).



    Hier in der Bucht war einer, sieht man auf dem Foto aber nicht, müssen Sie so glauben.



    Mittlerweile nieselregnete es und wir waren auch alle hungrig und als wir uns umdrehten sahen wir, dass wir offenbar eine kleine Landzunge umrundet hatten und nun genau auf der gegenüberliegenden Seite vom Parkplatz standen. Ein Zeichen. Wir stiegen ins Auto und fuhren weiter mit dem Plan, unterwegs für Tee und Gebäck anzuhalten.

    Dieses Mal war der Weg aber viel kürzer als auf meinem Zettel stand und so kamen wir schon am nächsten Ziel - Pendennis Castle - an, bevor es zu Tee und Gebäck kam.



    Pendennis Castle gehörte zu einer Kette an Forts, von denen aus die Küste unter Henry VIII gegen die Franzosen und Spanier verteidigt wurde. Was innen drin ist, habe ich mir nicht so genau angeschaut, Bein.v2 war mittlerweile etwas angeschlagen. Ich bin stattdessen auf den höchsten zugänglichen Punkt der Burganlagen geklettert und habe mich dort umgeschaut: sehr schöne Aussicht, über Falmouth, den Hafen, Strände, die Mündung des Flusses Fal, Segelbotte, Fähren, große Schiffe und so weiter. Es war bedeckt aber warm und schon sehr komfortabel, da herumzusitzen und immer mal wieder ein Foto zu machen.



    Am frühen Abend hatten wir alle genug gesehen, Herr N und Mademoiselle hatten auch Hunger, mit "Abendessen um 8" konnte ich sie aber, wie geplant, vorerst ruhigstellen.

    Wir fuhren in die neue Unterkunft, direkt in Falmouth, wenige Minuten zu Fuß vom Strand entfernt.



    Hier wurden wir mit Tee und Lemon Cake empfangen, es musste also niemand verhungern. Die Unterkunft ist dieses Mal ein etwas größeres Haus, weniger familiär aber das stört mich nicht. Dafür sehr gut organisiert, die Koffer wurden schon in die Zimmer getragen, während wir noch im Garten Tee tranken und dann gab es von den Gastgebern eine Einführung zur Benutzung des Hauses, Stadplan, Broschüren, Wlan-Passowrtund so weiter. Den Weg zu unserer Abendessenreservierung in einem Fischrestaurant auf einem Felsen am Meer konnten wir uns auch gleich erklären lassen: es gibt einen Schleichweg am Strand entlang, dann durch die Hecken, dann einen anderen Strand entlang und dann ist man schon da.



    Wir sollten nur zurückkommen, bevor es ganz dunkel ist, denn der Weg ist nicht beleuchtet und wir könnten die Klippen hinunterfallen, wurde uns fürsorglich mitgeteilt. Das haben wir dann auch gerade noch so geschafft.

    Sonntag, 16. Juli 2017
    Dartmoor: Buckfast Abbey - Haytor Rocks - Widecombe-in-the-Moor - Princetown (nachgereicht)

    Heute wurde der Wunsch des Kindes umgesetzt, das Dartmoor zu sehen.

    Zunächst fuhren wir Buckfast Abbey an, eine noch aktive Benediktinerabtei. Mit der historischen Bedeutung und so weiter habe ich mich nicht befasst, weil ich so sehr damit beschäftigt war, die tollen Pflanzen zu bewundern: uralte Bäume, schöne Hecken, blühende Blumen, riesiges anderes Gewächs. Keine Ahnung, wie das alles heißt, aber es war toll. Dazwischen Wasserläufe, Statuen und so weiter. Und niemand dort außer uns.





    Nur, warum wir irgendwie keinen Eingang in die Kirche an sich fanden, hat mich gewundert. Das klärte sich dann etwas später: das Navi hatte uns in den Privatbereich der Abteil gelotst, ich hatte also die ganze Zeit die Pflanzen der Mönche bewundert und nicht den öffentlichen Bereich. Den schauten wir dann auch noch an, auch hübsch aber kein Vergleich. Danke Google.



    Weiter ging es, jetzt richtig in die Landschaft, die Straßen waren teilweise so eng, dass die Hecken an beiden Seiten das Auto entlangstreiften. Ab und an kam wer entgegen, dann musste einer von beiden bis zu einer der seltenen dafür vorgesehenen Buchten oder sonst halt bis zur letzten Kreuzung zurücksetzen. Meist taten das sehr versiert die Einheimischen. Trafen zwei Touristenfahrzeuge aufeinander, dauerte es länger.

    Der nächste Stop war an den Haytor Rocks. Das ist ein Hügel mit Felsteil obendrauf, man kann den Hügel hinaufgehen und dann die Felsen erklettern. Den Hügel machte ich mit, diesen hier, hinten sieht man klein den Parkplatz.



    Auf die Kletterei habe ich dann lieber verzichtet, weil ich zu diesem Zeitpunkt schon gelernt hatte: hoch geht mit Bein.v2 so gut wie alles, runter ist es jedoch deutlich problematischer. Also lieber nicht. Die Aussicht vom Hügel war auch schon schön.



    Und ich hatte sowieso Schnappatmung, weil ich das vorausgerannte Kind natürlich, wie sollte es anders sein, ganz, ganz oben auf der Felsspitze entdeckte.



    Weiter ging es, diverse Wildponys kreuzten unseren Weg, standen auch mal einfach auf der Straße herum, ein paar Fohlen waren auch dabei und sowieso auch überall Schafe.



    In Widecombe-in-the-Moor hielten wir wieder an, hauptsächlich, weil ich den Namen des Ortes schön fand und ihn deshalb sehen wollte. Dort gab es dann auch Cornish Cream Tea, es war warm und sonnig, wir konnten draußen sitzen.



    Und als letzte Station mit Abendessen stand Princetown auf dem Programm, denn dort gibt es (neben einem Gefängnis und einer Kirche und einem Visitor Center) das Gebäude des ehemaligen Duchy Hotels, in dem Sir Arthur Conan Doyle die Inspiration fand, The Hound of the Baskervilles zu schreiben. Deshalb wollte Mademoiselle dort hin und deshalb hatte ich dort in einem Pub auch für das Abendessen reserviert.

    In Princetown ist das Wetter meist anders als im restlichen Dartmoor, und zwar laut unseren Gastgebern zu rund 90% Regen und Nebel. So war es auch bei unserem Besuch. Der Nebel machte das ganze recht atmosphärisch.





    Ansonsten gibt es in Princetown, behaupte ich mal, nicht allzu viel, das man tun könnte.

    Deshalb waren wir auch eine Stunde früher bereit zum Abendessen, der Pub konnte das erfeulicherweise (wenn auch mit etwas Aufregung, obwohl es nur sehr wenige Gäste gab) einrichten, Herr N und Mademoiselle aßen Burger, die sehr gut waren, meine Pizza war eher eine Tiefkühlversion aber das mag ich ab und an auch ganz gern.

    Nach einem kurzen Trip in den Supermarkt für Lebensnotwendiges (Wasser, Bier, Chips, Schokolade) legten wir alle erschöpft um 20 Uhr die Füße hoch.

    Samstag, 15. Juli 2017
    Winchelsea - Stonehenge - Torquay (nachgereicht)

    Der schiefe Boden und dementsprechend auch ein etwas schiefes Bett, die ungewohnte Stille und Dunkelheit, die geteilte Riesenbettdecke - alles egal, ich schlief tief und fest ohne Aufwachen und ich glaube, die anderen auch (wobei es natürlich auch möglich wäre, dass die die ganze Nacht Party gemacht haben - bemerkt hätte ich es nicht!). Zwei Minuten vor dem Wecker wachte ich auf, ein Schaf blökte. Vor dem Fenster Hoppelhasen.

    Damit es nicht allzu idyllisch wurde, passte ich dann fast nicht in die Dusche. Die Dusche an sich war sehr klein und die Schiebetür ging zur zur Hälfte oder vielleicht einem Drittel auf. Glücklicherweise war Brust, nicht Bauch das Problem, so konnte ich mich im Zickzack dann doch hineinwinden.

    Frühstück gab es draußen, an einem kleinen Seerosenteich, für alle von uns das Sussex-Frühstück, das aber ein ganz normales englisches Frühstück war, nur mit lokalen Produkten. Englisches Frühstück finde ich super, kenne es aber aus unserem B&B in Schottland so, dass man es nur etwa zweimal super findet, beim dritten Mal schon sehr angeschlagen ist und beim vierten Mal die Flucht ergreifen möchte. Das B&B in Schottland serviert aber auch Hafearbeiterportionen: von allen Bestandteilen mindestens zwei, der Mann auch gerne drei. Die Sussex-Frühstück-Portion war deutlich kleiner, ein Glück, wir haben ja noch 9 Tage vor uns!



    Heute ging es mit Zwischenstopp in Stonhenge zur nächsten Unterkunft. Stonehenge, so sagte die Reisebürodame, sei leider mittlerweilse Touristennepp. Überteuerte Tickets, überfüllte Wege, an die Steine kommt man sowieso nicht dran, weil alle die sonst anfassen würden. Sie empfahl, einen Ort nur ein paar Kilometer weiter aufzusuchen, Avebury, der auch einen Henge, also Steinkreis, hat, einfach so und völlig frei zugänglich, sogar mit Anfassen. Nunja. Aber Stonehenge ist halt Stonehenge. Das wollte ich schon gerne sehen, allem Tourisennepp zum Trotz.
    Tickets sollte man vorreservieren, das hatten wir getan, waren auch online Urlaubsmitglied bei English Heritage geworden und können deshalb 9 Tage lang alle Dinge, die English Heritage "besitzt", kostenlos anschauen. Also auch Stonehenge. Auf dem Weg dorthin entdeckte einen Fehler in der Reiseplanung: alle Fahrzeiten, auf denen die Planung beruht, habe ich zwischen 22 Uhr und Mitternacht recherchiert. Tagsüber, besonders im Berufsverkehr sieht das etwas anders aus. Wir verpassten also erst einmal unseren vorreservierten Steineanschauslot, das war vor Ort aber gar kein Problem und die Tickets wurden unkompliziert umgeschrieben.

    Erst gab es vor dem Visitor Center ein paar Hütten anzsuchauen



    Dann konnte man, so hatte ich das verstanden, entweder mit dem Shuttlebus zu den Steinen fahren oder aber 25 Minuten zu Fuß laufen. 25 Minuten schafft Bein.v2 locker, also liefen wir, querfeldein über Weiden mit Gattern und so weiter, die auf Schildern angekündigten Kuhartigen mit Hörnern, vor dem man sich dann fernhalten sollte, sahen wir nicht. Dafür noch ein anderes Schild, dass die Sache mit den 25 Minuten Fußweg als Irrtum auswies - 25 Minuten wären es ab der 1. Bushaltestelle gewesen. Vom Besucherzentrum aus das Doppelte. Nunja.





    An den Steinen war es dann tatsächlich sehr voll, hauptsächlich mit SprachschülerInnen auf Exkursion und japanischen Touristen, viele davon enorm interessant gekleidet, besonders die Damen, so als gingen sie auf einen Kindergeburtstag mit Motto "Prinzessin und Feen". Und trotz allem: Atmosphäre hatte der Steinkreis und ich bin froh, ihn angeschaut zu haben.



    Auf das Anschauen der kostenlosen Anfass-Steine verzichteten wir dann. Die wären noch einmal eine halbe Stunde in eine andere Richtung gewesen, es war schon später Nachmittag, wir fuhren also direkt die nächste Unterkunft an. Diesmal an der "Englischen Rivera" in Torquay.



    Das Bed&Breakfast ging dieses Mal eher in Richtung elegant: ein viktorianisches Haus mit hohen Decken und Strukturtapeten, das Zimmer in gold-creme, lustigerweise mit demselben Kronleuchter, den wir zu Hause auch im Schlafzimmer haben und demselben Kleiderschrank (IKEA), den Mademoiselle sich neulich erst ausgesucht hat.

    Zum Abendessen spazierten wir zu Fuß (wieder angeblich 25 Minuten, Bein.v2-bedingt eher 35). Die Unterkunft ist nur etwa 300 Meter vom Meer entfernt, ab da geht es am kleinen Strand vorbei, die Promenade entlang, durch den Hafen, durch den Yachthafen und so weiter. Schon sehr hübsch. Und unglaublich voll mit SprachschülerInnen diversester Institute.



    In Bezug auf das Restaurant war ich gespannt. Ich hatte vorher per Mail reserviert und in den letzten Tagen drei Mails erhalten, die mich an die Reservierung erinnern, fragen, ob ich denn tatsächlich kommen werde und darauf hinweisen, dass ich die Buchung andernfalls bitte stornieren soll. Heute kam dann morgens noch eine solche Mail, gleich mit einem Link drin, den ich zum stornieren nur anklicken müsse und mit dem Hinweis, dass man sowieso den Tisch nur für 1,5 Stunden für uns frei habe. Wir wollten aber ja schon dorthin, 1,5 Stunden reichen mir zum Essen auch, ich klickte den Link also nicht. Vor Ort war es dann wirklich außerordentlich voll, die Kellnerinnen und Kellner rannten quasi durch den Laden und auch der Mann hinter der Bar sprang immer mal wieder ein, um Tische abzuräumen oder Speisekarten zu bringen. Das Essen (Fisch - es handelte sich um ein Fischrestaurant) war gut, der Preis im Rahmen, innerhalb von 1,5 Stunden haben wir es aber nicht geschafft denn ich glaube, nach 1,5 Stunden hatten wir noch nichtmals den Hauptgang überhaupt bekommen. Das fiel aber in dem ganzen Durcheinander auch gar keinem auf.

    Der Heimweg ging wieder am Meer entlang, diesmal schön beleuchtet und die SprachschülerInnen diesmal sehr angetrunken, dann ging es noch bergauf durch einen sehr dunklen Park, in dem mir Herr N. mit dem Handy den Weg leuchten musste, da ich ja Unebenheiten momentan nicht so gut ausbalancieren kann wie normal und Angst hatte, zu stolpern.





    Etwa auf halbem Weg war ich so erschöpft, dass ich mich am liebsten einfach auf den Boden gelegt und geschlafen hätte. Irgendwie ging es dann aber doch noch, zurück in der Unterkunft erinnere ich mich allerdings an gar nichts mehr, ich habe mich sofort ins Bett gelegt und geschlafen, während Herr N und Mademoiselle - so berichten sie - im selben Zimmer bei voller Beleuchtung noch gelesen und irgendwas angeschaut haben. Aber wie gesagt, darüber weiß ich nichts, ich kam erst am nächsten Morgen vom Weckerklingeln wieder zu mir.


    Reisebericht wird nachgereicht, heute findet hier nichts mehr statt, ich muss schlafen!

    Freitag, 14. Juli 2017
    1. Reisetag: Dover / Winchelsea

    Um 6 Uhr heute Morgen sollte es losgehen, also saßen wir um kurz vor halb 7 dann tatsächlich im Auto. Die erste Hälfte der Fahrt überlegte ich, was wir alles Wesentliches vergessen haben könnten, nachdem Herr N. mir aber auch nicht nur dreimal versichert hatte, er habe seinen Ausweis eingesteckt sondern ihn mir auch vorzeigte, war klar: nichts Wesentliches. Die zweite Hälfte der Fahrt konnte ich also in Ruhe überlegen, was wohl wäre, falls wir die Fähre verpassen.

    Nicht, dass das überhaupt je zur Debatte gestanden hätte. Die Fähre fuhr um 16 Uhr, bis 14:30 Uhr sollte man allerspätestens eingecheckt haben, stand auf der Buchung, sonst würde man in der Hochsaison keinesfalls mehr mitgenommen. Wir waren aber ja sehr zeitig unterwegs und standen daher um 13:40 schon am Check-in, mit dem Ergebnis, dass wir noch auf der 14-Uhr-Fähre untergebracht wurden.





    Fähre ist definitiv anders als füher ("früher" bedeutet hier: vor ca. 25 Jahren). Damals war die Fähre ein raues Pflaster, Sitzplätze gab es nicht für jeden, Gestalten lagen in Schlafsäcken in den Gängen aber die allermeisten Reisenden verbrachten die erste Stunde der Überfahrt damit, möglichst viel steuerfreien Alkohol in sich hineinzuschütten und die zweite Stunde damit, diesen über die Reling wieder zu erbrechen. Heute kann man auf der Fähre im Restaurant oder in der Snackbar oder im Kinderbereich sitzen oder auch an Deck im Raucher- oder Nichtraucherbereich oder natürlich auch in der VIP-Lounge. Keine Schlafsäcke, niemand hing über der Reling. Immerhin, die weißen Felsen von Dover waren noch da. Wer weiß, wie lange.



    Von Dover aus fuhren wir forsch erst einmal in die falsche Himmelsrichtung, wurden aber beim Umkehren mit einem fantastischen Blick über den Hafen belohnt. Dann ging es noch eine Stunde über die südenglischen Dörfer. Ich kenne Südengland überhaupt nicht gut, nur London und Oxford, es ist aber schon eine sehr hübsche Gegend, sehr grün und schafig. Linksfahren ist unkompliziert, da die meisten Straßen sowieso nur eine Spur haben. Nicht, dass ich fahren würde, ich habe ja Bein.v2, aber mache natürlich viele hilfreiche Bemerkungen, unter anderem schreie ich bei jedem Anfahren vom Straßenrand oder Parkplatz sehr laut "LINKS!!!". Und manchmal schreie ich mittendrin auch "Aaaaahhh!", weil man es als Beifahrerin ja nicht gewohnt ist, den Gegenverkehr so auf sich zurauschen zu sehen, das wirkt dann doch sehr nah, näher als sonst.

    Unsere erste Unterkunft befindet sich in Winchelsea und ist ein wirklich sehr altes Häuschen, die Bausubstanz stammt aus dem 13. Jahrhundert, das Haus an sich ist, würde ich behaupten, Tudorstil.



    Alles ist sehr verwinkelt, schief und mit enorm viel Stein.





    Bei den Türen muss ich mich ducken, da unser Zimmer im Obergeschoss unter dem Giebel ist, stoßen wir uns darin nicht die Köpfe an, nur auf ein paar Balken muss man achtgeben.



    Und im ganzen Haus sind hübsche Dinge verteilt: Porzellan, Bilder, Spiegel, Kannen, Vasen - im Urlaub kann ich das genießen, zu Hause würde ich natürlich binnen kürzester Zeit wahnsinnig (wer soll das alles sauberhalten??).





    Drumherum sind lauter blühende und grüne Pflanzen, Wiesen, Karnickel, Schafe, Möwen und ein Bienenstock.





    Winchelsea an sich ist auch ein interessanter Ort, das ursprüngliche Winchelsea hat sich nämlich um 1300 das Meer geholt und die Bewohner - damals deutlich mehr als heute - wurden dann ein Stück weiter hügelaufwärts angesiedelt, wobei der neue Ort dann durchgeplant wurde und die Straßen an einem Raster ausgerichtet wurden. Unter der Stadt sind riesige Weinkeller, weil hier damals ein wichtiger Hafen für Weinhandel war.

    Abends hatte ich in einem indischen Restaurant in der Nähe reserviert - die sind meiner Meinung nach in England/Schottland immer noch ein gutes Stück besser als in Deutschland. Und zum Glück hatten wir reserviert, es wäre sonst nämlich nichts frei gewesen, als wir ankamen.





    Und das Essen war natürlich ausgezeichnet.

    Mittwoch, 12. Juli 2017
    Was mir heute zum allerersten Mal passiert ist:

    Dass ein Schuhmacher mir um 21 Uhr einen fertig reparierten Schuh nach Hause bringt, damit ich den mit in den Urlaub nehmen kann. Und nein, ich bin da keine Stammkundin. Also bisher nicht. Ab jetzt dann wohl schon.

    Mittwoch, 12. Juli 2017

    Seit Wochen wollte ich noch erzählen, wie ich mal keine Lust hatte, Urlaub zu planen.

    Ich mag Urlaub planen nicht sonderlich, denn ich gerate dabei immer in Aufregung. Ob es nun schöne Ferienwohnungen sind, für die ich erst einmal den Vermieter anmailen muss, ob sie noch frei sind oder Hotelzimmer, zwischen denen ich mich entscheiden muss, während immer wieder eine rote Meldung "wird in diesem Moment von tausendneununtertfuffzich Interessenten angesehen!" aufflackert (ich bin sehr empfänglich für so etwas) und ob das dann mit den verfügbaren Flügen/Zügen zusammenpasst und wie früh/spät ich jetzt bereit bin aufzustehen/anzukommen, um Geldsumme X zu sparen - anstrengend. Und dann ist es auch häufig noch anstrengend, die Sache mit dem Schlafplatz des Kindes zu klären: dass sie mit in unserem Bett schläft, möchte niemand von uns, sie soll ein eigenes richtiges Bett haben, gerne in einem anderen Zimmer, dieses aber dann nicht unbedingt am anderen Ende des Gebäudes - solche Dinge lassen sich nach wie vor schlecht erklicken, man muss telefonieren oder mailen und dann wieder auf Antwort warten, und bei einer Rundreise mit wechselnden Unterkünften ist das alles dann noch mehrfach zu checken - das alles regt mich auf und ich habe keine Lust, mich aufzuregen.

    Nachdem wir also gemeinsam festgelegt hatten, wohin wir überhaupt reisen möchten, suchte ich zwei Reisebüros aus, die auf dieses Zielgebiet spezialisiert sind und mailte ihnen mein Anliegen in der Form Urlaub von-bis, Personen, Budget, grobes Ansinnen. Das erste Reisebüro antwortete "Sie sind spät dran, es ist alles sehr schwierig, rufen Sie doch mal hier und da und dort an oder klicken Sie auf folgende Links." Das war gar nicht, was ich mir vorgestellt hatte.

    Das zweite Reisebüro schickte einen Bausatz an Unterkünften, die sie bei Interesse für mich anfragen würden und zusätzlich Informationen zu möglichen Anreiseverbindungen. Das war auch nicht, was ich wollte, aber schon vielversprechender, also rief ich die Absenderin an und erklärte, dass zwar alles gut klänge, ich mich mit der Reiseplanung aber am Liebsten gar nicht befassen wollte und ob sie das nicht einfach alles entscheiden und für mich buchen könne.

    Die Dame war verwundert aber nicht abgeneigt. Sie fragte noch ein wenig unsere Interessen und Präferenzen ab (Unterkunft an der Küste, Wlan, kein Tag mehr als 6 Stunden Autofahrt) und bestand darauf, die ausgearbeitete Reise vor der endgültigen Buchung noch einmal per Mail abzustimmen - nun gut. Wie versprochen kam drei Tage später die Mail mit der Detailplanung, ich antwortete umgehend "bitte so buchen" und so wurde es gemacht. Passend zu den Unterkünften bekam ich noch ein Set mit Ausflugsvorschlägen und Restaurantempfehlungen, die ich großzügig (und dann noch einmal Bein.v2-kompatibel) auf die entsprechenden Tage verteilte, und das war es dann.

    Es ist höchst komfortabel, mit Profis zu arbeiten.

    Übermorgen geht es los - Einbrechen lohnt übrigens nicht, hier wohnen, während wir weg sind die Katzensitter.

    Dienstag, 11. Juli 2017

    Physiotherapeutin: Kannst du rückwärts gehen?

    Frau N: Natürlich kann ich rückwärts gehen!

    PT: Mach mal.

    Frau N: (versucht rückwärts zu gehen - kann es nicht, weil das linke Bein vergessen hat, was man dazu tun muss)

    PT: Nimm mal meine Hände. So, jetzt nochmal.

    Frau N: (geht wackelig ein paar Schritte rückwärts)

    PT: Jetzt vorwärts. Jetzt rückwärts. Vorwärts. Rückwärts. Zur Seite. Andere Seite. Rückwärts. Vorwärts.

    Frau N: (macht alles mit)

    PT: Siehst du. So machen wir die nächsten Termine schön weiter, dann Musik dazu und wenn die Pirouetten klappen sind wir fertig. Schön üben bis übermorgen!

    Sonntag, 9. Juli 2017

    Heute morgen war ich Brötchen holen. Ja, das ist eine Meldung wert, immerhin bin ich jetzt einige Wochen nur zu Fuß irgendwohin gegangen, wenn es sich nicht vermeiden ließ. Zum Bus, zum Buffet, solche Dinge. Brötchen holen gehen können auch der Herr N oder Mademoiselle, aber ich hatte Lust dazu und fühlte mich auch bereit.

    Dabei ist mir etwas aufgefallen. Bein.v2 hat nun das Stadium der Genesung erreicht, in dem zwar bei weitem nicht alles OK ist, aber auch für Fremde auf der Straße nicht mehr ganz offensichtlich eine Verletzung vorliegt. Die Krücken sind weg und das Gehen funktioniert etwas unrund, aber nicht ganz auffällig unrund und etwas langsam, aber nicht ganz auffällig langsam und etwas mühsam, aber nicht auffällig mühsam. Der gesamte Mitleidsfaktor fällt also weg, all die schönen Hilfsangebote auch und damit Entgegenkommende ausweichen erfordert es jetzt wieder Körperhaltung.

    Sehr anstrengend. Ich weiß jetzt, warum so viele Menschen ihre Orthese (entgegen der gängigen ärztlichen Anordnung) über der Hose tragen statt darunter. Diese Filous.

    Sonntag, 9. Juli 2017
    Bilder

    Heute auf der Autofahrt wurde mir plötzlich klar, warum ich nicht gern Bilder anschaue. Nämlich: sie sind mir einfach zu viel auf einmal. Ich habe beim Betrachten von Bildern dasselbe Gefühl wie in Kaufhäusern oder Einkaufszentran: alles viel zu viel.

    Fotos gehen, denn auf Fotos ist meist eine Sache drauf, die Wesentlich ist (Haus, Person) und der Rest ist eher Zufall. Aber Gemälde erwecken in mir das Gefühl, als habe jeder Pinselstrich eine Bedeutung, die Bilder sind regelrecht komponiert, es ist nicht egal, ob ein Apfel links oder rechts liegt und ob ein Fenster offen oder geschlossen ist und so weiter. Abstrakte Kunst ist noch schlimmer, denn da verstehe ich noch nicht einmal irgendeins von den unzähligen Dingen, die ich sehe. Und das ganze stürmt beim ersten Blick auf mich ein, es ist nicht, wie zum Beispiel ein Buch, linear. Das ist mir einfach zu viel.

    Deshalb gehe ich auch gar nicht gern in Kunstmuseen. Da bekomme ich Kopfschmerzen. Manchmal, wenn Museum mit Bildern nun einmal aus irgendwelchen Gründen auf dem Programm steht, behelfe ich mir mit Tricks. Sind zum Beispiel viele Habsburger darin enthalten, schaue ich nur auf die Unterlippen.

    Ein einzelnes Gemälde anschauen, das geht vielleicht noch (aber auch nicht unbedingt gut). Aber wie jemand in einem Museum ein Bild nach dem anderen anschaut und dabei nicht einen kompletten Tilt im Gehirn erleidet, ist mir unbegreiflich. Vielleicht hat es etwas mit Wissen zu tun - Themen, die man wiedererkennt, an denen man sich orientieren kann, die einen Referenzrahmen geben - das könnte gut sein. Vielleicht ist "Bilder anschauen können" so etwas wie "Lesen lernen". Ich muss noch etwas länger darüber nachdenken.

    Samstag, 8. Juli 2017

    Zu müde für alles.

    November seit 6823 Tagen

    Letzter Regen: 20. November 2024, 21:47 Uhr