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    Samstag, 15. Juli 2017
    Winchelsea - Stonehenge - Torquay (nachgereicht)

    Der schiefe Boden und dementsprechend auch ein etwas schiefes Bett, die ungewohnte Stille und Dunkelheit, die geteilte Riesenbettdecke - alles egal, ich schlief tief und fest ohne Aufwachen und ich glaube, die anderen auch (wobei es natürlich auch möglich wäre, dass die die ganze Nacht Party gemacht haben - bemerkt hätte ich es nicht!). Zwei Minuten vor dem Wecker wachte ich auf, ein Schaf blökte. Vor dem Fenster Hoppelhasen.

    Damit es nicht allzu idyllisch wurde, passte ich dann fast nicht in die Dusche. Die Dusche an sich war sehr klein und die Schiebetür ging zur zur Hälfte oder vielleicht einem Drittel auf. Glücklicherweise war Brust, nicht Bauch das Problem, so konnte ich mich im Zickzack dann doch hineinwinden.

    Frühstück gab es draußen, an einem kleinen Seerosenteich, für alle von uns das Sussex-Frühstück, das aber ein ganz normales englisches Frühstück war, nur mit lokalen Produkten. Englisches Frühstück finde ich super, kenne es aber aus unserem B&B in Schottland so, dass man es nur etwa zweimal super findet, beim dritten Mal schon sehr angeschlagen ist und beim vierten Mal die Flucht ergreifen möchte. Das B&B in Schottland serviert aber auch Hafearbeiterportionen: von allen Bestandteilen mindestens zwei, der Mann auch gerne drei. Die Sussex-Frühstück-Portion war deutlich kleiner, ein Glück, wir haben ja noch 9 Tage vor uns!



    Heute ging es mit Zwischenstopp in Stonhenge zur nächsten Unterkunft. Stonehenge, so sagte die Reisebürodame, sei leider mittlerweilse Touristennepp. Überteuerte Tickets, überfüllte Wege, an die Steine kommt man sowieso nicht dran, weil alle die sonst anfassen würden. Sie empfahl, einen Ort nur ein paar Kilometer weiter aufzusuchen, Avebury, der auch einen Henge, also Steinkreis, hat, einfach so und völlig frei zugänglich, sogar mit Anfassen. Nunja. Aber Stonehenge ist halt Stonehenge. Das wollte ich schon gerne sehen, allem Tourisennepp zum Trotz.
    Tickets sollte man vorreservieren, das hatten wir getan, waren auch online Urlaubsmitglied bei English Heritage geworden und können deshalb 9 Tage lang alle Dinge, die English Heritage "besitzt", kostenlos anschauen. Also auch Stonehenge. Auf dem Weg dorthin entdeckte einen Fehler in der Reiseplanung: alle Fahrzeiten, auf denen die Planung beruht, habe ich zwischen 22 Uhr und Mitternacht recherchiert. Tagsüber, besonders im Berufsverkehr sieht das etwas anders aus. Wir verpassten also erst einmal unseren vorreservierten Steineanschauslot, das war vor Ort aber gar kein Problem und die Tickets wurden unkompliziert umgeschrieben.

    Erst gab es vor dem Visitor Center ein paar Hütten anzsuchauen



    Dann konnte man, so hatte ich das verstanden, entweder mit dem Shuttlebus zu den Steinen fahren oder aber 25 Minuten zu Fuß laufen. 25 Minuten schafft Bein.v2 locker, also liefen wir, querfeldein über Weiden mit Gattern und so weiter, die auf Schildern angekündigten Kuhartigen mit Hörnern, vor dem man sich dann fernhalten sollte, sahen wir nicht. Dafür noch ein anderes Schild, dass die Sache mit den 25 Minuten Fußweg als Irrtum auswies - 25 Minuten wären es ab der 1. Bushaltestelle gewesen. Vom Besucherzentrum aus das Doppelte. Nunja.





    An den Steinen war es dann tatsächlich sehr voll, hauptsächlich mit SprachschülerInnen auf Exkursion und japanischen Touristen, viele davon enorm interessant gekleidet, besonders die Damen, so als gingen sie auf einen Kindergeburtstag mit Motto "Prinzessin und Feen". Und trotz allem: Atmosphäre hatte der Steinkreis und ich bin froh, ihn angeschaut zu haben.



    Auf das Anschauen der kostenlosen Anfass-Steine verzichteten wir dann. Die wären noch einmal eine halbe Stunde in eine andere Richtung gewesen, es war schon später Nachmittag, wir fuhren also direkt die nächste Unterkunft an. Diesmal an der "Englischen Rivera" in Torquay.



    Das Bed&Breakfast ging dieses Mal eher in Richtung elegant: ein viktorianisches Haus mit hohen Decken und Strukturtapeten, das Zimmer in gold-creme, lustigerweise mit demselben Kronleuchter, den wir zu Hause auch im Schlafzimmer haben und demselben Kleiderschrank (IKEA), den Mademoiselle sich neulich erst ausgesucht hat.

    Zum Abendessen spazierten wir zu Fuß (wieder angeblich 25 Minuten, Bein.v2-bedingt eher 35). Die Unterkunft ist nur etwa 300 Meter vom Meer entfernt, ab da geht es am kleinen Strand vorbei, die Promenade entlang, durch den Hafen, durch den Yachthafen und so weiter. Schon sehr hübsch. Und unglaublich voll mit SprachschülerInnen diversester Institute.



    In Bezug auf das Restaurant war ich gespannt. Ich hatte vorher per Mail reserviert und in den letzten Tagen drei Mails erhalten, die mich an die Reservierung erinnern, fragen, ob ich denn tatsächlich kommen werde und darauf hinweisen, dass ich die Buchung andernfalls bitte stornieren soll. Heute kam dann morgens noch eine solche Mail, gleich mit einem Link drin, den ich zum stornieren nur anklicken müsse und mit dem Hinweis, dass man sowieso den Tisch nur für 1,5 Stunden für uns frei habe. Wir wollten aber ja schon dorthin, 1,5 Stunden reichen mir zum Essen auch, ich klickte den Link also nicht. Vor Ort war es dann wirklich außerordentlich voll, die Kellnerinnen und Kellner rannten quasi durch den Laden und auch der Mann hinter der Bar sprang immer mal wieder ein, um Tische abzuräumen oder Speisekarten zu bringen. Das Essen (Fisch - es handelte sich um ein Fischrestaurant) war gut, der Preis im Rahmen, innerhalb von 1,5 Stunden haben wir es aber nicht geschafft denn ich glaube, nach 1,5 Stunden hatten wir noch nichtmals den Hauptgang überhaupt bekommen. Das fiel aber in dem ganzen Durcheinander auch gar keinem auf.

    Der Heimweg ging wieder am Meer entlang, diesmal schön beleuchtet und die SprachschülerInnen diesmal sehr angetrunken, dann ging es noch bergauf durch einen sehr dunklen Park, in dem mir Herr N. mit dem Handy den Weg leuchten musste, da ich ja Unebenheiten momentan nicht so gut ausbalancieren kann wie normal und Angst hatte, zu stolpern.





    Etwa auf halbem Weg war ich so erschöpft, dass ich mich am liebsten einfach auf den Boden gelegt und geschlafen hätte. Irgendwie ging es dann aber doch noch, zurück in der Unterkunft erinnere ich mich allerdings an gar nichts mehr, ich habe mich sofort ins Bett gelegt und geschlafen, während Herr N und Mademoiselle - so berichten sie - im selben Zimmer bei voller Beleuchtung noch gelesen und irgendwas angeschaut haben. Aber wie gesagt, darüber weiß ich nichts, ich kam erst am nächsten Morgen vom Weckerklingeln wieder zu mir.


    Reisebericht wird nachgereicht, heute findet hier nichts mehr statt, ich muss schlafen!

    Freitag, 14. Juli 2017
    1. Reisetag: Dover / Winchelsea

    Um 6 Uhr heute Morgen sollte es losgehen, also saßen wir um kurz vor halb 7 dann tatsächlich im Auto. Die erste Hälfte der Fahrt überlegte ich, was wir alles Wesentliches vergessen haben könnten, nachdem Herr N. mir aber auch nicht nur dreimal versichert hatte, er habe seinen Ausweis eingesteckt sondern ihn mir auch vorzeigte, war klar: nichts Wesentliches. Die zweite Hälfte der Fahrt konnte ich also in Ruhe überlegen, was wohl wäre, falls wir die Fähre verpassen.

    Nicht, dass das überhaupt je zur Debatte gestanden hätte. Die Fähre fuhr um 16 Uhr, bis 14:30 Uhr sollte man allerspätestens eingecheckt haben, stand auf der Buchung, sonst würde man in der Hochsaison keinesfalls mehr mitgenommen. Wir waren aber ja sehr zeitig unterwegs und standen daher um 13:40 schon am Check-in, mit dem Ergebnis, dass wir noch auf der 14-Uhr-Fähre untergebracht wurden.





    Fähre ist definitiv anders als füher ("früher" bedeutet hier: vor ca. 25 Jahren). Damals war die Fähre ein raues Pflaster, Sitzplätze gab es nicht für jeden, Gestalten lagen in Schlafsäcken in den Gängen aber die allermeisten Reisenden verbrachten die erste Stunde der Überfahrt damit, möglichst viel steuerfreien Alkohol in sich hineinzuschütten und die zweite Stunde damit, diesen über die Reling wieder zu erbrechen. Heute kann man auf der Fähre im Restaurant oder in der Snackbar oder im Kinderbereich sitzen oder auch an Deck im Raucher- oder Nichtraucherbereich oder natürlich auch in der VIP-Lounge. Keine Schlafsäcke, niemand hing über der Reling. Immerhin, die weißen Felsen von Dover waren noch da. Wer weiß, wie lange.



    Von Dover aus fuhren wir forsch erst einmal in die falsche Himmelsrichtung, wurden aber beim Umkehren mit einem fantastischen Blick über den Hafen belohnt. Dann ging es noch eine Stunde über die südenglischen Dörfer. Ich kenne Südengland überhaupt nicht gut, nur London und Oxford, es ist aber schon eine sehr hübsche Gegend, sehr grün und schafig. Linksfahren ist unkompliziert, da die meisten Straßen sowieso nur eine Spur haben. Nicht, dass ich fahren würde, ich habe ja Bein.v2, aber mache natürlich viele hilfreiche Bemerkungen, unter anderem schreie ich bei jedem Anfahren vom Straßenrand oder Parkplatz sehr laut "LINKS!!!". Und manchmal schreie ich mittendrin auch "Aaaaahhh!", weil man es als Beifahrerin ja nicht gewohnt ist, den Gegenverkehr so auf sich zurauschen zu sehen, das wirkt dann doch sehr nah, näher als sonst.

    Unsere erste Unterkunft befindet sich in Winchelsea und ist ein wirklich sehr altes Häuschen, die Bausubstanz stammt aus dem 13. Jahrhundert, das Haus an sich ist, würde ich behaupten, Tudorstil.



    Alles ist sehr verwinkelt, schief und mit enorm viel Stein.





    Bei den Türen muss ich mich ducken, da unser Zimmer im Obergeschoss unter dem Giebel ist, stoßen wir uns darin nicht die Köpfe an, nur auf ein paar Balken muss man achtgeben.



    Und im ganzen Haus sind hübsche Dinge verteilt: Porzellan, Bilder, Spiegel, Kannen, Vasen - im Urlaub kann ich das genießen, zu Hause würde ich natürlich binnen kürzester Zeit wahnsinnig (wer soll das alles sauberhalten??).





    Drumherum sind lauter blühende und grüne Pflanzen, Wiesen, Karnickel, Schafe, Möwen und ein Bienenstock.





    Winchelsea an sich ist auch ein interessanter Ort, das ursprüngliche Winchelsea hat sich nämlich um 1300 das Meer geholt und die Bewohner - damals deutlich mehr als heute - wurden dann ein Stück weiter hügelaufwärts angesiedelt, wobei der neue Ort dann durchgeplant wurde und die Straßen an einem Raster ausgerichtet wurden. Unter der Stadt sind riesige Weinkeller, weil hier damals ein wichtiger Hafen für Weinhandel war.

    Abends hatte ich in einem indischen Restaurant in der Nähe reserviert - die sind meiner Meinung nach in England/Schottland immer noch ein gutes Stück besser als in Deutschland. Und zum Glück hatten wir reserviert, es wäre sonst nämlich nichts frei gewesen, als wir ankamen.





    Und das Essen war natürlich ausgezeichnet.

    Mittwoch, 12. Juli 2017
    Was mir heute zum allerersten Mal passiert ist:

    Dass ein Schuhmacher mir um 21 Uhr einen fertig reparierten Schuh nach Hause bringt, damit ich den mit in den Urlaub nehmen kann. Und nein, ich bin da keine Stammkundin. Also bisher nicht. Ab jetzt dann wohl schon.

    Mittwoch, 12. Juli 2017

    Seit Wochen wollte ich noch erzählen, wie ich mal keine Lust hatte, Urlaub zu planen.

    Ich mag Urlaub planen nicht sonderlich, denn ich gerate dabei immer in Aufregung. Ob es nun schöne Ferienwohnungen sind, für die ich erst einmal den Vermieter anmailen muss, ob sie noch frei sind oder Hotelzimmer, zwischen denen ich mich entscheiden muss, während immer wieder eine rote Meldung "wird in diesem Moment von tausendneununtertfuffzich Interessenten angesehen!" aufflackert (ich bin sehr empfänglich für so etwas) und ob das dann mit den verfügbaren Flügen/Zügen zusammenpasst und wie früh/spät ich jetzt bereit bin aufzustehen/anzukommen, um Geldsumme X zu sparen - anstrengend. Und dann ist es auch häufig noch anstrengend, die Sache mit dem Schlafplatz des Kindes zu klären: dass sie mit in unserem Bett schläft, möchte niemand von uns, sie soll ein eigenes richtiges Bett haben, gerne in einem anderen Zimmer, dieses aber dann nicht unbedingt am anderen Ende des Gebäudes - solche Dinge lassen sich nach wie vor schlecht erklicken, man muss telefonieren oder mailen und dann wieder auf Antwort warten, und bei einer Rundreise mit wechselnden Unterkünften ist das alles dann noch mehrfach zu checken - das alles regt mich auf und ich habe keine Lust, mich aufzuregen.

    Nachdem wir also gemeinsam festgelegt hatten, wohin wir überhaupt reisen möchten, suchte ich zwei Reisebüros aus, die auf dieses Zielgebiet spezialisiert sind und mailte ihnen mein Anliegen in der Form Urlaub von-bis, Personen, Budget, grobes Ansinnen. Das erste Reisebüro antwortete "Sie sind spät dran, es ist alles sehr schwierig, rufen Sie doch mal hier und da und dort an oder klicken Sie auf folgende Links." Das war gar nicht, was ich mir vorgestellt hatte.

    Das zweite Reisebüro schickte einen Bausatz an Unterkünften, die sie bei Interesse für mich anfragen würden und zusätzlich Informationen zu möglichen Anreiseverbindungen. Das war auch nicht, was ich wollte, aber schon vielversprechender, also rief ich die Absenderin an und erklärte, dass zwar alles gut klänge, ich mich mit der Reiseplanung aber am Liebsten gar nicht befassen wollte und ob sie das nicht einfach alles entscheiden und für mich buchen könne.

    Die Dame war verwundert aber nicht abgeneigt. Sie fragte noch ein wenig unsere Interessen und Präferenzen ab (Unterkunft an der Küste, Wlan, kein Tag mehr als 6 Stunden Autofahrt) und bestand darauf, die ausgearbeitete Reise vor der endgültigen Buchung noch einmal per Mail abzustimmen - nun gut. Wie versprochen kam drei Tage später die Mail mit der Detailplanung, ich antwortete umgehend "bitte so buchen" und so wurde es gemacht. Passend zu den Unterkünften bekam ich noch ein Set mit Ausflugsvorschlägen und Restaurantempfehlungen, die ich großzügig (und dann noch einmal Bein.v2-kompatibel) auf die entsprechenden Tage verteilte, und das war es dann.

    Es ist höchst komfortabel, mit Profis zu arbeiten.

    Übermorgen geht es los - Einbrechen lohnt übrigens nicht, hier wohnen, während wir weg sind die Katzensitter.

    Dienstag, 11. Juli 2017

    Physiotherapeutin: Kannst du rückwärts gehen?

    Frau N: Natürlich kann ich rückwärts gehen!

    PT: Mach mal.

    Frau N: (versucht rückwärts zu gehen - kann es nicht, weil das linke Bein vergessen hat, was man dazu tun muss)

    PT: Nimm mal meine Hände. So, jetzt nochmal.

    Frau N: (geht wackelig ein paar Schritte rückwärts)

    PT: Jetzt vorwärts. Jetzt rückwärts. Vorwärts. Rückwärts. Zur Seite. Andere Seite. Rückwärts. Vorwärts.

    Frau N: (macht alles mit)

    PT: Siehst du. So machen wir die nächsten Termine schön weiter, dann Musik dazu und wenn die Pirouetten klappen sind wir fertig. Schön üben bis übermorgen!

    Sonntag, 9. Juli 2017

    Heute morgen war ich Brötchen holen. Ja, das ist eine Meldung wert, immerhin bin ich jetzt einige Wochen nur zu Fuß irgendwohin gegangen, wenn es sich nicht vermeiden ließ. Zum Bus, zum Buffet, solche Dinge. Brötchen holen gehen können auch der Herr N oder Mademoiselle, aber ich hatte Lust dazu und fühlte mich auch bereit.

    Dabei ist mir etwas aufgefallen. Bein.v2 hat nun das Stadium der Genesung erreicht, in dem zwar bei weitem nicht alles OK ist, aber auch für Fremde auf der Straße nicht mehr ganz offensichtlich eine Verletzung vorliegt. Die Krücken sind weg und das Gehen funktioniert etwas unrund, aber nicht ganz auffällig unrund und etwas langsam, aber nicht ganz auffällig langsam und etwas mühsam, aber nicht auffällig mühsam. Der gesamte Mitleidsfaktor fällt also weg, all die schönen Hilfsangebote auch und damit Entgegenkommende ausweichen erfordert es jetzt wieder Körperhaltung.

    Sehr anstrengend. Ich weiß jetzt, warum so viele Menschen ihre Orthese (entgegen der gängigen ärztlichen Anordnung) über der Hose tragen statt darunter. Diese Filous.

    Sonntag, 9. Juli 2017
    Bilder

    Heute auf der Autofahrt wurde mir plötzlich klar, warum ich nicht gern Bilder anschaue. Nämlich: sie sind mir einfach zu viel auf einmal. Ich habe beim Betrachten von Bildern dasselbe Gefühl wie in Kaufhäusern oder Einkaufszentran: alles viel zu viel.

    Fotos gehen, denn auf Fotos ist meist eine Sache drauf, die Wesentlich ist (Haus, Person) und der Rest ist eher Zufall. Aber Gemälde erwecken in mir das Gefühl, als habe jeder Pinselstrich eine Bedeutung, die Bilder sind regelrecht komponiert, es ist nicht egal, ob ein Apfel links oder rechts liegt und ob ein Fenster offen oder geschlossen ist und so weiter. Abstrakte Kunst ist noch schlimmer, denn da verstehe ich noch nicht einmal irgendeins von den unzähligen Dingen, die ich sehe. Und das ganze stürmt beim ersten Blick auf mich ein, es ist nicht, wie zum Beispiel ein Buch, linear. Das ist mir einfach zu viel.

    Deshalb gehe ich auch gar nicht gern in Kunstmuseen. Da bekomme ich Kopfschmerzen. Manchmal, wenn Museum mit Bildern nun einmal aus irgendwelchen Gründen auf dem Programm steht, behelfe ich mir mit Tricks. Sind zum Beispiel viele Habsburger darin enthalten, schaue ich nur auf die Unterlippen.

    Ein einzelnes Gemälde anschauen, das geht vielleicht noch (aber auch nicht unbedingt gut). Aber wie jemand in einem Museum ein Bild nach dem anderen anschaut und dabei nicht einen kompletten Tilt im Gehirn erleidet, ist mir unbegreiflich. Vielleicht hat es etwas mit Wissen zu tun - Themen, die man wiedererkennt, an denen man sich orientieren kann, die einen Referenzrahmen geben - das könnte gut sein. Vielleicht ist "Bilder anschauen können" so etwas wie "Lesen lernen". Ich muss noch etwas länger darüber nachdenken.

    Samstag, 8. Juli 2017

    Zu müde für alles.

    Freitag, 7. Juli 2017

    Heute Autobahn, sorry, kann nicht viel schreiben, weil ich Bein.V2 in den Kurven abstützen muss, die Fliehkraft, Sie verstehen.

    In irgendeinem Forum las ich diesbezüglich die Frage eines Menschen, ob man 2 Wochen nach Kreuzband-OP wohl in die Achterbahn könne. Es gab keine Antwort darauf, deshalb möchte ich diese nun liefern: klar kann man! Wird aber eher weniger Spaß machen.

    Mittwoch, 5. Juli 2017
    Wmdedgt 7/2017

    (Was das ist und die übrigen Beiträge dazu findet sich hier bei Frau Brüllen.)

    Ich wache um kurz vor 6 Uhr auf, füttere schnell die Katzen, damit sie nicht herummaunzen und lege mich dann wieder ins Bett um weiterzuschlafen. Das zweite Aufwachen findet um 9 Uhr statt. 9 Stunden Schlaf, das sollte für die erste Tageshälfte ausreichen, also stehe ich auf.

    Das Bein funktioniert heute tendenziell schlecht und ich vermute, das liegt an einer Kombination aus drei Dingen: erstens Absetzen der Schmerzmittel, zweitens Nachwirkungen der Physiotherapie gestern (wurden mir auch angekündigt), drittens der gestrige Abend im Lokal, wo ich statt der geplanten 1,5 Stunden die doppelte Zeit saß, weil es so nett war, aber halt nicht mit hochgelegtem Bein.

    Etwas missgelaunt setze ich mich also auf die Couch zu einer Bestandsaufnahme und Planung der weiteren Vorgehensweise - dabei stelle ich fest, dass ich auch noch Kopfschmerzen, Schnupfen und Nackenschmerzen habe und außerdem ist die Brille dreckig und das Bein hat Stoppeln. Auf der Plus-Seite sind zu vermerken: das Knie ist weiter abgeschwollen, ist zu 80% gelb (statt blau) und hat nun definiv wieder Knieform, der Bluterguss am Fingernagel ist schon halb rausgewachsen, die Stress-Juckstelle an der Nase ist komplett abgeheilt und ich habe weiterhin keinerlei Magenbeschwerden von den Eisentabletten.

    Mein einziger wesentlicher Termin heute ist der Besuch beim Arzt, denn ab heute darf ich das Bein etwas mehr beugen, entsprechend wird die Orthese umgestellt. Wie genau man die umstellt soll ich mir auch zeigen lassen, denn die nächste Umstellung fällt in meinen Urlaub, wird dann also von mir selbst vorgenommen. Beim Arzt ist aber nur eine einzige Arzthelferin, alle anderen sind erkrankt oder im Urlaub, sie bringt schonmal Werkzeug und kündigt an, einen der "Jungs" aus dem Sanitätshaus unter der Praxis hochzuschicken. Es dauert alles ein bisschen, als dann wer kommt, habe ich die Orthese also schon selbst umgestellt, es wird nur noch kontrolliert, ob ich es richtig gemacht habe und so ist das dann auch erledigt.

    Danach ist mit dem Bein alles noch schlechter, weil ich es nun wieder um 60 Grad beugen kann, theoretisch, aber nicht praktisch, jedenfalls traue ich mich nicht. Wie gesagt, Bein ist halt auch Kopfsache. Es ist jetzt alles flexibler, damit instabiler, wie auf Murmeln wanke ich zum Bus und bekomme dabei einen Krampf in der Fußsohle. Glücklicherweise weiß ich durch Bein-Version-1 aber schon, was da hilft: Musik. Musik bringt einen Rhythmus in den Gang und eine gewisse Lockerheit in die Muskulatur, also gehe ich noch schnell für Frühstücksbrötchen und Sesamringe zum Bäcker und als ich am Bus ankomme, bin ich schon fast entspannt.

    Gleich wartet dort aber eine Aufgabe auf mich. Und zwar in Form einer älteren Dame, die auf ihrem Rollator eine blaue Kiste mit vier kleinen Hunden drin transportiert. Die Kiste ist mit Paketband befestigt, an den Rollatorgriffen hängen noch große Tüten und der Rollatorkorb ist mit Grünpflanzen bestückt. Zusätzlich trägt die Frau noch einen Rucksack mit weiteren Grünpflanzen und eine große Palme im Arm. Und jetzt muss sie weg, etwas aus der Apotheke holen, ob ich mal eben auf die Hunde aufpassen könnte, aus der Kiste hüpfen die normalerweise nicht aber sie wollen immer in die Pflanzen beißen und dürfen das nicht.



    Natürlich kann ich das und auch außerordentlich gern. Nur als die Frau nach 20 Minuten noch immer nicht zurück ist (und ich sie durch die Glasfront in der Apotheke auch nicht entdecken kann) werde ich etwas unruhig bei der Überlegung, wie sich die beiden Katzen wohl mit den vier Hunden verstehen werden und ob die Katzensitterin, die demnächst für 10 Tage bei uns wohnt, wohl damit einverstanden wäre, anstelle von zweien gleich sechs Tiere zu betreuen und Gassi zu gehen. Während ich hin- und herüberlege, kommt die Frau dann aber doch zurück, sie war noch kurz beim Bäcker um mir für meine Mühen einen Kuchen zu kaufen. Also habe ich jetzt zum Frühstück auch noch einen kompletten Marmorkuchen.

    Zu Hause angekommen muss ich erstmal ausruhen. Mademoiselle macht uns Frühstück und serviert es an die Couch, die Katzen räkeln sich derweil auf dem Parkett.

    Den frühen Nachmittag über lese ich: Die ZEIT, ein Buch, als das beendet ist ein anderes Buch. Die kleine Katze liegt bei mir auf dem Sofa und schläft tief und fest. Ab und an maunzt sie im Schlaf, dann zuckt das Ohr des Katers, der auf dem Klavierhocker liegt und dösend die Sonnenstrahlen beobachtet.

    Ein Mittagsschläfchen brauche ich heute nicht. Zum späten Mittagessen gegen 16 Uhr gibt es ein Süppchen und den Marmorkuchen von der Hundefrau, sämtliche Körperteile haben sich mittlerweile beruhigt, ich mache die Übungen für das Bein, lese weiter und überlege, ob man eigentlich gegen Druckerschwärze allergisch sein kann, jedenfalls läuft mit beim Zeitunglesen immer die Nase. Und müde werde ich gegen 17 Uhr auch, jetzt ist aber wirklich keine gute Zeit mehr zum Schlafen, also setze ich mich statt dessen in Bewegung und vertreibe mir die Zeit mit Haushaltsdingen (Wäsche, Spülmaschine, Blumen gießen und dergleichen). Zwischendurch kommt Mademoiselle freudig vorbeigehüpft und bedankt sich ausführlich bei meinem Bein, dass sie nicht - wie ihre Freundinnen - zu ferienhaften Ausflügen in die Sonne genötigt wird sondern den ganzen Tag chillen, zocken und lesen darf. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, diverse Telefonate die noch zur Urlaubsplanung gehören, zu erledigen. Nach dreien habe ich aber keine Lust mehr und verschiebe die übrigen fünf auf die nächsten Tage.

    Weiter wird heute nichts Aufregendes passieren. Ich werde mit Mademoiselle (Herr N. ist außer Haus unterwegs) noch besprechen, ob wir am Abend belegte Brot essen wollen oder lieber etwas bestellen und ansonsten nochmal Übungen machen, weiterlesen (das ist schon toll, dafür mal Zeit zu haben) und eine Postkarte schreiben.

    November seit 6621 Tagen

    Letzter Regen: 09. Mai 2024, 23:22 Uhr