Noch Urlaub aber nur noch ein paar Stunden, zurück zu Hause aber noch nicht ganz angekommen, die Sachen und Haare riechen noch irgendwie anders an mir, die eigene Wohnung riecht noch ein bisschen fremd, die Katzen freuen sich aber sind noch ein bisschen beleidigt, das Leitungswasser schmeckt anders, in der Geldbörse noch zwei Währungen und immer das ganz kleine Zögern vor dem Sprechen/Schreiben/Denken, welche Sprache jetzt nochmal die richtige ist.
(Aber das Wetter ist gleich!)
Wieder Fussschmerzen diesmal von "komm wir jagen nur eine kleine Runde Pokémon", dementsprechend Auswahl der Großstadtschuhe, und Rückkehr ca. 4 Stunden später.
Aber schöne Aussicht!
Es wundert mich, dass die indischen Restaurants in England/Schottland noch immer so unglaublich viel besser sind als alle, die ich in Deutschland kenne. Ich würde zwar vermuten, dass ich für die nächsten Monate nichts Indisches mehr anrühren möchte (4x in 10 Tagen reicht vorerst aus), aber falls jemandem ein wirklich, wirklich guter Inder im Rhein-Main-Gebiet bekannt ist, würde ich mich für einen vorsorglichen Tipp so für etwa 2017 freuen.
Das nördliche Ende der britischen Hauptinsel scheint auch das Ende des Internets zu sein. Nach der ersten Unterkunft mit WLan und Pokestop hatte die zweite, 1,5 Stunden weiter nördlich, schon nur noch WLan und nun die dritte, at the end of the road, verfügt nur noch über theoretisches Internet im Hotel. Und der ganze Ort ist Edgeland.
Menschen gibt es hier auch keine. Etwas unheimlich. Knapp eine Stunde spazierten wir durch eine ausgestorbene Stadt, dann plötzlich geisterhaftes Kreischen und ein offener Wagen mit Personen in Müllsäcken oder OP-Kleidung oder so fuhr vor, alle weiblich, alle sehr betrunken. Machte das Straßenbild nicht weniger unheimlich. Kurz darauf ein baugleicher Wagen mit ähnlich gekleideten Herren, diese aber auch noch verschlammt, ebenfalls betrunken.
Wir haben uns zum Inder gerettet. Vertraute Traditionen hier. Und WLAN.
Mit meiner Antwort wäre Gretchen auch nicht glücklich geworden, dafür bin ich aber erstaunlich bibelfest. Was daran liegt, dass ich mich für meine Magisterarbeit mit allen Stellen (unter anderem) der Bibel befasste, in denen Hieb- und Stichwaffen vorkommen, und das sind gar nicht mal wenige. Als Ganzes betrachtet finde ich die Bibel aber eher, naja, sperrig. Ich habe mal versucht, von vorn bis hinten alles zu lesen, bin aber schon im ersten Viertel an den Verwandtschaftsaufzählungen gescheitert.
Hier im Zimmer im Pub, das wir heute bewohnen, liegt eine Gideon-Bibel im Nachttisch, so komme ich überhaupt darauf. Während ich mir organisatorische Fragen stellte - wie kommen die Bibeln genau in Hotels, geht da einer vom Gideonbund vorbei, wenn ein Hotel eröffnet, existieren regelmäßige Austauschpläne bzw. wie werden verschmutzte/beschädigte/gestohlene Exemplare ersetzt, "meines" hat z. B. einen unschönen Teefleck, wieso kooperieren die Hotels da eigentlich, also könnte ich z.B. auch mein Blog ausdrucken und da in die Schubladen packen? und so weiter - blätterte ich auch ein bisschen darin herum und sah, dass sich da aber wer wirklich hübsch Gedanken gemacht hat, die Bibel zugänglicher zu machen: am Anfang steht was freundliches drin, aber nicht zu ausführlich und dann kommt eine Auflistung, an welchen Stellen man bei konkreten Problemen mal lesen könnte. Wie z.B bei Furcht, Verzweiflung, Problemen mit Freunden oder der Versuchung hinsichtlich Alkohol-/Drogenmissbrauch, sexueller Unmoral, Diebstahl und so weiter. Dann folgt ein Verzeichnis, wo man sich über christliche Grundhaltunge informieren kann und falls man beten möchte und einem nichts einfällt, ein paar Stellen, die sich dafür eignen. Dann, kurz bevor es unübersichtlich wird, noch ein paar Begriffserklärungen (Sünde etc.) und Vorschläge zu en Best-of Geschichten (Vertreibung aus dem Paradies, Verlorener Sohn, Einzug in Jerusalem und so weiter).
Wirklich nicht schlecht gemacht, es gefällt mir ja immer enorm, wenn Leute etwas von ihrem Handwerk verstehen. Ich lese jetzt aber trotzdem was anderes.
Ich hatte es nur am Rande erwähnt bisher, aber durch einen wirklich sehr großen Zufall ist unmittelbar vor dem Fenster unseres B&B-Zimmers ein Pokestop. Das bedeutet, wenn man sich tagsüber die Füße temporär kaputtgelaufen hat, kann man auf dem Bett liegen, sich alle paar Minuten neue Bälle erdrehen und ab und an ein Lockmodul einlegen und Tierchen fangen. Immer viel zu tun also.
Wenn man sehr nervige Schmerzen in den Fußsohlen hat, liegt das
a) daran, mehrere Stunden über Geröll gelaufen zu sein
b) daran, seit mehreren Tagen eigentlich nur noch nasse Schuhe zu tragen (gibt es Fußschnupfen?!)
c) am Alter
oder ist das eine Mischung aus allem? Und wann geht das wieder weg?
Jedes Mal, wenn wir in Schottland sind, möchte Mademoiselle Stirling Castle besichtigen. Das ist okay, das Schloss veränderte sich in den letzten Jahren nämlich ständig, und zwar wurde es in einem sehr aufwändigen Projekt Stück für Stück umgestaltet bzw. wieder in den historischen Zustand des 15./16. Jahrhunderts zurückversetzt. Man betrieb dies neben mehreren Millionen Pfund mit viel Forschungsarbeit, unter anderem durch Auswertung der Kassenbücher aus dem 15. Jahrhundert, aus denen genau hervorging, was für Materialien für die Gestaltung der Räume eingekauft wurden. Das Projekt war lokal sehr umstritten, da sich das Schloss stark (zurück-)veränderte, bis in die 1960 war es nämlich noch sehr stark militärisch (also ganz praktisch, und nicht als Museum) genutzt worden.
Das alles ist Mademoiselle aber komplett egal. Mademoiselle möchte dort wegen der Eier hin. Die Eier sind natürlich nachgebildet, sehen aber täuschend echt aus. Sie befinden sie ich einem Strohkorb in der Küche im Keller des Gebäudes - die Küche besteht aus drei Räumen und die Eier stehen immer im letzten, wir denken aber immer, sie stünden im vorletzten, weshalb es jedes Mal einen kurzen Moment Aufregung gibt. Die Eier fand Mademoiselle schon als Baby super - sie war mit einem Jahr zum ersten Mal dort, konnte gerade laufen und versuchte immer, die Eier aus dem Korb zu nehmen. Heute fasst sie die Eier nur noch vorsichtig an und lacht dann darüber, dass sie vor rund 11 Jahren versucht hat, eins zu nehmen. Jedes Mal machen wir natürlich auch ein Foto vor dem Eierkorb, jedes Mal ist das Kind ein Stück größer.
Das haben sich die Historiker wahrscheinlich auch nicht so vorgestellt, dass da jemand aus Deutschland ständig nur wegen der nachgemachten Eier vorbeikommt.