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    Montag, 3. August 2015
    Blogging November - 1370

    Seit ungefähr einer halben Stunde befasse ich mich mit Funkthermometern. Ich habe / hatte eins, Empfangsgerät in der Wohnküche, Sender auf dem Balkon. Dieses benötige ich morgens, um dem Kind entsprechende Kleidung anzuweisen, mir selbst ist eigentlich immer mindestens warm genug oder es gilt: wenn Frost auf den Blättern ist, benötige ich Handschuhe auf dem Fahrrad, ansonsten ist die Temperatur für mich eher irrelevant. Ach doch, im Sommer nehme ich sie gern digital dargestellt wahr, um mir bewusst zu machen, wie souverän ich nicht über die verdammte Hitze klage.

    Jedenfalls funktioniert die Übertragung der Außentemperatur nicht mehr zuverlässig, vermutlich ist der Sensor in der verdammten Hitze geschmolzen,, auf keinem der eigentlich sogar zwei Empfangsgeräte, die ich in der Küche habe. Das eine ist eine schicke Wetterstation, die Vorhersagen treffen kann und mir viele Bildchen zeigt, ein wohlgemeintes Geschenk von vor ein paar Jahren, nur müsste man sich da einarbeiten, dazu hatte ich in den letzten Jahren keine Gelegenheit, zusätzlich habe ich eine Piktogrammerkennungsschwäche und drittens interessieren mich nur Innen- und Außentemperatur und das ist ausgerechnet etwas, das die Wetterstation nicht zeitgleich darstellt, sondern man muss auf einen Knopf zum Wechsel zwischen zwei Anzeigen drücken. Die schicke Wetterstation hängt an der Wand, neben dem Kalender.

    Und dann habe ich noch das alte Empfangsgerät von vor dem wohlgemeinten Geschenk, es zeigt exakt Uhrzeit (Funk), Innentemperatur, Außentemperatur. Es liegt versteckt im Obstkorb und täglich schaue ich mehrfach darauf. Manchmal schaue ich auch auf die Wetterstation und bin dann genervt.

    Heute schaute ich auf beide Dinge mehrfach und keine davon zeigte die Außentemperatur an, ich war also mehrfach genervt und in einer lange fälligen Übersprungshandlung hängte ich den alten Empfänger an die Stelle der Wetterstation, und diese entsorgte ich, ähm, in den Obstkorb. Dann spendierte ich allen Geräten rundum eine Ladung Batterien. Die teure Wetterstation ist weiterhin stumm, das billige Empfangsding zeigt eine Temperatur, aber definitiv nicht die auf meinem Balkon sondern möglichweise die im Keller oder in einem auf der Nordseite gelegenen Raum einer Nachbarwohnung.

    Ich habe also noch immer keine Außentemperatur. Ich bin unzufrieden. Nächste Woche kommt wieder Hitze, wie soll ich mich angemessen valide souverän fühlen ohne digitale Außentemperaturanzeige?

    Das Maximum der in den letzten Jahren auf meinem Balkon gemessenen Temperatur lag übrigens bei 68,8 Grad. Wehe, es wird nächste Woche wärmer und ich weiß es nicht!

    Samstag, 1. August 2015
    Blogging November - 1369

    Nach 7 Tagen nicht gesehen bringe ich jetzt ganz kuschlig Mademoiselle ins Bett und ob ich danach heute nochmal aufwache, ist unklar. Daher nur eins: zum Frühstück gibt's morgen selbst gesammelte Wachteleier.

    Samstag, 1. August 2015
    Blogging November - 1368

    Letzter Arbeitstag vor dem Urlaub, schlimme Sache, Inbox Zero nicht erreicht und am Ende ein paar Sachen einfach in die Schublade gelegt. Wird schon nichts explodieren, bis ich zurück bin.

    Nichtsdestotrotz wollte ich heute noch ein kleines Abenteuer erleben, und so habe ich ein Experiment gewagt: ich ging in den Supermarkt und kaufte die teuersten Nudeln, die es gab, um zu sehen, ob sie wirklich besser schmecken als andere Nudeln. Bzw. ich kaufte in Wirklichkeit die zweitteuersten, bei den teuersten gefiel mit das Etikett nicht.

    Auf den ersten Blick konnte ich, abgesehen vom Preis, keinen Unterschied zu anderen Nudeln feststellen. Gut, es stand extra drauf, dass sie gewalzt seien - aber sind Nudeln das nicht sowieso immer, wie werden sie sonst platt? Und auch ansonsten enthielten sie exakt das, was in anderen Nudeln auch drin ist, nämlich: Hartweizengrieß.

    Ich war insofern nicht wirklich überrascht, dass sie völlig normal wie alle anderen trocken gekauften Nudeln meines Lebens auch schmeckten. Sollte es sich also um Hartweizengrieß gehandelt haben, der von auf Einhörnen mit Regenbogenschweif reitenden Jungfrauen bei Vollmond geerntet wurde, hat man das nicht herausgeschmeckt.

    Ist ja auch gut, das zu wissen.

    Freitag, 31. Juli 2015
    Blogging November - 1367

    Nach einem Tag im Büro, der ungeplant sehr lang und sehr anstrengend war, ging es im Galopp zur U-Bahn, zur Straßenbahn und dann zum Fahrrad (wegen Tunnelsperrung) und exakt um 17:18 war ich zu Hause, raffte die Schwimmsachen zusammen und stand nur eine Minute verspätet um 17:31 vor der Haustür.

    So früh Schwimmen waren wir ja noch nie. So völlig erledigt Schwimmen war ich allerdings auch noch nie. Das war ein Tag, an dem ich sogar in den Whirlpool gegangen wäre. Dazu muss man sagen, dass ich nie in den Whirlpool gehe, erstens mag ich nämlich kein warmes Wasser, zweitens sitze ich nicht gern in Wasser herum und drittens sitze ich tendenziell nicht gern mit Fremden in einer Art Badewanne. aber wie gesagt, heute wäre ich in den Whirlpool gegangen, nur ergab es sich eben nicht.

    Wir schwammen zunächst mal unsere Bahnen, kraulend, nicht kraulend, wie auch immer, ich hatte einen Synchronschwimmer, was ich nicht bemerkte, aber es wurde mir gesagt und sah sicher sehr hübsch aus; der Herr schwamm mit echter Brille, daher immer mit Kopf über Wasser, er war mir meist etwas voraus, aber konnte natürlich wegen der echten Brille keine Rollwende, so dass ich beim Umdrehen immer wieder aufschloss. Synchronschwimmen habe ich früher schon im Fernsehen immer gern geschaut. Bei der Gelegenheit fällt mir ein, dass die Kraulschwimmpartnerin auch berichtete, bald fange die Schwimm-WM oder -EM statt oder habe schon angefangen jedenfalls: zeitliche Nähe zu einem Schwimmereignis ist gegeben, ich recherchiere das schnell für uns alle, ach, sieh an: es ist die WM, sie findet in Kasan statt, das ist in Russland (wissen wir natürlich aus dem Lied Stenka Rasin), geht schon seit dem 24. und wir haben schon drei Medaillen: 5 km Freiwasserschwimmen gemischtes Team (Rob Muffels, Christian Reichert, Isabelle Härle) - Gold; 5 km Freiwasserschwimmen Männer (Rob Muffels) - silber; 5 km Freiwasserschwimmen Frauen (Finnia Wunram) - Bronze. Synchronschwimmen, also meine neue Disziplin, kann man nur noch morgen und übermorgen sehen, das "richtige" Schwimmen beginnt aber erst noch.

    So. Nach ziemlich viel Schwimmen plantschten wir draußen herum, schön kühl war es, ein Wasserpilz machte tolle Rückenmassage, aber entkleidete dabei auch, vielleicht brauche ich mal einen neuen Badeanzug ("Schwimmkostüm" sagte eine Schulmutter neulich, das fand ich auch hübsch). Dann Wellenhüpfen, dann die Rollwende perfektionieren im Übungsbecken. Ich wende jetzt nur noch per Rollwende.

    Dabei fiel mir auch ein, dass der Schwimmlehrer uns doch auch "üben" aufgetragen hatte, also so Einzelübungen. Das machten wir dann auch noch. Kraulabschlag zwei Bahnen, ein bisschen Haifischflosse und eine Bahn Baumstamm. Bei Baumstamm - eigentlich eine Art Wassergewöhungsübung für die optimale Wasserlage, mit sehr wenig Bewegung - überholten wir noch zwei Herren, die Schwimmspazierten. So kann man das glaube ich nennen. Sie schwammen nebeneinander her, ziemlich viele Bahnen, unglaublich langsam, dabei schwatzten sie ununterbrochen. Das ist etwas, was ich mir auch für mich vorstellen kann.

    Eigentlich wollte ich noch Salto vom Einer probieren, aber dann habe ich mich nicht getraut. Mir wäre eigentlich lieber, wenn man für dieses Experiment das ganze Schwimmbad räumen könnte und nur ich und die Kraulschwimmpartnerin darin wären. Salto vom Einer kann so schwer nicht sein, ist ja nur eine Rolle in der Luft, aber bevor ich mich vor ungefähr hundert pöbelnden Halbwüchsigen der Gefahr aussetze, auf dem Gesicht zu landen, brauche ich noch ein paar Anläufe.

    Relativ früh - dachte ich - brachen wir auf, der Tag war ja sowieso schon so anstrengend gewesen. Aber dann war es gar nicht früh, wir mussten sogar nachzahlen.

    Der Zeitplan für die Vor- und Endläufe im Beckenschwimmen der WM findet sich hier.

    Donnerstag, 30. Juli 2015
    Blogging November - 1366

    Zu neunt wollten wir eigentlich heute Abend sein, aber ein Häschen hat sich das Knie verdreht, zwei kamen nicht aus dem Büro weg, eins hat alles komplett vergessen, eins hatte keine Lust und zwei gingen irgendwie verloren.

    Dafür kam überraschend Herr N. vorbei und wir speisten unter anderem dies:



    Und jetzt, Ihnen allen zum Trost: Das war gar nicht mal ganz so außerordentlich wunderbar, wie es aussieht, ich sage auch sofort den Grund, bzw die Gründe:

    1. Es herrschte ein kleines Missverhältnis zwischen Mascarpone-Creme und dem Rest

    2. Die Cornflakes-Schicht war einen Tick zu weich

    3. Die Löffelbisquit-Schicht war nicht ganz kleingebrochen genug

    Insgesamt hätte es dem Dessert gut getan, noch so etwas wie Streusel (von Kuchen, nicht Zuckerstreusel) unterzumischen. Nur ganz wenig, aber ein bisschen.

    Das Eis und die Beerenschicht waren aber perfekt, und ja, es war insgesamt schon sehr, sehr, sehr lecker. Aber ich glaube, ich könnte das noch besser. Vielleicht muss ich mal eine Testreihe machen, für kalten grünen Tee ist es jetzt sowieso wieder zu frisch draußen.

    Dazu gab es Cocktails und ich weiß nicht, was sie enthielten, der Herr der sie brachte verriet es nicht, auch seine Kolleginnen nicht, denn der Herr hatte sie eigens für uns erfunden.

    Ich wundere mich ja immer ganz ehrlich und ohne Spitze, wie es möglich ist, dass Leute ohne Kinder im Alltag überhaupt in Anstrengung und Stress geraten können, natürlich unterliegen sie zwar auch fremdbestimmten Situationen, aber ohne die emotionale Verstrickung, die ein eigenes Kind mit sich bringt. Ich glaube aber, jetzt weiß ich es: sie gehen jeden Abend irgendwohin essen und versacken dann bei Cocktails, die ihnen erfunden werden, landen zu spät zu Hause auf der Couch und sind deshalb immer unausgeschlafen und etwas angeschlagen vom Alkohol und heiser vom vielen unterhalten.

    Es ist gut, dass Mademoiselle am Wochenende zurückkommt.

    Mittwoch, 29. Juli 2015
    Blogging November - 1365

    Ich habe nichts zu berichten heute. Der Fahrradreifen hält, die Teefrage ist weiterhin ungeklärt (neuester Versuch: weniger Tee in kaltem Wasser ziehen lassen. Wurde nicht bitter, schmeckte aber dafür auch überaus neutral. Ich bin noch sehr unzufrieden). Das einzige Aufregende heute war, dass derselbe kleine VW-Bus mich heut in gleich zwei verschiedenen Städten fast umfuhr: zuerst in Frankfurt dort wich er auf die andere Spur aus, um zu überholen, dort war aber schon wer, so dass er auf meiner Höhe zurückzog. Und dann nochmal vor meiner eigenen Haustür, wo er mir die Vorfahrt nahm, so dass es dort auch nochmal knapp nicht schepperte. Ich überlegte kurz, ob ich jetzt sehr ärgerlich werde, aber war zu erheitert, dass das arme Auto für die Strecke Frankfurt - Offenbach genauso lang gebraucht, wie ich per Rad.

    Montag, 27. Juli 2015
    Blogging November - 1364

    Der S-Bahn-Tunnel gesperrt, das Fahrrad noch platt. Ich weiß, dass einige LeserInnen große Fans meines verrückten Fahrradmannes sind; ich selbst kann ihn aber nur in einer ganz bestimmten Gemütsverfassung ertragen und diese ist in der letzten Woche noch nicht eingetreten. Alles etwas schlecht heute morgen. Ich hatte noch ganz leicht in Erwägung gezogen, dass der Fahrradreifen in Wirklichkeit gar nicht platt ist, sondern nur irgendwie von der Sonne, was weiß ich, Sonne macht ja alle möglichen blöden Sachen. Als ich im Hof meinen sorgenvollen Blick über das Rad schweifen ließ, sah ich aber die Heftzwecke, die im Mantel steckte. Immerhin, da weiß man, woran man ist.

    Vor ein paar Wochen - also so lange her, dass ich es völlig vergessen hatte, es fiel mir erst durch einen Hinweis auf Twitter wieder ein - habe ich bei Aldi Fahrradreparaturspray gekauft. Es war ein reduzierter Sonderposten, keiner wollte es kaufen, ich googelte es noch vor Ort. Manche Leute sagten "Finger weg!", viele "Muss man mit umgehen können...", sehr viele "Ziemlich gut, immerhin kommt man heim oder zur nächsten Werkstatt" und ein paar "Total super, weitere Reparatur unnötig!". Das reichte mir aus, meine Pannen ereignen sich immer auf halbem Weg zwischen Haus und Büro am Flussufer und das bedeutet, in eine beliebige Richtung 4 km zu schieben. "Muss man mit umgehen können / ziemlich gut" erscheint eine gute Alternative.

    Die Gebrauchsanweisung umfasst 5 knappe Punkte:

    1. Reifen von Gegenstand befreien, der die Panne verursacht hat und die restliche Luft vollständig ablassen.

    2. Dose vor Gebrauch kräftig schütteln.

    3. Schlauchanschlussstück auf das Ventil schrauben - ggf. den vormontierten Adapter verwenden (brauchte ich nicht)

    4. Flascheninhalt vollständig in den Reifen einsprühen. Anschließend den Reifen drehen, damit sich das Dichtmaterial gleichmäßig verteilen kann.

    5. Sollte der Reifendruck nicht ausreichen, mithilfe einer Luftpumpe regulieren. Nicht geeignet für größere Schäden oder Risse!


    Die Heftzwecke hatte ich schon herausgezogen und von mir geschleudert, die restliche Luft war aus dem Reifen raus und Schütteln sehr einfach. Das Schlauchanschlussstück passte ohne Adapter auf mein Ventil, ich achtete darauf, gut festzudrehen denn ich hatte ergoogelt, dass das besser so ist. Und dann: Sprühen.

    Das Sprühen verlief erst sehr gut, dann passierten drei Dinge. Zum einen kam Sprühzeugs aus dem Heftzweckenloch. Es sah aus wie Löschschaum. Eigentlich nicht überraschend, ich war trotzdem von der Situation überfordert und hüpfte (soweit es mit der Sprühdose in der Hand ging) zur Seite. Im Nachhinein denke ich, es wäre schlauer gewesen, einfach den Finger auf das Loch zu halten, bis der Schaum sich verfestigt. Bevor ich mich solchen Überlegungen zuwenden konnte, passierte aber zweitens, dass der Schlauch anscheinend voll war, jedenfalls gab es einen Rückstau am Ventil und statt hineinzusprühen, kam nun Schaum seitlich heraus, es war also - drittens - Zeit, die Dose zu entfernen, was aber nicht so einfach war, denn: ich hatte ja fest zugedreht und nun war alles schaumig und ich musste ja auch langsam mal mit "anschließend den Reifen drehen" anfangen.

    Irgendwie gelang es aber. Das Ventil war zu, der Reifen aufgepumpt, es kam kein Schaum mehr aus dem Loch, das Rad war mehrfach gedreht.

    Folgende Fragen stellten sich mir nun

    1. Ist der Schaum, der aus dem Loch kam, nun auch zwischen Schlauch und Mantel und wenn ja, ist das egal?

    2. Ist der Schaum jetzt auch im Ventil drin oder davor und wird das beim nächsten Aufpumpen Probleme bereiten?

    3. Kann ich dann jetzt einfach losfahren oder muss ich auf irgendwas warten?

    Auf keine der Fragen fand ich eine Antwort. Der Schaum außen am Fahrrad und auf dem Boden hatte sich aber zu einer krümelig-gummiartigen Schicht verfestigt, die man abziehen konnte. Das tat ich und folgerte, dass es im Inneren des Schlauches nun wohl genauso aussieht. Dann fuhr ich los.

    Ich fuhr nur bis zur Straßenbahn, dann begann nämlich ein Platzregen. Den gesamten Tag verbrachte das Rad also an der Haltestelle. Auf dem Heimweg wuchs die Spannung, ob ich es wohl platt oder aufgepumpt vorfinden würde, quasi ins Unermessliche.

    Und dann war es so mittel. Definitv nicht platt, auf jeden Fall ohne weiteres Pumpen fahrbar. Aber ich hatte in Erinnerung, dass der Reifen durch das Spray randvoll war, stärker aufgepumpt als sonst. Das war er definitiv nicht (mehr).

    Ich habe also vermutlich "ziemlich gut" getroffen. Heimlich hoffe ich noch auf "total super", das werden aber erst die nächsten Tage zeigen.


    (Achso - das Päckchen ist natürlich abgeschickt.)

    Sonntag, 26. Juli 2015
    Blogging November - 1363 (keine Ahnung, wo die Zahl gestern herkam...)

    Gestern habe ich Mademoiselle zu den Großeltern gefahren und bin dort heute wieder abgereist, ohne sie, sie macht eine Woche Ferien bei Mama&Papa Novemberregen.

    Die Rückfahrt dauerte recht lang - die A3 ist zwischen Leverkusen und irgendwas gesperrt, man stop'n'got ein paar Kilometer sozusagen durch das Bayer-Werk, diese paar Kilometer wuchsen sich in meinem Fall auf 1,5 Stunden aus, hier ein Blechschaden, da ein Motor verreckt, ein Motorradfahrer von seiner Maschine gefallen, zwischendrin Reporter mit Mikrophonen. Ich habe aber die Scheibe nicht runtergemacht, ich habe nämlich sehr laut gesungen. Natürlich hätte ich auch ins Mikro singen können, aber das fällt mir gerade erst jetzt ein. Zu spät. Macht nichts, der nächste Karaokeabend kommt bestimmt.

    Was ich eigentlich sagen wollte: ich fuhr ja ohne Mademoiselle zurück, niemand bekam also Hunger/Durst/Schlecht/andere Musik/Zappelbedürfnis. Ich saß eben einfach mal 4 Stunden im Auto und fuhr von A nach B. Zu Hause angekommen fuhr ich in die Garage und trug die Taschen die Treppen hoch - nur eine Tasche von mir und eine mit dem Carepaket von Mama & Papa N., das ist was, das kriegt man nicht raus, will man aber auch nicht. Also: geparkt, Taschen hoch. Kein Räum-deinen-Krempel-zusammen/wo-sind-deine-Schuhe?/nimm-deine-Tasche-mit. Zu Hause habe ich mich auf die Couch gesetzt. Niemand schreit nach Abendessen oder sucht Schulsachen oder erleidet mysteriöse Verletzungen. Die Wohnung ist und bleibt aufgeräumt. Eben habe ich mit einer Spielzeugangel vor den Nasen der Katzen herumgewedelt, aber die haben nur blöd geguckt.

    Ich glaube, ich kriege vor lauter Freizeit gleich Kopfschmerzen.

    Sonntag, 26. Juli 2015
    Blogging November - 1357

    Mademoiselle hatte am Freitag ihren letzten Schultag in der Grundschule und war sehr traurig, dass diese Zeit nun zu Ende ist. Von mir wollte sie wissen, wie für mich mein letzter Grundschultag war und ich stellte dabei fest: ich erinnere mich nicht.

    Und ich erinnere mich nicht nur nicht an den letzten Grundschultag, sondern auch nicht an den letzten Tag auf der weiterführenden Schule. Am vorletzen, das weiß ich noch, da habe ich mir abends im Park den Fuß umgeknickt und war in der Notaufnahme. Wie ich am nächsten Tag dann zum letzten Schultag ging - humpelnd? Krücken? - keine Ahnung! Ich weiß noch nichtmals, was für einen Abistreich wir gemacht haben. Das finde ich selbst jetzt einigermaßen skandalös.

    Es ist nicht so, dass eine Erinnerungen allgemein nicht so weit zurückreichen würden. Da ist sogar ziemlich viel. Wie wir im Kindergarten die Jungs vom Holzkrokodil vertrieben haben, nachdem sie uns sehr lang (Stunden? Tage? Wochen?) nicht dort mitspielen ließen. Wie ich zur Schulvorbereitung große Achten auf ein Blatt malen und dazu "Lirum Larum Löffelstil, wer das nicht kann, der kann nicht viel!" sagen musste, sehr schlimm langweilig war das. Wie wir ein Tastspiel spielten und mit verbundenen Augen aus einem Säckchen ausgeschnittene Pappgegenstände gezogen haben - das war eins meiner Lieblingsspiele.

    Und als ich zum ersten Mal in den Urlaub fuhr, mit 6 oder 7 - das Konzept erschloss sich mir nicht. Wie, ich kann nicht alle Kuscheltiere mitnehmen? Wozu ist das gut? Ich wollte das nicht. Dass ich Pe auf der Treppe zu unserem Klassenraum (2. Klasse) erzählte, dass mein Opa gestorben ist. Verschwunden ist allerdings die Erinnerung, wie das war, als meine Schwester wegzog, ins Ausland - da war ich ungefähr so alt, wie Mademoiselle jetzt. Das müsste ich doch noch wissen? Da wurden doch sicher auch Möbel umgestellt und solche Dinge? War ich denn nicht traurig? Sicher haben wir uns auch irgendwie emotional verabschiedet? Ich erinnere mich nicht. Ich weiß, wie sie nach einem halben Jahr zum ersten Mal wiederkam und wir uns am Bahnhof verpassten, weil sie nicht damit gerechnet hatte, abgeholt zu werden (an sich auch etwas bizarr).

    Zu all diesen Themen, die mir entfallen sind, befrage ich dann Pe, mit der ich in der Schulzeit sozusagen siamesisch verzwillingt war, und dann wird es richtig konfus, denn zwar erinnert sich sich an einiges, das ich vergessen habe, und ich mich an einiges, das sie vergessen hat, aber: das, was wir beide erinnern erinnern wir unterschiedlich. Nicht das Ereignis, die Situation, an sich, sondern die Bewertung. Wir sprechen über dieselbe Sache, ich sage, "Achja, das war auch lustig!" und sie sagt "Lustig? Bist du verrückt? Das war echt schlimm!" Oder ich sage, "Ach ja, das mussten wir auch machen, boah, da hab ich mich gelangweilt!" und sie antwortet "Neeeein, das haben wir total gern gemacht, das wollten wir doch so!" Sehr, sehr merkwürdig, es ist ja auch nicht so, als hätten wir uns damals nicht unterhalten, da sollte uns die Haltung des jeweils anderen doch aufgefallen sein. Haben wir das nicht bemerkt, oder sofort abgetan, oder mittlerweile vergessen? Oder - und das ist wahrscheinlich, aber vielleicht auch etwas beunruhigend - schaffen wir uns unsere Realität erst retrospektiv?

    Wie auch immer, ich konnte Mademoiselle mit dem letzten Grundschultag nicht mit meinen Erinnerungen behilflich sein - was hoffentlich wenigstens auf eine etwas verrenkte Art ein Trost war: Es kommt noch mehr.

    Heute wurde ich von ihr gefragt, ab welchem Alter ich in der Schule eigentlich High Heels und Make-up getragen hätte. Da weiß ich die Antwort sehr genau, nämlich: nie. Das fand sie fast noch komischer als die Sache mit dem letzten Schultag.

    Freitag, 24. Juli 2015
    Blogging November - 1361

    Neuerdings trinke ich statt Kaffee auch gern kalten grünen Tee. Es gibt zwei Sorten davon in der Nähe des Büros: einmal im Kaffeeladen unten einen simplen „Grünen Tee auf Eis“ und dann, im Kaffeeladen einmal die Straße runter, einen „Grünen Minztee auf Eis“. Okay, in Wirklichkeit heißen sie „Iced Shaken Green Tea“ und „Gunpowder Moroccan Mint Iced“, aber egal.

    Seit Beginn des Sommers litt ich immer mal wieder unter der Last der Entscheidung, welchen dieser beiden Tees ich an welchem Tag trinken sollte, befleißigte mich dann aber einer exakten Analyse (exakt im Rahmen meiner Möglichkeiten, meint: 80% Genauigkeit, darüber hinaus wird es mir zu mühsam) und kam zu folgendem Punkt: es ist völlig egal. Den mit Minze mag ich etwas lieber, dafür muss ich weiter durch die Hitze stapfen auf einer Straße, die keinen Schatten bietet. Den ohne Minze kann ich vollklimatisiert erreichen und mit weniger Zeitaufwand. Der geschmackliche Bonus durch die Minze wird also aufgehoben durch die größeren Strapazen der Beschaffung, so dass der Nettonutzen für mich 80%-exakt gleich ist. Nun bin ich entspannter, denn ich weiß: ich kann nichts falsch machen bei der Eisteeentscheidung.

    Das ist das eine. Andererseits kam mir aber der Gedanke, dass der Erwerb von Wasser, in dem kurz grüne Blätter lagen, zu einem Preis von 3-4 Euro, generell dumm sein könnte. Deshalb ging ich gestern in den Tee- und Süßwarenladen meines Vertrauens - es handelt sich dabei um den Laden, der auch als Hermes-Paketshop fungiert (hüstelhüstel) und offenbarte der mir gut bekannten Verkäuferin dort, dass ich nach Jahren des Spottens über Tee nun selbst welchen erwerben wollen würde. Ich erklärte auch gleich, wieso und wofür, und dann wurde es kompliziert.

    Nicht nur wollte die Verkäufern mir keinen grünen Tee mit Minze verkaufen, weil „grün“ und „minz“ nämlich unterschiedliche Brühtemperaturen brauchen. Zusätzlich versicherte sie mir auch glaubhaft, dass es nicht ausreichen wird, den Tee einfach durch Vergessen kalt werden zu lassen, wie ich es bei Kaffee zu tun pflege. Dann wird er nämlich bitter durch die darin herumschwebenden Teepartikel, die weiter vor sich hinbrühen.

    Statt dessen sollte sich so vorgehen: kochendes Wasser auf die Minzblätter gießen, nach einigen Minuten Abkühlung den Grüntee zugeben und zwar etwas mehr als normal, dann 2 Minuten ziehen lassen, den Tee sofort auf Eiswürfel gießen, damit der Brühvorgang unterbrochen wird und der Tee nicht bitter wird, dann im Kühlschrank weiter abkühlen und schließlich auf wieder frischem Eis servieren.

    An dieser Stelle wurde das gesamte Bestreben, meinen Tee selbst zu machen, natürlich ad absurdum geführt. Ich müsste mehrfach im Abstand von wenigen Minuten an den Tee denken, ich müsste mindestens einen halben Tag vorher daran gedacht haben, größere Mengen Eiswürfel vorbereitet zu haben, ich müsste mich schlichtweg kümmern. Und im Büro, wo ich außerordentlich gut Getränke durch Vergessen erkalten lassen kann, ist dieses ganze Verfahren sowieso nicht möglich. Und mir insgesamt auchr zu anstrengend.

    In der Konsequenz bezahle ich ab jetzt die 3-4 Euro gern. Alles ist gut.

    November seit 6617 Tagen

    Letzter Regen: 05. Mai 2024, 21:00 Uhr