Zum ersten Mal seit einer Woche oder so hat es in in der Wohnung eine Temperatur von unter 26 Grad. Deshalb muss ich jetzt sehr, sehr schnell schlafen gehen.
Wenn Sie wüssten, wie ernst mir das Spiel ist, könnten Sie ungefähr die Dramatik ermessen, die mir widerfahren ist, denn: ich habe eine niedrige zweistellige Anzahl an Scrabble-Spielen durch Zeitablauf verloren. Weil ich es verpeilt habe. Bzw. Freitag und Samstag keine freie Sekunde und Sonntag konnte ich bekanntlich nicht denken und heute hatte ich dann wieder keine Zeit und so kam das dann. Hätte ich wenigstens ein bisschen denken können - etwa so weit, dass ich mich an die Existenz des Spiels erinnere - hätte ich überall einfach auf "passe" klicken können, das wäre nur ein verlorener Spielzug statt eines verlorenen Spiels, das kann man aufholen, ach, aber wem erzähle ich das, Sie haben sicher alle keine Ahnung vom Ernst des Spiels!
Ansonsten schaue ich gerade dem Thermometer beim Fallen zu, dem im Wohnzimmer. Das Gewitter wurde meiner Gegend ja gestern aus unerklärlichen Gründen aberkannt, heute ist es aber deutlich kühler und so steht jetzt alles offen und von 30,6 sind wir schon runter auf 28,2 - 28,0 in just diesem Moment! - bleiben Sie dran, das ist spannend.
Büro war heute auch, alle völlig verrückt da. Gegen 11 Uhr morgens setzte mir jemand einen Fremden an den Tisch, um ihn "kurz" zu parken, kam dann aber einfach nicht zurück, ich musste 1,5 Stunden mit dem Fremden sprechen, erst Englisch, dann merkte ich, dass er sehr gut Deutsch kann und wir wechselten, dann merkten wir, dass wir auch beide sehr gut Spanisch können und wechselten wieder und sprachen also dreisprachig über: Organisationsstrukturen, Juden, Griechenland, Sprachwandel, Klöße, Hochhäuser, Oper, Koloraturen, Spionage und Frisuren. Dann war ich etwas angestrengt. Der Fremde wird jetzt öfter kommen, mit mir muss er aber nicht mehr reden, wir haben ja alle Themen der Welt schon durch.
Sonst nichts, außer sehr schlimmer Müdigkeit den Tag über, natürlich durch das Antihistaminikum, ich schlief schon morgens auf dem Weg ins Büro in der Bahn ein und auf dem Rückweg nochmal und nahm mir dringend vor, um 21 Uhr ins Bett zu gehen. Vorhin fiel mir aber auf: ich habe das Zeug ja gar nicht genommen. Ich wollte, aber habe es wohl vergessen, die Packung ist noch ungeöffnet. Seitdem ich das festgestellt habe, bin ich auch wieder topfit.
Es ist ja recht warm zur Zeit, da sind wir uns einig. Vielleicht deshalb, vielleicht aus anderen Gründen, erwache ich um 5:17 Uhr und beginne sofort das Temperaturmanagement der Wohnung, indem ich die Balkontüre aufreße und sofort wieder schlafen gehe.
Um 9 Uhr wache ich erneut auf und setze meine Tätigkeit als Temperaturmanagementbeauftragte fort, indem ich die Jalousien auf der Morgensonnenseite schließe, die Fenster aber noch nicht, denn noch ist es draußen kühler als drinnen. Das muss man aber genau im Auge behalten, daher bleibe ich nun wach und behalte die Funkthermometer im Blick.
Herr N. und ich sind allein zu Hause, denn Mademoiselle hat bei einer Freundin übernachtet und geht mit ihr am Vormittag noch schwimmen. Da könnten wir natürlich alles Mögliche machen, nur: es ist ja heiß. Man kann mit mir nichts machen, wenn es heiß ist, ich muss dann nämlich immer in der Lage sein, mich spontan mit ausgebreiteten Armen und Beinen auf eine kühle Fläche zu legen und ganz flach zu atmen, das geht nicht überall, deshalb bleibe ich lieber zu Hause. Tatsächlich sind aus diesem Grund Hochsommertage die einzige Gelegenheit, zu der ich es schaffe, Langeweile zu empfinden.
Früher, da war Hochsommer für mich ganz genau so. Das ist zum Glück vorbei, ich habe keine Ahnung, warum, aber seit ein paar Jahren geht es mir bei Hitze einfach nicht mehr so schlecht (und das war keine Anstellerei vorher). Insofern kann ich den Sommer jetzt besser tolerieren. Personen, die mich länger kennen, versuchen immer mal wieder mir die gewohnten frustrierten Ausraster zu entlocken, aber vergeblich: der Sommer trifft mich nicht mehr. Was nicht bedeutet, dass ich ihn toll finde, nach wie vor habe ich noch nie in diesem Leben ohne guten Grund in der Sonne ausgeharrt und beabsichtige auch nicht, das je zu tun: kein Sonnenbad, an den Strand nur zum Schwimmen, im Café immer im Schatten, vielen Dank. Aber meine Güte, unter dem Strich bin ich mit meiner Präferenz für Temperaturen unter 25 Grad und bedecktem Himmel hier in der Gegend ja auf der Gewinnerseite. Also keine Klage.
Der Morgen vergeht mit halbstündlichem Temperaturmangement und Duschen/Kopf immer wieder unter den Wasserhahn halten sowie Wasserflaschen neu zu befüllen, dazwischen bleibt gerade noch Zeit für Kaffee, Toast und ein paar Folgen von Serien im mittlerweile abgedunkelten Wohnzimmer. Und die Waschmaschine dreht sich beständig, zum Trocknen wandert alles sofort auf den Balkon und kann nach einer Stunde wieder abgenommen werden. Zusammengelegt wird nichts, dazu ist es mir zu warm, ich mache vier Stapel (Mann, Kind, ich, Zeug), so wird jeder in den nächsten Tagen seine Sachen finden und wer sie gefaltet haben möchte, kann das natürlich machen. Sonst nichts. Ein bisschen langweilig, aber was soll man machen, Dinge mit Bewegung scheiden aus und Lesen/Denken kann ich bei Hitze nicht. Ist dann eben so.
Zwischendurch frage ich noch etwa alle Dreiviertelstunde Herrn N., ob mein komischer Ausschlag wirklich schon besser aussähe. Den habe ich seit der Heimfahrt letzten Sonntag, kleine, juckende Pickelchen die sich beim Kratzen in Quaddeln verwandeln, an Beinen und Armen. Die Ärztin, der ich das am Freitag vorführte, war gänzlich unbeeindruckt: irgendeine Reaktion halt, unmöglich, zu sagen worauf, vermutlich auf Wärme in Verbindung mit Reibung, bei dem Wetter sei alles möglich und ich solle abwarten, bis es kühler würde, wenn es dann nicht binnen zwei Wochen verschwände, solle ich wiederkommen. Etwas gegen das Jucken könne sie mir geben, das würde aber müde machen, das wollte ich dann auch wieder nicht, so schlimm juckte es auch gar nicht, also meistens. Ist sicher bald weg.
Am frühen Nachmittags holen wir das Kind ab, auf dem Rückweg lasse ich mich in der Innenstadt rauswerfen und beschaffe Eis zum Verzehr auf dem heimischen Sofa. Also bei Eis weiter wie am Vormittag: duschen/Kopf unter den Wasserhahn, trinken, Jalousien hoch/runter, Ausschlag angucken, Serien. Ansonsten gibt es nicht so richtig Essen: ein paar kalte Nudeln, Antipasti vom Vortag und Mademoiselle isst einen Busch Basilikum.
Sonst nichts und das versprochene Gewitter war bisher auch nicht da.
Wenn ich es auf irgendeiner Liste gehabt hätte, einmal im Leben Early Adopter zu sein, dann hätte ich diesen Punkt jetzt abgehakt. Letzte Woche wurde nämlich in meiner Straße - die eine Einbahnstraße ist - ein Radweg in Gegenrichtung auf den Asphalt gemalt und die entsprechenden Schilder angebracht.
Eigentlich bin ich generell gegen Radwege in Gegenrichtung in Einbahnstraßen, ich finde das ziemlich gefährlich, in meiner Straße bietet es sich aber an. Noch vor ein paar Jahren war es gar keine Einbahnstraße, sie ist also recht breit und die linke Spur wurde im Zuge der Umwandlung damals mit Pollern und Ausbuchtungen verkehrsberuhigt. Autofahren kann man links also sowieso nicht, der Radweg geht aber locker durch die Poller hindurch. Hier ist der Radweg in Gegenrichtung also wirklich sehr naheliegend und, wie ich finde, sehr wenig gefährlich.
Nun war es bisher so: wenn ich aus dem Haus ging tund bemerke, ich habe etwas vergessen, konnte ich nicht einfach ein Stückchen zurückfahren und wieder hochgehen. Die Straßenführung war - eben durch dieses Einbahnstraßengeflecht - so, dass ich, das ist nicht übertrieben, einmal quer durch die Innenstadt fahren musste, um wieder zurück zu meinem Haus zu gelangen. Man muss sehr gut organisiert oder sehr demütig sein, um das zu akzeptieren, beides liegt nicht in meinem Naturell. Und deshalb war ich in Bezug auf den neuen Radweg Early Adopter, quasi Superearly Adopter. Ich habe ihn in solchen Fällen nämlich schon benutzt, bevor er da war.
Wieder keine Zeit, husch husch, alles ganz schnell.
Nur kurz etwas, worüber ich heute so sehr lachen musste, immer wieder, noch Stunden später, und dass es von vor zwei Jahren ist, ist auch egal, und zwar dies.
Hihihihi.
Keine Zeit heute, aber ein kurzer Tipp, basierend auf eigener Erfahrung:
Googeln Sie nie - ich wiederhole: nie! - "Ausschlag", schon gar nicht in der Bildersuche.
So, jetzt wasche ich mir die Augen aus, lösche mein Kurzzeitgedächtnis und dann renne ich auch schon wieder los.
"Wir machen heute Spielchen in der Unterwasserphase", sagte der Schwimmlehrer. Und das taten wir. Eine Stunde lang. Sauanstrengend, ich sage es Ihnen, und am Ende fehlte die Belohnung, nämlich die, wenn man aus dem feuchtwarmen Schwimmbad nach draußen tritt und zum ersten Mal seit Stunden wieder so richtig frei durchatmen kann. Heute ja eher nicht so.
Spielchen in der Unterwasserphase befassen sich mit der Armbewegung von da an, wo der Arm über dem Kopf ausgestreckt wird bis da, wo er als Haifischflosse wieder aus dem Wasser schnellt. Zuerst schammen wir vier Bahnen mit normalen Kraulbeinen, die Arme jedoch strecken wir möglichst weit vom Kopf weg, aber nicht gerade, sondern in einem ca. 45-Grad-Winkel, und dann in einem Halbkreis außen um den Körper herum zurückgezogen. Das ergibt eine recht stabile Wasserlage, es ist aber anstrengend, vorwärts zu kommen. Darauf folgten vier Bahnen, bei denen die Arme über dem Kopf über Kreuz gingen, der rechte Arm tauchte also über der linken Kopfseite ins Wasser, der linke über der rechten und wurde unter Wasser quer über den Körper zurückgezogen. Das ergibt ein ziemliches Geschaukele und man verschluckt sich beim Atmen.
Diese Spielchen dienten als Verinnerlichung, wie blöd es ist, den Arm nicht ganz genau richtig, nämlich gerade über den Kopf, zu strecken. Und auch als Hilfe für uns selbst, zu erkennen, woran Probleme beim Schwimmen liegen können - wenn es zum Beispiel irgendwann mal sehr schaukelt, einfach überprüfen, ob der Arm sich noch in die korrekte Richtung streckt, oder ob sich da ein Fehler eingeschlichen hat. Wir widmeten uns also nochmal vier Bahnen dem ganz geraden Eintauchen.
Danach kam die Perfektion der Unterwasserphase. Nach dem Eintauchen, so ca. 30-40 cm unter Wasser, wird der Unterarm nämlich im rechten Winkel abgewinkelt. Die Handfläche zeigt dabei zum Boden de Schwimmbeckens. So wird der Arm etwa bis zum Bauchnabel geführt, dann ganz ausgestreckt und mit der Hand auf den letzten Zentimetern das Wasser noch einmal beherzt am Oberschenkel vorbeigeschaufelt. Man muss sich ja schließlich sonst auch nichts merken!
Die Vorteile liegen auf der Hand. durch das Anwinkeln gibt nicht nur die Hand, sondern auch der Unterarm Schub und das Schaufeln am Ende (zur Übung dabei mit dem Daumen am Oberschenkel entlangsstreichen) ist sozusagen der Raketenantrieb. Den leider, leider die meisten Kraulschwimmer vergessen, gerade auf der Langstrecke, und dann verschwenden sie Kraft. Das soll uns natürlich nicht passieren.
Deshalb übten wir es weitere vier Bahnen lang, und soffen alle sang- und klanglos ab (alle, das heißt, die Streberoma, die nette Frau und ich. Wir waren nur zu dritt). Die eine vergaß sowohl Haifischflosse als auch Streckung, die andere vergaß komplett die Beine und ich vergaß das Atmen.
Also alles noch einmal langsam: Kraulbeine mit Anemonenfüßen. Haifischflosse mit wenigen cm Abstand zum Körper, völlige Streckung gerade neben dem Kopf (wie Siegerfaust nur ohne Faust). 30 cm unter Wasser Unterarm rechtwinklig, Handfläche zum Boden (Salutieren), bis zum Bauchnabel durchziehen, völlige Streckung mit Daumenstreifen am Oberschenkel, durchziehen und mit der Hand nachschlagen. Dabei natürlich jederzeit das richtige Maß an Schulterdrehung, unterer Rücken aber stabil, Gesicht in Kachelzählposition. Atmung auf jedem dritten Zug, also einmal links, einmal rechts, Kopf dabei nicht zu weit aus dem Wasser (maximal Beckenrand im Blick), Ausatmen kontrolliert und kontinuierlich. Nochmal vier Bahnen.
Technik ist alles, sagt der Schwimmlehrer. Technik ist jedenfalls ganz schön viel Zeug, sage ich.
Eine gute halbe Stunde stand ich heute bei der Post an, um ein "Paket" abzuholen, "Paket" stand jedenfalls auf dem Abholzettel. Die Schlange war lang, der Raum warm und schlecht belüftet, die Stimmung gereizt. Ein Mann atmete mir zu nah in den Nacken, eine Frau beklagte, dass ich meinen Rucksack mit dem Fuß weiterschiebe, später wollte noch ein weiterer Mann wissen, ob ich nur ins Handy schaue oder auch in der Schlange warte. Neben der Schlange lief ein Pärchen auf und ab, er telefonierte und es ging darum, einen Postmitarbeiter zu identifizieren, groß, noch nicht alt, schlank, auf niemanden traf die Beschreibung zu, ins Handy flüsternd schlich er sich immer wieder an einen Schalter heran, um den Mitarbeitern aufs Namensschild zu schauen, die Frau gab ihm - ebenfalls geflüsterte - Tipps. Worum es ging, konnte ich nicht verstehen, die beiden hätten durchaus Privatdetektive in zum Beispiel einer Unterhaltsangelegenheit sein können, sie waren äußerlich unauffällig, aber dann die Wortwahl beim Handygespräch doch sehr schlecht und nicht der Konversation mit einem Kunden angemessen ("der ist nicht hier, der Hurensohn!"), die Frau gab derweil vor, das Schreibmaterial zu studieren.
Und wofür das alles? Das "Paket" entpuppte sich als liebloser kleiner Umschlag und darin: die Dosierhilfe. Das hat aber echt lang gedauert.
Wenn man dann statt auf Apfeltasche mal Appetit auf herzhaft hat, kann man einfach auch im selben Verfahren Empanadas herstellen. Diese Idee nahm ich von Frau Herzbruch mit und ebenfalls die Grundidee für die Füllungen.
Allerdings möchte ich nicht "Empanadas" sagen, ich habe nämlich gar keinen Empanadamacher (das ist eine Geschichte, die Frau Herzbruch am besten selbst erzählt. Bemerken Sie an dieser Stelle aber bitte den Sportsgeist, mit dem ich der Frau, die eine Wette im Tagebuchbloggen gegen mich gewinnen möchte, noch ein Thema vorlege). Sagen wir einfach "herzhaft gefüllte Blätterteigröllchen".
Das Verfahren ist, wie gesagt, genau wie bei den Apfeltaschen, nur lässt man die Aprikosenmarmelade und den Zuckerguss am Ende weg.
Meine Füllungen waren heute:
a) Hackfleisch mit Zwiebeln und Paprika
b) Pilze, Blattspinat und Schafskäse
c) Brokkoli mit Ziegenbrie und gehackten Mandeln - hier hätte meines Erachtens noch vorzüglich Birne hineingepasst. Herr N. gab Frau Herzbruch jedoch einmal per Mail zu verstehen, dass die Mitbewohnerschaft enden müsse, wenn er noch einmal Birne im Essen vorfände. Ich kann das daher nicht riskieren.
Für uns sind diese drei Füllungen quasi perfekt, das Kind möchte nämlich nur die mit Hackfleisch, ich möchte unbedingt keinesfalls die mit Hackfleisch und Herr N. möchte alles (außer Birne).
Achtung: das ganz ist anstrengender, als man vorher denkt, weil ja noch die ganzen Füllungen vorher zubereitet werden müssen. Es gibt dafür aber eine Lösung, machen Sie einfach gleich ungefähr 100 Teigöllchen, dann lohnt es sich, beim Füllmaterial verschätzen Sie sich eh eklatant nach oben.
(Morgen hier vermutlich: Pfannkuchen gefüllt mit a) Hackfleisch/Zwiebeln/Paprika, b) Pilzen/Blattspinat/Schafskäse, c) Brokkoli/Ziegenbrie/Mandeln ohne Birne.)
Die Woche wird mit einem Schlafdefizit beginnen, das steht fest,l ich war nämlich vor wenigen Minuten noch auf der Autobahn. Dann kommt Mittwoch Schwimmen, Donnerstag Konzert, Freitag Sommerfest. Samstag übernachtet das Kind außer Haus, da kann man dann voll die tollen Sachen machen - 24 Stunden am Stück schlafen zum Beispiel. Hm.