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    Sonntag, 15. Februar 2015
    Blogging November - 1202

    Ich war heute erst auf einem Karnevalsumzug ohne Alkohol, wurde dann beinah von Herzbruchs entführt, dann war ich auf einem Kindergeburtstag mit Alkohol, habe darauf eine halbe Stunde lang Farbe und Glitzer aus den Haaren gewaschen und wurde nun angewiesen, zu einer bestimmten Uhrzeit in eine bestimmte S-Bahn zu steigen und den Rest "werden wir sehn". In der Bahn läuft "Atemlos" und alle singen mit.

    Mehr nicht.

    Samstag, 14. Februar 2015
    Blogging November - 1201

    Es gibt einen Witz - erschrecken Sie nicht, es wird nicht ab jetzt jeden Tag einen Witz hier geben - also, es gibt einen Witz - eigentlich kann ich mir Witze nie merken, nur einen speziellen, der mir allerdings gerade entfallen ist, und diesen hier, weil, das merken Sie gleich - also, es gibt einen Witz - ganz genau erinnere ich mich allerdings nicht an ihn, aber ich denke, den Punkt, den ich machen will, kann ich machen - also: dieser Witz geht (ungefähr) so:

    Geht ein Rentnerpaar zum Orthopäden und fragt nach einem Termin.
    "Kommen Sie in einem halben Jahr!", sagt der Arzt.
    "Ok, wenn ich dann noch lebe...", sagt der Mann.
    "Sonst komm ich allein", sagt die Frau.

    Merken kann ich mir diesen Witz, weil: das Rentnerpaar sind natürlich Papa und Mama N.

    Papa und Mama N. bereiten sich auf den Tod vor. Es gibt dazu keinen konkreten Anlass, aber unbestritten läuft (wie für jeden von uns) die Zeit, und das wird vielleicht deutlicher spürbar, wenn man den 2. Weltkrieg noch miterlebt hat. Vorsorgevollmachten und Kontenzugriffe sind geklärt, die Wohnung ist schon lange entrümpelt und es wird darauf geachtet, dass nicht zu viel Neues hinzukommt. Bücher nur noch aus der Bücherei, geschenkte Bücher nach dem Lesen gleich weitergeben, nimm doch mal dein Fotoalbum mit und den Karton mit den Klaviernoten, kannst du ein paar Weingläser brauchen, die blaue Tischdecke findest du doch so schön und ob es sich lohnt, die defekte Waschmaschine durch ein Markengerät zu ersetzen, das hält dann zwar 20 Jahre, aber - nunja? Als Weihnachtsgeschenke sind auch nur noch Gegenstände erlaubt, zu denen sich gleich eine potentielle Erbin bereitstellt.

    Organisatorisch sind wir also auf Spur, um das Emotionale soll es hier nicht gehen. Es geht - vielleicht überrascht das jetzt - um Marzipantorte.

    Papa N. ist Bäcker und Konditor, ich kann seit dem Kindergartenalter Eier trennen, Zucker brennen, Tortenböden schneiden und am Klopfen erkennen, ob der Kuchen fertig ist. An Gebäck hat es uns nie gemangelt und auch nicht an Geschichten über die 10.000 Berliner, die in einer Karnevalsnacht zwischen 2 und 7 Uhr morgens apricotiert und glasiert werden. Das Signature-Gebäck der Familie sind jedoch Lebkuchenplätzchen und Marzipan-Walnuss-Torte.

    Das Rezept für die Lebkuchenplätzchen wird nicht preisgegeben. Es steht in einem kleinen Büchlein in einem vermutlich unbenannten Format irgendwo zwischen A5 und A4, mit schwarzem Ledereinband, es wirkt ein wenig wie ein Moleskine, damals gab es aber noch gar keine Moleskines. Das Papier ist leicht angegilbt, die Rezepte sind für den Bäckereibetrieb berechnet und die Mengen mit dem alten, schnörkeligen Zeichen für "Pfund" angegeben. Rechnet man auf "Hausfrauenbäckerei" um, benötigt man für die Abmessung mancher Gewürze eine Federwaage. Irgendwann in der hoffentlich weit entfernten Zukunft (Papa N. sagt: in etwa 10 Jahren) werde ich dieses schwarze Büchlein erben.

    Das Rezept für die Marzipan-Walnuss-Torte existiert nur im Kopf von Papa N. und basiert im Wesentlichen auf einer Walnusspaste, von der etwa drei Teelöffel (aber manchmal sind es nur zwei, man schmeckt es ab, weil es auch mit dem Aroma der verwendeten gehackten Walnüsse zusammenhängt) benötigt werden. Die Paste befindet sich seit ich denken kann in einem unbeschrifteten Marmeladenglas im Kühlschrank. Immer, wenn ich Bedenken bezüglich der Haltbarkeit äußere, lacht Papa N. Immer, wenn ich Bedenken bezüglich des Pegelstandes im Glas äußere, sagt er "Ich han jenoch." Bei der letzten Tortenerstellung schüttelte er das Glas, zwinkerte in meine Richtung und sagte: "15. Vielleicht 20." Ich wurde nervös.

    Wenn ich nervös werde, verfalle ich in Aktionismus. Papa N. zu befragen, blieb jedoch völlig ergebnislos. "Ich han jenoch!", sagte er beharrlich. Also recherchierte ich. Ich googelte alles, was das Internet mit Walnuss und Konditorei hergibt, ich verglich Werbeaufschriften von Messern, Paletten, Schürzen und Schüsseln, die sich noch aus Papa Ns aktiven Zeiten in unserem Haushalt befinden und glich diese mit den Dosierungsanleitungen der entsprechenden Produzenten von Walnusspasten ab. Und siehe da: mittels meines Putzeimers (ein ehemaliges 20-Liter-Aufbewahrungsgefäß für Fondant) wurde ich fündig.

    Ich weiß jetzt, wo es genau die Walnusspaste gibt, die ich benötige, und der Rest ist ein Klacks. Bestellen kann ich sie Einheiten von mindestens drei Dosen mit jeweils 1 kg Inhalt. Das dürfte etwa 150 Torten entsprechen.

    Mitlesende Familie, Mitbewohner, Freunde, Kollegen: Macht euch auf was gefasst.

    Samstag, 14. Februar 2015
    Blogging November - 1200

    Die nächsten 5 Tage ausschlafen - alles, alles, alles wird dann besser. Die Frage ist jetzt nur noch, ob ich die Tasche zum Verreisen heute noch packe, mich aufraffe und durch die Räume schleppe und hoffe, nichts Wichtiges zu vergessen, dafür morgen absolut nichts mehr machen muss, oder ob das Packen morgen früh besser ist, unter Zeitdruck aber mit klarem Kopf.

    Morgen früh ist das natürlich besser. Wer nicht denken kann, kann auch keine Tasche packen und was jetzt eine Stunde dauern würde, ist morgen in fünf Minuten erledigt. Das ist doch ganz einfach so.

    Donnerstag, 12. Februar 2015
    Blogging November - 1199

    Ein Paket mit ungefähr 30 verschiedenen Klamotten bekommen. Eine Woche lang keine Zeit zum Auspacken gehabt. Heute geschaut - alles passt, aber nichts gefällt. So gar nicht. Nicht einmal annähernd.

    Fazit: irgendwann zwischen letztem Montag und heute muss ein Austausch durch Aliens stattgefunden haben.

    Donnerstag, 12. Februar 2015
    Blogging November - 1198

    Unglaublich guter Ziegenkäse heute, außen fast knusprig und leicht süßlich durch genau die richtige Menge warm-flüssigen Honigs, innnen cremig.

    Sehr, sehr guter Kaffee. "Das liegt an den Bohnen", sagt die Bedienung. Kräftig, rund, aber kein bisschen sauer. So einer, der ganz ohne Milch auch cremig schmeckt.

    Auf dem Heimweg eine merkwürdige, mit weißem Glitzerstoff bezogene und aufgepolsterte Truhe gesehen zu einem irren Preis von knapp 3.000 Euro. Dann aber bemerkt, dass sich der Preis auf das ganze Schlafzimmer bezog, also auch noch ein weiß-glitzerndes Polsterdoppelbett und einen weißlackieten Spiegelschrank mit Rankenmuster.

    Im nächsten Laden Lederhandschuhe mit aufgemalten rotlackierten Fingerägeln. Diese Stadt erstaunt mich immer wieder.

    Das Konzept eines Sexshops als Geldwäschetablissement erörtert. Uns eingestanden, dass wir zu wenig über Geldwäsche wissen.

    Wie schön es ist, nachts durch die Stadt zu laufen, in die Fenster zu schauen, Stimmen, Autos, Flugzeuge, Türenklappen, Hundebellen zu hören. Es hätte nur noch etwas plätschernder Regen gefehlt.

    Mittwoch, 11. Februar 2015
    Blogging November - 1197

    Man sollte meinen, über Tiramisu bestünde absolute Einigkeit auf der Welt, aber dann scheint es doch wieder nicht so zu sein, sonst würde es nicht so viele ziemlich schlimme Varianten davon geben.

    Was gut ist: fast jedes selbstgemachte Tiramisu schmeckt lecker. Ok, manche Menschen verwenden aus obskuren Gründen Vanillepudding und Speisequark, dann hat man zwar kein Tiramisu, aber immerhin noch eine schmackhafte Nachspeise. Wirklich schlimm sind nur die abgepackten Sachen, bei denen die Creme mit Stickstoff aufgeschlagen ist, die Löffelbisquit irgendein komischer Teig und das Kakaopulver gesüßt. Das geht natürlich nicht.

    Das beste Tiramisu, das ich kenne, macht Frau Fragmente. Das zweitbeste eine ehemalige Kollegin mit italienischem Migrationshintergrund. Das drittbeste gibt es in einem Delikatessenladen in der Nähe des Büros, es ist einen Tick zu cremig und zu eiig, aber dennoch sehr, sehr lecker.

    Ich selbst liege auf meiner eigenen Skala leider recht weit hinten. Unter anderem mangelt es mir an Übung, Tiramisu hat nämlich eine wichtige Eigenschaft gemein mit Aufläufen. Diese ist: die Zutaten schmecken alle auch einzeln schon ganz hervorragend. Den Extraschritt zu gehen - also alle einzeln wohlschmeckenen Komponenten noch einmal zusammenzubauen, durchziehen zu lassen und Stunden später erst zu genießen - dazu bedarf es einer gewissen Veranlagung, die, sagen wir, mir nicht natürlich zukommt sondern erworben ist. Ich setzte mich dem ungern aus. Man kann doch auch sehr gut einen Kaffee trinken, einen Likör dazu sowie Kekse mit einer Creme zum Dippen? Genauso, wie man Nudeln mit Soße und geraspeltem Parmesan essen kann, statt dasselbe Essen vorher nochmal geschichtet in den Backofen zu schieben?

    Schon deshalb ist das beste Tiramisu ist für mich immer eins, das andere machen.

    Dienstag, 10. Februar 2015
    Blogging November - 1196

    Geduld, Geduld. Wir haben hier ein Stöckchen auf Halde und eine Geschichte über Marzipantorte. Und was über "wünschen". Und die kuriose Situation, dass es diesmal nicht an Themen mangelt, und auch nicht an Zeit, sondern an Konzentration.

    Das jetzt mal nur als Cliffhanger.

    Montag, 9. Februar 2015
    Blogging November - 1195

    Mir scheint, dass Fastfood langsamer geworden ist. Also: die Wartezeit in der Schlange deutlich gestiegen seit, sagen wir, ungefähr den 90ern, als man sich wirklich "mal schnell einen Hamburger" holen konnte.

    Bin ich ungeduldiger geworden? Das kann ich mir kaum vorstellen, immerhin spiele ich in jeglichen Schlangen ja mit abgrundtiefer Gelassenheit - ach, das wissen Sie schon.

    Liegt es daran, dass es mehr Auswahl gibt? Dass nicht mehr so viele Produkte vorbereitend hergestellt werden? Dass so viele Beratungsgespräche (nehmen Sie doch das Maxi-Menü, dann haben Sie blalabla. Wollen Sie nicht noch ein Getränk dazu? Klar nehmen wir die Gurke runter) nebenher durchgeführt werden?

    Außerdem werde ich für ein deutlich über mein Interesse hinausgehendes Maß in Küchenabläufe einbezogen. *piiiiiieps* hier. *schriiiiiilll* da. Dämpfe. Muss ich das wissen? Muss ich das wissen wollen? Kann man nicht einfach eine Wand bauen? Waren da nicht mal Wände?!

    Früher war das besser.

    Sonntag, 8. Februar 2015
    Blogging November - 1194

    Tschuldigung, das wird heute nichts, das liegt aber nicht an mir, sondern an dem Kellner. Dreimal - mindestens, vielleicht auch öfter, weiß ich nicht mehr - hab ich versucht, eine Cola zu bestellen. Hat aber nicht geklappt. Gab nur Bier. Wobei - besser als nur Cola. Denke ich. Weiß ich aber nicht genau. Kann ich vielleicht morgen sagen.

    Einer anderen Frau im Lokal gelang es überraschenderweise, Apfelschorle serviert zu bekommen. Hab sie mir genau angeschaut, aber nicht herausgefunden, warum. Pe meinte, das wäre was Optisches. Ich würde nicht so aussehen, als wolle ich ernsthaft Cola trinken. Ob das nun gut oder schlecht ist, weiß ich ehrlich gesagt gerade auch nicht.

    Gute Nacht.

    Samstag, 7. Februar 2015
    Blogging November - 1193

    Den Kopf randvoll aber zu angestrengt, einen Gedanken zu Ende zu denken. Jedes Mal funkt ein "noch dies!" - "das war auch!" - "und jenes!" dazwischen.

    Was hier gebraucht wird, ist eine gute Mütze Schlaf und irgendwie weniger Tempo. Aber das ist ja nicht neu.

    November seit 6616 Tagen

    Letzter Regen: 28. April 2024, 22:43 Uhr