S-Bahn, wenige Passagiere, ich sitze allein im Viererabteil am Fenster und lese ein Buch. Ein Mensch kommt und setzt sich direkt daneben - ich bin kurz irrtiert, Profibahnfahrer wissen: es ist unüblich, sich in einer quasi leeren Bahn direkt neben jemand anders zu setzen, außer man ist eine alte Dame die Angst vor den vereinzelten anderen Passagieren hat. Es handelt sich aber um einen mittelaltern Mann, äußerlich unauffällig. Der Mann nimmt eine unauffällige Sitzposition mit angemessenem Abstand ein. Ich lese weiter.
Mensch: flüstert etwas Unverständliches
Frau N: liest weiter.
Mensch: flüstert etwas Unverständliches
Frau N (laut): Sprechen Sie mit mir oder mit sich selbst?
Mensch (flüsternd): pssssssst!!
Frau N (laut): Was soll das, wollen Sie mir einen Buchstaben verkaufen oder was?!
Mensch (flüsternd): pssst, leise (flüstert zu Frau N. gebeugt Unverständliches).
Frau N: Halt-halt-halt! Was immer es ist. wenn Sie es hier nicht laut sagen wollen, halten Sie den Mund!
Mensch: schweigt
Frau N: liest weiter das Buch.
Irgendwann später steigt er aus.
Alle irre.
Heute Mittag bemerkte ich plötzlich, dass es für mein Wohlbefinden unabdinbar wäre, ziemlich sofort eine Bratwurst vom Weihnachtsmarkt zu bekommen. Zum Glück ließ sich das relativ bald, also gegen 16:30 Uhr, einrichten und Frau Herzbruch leistete mir Gesellschaft.
Zuerst bestellte nur ich eine Wurst; Frau Herzbruch gelüstete nach Obst in Schokolade, doch kehrte sie von einem Süßigkeitenstand unverrichteter Dinge zurück und stand hinter mir, wobei es - so erzählte sie mir kurz darauf - zu einer merkwürdigen Begegnung mit der Kundin vor mir kam. Und zwar stolperte die Kundin nach ihrem Einkauf, fiel dabei aber nicht auf den Boden, sondern Frau Herzbruch um den Hals und schaute sie danach sehr böse an, so, als hätte Frau Herzbruch ihr nicht gerade möglicherweise durch rein köperliche Präsenz das Leben gerettet.
Die Frau war mir auch schon komisch aufgefallen, erzählte ich, aber Frau Herzbruch ging nicht darauf ein, sie hatte nämlich angesichts der Wurst in meiner Hand unmittelbar Futterneid entwickelt und wollte statt Weintrauben nun auch eine Wurst. Nur keine ganze, das sei so viel, die Wurst so groß, ob es keine kleineren Würste gäbe. Es gäbe zwar kleinere, aber keine leichteren, alles liefe also auf dieselbe Menge Wurst heraus, erklärte die Frau am Grill, worauf Frau Herzbruch noch ein paar Minuten lamentierte - ich vermute, mit dem Endziel, von mir eine halbe Wurst abzubekommen, was aber nicht ging weil: ich teile mein Essen nicht gern.
Wir schickten uns also an, zu Gehen (ich hielt meine Wurst vorsichtshalber in der Frau Herzbruch abgewandten Hand) als ich dann endlich dazu kam, von meinem Erlebnis mit der komischen Frau zu erzählen: "Was übrigens lustig ist", sagte ich, "ist, dass diese komische Frau genau dasselbe Problem hatte, wie du. Dass ihr die Wurst zu groß ist. Man sollte meinen, das wäre eine ganz simple Situation: jemand will eine Wurst, man kauft eine Wurst, fertig, aber dann gibt es Leute, bei denen geht das nicht, weil sie sich schon vorab mit der optimalen Wurstgröße gedanklich auseinandersetzen müssen. Aber der Frau konnte kompetent geholfen werden: Sie isst jetzt da hinten, schau mal, und den Rest packen sie ihr ein."
"Das ist doch auch für mich eine sehr gute Lösung!" rief Frau Herzbruch enthusiastish, kaufte also doch auch ein Wurst und ließ die Hälfte gleich einpacken, für den Mann.
Der Mann wollte die Hälfte der Wurst aber gar nicht, er hatte, während er mit den Kindern zu Hause auf uns wartete, in seiner Verzweiflung schon etwa zehn Nutellabrötchen gegessen. So lag die Wurst eine Weile eingepackt auf dem Küchentisch, irgendwann hatten die Herzbruchs ihr Gepäck für die Rückfahrt zusammengeräumt, aber die Wurst lag noch immer auf dem Tisch und war auch nicht in die Nähe einer Tasche gerückt, im Gegeneteill, sie war ein bisschen hinter dem Brotkorb versteckt worden. Ich warf sie also weg.
Was die komische Frau wohl mit ihrer eingepackten Restwurst gemacht hat?
(In diesem Zusammenhang gern vorgetragener Spruch meiner Tante: "Bei uns werden Lebensmittelreste nur gut gekühlt weggeworfen.")
Ein ganz ruhiger Tag, also körperlich ruhig, emotional sehr aufregend, weil Mademoiselles Schulmannschaft den 1. Platz im Hallenfußballturnier der Grundschulen belegte. Das kam unerwartet, denn letztes Jahr war das Team auf dem vorletzten Platz gelandet. Körperlich musste man aber eben nur herumsitzen, mehrere Stunden, einfach nur sitzen, himmlische Verhältnisse!
Interessant ist auch, wie so ein Tag dann binnen Minuten kippen kann. Mademoiselle hatte im Wohnzimmer einen Ohrring verloren, man kann dann mal in der Couchritze schauen, man kann dann mal im Bettkasten der Couch Tierchen finden und dann schnell alles ausräumen, auswischen, wegziehen, saugen. So hat man dann abends ganz unerwartet ein blitzsauberes Wohnzimmer und als Bonus eine lange vermisste Wärmflasche wiedergefunden. Dem stehen auf der Sollseit eine defekte Glühbirne und 5 Säcke Wäsche gegenüber. Aber: der Ohrring ist wieder da!
Man hätte es vor zwei Stunden noch nicht geglaubt, aber das Essen ist fertig und alle sitzen vollständig bekleidet am Tisch. Und ich habe sogar meinen Geburtstagshut auf!
6 Uhr morgens, der Wecker klingelt, ich gehe in die Küche und bin froh. Obwohl es so furchbar anstrengend war, haben wir die Küche nämlich am Vorabend noch aufgeräumt und jetzt ist es sauber, ordentlich, krümelfrei und warm. So richtig heimelig.
Die süßen Katzen, die uns so viel Freude machen, sollen es auch schön haben: sie bekommen ihr Frühstück. Ich fülle den ersten Napf, stelle ihn auf den Boden. Der Kater frisst und schnurrt. Ich fülle den zweiten Napf.
6:05 Uhr: ein Geräusch. Kein besonders lautes, kein besonders aufälliges, vielleicht so, als sei dem Nachbarn oben die Kaffeetasse runtergefallen. Aber hey, ein Geräusch! Ein GERÄUSCH!!
Was dann geschieht, ist nur in Bruchstücken nachvollziehbar. Fest steht:
1. Die Katze erschreckt sich und springt auf den Futterkarton neben dem Kühlschrank.
2. Die Katze rutscht ab und wirft eine Futterbox um.
3. Der Kater erschreckt sich und springt vom Fußboden auf meine Schulter, krallt sich fest.
4. Ich erschrecke mich und lasse den gefüllten Napf II fallen, um die Krallen des Katers aus meinem Dekolleté zu lösen. Napf II fliegt durch die Küche.
5. Die Katze erschreckt sich und springt in Napf I. Napf I fliegt durch die Küche.
6. Der Kater erschreckt sich und springt auf den Küchenblock. Dort steht eine Wasserflasche. Die Flasche fliegt durch die Küche und öffnet sich.
7. Weiter fliegen aus ungeklärter Ursache eine Zeitschrift, das Festnetztelefon, eine CD und Mademoiselles Schulmäppchen durch die Küche.
6:06 Uhr: Ich stehe vor 30 qm eingesautem Raum. Das Trockenfutter der Katzen verteilt sich auf dem gesamten Fußboden, das Nassfutter eine Wand hoch und bis auf eine Lampe (Deckenhöhe 3,6 m). Mitten in der Küche ist eine Wasserpfütze, darin die aufgeweichte Zeitschrift, das Telefon, Stifte und Futterbröckchen.
Ich bin nicht mehr froh.
Heute geschlossen wegen Geburtstag. Gratulationen können gerne hinterlassen werden ;-)
Und - es ist für Sie egal, weil Sie ja schon hier sind - aber sein sehr, sehr geniales Geschenk erhielt ich bereits letzte Nacht: und zwar kommen Sie jetzt auch über novemberregen.de hier her.
Frau N: Unterschreiben Sie das hier gerade?
Mittelchef: Ja. Ähm. Ein Stift - warten Sie... vielleicht - oh, der Stapel - moment, vielleicht auf dem Tisch - Achtung, das kippt! Nicht hier lang, da kommt man nicht durch, da ist Papier...
Frau N: Ich hatte an der Uni mal einen Dozenten der ist wirklich mal aus seinem Büro nicht mehr rausgekommen, weil Zeitschriftenstapel umgekippt sind. Der hockte dann an seinem Schreibtisch am Fenster, hatte nur noch ein Leberwurstbrot zu essen und rief um Hilfe.
Mittelchef: Äh, ja, ich wollte auch bald mal wieder aufräumen.
Frau N: Früher habe Sie ja immer vor dem Weihnachtsurlab Post-its auf die Stapel geklebt mein Namen drauf, und diejenigen bekamen den Stapel dann mit einem Rollwagen gebracht und mussten ihn sortieren und archivieren. Machen Sie das immer noch so?
Mittelchef: Nein, nein, da hab ich jetzt ein anderes Verfahren. Auch schon, äh, bewährt.
Frau N: Aha?
Mittelchef: Ja. Ja, ich mache das mittlerweile anders. Und zwar: ich werfe das alles einfach unbesehen weg.
Auch ein interessantes Konzept.
Wie der Personalberater mir
- erst eine Scheinselbständige andrehen will
- dann eine falsche Art Vertrag schickt
- dann einen Vertrag mit sehr suspekter Klausel schickt
- dann einen Vertrag mit falscher Stundenzahl schickt
und dann beleidigt ist, weil ich so kompliziert bin, sowas hätte er ja noch nie erlebt und ich müsse ihm doch auch mal ein bisschen vertrauen!!
Ich sage mal so: während Mademoiselle heute ihre Geigenstunde hatte, wollte ich alle höchst wichtigen Dinge, an die ich in den nächsten 7 Tagen noch denken muss, aufschreiben. Aber die 25 Minuten Unterricht reichten nicht dafür aus. Insofern muss ich auch weiterhin den Kopf extrem gerade halten und dabei hoffen, dass kein Informationsbruchstückchen bei einer unbedachten Bewegung herausfällt.
Morgen früh - ich sage das jedem, den ich sehe und schreibe es überall auf in der Hoffnung, dass es etwas nützt - muss ich z.B. unbedingt daran denken, NICHT in Büro zu fahren sondern zur Defi-Schulung. NICHT in Büro. Vielleicht könnte man mich morgen gegen 8:00 Uhr darauf hinweisen? Das wäre sehr hilfreich.
Also, ich weiß ja nicht, was Sie letzte Nacht gemacht haben. Ich fuhr gegen halb 3 Uhr mit drei Kindern (10, 10, 12) im Taxi umher, die Kinder saßen hinten und redeten un-un-ter-bro-chen über Star Wars und Star Trek (Unterschiede, Parallelen, Bewertung). Der Fahrer und ich hingegen schwiegen gepflegt, und als die Thematik auf der Rückbank das Rechtssystem in Harry Potter V und VII in Bezug zum dem in Mittelerde setzte, stieg zumindest ich auch gedanktlich endgültig aus.
Zu Hause angekommen (ca. 3 Uhr) fragten die Kinder, ob sie noch eine Folge The Big Bang Theory schauen könnten, und zwar die, in der Sheldon Leonard in Bezug auf Dumbledores Tod spoilert. Ich sagte "Was ihr macht ist mir völlig egal, ich gehe jetzt jedenfalls schlafen" und verabschiedete mich nun auch körperlich.
Gegen 4 Uhr, glaube ich, kam dann ein kleiner Eisklumpen zu mir ins Bett gekrabbelt.