Kurz vor Jahresende habe ich es noch geschafft, zweimal ins Kino zu gehen, und war damit anderthalbmal sogar in einem Erwachsenenfilm. Als halber Erwachsenenfilm zählt der Hobbit; gestern sahen wir Cloud Atlas, was mich noch immer beschäftigt, weil ich rein gar nichts verstanden habe. Die knapp drei Stunden waren zwar mit interessanten Geschichten gefüllt und ich fühlte mich gut unterhalten (was ja mein Hauptgütekriterium bei sämtlichen Unternehmungen darstellt), aber worum es eigentlich ging weiß ich erst, seit ich es gegoogelt habe.
Hinzu kommt, dass ich so unglaublich schlecht Darsteller und Rolle auseinanderhalten kann. Ob das so ist, weil ich so selten Filme sehe, also keine Übung darin habe, oder ob ich so selten Filme sehe, weil es so ist, weiß ich nicht. Fakt ist aber, dass ich immer, wenn ich einen Schauspieler wiedererkenne (was glücklicherweise sowieso nicht allzu oft der Fall ist), gleich die Rolle, in den ich ihn vorher mal gesehen hatte, als Teil seiner Historie im aktuellen Film annehme. Unbewusst natürlich, bewusst kann ich das schon abgrenzen, aber wo ist der Sinn, fernzusehen, wenn man sich nur auf die Sachebene einlässt? Neulich sah Herr N. einen Film (oder eine Serie, ich weiß es nicht), in der Seven of Nine eine Agentin oder sowas war. Sehen Sie, das geht es schon los, ich kenne den Namen der Schauspielerin nicht, fand es aber insgeheim äußerst faszinierend, dass eine Borg plötzlich Kriminalfälle löst. Später schaute er wieder diese Serie, in der sie Seven of Nine war und ich dachte mir insgeheim: Ach, sieh an, sie ist doch lieber aufs Raumschiff zurückgegangen. Das nur als Beispiel, so ist es ständig. Meistens sage ich so etwas dann auch laut, deshalb kann man mit mir so unglaublich schlecht Filme sehen.
Und wenn man mit dieser Problematik behaftet Cloud Atlas ansieht, dann kann das nur schief gehen. Okay, Forrest Gump habe ich natürlich sofort erkannt. Vier-Hochzeiten-und-ein-Todesfall aka Notting Hill auch. Aber der Rest - ein irrsinnger Strudel aus Bildern, Gesichtern, Geschichten. Aber: unterhaltsam!
Heute vor zig Jahren:
Ich werde um 9:40 Uhr wach und rufe Pe wegen Einkäufen an. Sie ist allerdings nicht in der Lage, einkaufen zu gehen. Gegen 11 Uhr gehe ich allein los.
Um 12 Uhr ruft Pe an. Ich habe gerade den Rattenkäfig saubergemacht usw. Nachdem ich mit Mama Kartoffeln gemacht habe, holt mich Pe um 12:35 Uhr ab und wir gehen nochmal einkaufen, und zwar Sekt, Martini und Batida. Außerdem holen wir noch saure Gurken und Chips und Tütensuppe.
Pe und ich essen bei uns und gegen 15 Uhr gehen wir zu ihr, wo wir Computer spielen. Um 18 Uhr gucken wir die Weihnachtsserie und danach spielen wir weiter. Gegen 21 Uhr mache ich Spaghetti. Nach dem Essen schreiben wir ins Tagebuch.
Etwas vorauseilend habe ich mir schon Neujahrsvorsätze für 2013 überlegt, und zwar genau drei.
Der erste ist vermutlich der einfachste: endlich nachdrücklich die Reparatur des Küchenbodens, der durch das Osterdisaster beschädigt wurde, in die Wege zu leiten. Man muss dazu die Herren Bart&König, Malermaurerparkettmeister, festnageln. Im Grunde wohl gar nicht so einfach, aber ich denke, ich habe in dieser Hinsicht ein gewisses Talent.
Der zweite Vorsatz ist der anstrengendste, und zwar möchte ich es nächstes Jahr schaffen, Familie und Freunden allen rechtzeitig, am besten per Karte, zum Geburtstag zu gratulieren. In den letzten Jahren habe ich im Schnitt meist 3-5 Karten geschafft, die Hälfte davon zu spät. Über Gebühr hingegen freue ich mich, wenn ich selbst Karten erhalte - ein Wunder eigentlich, dass mir immer noch Personen welche schicken... Jedenfalls habe ich einen Stapel Karten vorrätig und habe auch gleich angefangen, denn der erste Familiengeburtstag, auch noch im Ausland, ist gleich schon am Tag nach Neujahr. Dazu musste ich erst einmal das Porto recherchieren und wissen Sie was? Heute ist der drittblödeste Tag, Porto zu recherchieren den es gibt. Denn egal, was man herausfindet, es ist schon ab überübermorgen nicht mehr gültig. Zum Glück nur national, so dass meine Recherche doch nicht Platz drei der Ineffizienz einnehmen musste: Standardbriefe ins Ausland kosten auch 2013 weiterhin 75 Cent. Die Karte geht dann gleich raus.
Der dritte Vorsatz ist der angenehmste, jedoch vermutlich zum Scheitern verurteilt.
Ich möchte den Bücherstapel neben meinem Bett leerlesen. Dieser umfasst zur Zeit schlanke 51 Ausgaben, im Büro befinden sich noch fünf weitere, die ich noch nicht nach Hause getragen habe, weshalb der Nebendemschreibtischsapel als Erweiterung des Nebendembettstapels anzusehen ist. Wir sprechen also von 56 Büchern, das Jahr hat 52 Wochen, ich kann gar nicht pro Woche ein Buch lesen. Vielleicht sind manche Bücher aber ja blöd, so dass ich sie nicht zu Ende lesen möchte - tatsächlich habe ich da bereits das eine oder andere Exemplar im Blick, das in diese Kategorie fallen könnte. Auch Vorsatz drei habe ich selbstverständlich schon einmal angefangen.
Heute vor zig Jahren:
Ich gehe gegen 12:30 Uhr nach Hause und treffe mich dann mit Pe um 14.15 wieder an der Telefonzelle. Ah ist nicht da, die Mutter aber. Wir lassen ausrichten, er soll Pe oder mich mal anrufen. Dann gehen wir mit dem Hund durch die Schrebergärten und dann zu Pe, wo wir die Kitschzeitungen von ihrer Oma lesen. Um 19 Uhr gehe ich nach Hause, Pe muss um 20 Uhr zum Babysitten. Pes Eltern fahren morgen in den Urlaub und wir wollen überlegen, was wir Silvester machen.
So, langsam ist gut mit Weihnachtschichi, man könnte jetzt von mir aus die ganze Wohnung wieder aufräumen und statt Plätzchen Marmorkuchen essen. Und überall dies Lichterketten und Kerzen... Staubfänger!! Die Kinder wollten gestern auch schon "Weihnachtsbaum-Fällen" spielen, da habe ich eingegriffen. Heute sähe das anders aus. Wann werden die Bäume eigentlich von der Müllabfuhr mitgenommen?!
Heute vor zig Jahren
Ich gehe gegen 14 Uhr zu Pe und wir gucken California Clan. Dann gehen wir zur Telefonzelle und rufen Ah an. Es ist niemand da. Wir gehen wieder zu Pe, nachdem wir Filzstifte und Kaffee gekauft haben. Wir haben Post von dem Mädel aus dem Westerwald. Um 16 Uhr gehen wir nochmal telefonieren, wieder hebt niemand ab. Wir kaufen Neujahrskarten und gehen wieder zu Pe zum Computerspielen. Gegen 19 Uhr rufen wir nochmal an, aber es ist immer noch keiner da. Wir gehen zu mir und spielen mit der Ratte und holen meine Sachen. Dann gehen wir wieder zu Pe und dann fahren wir mit der Straßenbahn in die Stadt und steigen um in die Altstadt. Wir hoffen, keine Glatzen zu treffen. Wir gehen schnell in den Irish Pub und bestellen ein Guinness. Ist ganz lustig da und wir sehen ein paar Mädels aus der Oberstufe von unserer Schule. Gegen 21 Uhr gehen wir zu Onkel J. eine Pizza holen. Onkel J. singt jetzt mehr als früher. Zwei Männer regen sich über Onkel J. auf, weil er so langsam ist und zwischendurch immer mal pausiert und singt und verlassen irgendwann entnervt die Pizzeria und sagen "dann essen wir halt nicht mit den beiden netten Punkerinnen". Wir gehen dann zur Straßenbahn, überlegen es uns aber anders und drehen um zur Tankstelle. Dort holen wir ein Bier und eine Tüte Gummitiere. Unterwegs fragt uns einer auf Französisch, wo er Haschisch kaufen kann, aber wir können nicht genug Französisch, um ihm weiterzuhelfen. Wir gehen dann mit dem Bier an der Bank vorbei, zum Glück scheinen keine Skins unterwegs zu sein, also machen wir es uns auf der Treppe gemütlich. Das finden einige Touristen sehr spannend und fotografieren uns, wir sagen deshalb zu allen „Willkommen in Düsseldorf“ und lächeln freundlich. Dann gehen wir wieder zur Bahn, aber die fährt uns vor der Nase weg. Wir gehen also zur anderen Bahn, aber die fährt uns auch vor der Nase weg. Also gehen wir zurück zur ersten Bahn und warten, bis sie kommt. Kurz bevor die Bahn kommt, fällt uns ein, dass wir Ah anrufen könnten, um 22:30 Uhr, um festzustellen, ob überhaupt nochmal jemand da ist. Wir haben gerade die Nummer gewählt, als die Bahn um die Ecke biegt. Ich reiße die Telefonkarte raus und das Telefon fängt an zu piepsen und wir gehen zur Bahn. Von zu Hause aus gehen wir noch zur Stammtelefonzelle an der alten Post und rufen nochmal bei Ah an. Es ist jetzt halb 12. Die Mutter meldet sich total entnervt und fertig. Wir legen wieder auf und gehen beruhigt zu Pe. Da gucken wir das Ende der Weihnachtsserie und schlafen dann.
Die Wäsche gemacht und äußerste Verwunderung verspürt, dass auf dem Wäscheständer Sportkleidung der letzten Schulwoche hing. Das ist doch schon ewig her! Monate? Und auch Büroklamotten waren da. Faszinierend. Da war ich doch unendlich lang nicht mehr. Wieso ist denn die Wäsche nach all der Zeit erst trocken?
Sehr gefreut habe ich mich auch, dass das Auto heute zur Inspektion fuhr. Endlich funktionieren dann auch die Bremsen! Erst gute Zeit - Stunden! - später fiel mir auf, dass die Bremsen selbstverständlich bisher immer funktionierten. Außer in meinen Träumen, da tun sie nichts und man muss aus dem fahrenden Auto springen und es an der Tür festhalten. Bevor man sich an der nächsten Ampel emporschwingt und davonfliegt.
Morgen gehe ich wieder unter Leute. Das wird spannend.
Heute vor zig Jahren:
Ich muss um 9 Uhr aufstehen, weil ich mich um 12 Uhr mit Pe vor der Bank treffe. Ich kriege die Haare nicht hin (kein Haarlack...!) und schaffe es dann gerade noch. Ich habe Post von meinen Brieffreunden (Weihnachtskarten). Wir gehen dann als erstes Haarlack kaufen und dann in Schmuckgeschäfte, weil Pe sich einen Ring kaufen will. Es gibt aber keinen. Wir gehen in die Bücherei und dann nach Hause.
Nach dem Essen kommt Pe und wir fahren in die Stadt. Überall ist es brechend voll von Leuten, die ihr Weihnachtsgeld ausgeben. Ich kaufe mir ein Siouxsie-Poster, dann holen wir uns eine Pizza.
Beim Spaziergang mit Mademoiselle versuchten wir etwa zehn Minuten lang herauszufinden, welcher Wochentag heute wohl sein mochte. Sämtliche Herleitungsmöglichkeiten versagten, denn beide konnten wir uns nicht erinnern, wie oft wir seit dem letzten Arbeits-/Schultag geschlafen hatten, welcher Wochentag Heiligabend war und dergleichen. Schließlich fragten wir eine entgegenkommende Jugendliche, die auch verdächtig lange überlegte, bevor sie "Ich glaube Sonntag - die Läden haben ja alle zu." sagte.
Ich hoffe, wir bekommen es hin, uns am richtigen Tag morgens wieder den Wecker zu stellen...
Heute vor zig Jahren:
Immer noch kein Haarlack…. Ich werde um 9 Uhr wach und lese weiter. Dann gibt es wieder gutes Essen. Danach räume ich mein Zimmer ein bisschen um und probiere aus, wie Kerzen und Decken auf Regalen und so aussehen, und dann schlafe ich vor dem Fernseher ein, werde wach und lese weiter. Pe kommt, wir sehen den Anfang von der Weihnachtsserie und die Unendliche Geschichte. Ich zeige ihr meine Geschenke, dann gehen wir zu Pe und essen Toast und Suppe, sehen das Ende von der Weihnachtsserie und schauen ihre Geschenke an.
Im vollen Besinnlichkeitsmodus: man sitzt herum und isst und trinkt und liest und guckt und so weiter. So viel Ruhe, mit Mademoiselle zu puzzlen, Nintendo zu spielen und sogar einer Verabschiedung von Filly-Figuren durch die Britische Marine, die im Hochbett stattfand, habe ich sonst selten.
Fast dachte ich heute Nachmittag schon, ich würde mich langweilen. Aber das ist natürlich nur diese Entspannung, von der immer alle sprechen.
Heute vor zig Jahren:
Ich schlafe lange und stelle fest, dass ich keinen Haarlack mehr habe. Es gibt wieder geniales Weihnachtsessen, dann rufe ich Pe an und wir unterhalten uns über unsere Geschenke. Nachmittags gucke ich Robin Hood (Zeichentrickfilm) und lese, bis Verwandtschaft kommt. Nach der Begrüßung lese ich wieder bis Mitternacht und schlafe dann.
Das Christkind (bei uns kommt das Christkind, nicht der Weihnachtsmann) hat mich mit wunderbaren Kombinationsgeschenken bedacht, nämlich: mit vielen Büchern und einem Pyjama. Und mit einer Unmenge an schwarzen Schals, weil ich ja meine gesamte Schalkollektion in Berlin, Düsseldorf und Frankfurt verloren bzw. den Rest in der Waschmaschine auf Strumpfbandgröße geschrumpft habe. Ich bin außerordentlich zufrieden und hoffe dasselbe für Sie.
Frohe Weihnachten!
Heute vor zig Jahren:
Weinachten!
Morgens ist große Hektik und Mama ist schlecht drauf und kommandiert alle herum. Um 15 Uhr gibt es Kaffee und Frankfurter Kranz. Danach gehen Papa, Mama und meine Schwester zur Messe und ich treffe mich mit Pe, wir holen Anja ab und setzen uns möglichst unauffällig hinten ins rechte Seitenschiff. Später kam auch noch Tanja. Die Messe verbrachten wir mit Singen, Aufstehen und Hinsetzen, Beobachten und Nachdenken über Verbesserungsvorschläge der Kirchengestaltung. Wir kamen überein, man solle das Gebäude und dide Messe kultmäßiger machen. Nach der Kirche gab Tanja uns unser „Geschenk“. Wir waren sehr glücklich. Ich fuhr mit Pes Eltern bis fast nach Hause, zu Hause haben wir dann Musik gemacht (Klavier, Geige, Querflöte) und dann Geschenke ausgepackt. Alle waren begeistert. Danach gab es Essen (weil ich ja kein Fleisch esse, gab es für mich Pastetchen gefüllt mit Erbsen und Mais, dazu Kroketten, Rosenkohl, Salat und Pudding). Schmeckte genial. Wir probierten alle unsere Geschenke an und aus und spielten, bis ein paar Freunde kamen. Ich las bis Mitternacht und ging dann ins Bett und konnte bis 2 Uhr nicht schlafen. Alles in allem war Weihnachten total schön.
Noch immer könnte die Lage entspannter kaum sein, und als Mama N. heute nachmittag anrief, um nach dem Stand der Vorbereitungen zu fragen und ob ich denn sehr gestresst sei, konnte ich guten Gewissens "Gestresst? Nö. Wir gehn jetzt ins Kino." sagen. Im Nachhinein fürchte ich, dass meine Antwort sie nun gestresst hat. Nunja. Für mich das aber ganz wunderbar. Mich von jetzt auf gleich ohne Übergangsphase entspannen zu können, gehört ja zu meinen allerbsten Talenten überhaupt, nur noch übertroffen von der Fähigkeit, in den ersten 10 Sekunden nach Einnehmen der Schlafposition in Tiefschlaf zu sinken.
Heute vor zig Jahren:
Morgens gehe ich für Mama einkaufen und dann zu Pe. Dann gehe ich wieder nach Hause und gucke mit Mama Fernsehen, „Jenseits von Afrika“. Nachmittags gehe ich wieder zu Pe und wir überlegen, ob wir eine Tüte rauchen sollen, aber wissen nicht wo. Also kommen wir auf die geniale Idee, statt zu rauchen Kakao zu trinken, also machten wir Kakao und was zu Essen und schafften alles in ihr Zimmer. Dann tranken wir den Kakao, den wir vorher „präpariert“ hatten. Er schmeckte sehr sonderbar, irgendwie nach gar nichts. Wir hörten dann Musik und sangen mit und tanzten und dachten nach und gingen später mit dem Hund raus. Nach einiger Zeit waren wir zu müde zum Gehen und fuhren mit der Bahn nach Hause. Ich fiel nur noch ins Bett und es war ein sehr sonderbares Gefühl, einzuschlafen.
Eigentlich wäre es besser, wenn jetzt genau in diesem Moment Weihnachten wäre. Der Baum steht schon bzw. in Anbetracht der Katzenaktivitäten noch, die Geschenke sind verpackt, der Kühlschrank ist voll, die Wäsche gemacht und die Wohnung aufgeräumt. Ab diesem Punkt kann sich der Gesamtzustand nur noch verschlechtern.
Heute vor zig Jahren:
Ich warte bis 14 Uhr auf Tanja, die mir um 13 Uhr was vorbeibringen wollte. Dann gehe ich in die Badewanne. Um 14:05 kommt sie. Ich gebe ihr das Geld und sie erzählt von einer guten Kneipe, die ich mir mal aufschreibe. Dann gehe ich mit Pe, die mich abholt zu ihr und wir gucken Fernsehen. Dann geht Pe Babysitten und ich nach Hause. Ich lese und spiele mit der Ratte.
Hallo Migräne,
Du bist einen Tag zu früh, heute geht es leider nicht. Heute muss ich mich mit Bäckereiverkäuferinnen streiten und mit Polizisten, gleich zweimal, und mit Senioren und Bahnfahrern und Abschleppwagenfahrern. Und jetzt gehe ich zu einer Weihnachtsfeier.
Friede auf Erden den Menschen und so.
Bis morgen. Vielleicht.
Deine Frau N.
Heute vor zig Jahren:
Ich schwänze Schule (2. Stunde Musik) und hole Pe um 11:30 an der Mauer im Park ab. Dann fahren wir zum CD-Verleih, um Pes Poster zu holen. Zuerst fahren wir zu dem auf der Bismarckstraße, wo wir aber nur jeder eine Batmobile Postkarte kaufen. In dem anderen holt Pe dann ein Cure-Poster. Dann fahren wir zu Pe und ich gehe eine Stunde später nach Hause, wo meine Eltern mir ein merkwürdiges Obst zu Essen geben, Litschi. Um 15 Uhr gehe ich wieder zu Pe und um 17 Uhr ist sie fertig. Dann gehen wir zu mir und machen den Rattenkäfig sauber. Danach kaufen wir Suppe und fahren in die Altstadt. Da setzten wir uns erstmal an die Straßenbahnhaltestelle und beobachten Leute. Als Nicole-mit-Betonung-auf-dem-i und ihre Freundin vorbeikommen, verstecken wir uns. Wir bekommen Hunger aber wir haben ja kein Geld, beschließen aber, dass es noch für Gummitiere an der Tankstelle reicht und gehen dahin. Als wir die Gummitiere gegessen haben, sind wir aber noch immer nicht satt und beschließen, dass es auch noch für Pommes reicht. Die holen wir und gehen dann zur U-Bahn. Vor der Haltestelle stehen ein paar Skins rum, so dass wir einen Bogen gehen zur anderen Haltestelle, die ist aber gesperrt, also gehen wir wieder zurück und Sunny springt uns entgegen und begrüßt uns. Da sind noch zwei, die wir vom Sehen kennen und einer, der glaube ich mal im Spanischunterricht war, damals sah er aber ganz normal aus. Wir versuchten, Sunny abzuschütteln aber er laberte uns zu über einen Skin namens Z, der der gefährlichste überhaupt sei und ein Exfreund von Illy wäre. Eine Minute später war „Z“ auch schon anwesend und hatte noch zwei Freunde mitgebracht, eine Glatze namens H. und einen Sonderbaren. Wir wollten uns nun langsam mal von diesen Gestalten absetzen, aber Z bestand darauf, dass er uns ein Bier ausgibt, und Sunny meinte, es wäre gefährlich, das abzulehnen, also tranken wir ein Bier mit ihm. Dann kam Anja aus unserer Klasse zufällig vorbei und hatte den gleichen Regenschirm wie der Seltsame dabei und ein rotes, englisches Buch über Kommunismus in der Hand. Z interessierte sich enorm erst für den Regenschirm und dann für das Buch und begann, es uns Satz für Satz vorzulesen und zu übersetzen und das Übersetzte zu interpretieren und mit seinen Erfahrungen zu vergleichen. Darüber machten wir uns ein bisschen lustig worauf er meinte, dass er schon 18 wäre und schon „alles“ gesehen hätte, deshalb würde er auch nicht mit Aufnähern auf der Jacke rumlaufen, weil er das gemein findet, und müsste sowieso nicht so betont skinmäßig rumlaufen denn jeder wüsste sowieso wer er ist. Er trug eine grüne Bomberjacke ohne irgendwelche Aufnäher, die ziemlich groß war, ein Endstufe T-Shirt, flache und ziemlich zertretene und ungeputzte Docs mit schwarzen Schnürsenkeln, eine blaue Jeans und hatte blonde kurze Haare. Im Gegensatz dazu sah H. sehr auffällig aus mit zig Aufnähern auf der Jacke, einem bordeauxfarbenen Lonsdale, blauen Jeans die er in die Stiefel gesteckt hatte (rote 16er mit weißen Schnürsenkeln), und Z meinte, der H hätte das halt nötig. Jetzt hätten wir eigentlich langsam gehen können aber Anja wollte ihr Buch zurückhaben und wir sie nicht allein mit denen lassen und außerdem waren wir auch neugierig, wie diese Begegnung weiter laufen würde. Also nahmen wir von Z noch ein Bier und darauf meinte er, er müsste sich jetzt erstmal setzen weil er es so unglaublich findet, dass wir einfach mit ihm Bier auf der Straße trinken anstatt Angst vor ihm zu haben und weil er es auch unglaublich findet, dass er uns noch gar nicht kannte und am allerunglaublichsten, dass wir ihn nicht kannten und auch noch nie irgendwas von ihm gehört hatten. Wir fragten ihn noch ein bisschen aus um herauszufinden, ob er wirklich so gefährlich ist und wie er so drauf ist, und er erzählte vom Frenzy-Konzert, dass der Schlüsseldienst-Oberskin gerade im Krankenhaus ist und nächste Woche zum Bund muss, dass er mit Illy zusammen war (wussten wir ja schon von Sunny aber taten unwissend) und dass ihm das total leid tut, weil Illy und ihre Freundinnen totale Schlampen sind (hatten wir uns schon selbst gedacht), dass er die ganzen Glatzen hasst, sie sich so aufspielen und auf der Straße rumpöbeln, dass er Sunny lächerlich findet, weil der ihm immer alles nachsagt, dass er Ah nicht persönlich kennt aber von ihm gehört hat, dass er ein ziemlicher Schisser ist, dass Z selbst gern mal „gepflegt säuft“ aber ein kluges Kerlchen ist und im Frühling Abitur macht. Dann gingen ihm die anderen auf die Nerven und er sagte, sie sollten jetzt alle weg gehen, woanders hin, hier wäre jetzt er. Sie machten das auch und dann lud er uns zu McDonald’s ein und dann gingen wir nach Hause.
Fazit: So, wie wir uns eigentlich aus Feindschaftsgründen mit Illy in der Stadt nicht sehen lassen konnten, können wir jetzt aus „Freundschaftsgründen“ nicht mehr hin. Die Begegnung mit Z war uns irgendwie nicht geheuer und wir werden versuchen, ihm nicht nochmal über den Weg zu laufen.