Besuchskind: Fährt Mademoiselles Papa noch den Auto in die Garage?
Frau N: Ja, der fährt noch das Auto in die Garage.
Besuchskind: Den Auto.
Frau N: Das Auto.
Besuchskind: Ich bin ja Ausländer, ich sage "den Auto".
Frau N: Neee, Du bist nicht Ausländerin. Du bist hier geboren und Du hast die deutsche Staatsangehörigkeit!
Besuchskind: Meine Mama sagt aber auch "den Auto".
Frau N: Deine Mama ist Bosnierin und sprich fließend Bosnisch. Kannst Du auch perfekt Bosnisch?
Besuchskind: Ich kann gar kein Bosnisch.
Frau N: Siehst Du. Dann musst Du richtig Deutsch sprechen, sonst kannst Du gar keine Sprache, dann bist Du ein Baby.
Besuchskind: (tödlich beleidigt)
Ja, das war nicht nett, aber sowas regt mich auf.
Heute vor zig Jahren:
Wir fahren in den Park und setzen uns vor die Holzburg und warten auf den Einbruch der Dämmerung. Es blieb aber ewig hell. Statt dessen kamen zwei Jungs auf Fahrrädern, die untereinander Italienisch sprachen, was wir aber trotzdem verstehen konnten aber es ihnen natürlich nicht gesagt haben. Die Fahrräder hatten sie sich geliehen um Eindruck zu schinden. Wir ignorierten sie so gut es ging aber sie hörten nicht auf, uns zuzulabern und es wurde echt anstrengend, ihnen zuzuhören oder auch möglichst nicht zuzuhören, jedenfalls wurden wir immer genervter. Also gingen wir einfach und sie fuhren uns hinterher, also gingen wir durchs Gebüsch und während sie die Fahrräder irgendwo festmachten hauten wir dann ab. Dann sind wir auf Schleichwegen zur Holzburg zurückgegangen, und jetzt war es auch endlich dunkel und wir konnten unsere Message daran sprühen [Anmerkung heute: Keinerlei Erinnerung an diese „Message“...] Dann fuhren wir nach Hause.
Im Büro habe ich super Urlaubsvorbereitung gemacht. Es ist alles abgeheftet und sortiert und terminiert, eine Übergabemappe zusammengestellt, ein Ablaufplan gemacht und ich könnte sofort aufbrechen. Meine Angelegenheiten sind geordnet. Jedoch: bis zum Urlaub ist es noch mehr als eine Woche! Meine eigene Urlaubsvorbereitung hat mich quasi rechts überholt! Egal, am besten mache ich da jetzt gar nichts mehr, um ja nichts durcheinander zu bringen.
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Wieso gibt es eigentlich kein Spaghettieis-Taxi?
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Heute vor zig Jahren:
Ferienfahrkarte für Pe kaufen, damit wir mal raus kommen.
Liebe Urheber, Sie können wieder ruhig schlafen, alles ist gut. Das Bewusstsein um Ihre Rechte ist mittlerweile auch im u8-Segment der Bevölkerung angekommen.

Etwas unscharf leider, da steht: "Ich gebe Mama alle Rechte dises Bildes."
Sonst alles gut.
Heute vor zig Jahren:
Nichts besonderes.
Ich bin nicht sicher, wie dieser plötzliche Drang, ganz viel aufzuräumen und wegzuwerfen, mit dem wenige Stunden später folgenden Migräneanfall verbunden ist: Ist der Aufräumdrang ein Symptom, einer der Vorboten? Oder ist der Migräneanfall eine Konsequenz einer manischen Aufräumaktivität?
Ich vermute ersteres, eigentlich ist es aber auch egal. Viel blöder ist: nach all den Jahren sollte ich längst gelernt haben, vor dem Aufräumen gleich irgendwas zu nehmen. Dann hätte ich es schön ordentlich und trotzdem keine Kopfschmerzen.
Heute vor zig Jahren:
Pe kommt aus dem Urlaub zurück und holt den Hund ab, wir gehen zusammen eine Hunderunde und die Prolls verfolgen uns wieder.
"Wir schteken in grosen Schwirigkeiten."
Am Freitag hatte Herr N. sich gerade zu einer langweiligen Firmenveranstalung verabschiedet, da sah ich, dass er sein Handy auf dem Tisch liegen gelassen hatte. Als treusorgende Ehefrau schaute ich aus dem Küchenfenster und sah, dass der Wagen gerade aus der Garage ausparkte, sprintete ohne weiteres die zwei Stockwerke hinunter und - da der Wagen mittlerweile davon gefahren war - aus dem Hinterhof auf die Straße, wo der Mann gerade um die Ecke auf die Hauptstraße bog und mein wildes Winken und Gestikulieren im Rückspiegel nicht zur Kenntnis nahm. In diesem Moment begann einer der legendären Gewitterwolkenbrüche des Juni 2012 und mir wurde bewusst, dass ich lediglich in T-Shirt (rosa) und Pyjamahose (kariert) gewandet war, ohne Fußbekleidung und auch ohne sonstige Bekleidung und unfrisiert. Zum Glück bin ich schlau und hatte die Haustür offengestellt, gratulierte ich mir selbst. Dummerweise hatte ich barfuß aber nicht stark genug auf die Vorrichtung zum Türaufstellen getreten (los, wie heißen diese Dinger? Metalldinger wo man drauftreten muss, dann geht was runter und die Tür bleibt auf?), so dass sie mittlerweile ins Schloss gefallen war. Auf mein Klingeln reagierte weder Frau Herzbruch noch das Kind. Als ich gerade überlegte, ob mein Zielvermögen ausreicht, kleine Steinchen über die Balkonbrüstung im zweiten Stock hinweg an Frau Herzbruchs Schlafzimmerbalkontür zu werfen, kamen Nachbarn aus dem Haus und lösten das Dilemma auf.
Dann, eben, begab ich mich auf den Balkon, um die aufziehenden Gewitterwolken zu betrachten, ein Bier dabei zu trinken dies und das im Internet zu tun. Es kam eine Windböe, die Balkontür knallte zu und durch die Wucht verdrehte sich der Hebel leicht, so dass ich sie nicht öffnen kann. Das Kind liegt im Zimmer ganz am anderen Ende der Wohnung und schläft und Herr N. ist verreist. Allerdings fegt die Hausmeisterin im Hof Blätter zusammen und wir haben bereits rufend abgemacht, dass sie nach dem Fegen oder wenn der Regen losgeht - je nachdem, welcher Zeitpunkt eher eintritt - mit dem Ersatzschlüssel kurz hochkommt und mich befreit. Die Situation ist also unter Kontrolle.
Andere Leute im Haushalt haben es jedoch auch schwer...:

Ich zitiere: "Es ist eigentlich keine Tinte sondern Blut. Egal."
Sehen Sie: nicht so viel jammern.
Heute vor zig Jahren:
Ich mache Trifle, das dauert ewig bis diese ganzen Schichten kalt werden. Dann kaufe ich mir die Ferienfahrkarte. Und wieder mit dem Hund raus, dabei rennen mir die ganze Zeit so nervige Prolls hinterher und labern mich voll.

Nach dem Desaster des gestrigen Abends geht es nun um den wahren Sieg - nämlich den der Tipprunde. Mit Erzgegnerin Herzbruch belauere ich mich morgens noch vor 9 in der Küche und wir sprechen die Optionen durch, selbstverständlich ohne zu viel der eigenen Strategie Preis zu geben.
Es scheint so zu sein: Alles ab Herrn R. inklusive ist sowieso irrelevant. Einholbar sind wir einzig noch von Oka und Hr. Wajakla. Zusätzlich habe ich bei den Fragen landesverräterisch auf Italien als Europameister getippt und Oka auf Spanien. Alle anderen, die noch eine Rolle spielen, auf Deutschland. Dementsprechend können Oka und ich noch maximal 8 Punkte erreichen, Frau Herzbruch und Herr Wajakla nur 4.
Tippe ich nun also auf Italien und Italien gewinnt, bekomme ich 5+ Punkte. Hat Frau Herzbruch ebenfalls auf Italien gesetzt und hat dieselbe Tordifferenz wie ich, habe ich gewonnen. Ist ihre Tordifferenz richtiger als meine, hat sie gewonnen. Oka und Wajakla sind in diesem Fall raus, egal was sie tippen.
Tippe ich auf Italien und Spanien gewinnt, bin ich raus und Frau Herzbruch, Oka und Wajakla können die Sache unter sich abmachen.
Tippe ich auf Spanien und Spanien gewinnt, müsste ich mindestens die Tordifferenz richtig haben und Frau Herzbruch müsste auf Italien setzen und Oka müsste strategisch auf Italien setzen, damit das mit meinem Sieg noch was wird.
Tippe ich auf Spanien und Italien gewinnt, läge ich vor Kommunenmitbewohnerin Herzbruch, wenn diese auf Spanien setzt. Bzw. wir lägen wir gleich auf, wenn sie auf Italien tippt und die Tordifferenz nicht richtig hat und was dann passiert, weiß ich nicht und das wird mir auch zu kompliziert, darüber nachzudenken. Hr. Wajakla und Oka können mir in diesem Fall nichts mehr anhaben.
So. Und jetzt sagen Sie mir, was ich tippen soll.
Ich mache derweil Frau Herzbruch irgendwas in den Kaffee und verwirre sie mit den diversen Optionen, so dass sie ihren Tipp noch auf unentschieden ändert...
Heute vor zig Jahren:
Nichts besonderes.
Sehr kurzfristig für morgen Urlaub genommen weil: Schulen schließen am Tag vor den Ferien bereits um 10:20 Uhr. Ein neues Detail aus dieser Parallelwelt, dessen man sich auch erst bewusst wird, wenn es einen betrifft.
Ein bisschen traurig zwei nette Mitarbeiter verabschiedet, die zurück über den Atlantik gehen.
In einer schriftlichen Auskunft der Steuerberaterin einen sachlichen Fehler entdeckt. Die hasst meine Fortbildung jetzt schon.
Dem Chef überschwänglich erzählt, wie schön die kleine Zusammenkunft neulich war und wie gut der Teamzusammenhalt ist. Dann knapp nachgeschoben, dass wir daher zwar wie vereinbart die Rechnung um 21 Uhr geschlossen hatten, dann aber noch eine neue Rechnung produziert haben, weil man ja noch bis 1 Uhr dort war und dass es bei dieser verlängerten Zeit nur logisch ist, dass die veranschlagten Kosten sich in etwa verdreifacht haben. Außer einer hochgezogenen Augenbraue nichts weiter passiert.
Ein Eis ausgegeben bekommen.
Tipplistenanführerein Frau Herzbruch im Baustellenchaos der Innenstadt eingesammelt und zum gemeinschaftlichen Fußballgucken nach Hause verbracht. Momentan noch mentale Vorbereitung auf der Couch.
Das Kind kompetent und Ruhe bewahrend erstversorgt: Es hat sich mit einer Nagelschere ein Stück Lippe abgeschnitten. Warum konnte es erst nicht sagen, jetzt will es nicht mehr. Nach einer halben Stunde entschieden, dass keine Zweitversorgung notwendig ist.
Das zermatschte Stück Käsekuchen, das sich seit heute morgen 7:45 Uhr in der Handtasche befand, allein und ohne Neider essen dürfen.
Heute vor zig Jahren:
Den ganzen Tag aufräumen, aufräumen, aufräumen.
Morgens beim Bäcker ist eine Kindergartenerzieherin, die Brötchen für das Frühstück holt. Als ich das Fahrrad abschließe, parkt neben mir die Kinderbibliothekarin, die mir zuruft, es gäbe einen Haufen neuer Bücher.
In der Bahn sitzt ein ehemaliger Praktikant. Im Kaffeeladen ist der Mann vom Sicherheitsdienst, mit dem ich beim Ersthelfertraining war. In der Bahn auf dem Heimweg die Vorsitzende des Stadtelternbeirats. Als ich das Fahrrad aufschließe, parkt gerade die Schulsozialarbeiterin neben mir.
Auf dem Weg durch die Stadt - ca. 300 Meter - treffe ich drei ehemalige Mütter aus dem Kindergarten, zwei Erzieherinnen aus der Schule und den netten Mann aus der Apotheke. Am Geldautomaten ist vor mir der Metzger von Supermarkt A und sagt mir, dass das Bio-Hackfleisch schon aus ist. In Supermarkt B unterhalte ich mich in der Kassenschlange mit der Zuständigen für die Kinderabteilung im Buchladen, die mich gestern nett beraten hatte. Als ich mein Fahrrad wieder aufschließe, parkt neben mir die ehemalige Verkäuferin von Supermarkt B, die jetzt, wie ich erfahre, in einer Drogerie tätig ist. Gerade will ich losfahren, da laufe ich einer Augenbrauenzupföse in die Arme. "Lang nicht bei mir gewesen" sagt sie mit kritischem Blick auf meine frischgezupften Brauen und überführt mich so des Etablissementhoppings. "Sparense sich das Abschließen, ich hab gute Gebrauchträder reinbekommen!", ruft mir der Fahrradreparateur im Vorbeigehen zu.
Auf den nächsten 200 Metern bis zur Schule begegne ich noch dem Filialleiter der Post und der Eiscafebesitzerin und wir reden kurz über das Wetter.
Der Schulheimweg beschert uns noch die Kieser-Trainerin, die gerade über Rot geht und daher von Mademoiselle und dem Mittwochskind zur Rede gestellt wird. Dass wir auf dem Weg zum Sport dann mit der Besitzerin des Ägyptischen Standes, der auf sämtlichen Straßenfesten der Region vertreten ist, zu plaudern, der Ex-Putzfrau zuzuwinken und vom Tierarzt freundlich angehupt zu werden, überrascht dann auch nicht mehr wirklich.
Viel erstaunlicher ist, dass es sich hier um eine Großstadt handelt. Und noch viel erstaunlicher ist, dass es durchaus Tage gibt, an denen ich überhaupt gar keinem begegne, den ich je vorher schon einmal gesehen hätte.
Heute vor zig Jahren:
Den ganzen Tag rennen Handwerker im Haus rum und machen Lärm und ich kann nicht ausschlafen. Dann muss ich auch noch mit dem Hund raus, der ist ja bei uns weil Pe im Urlaub ist. Ich gehe spontan bei Sina vorbei und bekomme dort Frühstück und danach gehe ich in den Park.

Die Klassenlehrerin hat einen Brief in der Postmappe mitgegeben, darin steht: "Liebe Eltern, die Ferienzeit naht und das erste Schuljahr Ihres Kindes neigt sich dem Ende zu."
Hallo?! Hatte das nicht gerade erst angefangen? Stand ich nicht vorhin, bevor ich den Brief ausgehändigt bekam, noch im Kaufhaus und hätte in leichter zeitlicher Verwirrung beinahe eine Schultüte gekauft? Und jetzt soll das Schuljahr zu Ende sein? Wie soll das denn gehen?! Gut, sie liest mittlerweile schneller als die Omas und als neulich die Freundin, die noch im Kindergarten ist, bei uns übernachtete, weckte Mademoiselle mich nächtens um mir mitzuteilen, am nächsten Tag wolle sie wieder mit Schulkindern spielen, weil die Kindergartenfreundin "so langsam denken" würde. Was soll man da sagen, also außer "schlaf weiter" nachts um vier.
Mal von den neuen Verknüpfungen im Gehirn abgesehen, die die Schule ja doch zu bilden scheint, ist dieses neue (ich sage einfach jetzt auch nach einem Jahr noch "neu") Umfeld für mich weiterhin gewöhnungsbedürftig. Zehnfache Kindermenge, zehnfache Pädagogenmenge, zehnfache Pädagogische-Gesprächsereignis-Menge. Allen Ernstes wurde ich heute zu einer "Reflexion des Schulsommerfestes" eingeladen - also: das Sommerfest ist bereits vorbei und sollte dann nachbesprochen werden, hat man sich sicher beim Fußball abgeguckt. Ich hätte, wenn überhaupt, eine Planungssitzung im Vorfeld wichtiger gefunden, aber das ist ja nur der umgedrehte Ansatz denn hinterher ist natürlich irgendwie auch vorher. Trotzdem ist es ein bisschen symptomatisch für den "auswertungsbetonten" Ansatz, der an Schulen oft vorzuherrschen scheint.
Nunja, ich muss mich nicht aufregen, ich verbringe dort täglich etwa zehn Minuten und diese Kontingent wird sicher in den nächsten paar Jahren auf "etwa einmal im Vierteljahr 10 Minuten" zusammenschrumpfen. Wenn die Zeit bis dahin weiter so schnell umgeht, wie das letzte Jahr, dann ist das auszuhalten.
