Es ist ganz merkwürdig, morgens aufzustehen und einen normalen Tag vor sich zu haben. Also einfach ins Büro zu gehen, ohne Termine back-to-back, ohne Reisen durch die Gegend und Abendtermine, die überhaupt nicht mehr zum Tag passen.
Heute hatte ich mir keinen Wecker gestellt. Gegen halb acht saß ich unschlüssig im Sessel, legte dann zwei Körbe Wäsche zusammen. Kein Koffer, keine Handwerker, nur Routine. Immerhin kam die Putzhilfe. Um 8 brach ich auf ins Büro, um 20 nach 8 kehrte ich schon wieder zurück nach Hause, denn Handy und Zugangskarte lagen dort noch. Um 9 war ich dann am Arbeitsplatz und arbeitete einfach so Dinge ab, ohne ständig unterbrochen zu werden. Ich kündigte einigen Teams an, dass ich jetzt wieder mehr Zeit habe und mich mehr involvieren werde. In den Gesichtern sah ich gemischte Gefühle.
Ich hatte sogar Zeit für eine Mittagspause. Es gab Gemüsepakora, geröstete Pastinakenwürfel und gekochte Möhren. Sehr lecker!
Am Morgen hatte ich ein leichtes Kribbeln in der Nase verspürt, am Nachmittag wechselte diese zu leichtem Halskratzen. Ich nehme derzeit keine Erkältungskrankheiten an, ich gehe ja übermorgen zum Kraulschwimmworkshop. Mittlerweile ist auch das Halskratzen verschwunden. Vielleicht habe ich morgen früh dann kurz etwas Husten, das ist der übliche Ablauf bei Erkältungen bei mir: Nase, Hals, Lunge. Normal jeweils zwei Tage, wenn sich das dieses Mal in zwei Stunden pro Station äußert, ist das in Ordnung.
Am Abend war ich kurz im Supermarkt. An den Einkaufswagen stand ein Mann, der kein passendes Geldstück hatte. Ich löste ihm einen Einkaufswagen mit meinem Einkaufswagenbefreier. Da kam die Security und sagte, ich dürfe das nicht, es sei verboten. „Ich glaube, Sie reden Quatsch“, sagte ich, und dass ich jetzt einkaufen gehe und wenn ich fertig bin nochmal vorbeikomme, bis dahin könne er gerne nach einem Gesetzestext oder einer Hausordnung suchen, die verbietet, anderen Kunden oder Kundinnen einen Einkaufswagen zugänglich zu machen. Als ich später an der Kasse stand, drehte ich mich nach der Security um und nickte kurz um anzudeuten, dass ich gleich da bin. Als ich fertig eingepackt hatte, war die Security verschwunden. Tja.
Die morgige Reise habe ich gerade eben – bis 23 Uhr ging das noch – in Teilen geändert. Ich wollte ursprünglich in der Nähe des Hamburger Hauptbahnhofes übernachten, weil ich dort halt ankomme. Mittlerweile hat sich herausgestellt, dass ich am Samstag in Altona frühstücken möchte. Und dann schickte mir das Hotel eine Nachricht, die sich leider durch unglückliche Formulierungen in meinem Kopf verkantete und ich kam auf die Idee, umzubuchen. Ein kurzer Check ergab, dass die Hotels in Altona günstiger sind und die Wegstrecke S-Bahn nach Altona und dann zu einem möglichen Hotel nur sehr geringfügig länger ist als die zu dem Hotel, das für Hamburg Hbf geplant war. Mit dem angenehmen Vorteil, dann morgens schon am richtigen Ort aufzuwachen.
Stand heute denke ich, ich reise lieber morgen Abend gegen 23 Uhr noch ein paar Stationen weiter als übermorgen gegen 9 Uhr. Gute Wünsche, dass ich mich da nicht irre, werden entgegen genommen.
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Heute ist der Tag, an dem ich zum ersten Mal aus einem Gespräch mit dem Chef ging und das Gefühl hatte, dass – wie sage ich – die Gesprächsführung bei mir lag. Konventionell würde man sagen: dass ich das Gespräch gewonnen habe. Ich glaube aber nicht, dass man Gespräche gewinnen kann oder sollte, Gespräche sind zum Austausch da. Früher ging ich mit einem Anliegen hinein und kam mit einem anderen (meist gegenteiligen) hinaus. Irgendwann begann ich, mir einen Zettel mit dem ursprünglichen Anliegen in die Hosentasche zu stecken. Der große Moment war, als ich noch im Raum bemerkte, dass es mir schon wieder entglitt. Seitdem versuche ich kontinuierlich, das, was ich will erst gar nicht mehr aus dem Blick zu verlieren und so nicht zwingend mit einer Zusage, aber genauso wenig zwingend mit einer Einigung auf etwas anderes aus dem Gespräch zu gehen sondern eben mit zwei unterschiedlichen Positionen, die ausgetauscht wurden und dadurch dennoch nicht gleich werden. Ich glaube, mein Chef mag das nicht, ist kein Fan der ausgetauschten Differenz.
Im Verlauf des heutigen Termins hat er mir – wie mir aber erst im Nachhinein klar wurde – zwei- oder dreimal eine Art „Verbündung“ über Nebenthemen angeboten, ich habe sie jedes Mal ignoriert. Was nichts mit ihm zu tun hat, ich bin eben kein Fan der Verbündung, auch wenn ich das Prinzip verstehe, eine Art von psychologisccher Sicherheit zu schaffen um dann entspannter die Differenzen beleuchten zu können. Nur denke ich, niemand von uns benötigt diese psychologische Sicherheit und die Art, wie sie mir angeboten wurde, war ein bisschen, naja, unterkomplex. Das Gespräch endete ohne Auflösung. Bzw. er brach es ab – er könne jetzt nichts weiter dazu sagen, müsse erst über das Gesagte nachdenken. Ich bin gespannt, wohin das führt. Also nicht das Nachdenken sondern die Situation, die sich da heute ergab.
Heute ist auch der Tag, an dem ich zum ersten Mal einen Spaghetti-Kürbis zubereitet habe und meine Güte, was für ein Quatsch! Also lecker war es durchaus. Ich buk den Kürbis erst halbiert im Ofen (dauerte fast eine Stunde), währenddessen briet ich Zwiebeln, Knoblauch, einen Rest Hackfleisch, Pilze und Blattspinat an, holte dann das Fruchtfleisch aus den Kürbishälften (wobei ich mich fragte, wie andere Leute das so machen, die Dinger sind ja viel zu heiß, um sie anzufassen und viel zu rutschig, um es ohne Festhalten zu machen?), mischte es mit dem anderen Zeug und noch mit Schafskäse und dann füllte ich das alles in die Kürbisschalenhälften zurück und überbuk es mit Parmesan. Wir aßen dann aus den Kürbisschalenhälften, natürlich auf einen Teller gelegt.
Ich sehe hier viele Möglichkeiten, den Prozess zu vereinfachen zum Beispiel indem ich wieder wie sonst Hokkaido kaufe und in Spalten auf dem Blech backe, dann mit dem Rest vermische und von Tellern esse.
Ansonsten: meine beiden Reisetage gingen gut rum, in Stuttgart habe ich im Manufactum Brot und Butter sehr gut gefrühstückt (tatsächlich auch Brot und Butter) und war dann zum Arbeiten in der Stadtbibliothek, sehr schön da, Bibliotheken haben sich auch sehr verändert, seit ich zum letzten mal in einer war. Allerdings war es da unfassbar warm, hat Stuttgart Geothermie oder was ist da los? Ich fühlte mich hinterher komplett ausgedörrt. Zum Glück hat es draußen geregnet, sonst wäre ich wohl vertrocknet.
Zwischenzeitlich hat die Zahnärztin auch die Fäden aus dem Mund gezogen, dieser Schritt fand mit 5 Tagen Verzögerung statt, weil ich es halt zeitlich nicht einrichten konnte vorher. Das war am Dienstag. Also gestern? Es kommt mir so vor, als sei diese Zahn-OP schon mehrere Wochen her und das Fädenziehen mehrere Tage. Jedenfalls erhielt ich auch die Freigabe, meinen Alltag ab sofort wieder ganz normal aufzunehen, auch alles wieder zu essen, nicht nur Schlabber. Sofort ging ich abends schimmen und knabberte danach beim Lesen rohe Möhren.
Jetzt noch zwei Tage ganz normal arbeiten. Normalität kehrt ein. Ich fand heute in einem Call sogar Zeit, mir die Nägel zu lackieren, die – ich könnte mir vorstellen, wegen der allmählichen Behebung des Vitamin-D-Mangels – gar nicht mehr beim bloßen Anschauen absplittern. Und dann geht es zum Kraulschwimmworkshop nach Hamburg, hurra hurra!
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