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    Sonntag, 19. Oktober 2025
    19. Oktober 2025 - Nase wieder in den Wind

    Dieses Kortison scheint komische Träume zu machen. In meinem Traum saß ich mit meinen Freunden und Freundinnen zusammen, eine Kamingesprächssituation, es ging um mich, ich war nämlich in Wirklichkeit der Teufel und nun hatten sie es herausgefunden und - so, wie ich sie kenne - sachlich und stringend in einer Argumentationskette zu dieser einen zwingenden Schlussfolgerung gebracht. Wie gesagt, sie hatten Recht, es war eine weitere missliche Situation für mich. Ich war nicht um mich besorgt, warum sollte der Teufel das sein, doch es war irgendwie ärgerlich, dass jetzt alle Pläne scheitern und irgendwie traurig, voraussichtlich diese Freundschaften zu verlieren. Ganz so weit waren wir aber noch nicht. Im Traum wurde die Vorgehensweise noch ausdiskutiert, ethisch betrachtet war man der Ansicht, mich vernichten zu müssen, pragmatisch betrachtet wusste niemand, wie dabei wohl konkret vorzugehen wäre. Ich selbst war, wie gesagt, entspannt und überlegte eher, ob ich alle doch noch irgendwie dazu bringen könnte, halt in Ermangelung einer optimalen Lösung einfach so weiterzumachen wie zuvor, es war doch eigentlich alles gut, warum die ganze Aufregung nur wegen einer überraschenden Erkenntnis, die man doch auch einfach wieder vergessen könnte.

    Dann wachte ich leider auf, die Katze lag wieder neben mir.

    Frühstück war schwierig. Ich esse gern Dinge, die man richtig kaut. Brot mit harter Kruste, Nüsse, Crunch, solche Sachen. Ich zerbeiße auch gerne Eiswürfel, naja, nicht unbedingt zum Frühstück. Ich darf momentan nicht richtig kauen, auch nicht auf der anderen Mundseite. Also muss ich Schlabberkram essen. Heute früh war das Rührei, ungetoastetes Toast und ein Rest Porridge von gestern. Dazu ein Milchkaffee (Kaffee darf ich wieder). Schlabberschlabber.

    Die Wohnung ist derzeit tiptop aufgeräumt, nach einer Ausfallzeit von einer Woche weiß man Wasch- und Spülmaschine wieder richtig zu schätzen. Was sollte das, dass wir ausdiskutiert haben, wer die Spülmaschine jetzt ausräumt? Es ist doch toll, sie ausräumen zu können, weil sie fertig gespült hat, alles sauber und glänzend, und dann darf man sie sogar wieder einräumen, dabei Getränkereste in der Spüle entsorgen statt in einer Schüsssel und dann im Klo, und dann steht nichts mehr herum, wie schön das alles ist! Fast konnten Herr N und ich uns nicht einigen, wer an dieser Schönheit nun durch Ausräumen direkt partizipieren darf. Aber dann machten wir es wie immer: er die Spülmaschine, ich die Waschmaschine. Die ja auch ganz toll ist! Jeden Tag kann man nun wieder ein neues Küchenhandtuch nehmen und kleckern ist nicht schlimm, es sind genug Putzlappen da. Ich hätte gern aus lauter Freude sofort wieder die Fenster geputzt, aber die sind ja noch sauber.

    Gegen Mittag setzte ich mich daher an den Schreibtisch, um mich aus dem Auge des Sturms wieder mitten in das Geschehen zu begeben. 274 Mails waren seit Donnerstagmorgen aufgelaufen. Zwei längere Anrufe konnte ich auch erledigen - die eine Kollegin war gerade auch online und der eine Dienstleister arbeitet standardmäßig Donnerstag und Freitag nicht, da hat er die Kinder und statt dessen Samstag und Sonntag.

    Ich bin jetzt mit meinen Zahlen wieder exakt so weit, wie ich ursprünglich zum jetzigen Zeitpunkt sein wollte. Nicht weiter, leider. Aber auch nicht mehr im Rückstand. Die nächste Woche wird also, wie geplant, sehr dicht und stürmisch und vermutlich chaotisch, aber nicht unmöglich.

    18. Oktober 2025 - Im Auge des Sturms III

    Ich erwachte und die kleine Katze lag neben meinem Kopf, Vorderpfote auf meinem Arm. Das habe ich mir lange gewünscht und gedacht, es würde nie passieren – zur Erinnerung, die Katze ist das Tier, das in den ersten Lebensjahren nicht akzeptierte, dass wir uns im selben Raum aufhalten und sich mit ungefährt 8 Jahren zum ersten Mal streicheln ließ. Zunächst fühlte ich das nur, weil ich meine Schlafmaske trug und den Arm konnte ich ja nicht bewegen (auf dem anderen lag ich selbst drauf). Durch engagiertes Naserümpfen und Stirnrunzeln konnte ich die Schlafmaske soweite verschieben, dass ich etwas sehen konnte und dachte gleich: „Achso das ist KI-generiert!“ Denn zum einen konnte es ja gar nicht sein, zum anderen sah ich zwei Vorderpfoten auf meinem Arm und eine unter dem Katzenkörper eingeklappte, Katzen haben ja keine drei Vorderpfoten und eine hintere oder der Schwanz konnten nicht im Spiel sein, das war aufgrund der allgemeinen Katzenkörperhaltung anatomisch unmöglich. Drei Katzenvorderpfoten, das ist KI!

    Die KI-Katze blinzelte mir langsam und beruhigend zu, ich schloss nochmal die Augen, um richtig aufzuwachen und als ich sie erneut öffnete, sah ich, dass die zweite Pfote, die vermeintlich auf meinem Arm lag, das Bündchen meines Ärmels war, halt auch katzenschwarz.

    Die Zahnsituation entwickelte sich weiter erfreulich, ich fühlte mich fit und freute mich auf den zahnärztlich erlauben Einkauf.

    M holte mich ab und wir fuhren in den Lieblingssupermarkt, dann wurde es doch unerwartet anstrengend, weil wir mehrfach kreisen mussten und in erstaunlich viel Haushaltsdetailwissen abtauchten. Wenn beispielsweise große Joghurtbecher gekauft werden – absolut sinnvoll – stelle ich die Frage, wie der nach erstem Gebrauch wieder veschlossen wird – wird umgeschüttet und sind entsprechende Gefäße im Haushalt oder ist Frischhaltefolie vorhanden, wie gehen wir damit um? Bei uns zu Hause haben wir wiederverwendbare Deckel für solche Zwecke, wir kehrten also noch einmal um, um die Deckel – die einen halben Supermarkt vor dem Joghurt sind – in den Einkaufswagen zu legen. Ähnliche Fragen zum Brot, das teilweise eingefroren werden soll, aber worin und wie wird das verschlossen, wenn man immer nur eine Scheibe herausnehmen möchte, also immer wieder auf und zu? So ein Haushalt ist erstaunlich komplex und all diese Details diffundieren unbemerkt ins Gehirn. Auch realistische Einschätzung von Möglichkeiten – wenn Ms Mitbewohner meldet, das benötigte Backblech müsse die Größe 30×35 cm haben kann ich, obwohl ich nur zweimal sehr kurz in der Küche war, sofort sagen, dass das nicht stimmt, allein aus dem Bild der Küchenzeile, das in meiner Erinnerung abgelegt ist, und zum Nachmessen auffordern. Er hat natürlich Standardgröße und so bin ich nun endlich die zwei Backbleche und den Grillrost los, die ich seit 2 Jahren für exakt diese Gelegenheit zwischen Kühlschrank und Wand aufbewahre!

    Vom Einkauf brachte ich auch Kuchen mit, damit ich ansonsten weiter Zahnruhe halten kann und nicht backen muss. Denn Schanuf kam zum Kaffee vorbei, mit Dackel. Wir saßen gemütlich zusammen und behandelten die unterschiedlichen Sahnetortenstücke wie Gemeinschaftsgut, probierten also alle von allem, im Hintergrund summte lieblich die Waschmaschine, die den Gipfel des angestauten Wäscheberg der letzten zwei Wochen nun bereits überschritten hat. Noch 2x dunkel und 1x weiß, dann ist das auch erledigt!

    Zwischendrin kam eine weitere Kiste Crowdfarming-Mangos, dazu hatte es schon eine Mail gegeben, ich habe nämlich nur eine bestellt, es war ein technischer Fehler. Letztes Jahr hatte ich ja schon die doppelte Menge Zitronen erhalten. Ich bin davon wirklich genervt, es ist gutes Obst und ich möchte es nicht wegwerfen, gleichzeitig aber auch nicht ständig dasselbe essen und mich auch nicht um die Weiterverteilung kümmern, ich bin ja keine Obsthändlerin. Gestern konnte ich unkompliziert M und Schanuf je 3 Früchte mitgeben, immerhin. Ich habe jetzt alle Abos etc. stillgelegt, bis ich mich wieder weniger ärgere.

    Später kam M zum Abendessen zurück, sie holte für mich noch per Leiter einen riesigen Blumenstrauße vom Küchenschrank – mittlerweile leider verblüht. Den Blumenstrauß hatte ich von einem ihrer neuen Mitbewohner (bzw. seinen Eltern) als Dankesschön bekommen und leider waren ein paar katzengiftige Blumen darin, so dass er nicht auf dem Küchentisch stehen konnte. Wobei das sowieso nicht geangen wäre, der Strauß war enorm, ungefähr einen Meter hoch und sehr ausladend (locker gesteckt). Auf dem Schrank hatte er wunderbar ausgesehen! Dafür mussten aber die Kochbücher, die dort sonst sind, weichen und die sortierte ich dann gestern Abend noch aus. Ich glaube, Kochbücher haben sich für mich überholt. Ich plane selten so weit im Voraus, dass ich in ein Kochbuch schaue und dann einen Einkaufszettel schreibe – meistens habe ich während des Einkaufs eine Idee und googele dann, was ich an Zutaten benötige. So blieben nur ungefähr ein Viertel der Bücher, in denen häufig von mir genutzte Rezepte sind, die ich dennoch nicht auswendig kann. Der Rest steht nun vor der Tür zum Verschenken.

    Der Rest des Abends fand im Sessel statt. Ich finde, meine Erholung ist außerordentlich gut verlaufen. Morgen darf ich den Sessel für die Aufnahme des Alltags wieder verlassen – im Berufsmailaccount sind über 250 Mails eingegangen seit Donnerstagmorgen, die spinnen doch alle.

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    Letzter Regen: 06. November 2025, 22:11 Uhr