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    Freitag, 17. Oktober 2025
    17. Oktober 2025 - Im Auge des Sturms II

    Ich wachte auf ohne Schmerzen und mit minimaler Schwellung. Heute war es immerhin erlaubt, einen Ausflug zu machen – und zwar zur Kontrolle zur Zahnärztin. Ich spürte ja schon, dass alles gut war und hoffte, eine verkürzte Rekonvaleszenzzeit herausschlagen zu können. So sagte ich gleich, dass wir von meiner Seite aus das Thema jetzt einfach wegignorieren könnten, bis der nächste Termin ansteht, ich könnte gut aus dem Sessel wieder aufstehen und weitermachen.

    „Nee“, sagte die Zahnärztin.

    Nunja. Ich habe es medizinisch erklärt bekommen, in den ersten drei Tagen findet vor allen Dingen Wundheilung statt, die Schraube im Knochen hält nur durch das Drehmoment und durch nichts anderes, insofern lassen wir den Körper jetzt bei der Wundheilung seine Arbeit tun und dann wird er Zeit finden, die Schraube in den Knochen zu integrieren. In den ersten drei Tagen ist jeder Druck, jede Erschütterung, jeder Blutdruckanstieg kontraproduktiv, in den folgenden zwei Wochen alles, was ich als „körperlich anstrengend“ wahrnehme und danach darf wegignoriert werden.

    Ich kehrte also in den Sessel zurück beziehungsweise erstmal an den Herd, weil: immer noch unglaublicher Hunger. Ich frühstückte Möhren-Kartoffel-Stampf mit Apfelkompott und als Dessert gab es Kaiserschmarrn, dazwischen lag eine Online-Italienischstunde und als ich kurz vergaß, dass ich nicht unter Tische kriechen soll, setzte ich das Homeoffice-Equipment, das jetzt so grob ein Jahr brach lag, wieder in Gang um da morgen oder übermorgen ein paar Dinge zu erledigen, die ich am Montag nicht vor der Brust haben will.

    Am Nachmittag kehrte der Nachbar zurück und ich konnte die Spülmaschine ausprobieren – alles dicht, kein Wasser aus seiner Decke. Seitdem laufen Wasch- und Spülmaschine mit immer nur sehr kurzen Unterbrechungen. Die Flaschenpost kam, eine Kuckucksuhr kam, ein Paket für Herrn N kam, so ging die Zeit herum. Morgen darf ich einkaufen gehen!

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    16. Oktober 2025 - Im Auge des Sturms I

    Mitten im Chaos nun zwei Tage Füße hochlegen, den Strudel um mich herum toben und den Wind heulen lassen, dabei einfach nichts tun. Alles nimmt immer mehr Fahrt auf, geht weiter, ich sitze im Sessel. Das fällt mir nicht leicht.

    Frau Herzbruch fuhr mich morgens zur Zahnärztin. Um 10 Uhr war ich da, um 10:30 begann die OP und um 11 Uhr stand ich wieder vor der Tür. Es lief alles einen Tick besser als nach Plan, die Zahnärztin fand ihre bisherige Arbeit (und meine Einheilung) nämlich so gelungen, dass sie zwei Schritte in einem abwickelte und wir damit einen weiteren kleinen Eingriff in einigen Wochen sparen. Bedeutet aber eben auch, dass jetzt wirklich nochmal 2-3 Tage Schonung folgen und nicht, wie ich gehofft hatte, ein Nachmittag Sofa und dann wieder Alltag.

    Ich fuhr per Uber nach Hause, schon als ich im Auto saß, war die Betäubung abgeklungen und dabei war noch zweimal nachgespritzt worden. Zu viel Adrenalin halt. Das war dann aber wohl auch abgebaut, denn schon im Uber schlief ich zweimal kurz ein und als ich mich später in den Sessel setzte, mit dem Plan, ein Buch zu lesen und gelegentlich die Wange zu kühlen, verfiel ich sofort in Tiefschlaf .Und als ich wieder aufwachte, hatte ich riesigen Hunger, auf alles mögliche, dass ich in den nächsten Tagen nicht essen darf: Rohmilchkäse, Vollkornbrot, dergleichen.

    Den Rest des Tages geschah auch nicht mehr viel. Ich schlief immer mal wieder ein, langweilte mich zwischendrin, weil mein Gehirn eigentlich etwas längeres Beginnen wollte wie zum Beispiel etwas Leckeres und Zahngeeignetes kochen, der Körper wollte sich aber keinesfalls aus dem Sessel erheben, noch nichtmal ein e-Book wollte er in den Händen halten. An Wäsche waschen war nicht zu denken, auch wenn das ja wieder möglich (und relativ dringend) war

    Die Katze fand die Situation gut. Sie lag im Sessel neben mir und führte mir vor, wie man genussvoll immer wieder wegdämmert, dabei nur minimal die Position ändert, immer auf einer kuschligen Wärmflasche gebettet.

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    15. Oktober 2025 - Tag 3 der Chaostage

    An Tag 3 meiner persönlichen Chaostage drehte das Büro einmal komplett durch. Es war gut gemeint. Der Chef benötigte kurzfristig einen Pitch und jemand hatte woanders was ganz tolles gesehen und wollte das jetzt auch so machen, als tolle Überraschung für den Chef. Zum einen war ein Foto-Shooting involviert und zum zweiten sollten Dinge gedruckt und in einer ganz bestimmten Art und Weise gebunden werden, natürlich wegen Vertraulichkeit intern, keinesfalls extern. Nun haben wir nicht nur für die Art, wie die Bindung gewünscht war, weder Material und Gerät, auch schon für die gewünschte Art des Drucks, randlos nämlich, keine Maschinen haben.

    Ich hatte die Situation unterschätzt, meiner Annahme nach hätten die beteiligten Personen die Möglichkeiten geprüft, die Unmöglichkeit einer kurzfristigen Umsetzung festgestellt und das entsprechend rückgemeldet. So kam es jedoch nicht. Die beteiligten Personen versuchten sich an Workarounds und ich schritt ein, als sie A3-Drucke mit manuellen Schneidemaschinen auf A4 zurechtschneiden wollten. Ich habe Basteln immer schon gehasst, auch beim Zusehen.

    Es war dann auch alles gar kein Problem, wie gesagt - was alle aus den Augen verloren hatten - sollte es ja nur eine Überraschung sein. Wird der Chef eben nicht überrascht. Meiner Erfahrung nach ist er sowieso kein Freund von Überraschungen.

    Als wieder Ruhe eingekehrt war, hatte ich noch drei Termine, es riefen verschiedene Handwerker wegen des Wasserschadens an und dass sie den Tag über vorbeikommen würden und dann konnte mich dann meinem Budget widmen. Ich kam fast so weit, wie ich beim ursprünglichen Plan Mittwochabend sein wollte, nur vier Unterkonten fehlen noch, die sind etwas komplexer, so dass ich sie mir der Restkonzentration nicht mehr zutraute. Lieber verteilte ich noch ein paar Aufgaben für während meiner Abwesenheit und brach dann pünktlich auf, um vor dem Gebäude in das Auto von Frau Herzbruch einzusteigen.

    Es war natürlich Schienenersatzverkehr, Berufsverkehr, Baustellen und alles und doch trafen wir exakt so zu Hause ein, dass ich die Nachbarin an der Mülltonne traf, die mir vom Besuch der Rohrfirma berichtete. Der Bericht war etwas komplizierter, lief aber darauf hinaus, dass jetzt alles gut ist und wir alles wieder benutzen können, nächste Woche kommt nochmal jemand, um Feuchtigkeit zu messen, ansonsten ist das Thema abgeschlosssen. Die Nachbarin bat mich nur, Bescheid zu sagen, wenn ich Waschmaschine/Spülmaschine wieder das erste Mal wieder benutzt, damit sie das ein bisschen im Auge behalten kann. Das sagte ich natürlich zu.

    Dann hatten Frau Herzbruch und ich noch eine halbe Stunde, um uns konzertfein zu machen (was in meinem Fall allerdings nur in "Panda-Augen nochmal beseitigen" bestand und dann kam schon Fragmente und wir fuhren los zum Konzert von Suzanne Vega. Sehr schön war das, gut, dass die Karten noch wiedergefunden wurden!

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    Letzter Regen: 17. Oktober 2025, 22:40 Uhr