Heute fuhr ich mit dem Rad ins Büro, es war das perfekte Wetter. Kein Schienenersatzverkehr! Und die Helmfrisur hielt sich in Grenzen, ich hatte vorher einfach gar nichts mit den Haaren gemacht, das scheint ein guter Weg zu sein; die Fallhöhe ist dann nicht so groß.
Der Tag war gefüllt mit Aufräumzeugs vor dem Urlaub, also Dinge physisch oder digital so ablegen, dass andere sie im Zweifel finden, diverse Vorgänge diversen Personen übergeben, diverse andere Personen anrufen und ihnen sagen, dass sie jetzt drei Wochen alleine zurechtkommen müssen und letzte Fragen dazu einsammeln.
Mittags hatte ich 7 Personen zu einem Lunch eingeladen, war sehr lecker, so ein Mittagsmenü mit kleinem Salat und kleinem Dessert und nicht allzu großem Hauptgericht, ich hatte Ofengemüse mit Baba Ganoush und gebackenen Minikartoffeln. Dazu trank ich zum ersten Mal in meinem Leben überhaupt Club Mate und das nur aus dem Grund, dass es das einzige Getränk in 0,5 war. Ich hasse kleine Getränke, 0,2-Fläschchen machen mich regelrecht nervös. Deshalb bestelle ich meist das größte nicht-alkoholische Getränk - oft eben eine Flasche Wasser, manchmal (wenn es keine großen Wasserflaschen gibt) ein alkoholfreies Hefeweizen, heute eben Club Mate. Schmeckt ein bisschen nach Baumrinde, finde ich, nichts, was ich häufiger trinken müsste, meine Güte, warum kann man nicht einfach Literkaraffen mit Wasser haben?
Von der Bedienung war ich sehr beeindruckt. Sie musste kein einziges Mal nachfragen und stellte uns acht Personen Vorspeisen, Hauptgerichte und Nachspeisen immer genau richtig hin. Beim Dessert fragte ich dann nach, wie sie das macht. Sie zeigte mir ihren Block, auf dem der Tisch aufgemalt war, sie hatte sich die Bestellungen an den entsprechenden Plätzen notiert. Das ist ja eigentlich eine sehr einfache Sache, gleichzeitig ist mir das ewig nicht mehr begegnet, dass beim Servieren nicht erst nochmal nachgefragt werden muss, wer was bekommt. Ich gab reichlich Trinkgeld.
Am Nachmittag hatte ich einen Videotermin mit einer Kollegin im Headquarter, es ging um ein Thema, das ich schon lange besprechen möchte, konkret um eine (weitere) Zuständigkeit, die ich von dort abziehen und bei einer meiner Mitarbeiterinnen ansiedeln möchte. Das kommt in aller Regel - verständlicherweise - nicht so gut an auf der anderen Seite. Deshalb hatte ich mich gut vorbereitet, wollte eigentlich persönlich bei meiner letzten New York-Reise sprechen, konnte die Kollegin dort aber nie auffinden bzw. wenn, dann hatte sie keine Zeit und auf meine Nachrichten mit Bitten auf ein Treffen antwortet sie erst, als ich schon wieder abgereist war. Auch jetzt bis zum Videotermin waren nochmal sechs Wochen vergangen, alles nicht sonderlich vielversprechend.
Der Termin heute war überraschenderweise denkbar einfach. Ich schilderte meinen Wunsch und die Argumentation dazu, die Kollegin fragte ein paar Dinge nach, seufzte dann und sagte ja, sie hätte sich schon gedacht, dass das kommt und mit ihrem Team auch schon diverse Gespräche geführt und okay, dann würden wir das jetzt wohl so machen, es müssten nur noch ein Training und eine geordnete Übergabe stattfinden, damit auch alles richtig läuft. Natürlich gerne. Am Ende fragte ich noch "So why’d you let me ramble for 20 minutes, crawling through the mud, if you knew from the start this was where it’d land?" und sie sagte "Look, we don’t really want this here. And sure, we can’t stop it. But we’re not gonna roll out a red carpet for it either". Fair enough, ich denke, das war das Höchstmaß an Entgegenkommen,e das realistisch erreichbar war.
Rückfahrt auch per Rad, es war ein bisschen voll am Ufer, dafür nicht allzu warm und nur zweimal musste ich Autos bzw. ihre Insassen anschreien.
Der Wespenstich verhält sich unauffällig, insbesondere sieht man gar nichts mehr. Der Rest vom Kriebelmückenbiss ist immer noch da, der Wespenstich unsichtbar. Wie etwas Unsichtbares so unfassbar jucken kann, verstehe ich nicht. Nunja. Geht auch wieder weg.
Zu Hause alles wunderschön, die Putzhilfe war da, ich startete nur noch eine Waschmaschine mit den Putzlappen, benutzten Handtüchern etc und legte dann brav den Fuß hoch, ließ mir von Herrn N Tofu und Brokkoli in Erdnuss-Sauce servieren und fühlte mich unglaublich vernünftig dabei.
Frage in der unverbindlichen Contentvorschlagliste heute: "Als Person ohne Unterrichtserfahrung, aber unbedingtem Spaß am Gesang bei jeder Gelegenheit: reicht singen nebenbei (unter der Dusche, beim Abwasch, in den seltenen Momenten im Auto) nicht als Übung?"
Tja, dazu gibt es sehr unterschiedliche Meinungen, da bin ich sicher. Die Meinung meines Gesangslehrers ist, dass das keinesfalls reicht. Es ist ja das eine, aus Freude entspannt etwas zu singen. Oder aber sich mit konkreten Problematiken zu beschäftigen, wie z.B. Atmung, Artikulation, Resonanzräume, Intonation, Registerwechsel. Das erfordert Wiederholung, Reflexion und eine gewisse Beharrlichkeit. Es geht darum, zu beobachten, welche Veränderungen sich einstellen, was funktioniert, was noch nicht und daraus dann den nächsten Übungsschritt abzuleiten.
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