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    Dienstag, 5. August 2025
    5. August 2025 - WmdedgT

    Alles zu WmdedgT wie immer bei Frau Brüllen.

    Ich wachte heute auf, irgendwann. Der Wecker hatte nicht geklingelt, ich hatte ihn auch nicht gestellt, ich hatte keine Termine am Morgen und eine Bahn gibt es nicht zu erreichen: Schienenersatzverkehr weiterhin, vielleicht geht was, vielleicht geht nichts, wann weiß kein Mensch, wie lange erst recht nicht und wohin auch nicht genau, wir fahren auf Sicht. Insofern ist es völlig irrelevant, wann ich an der Haltestelle eintreffe.

    Als ich am Bussteig eintraf, standen dort sehr, sehr viele Menschen und es wurde gesagt, alles sei 20 Minuten später als irgendwann. Darauf hatte ich keine Lust, also ging ich nochmal in den Supermarkt auf der anderen Seite des Bahnhofs, um mir Billigkaffee aus dem Kühlregal zu kaufen - mein guilty pleasure, das ich mir gönne, wenn ich finde, ich habe es ganz besonders schwer. Dabei wusste ich ja noch gar nicht, wie schwer ich es habe!

    Auf dem Rückweg vom Supermarkt zum Bahnsteig/Bussteig begann nämlich mein Fuß stechend zu schmerzen, ich richtete den Blick irritiert nach unten und sah eine Wespe auf der schmerzenden Stelle, quiekte laut, schüttelte mein Bein, so dass er Schuh (ich trug Ballerinas) über die Straße flog, das Tier war dann auch weg und: keinen Tropfen Kaffee verschüttet. Das muss man ja erst einmal nachmachen. Ich sammelte den Schuh wieder ein, begutachtete den Fuß und ja, das Tier hatte mich tatsächlich gestochen. Warum landet man auf einem beliebigen Fuß und sticht da rein, was soll denn der Quatsch? Konsterniert ging ich weiter zum Bus, zu tun gab es nichts, ich hatte Kaffee und ein Handy, nichts davon geeignet zur Behandlung eines Wespenstichs. Hilfreiche Tipps gab es aus dem Internet: ich könnte jemanden am Bahnhof um einen erhitzten Löffel bitten. Ich nahm davon Abstand.

    Im Büro lag noch die von der Hausärztin verordnete Creme für die Kriebelmückenbisse neulich, ebenso waren im Eisfach noch meine Kühlpacks, der Fuß erfuhr somit schon ungefähr eine Stunde nach dem Stich eine hochprofessionelle Behandlung und ich hoffe - und erwarte - morgen ist nichts von dem Ungemach mehr übrig.

    Der Arbeitstag war ereignisreich. Gleich morgens war ein Antwortschreiben vom Vermieterchef an meinen Chef angekommen, über das ich mich einerseits amüsierte, es wurde nämlich die Hoffnung formuliert, dass "die Zusammenarbeit zwischen den Teams auf beiden Seiten wieder zunehmend sach- und lösgungsorientiert verläuft." Da bin ich aktuell noch nicht dabei. Gleichzeitig ärgerte mich sehr, dass der Vermieter sich an mehreren Stellen des Schreibens auf ein imaginäres "Projektteam" bei uns bezog. Ich weiß nicht, wer oder was das sein soll, denke auch nicht, dass man ein Projektteam benötigen sollte, um in einer angemieteten Bürofläche der Arbeit nachzugehen.

    Dann gab es noch ein bisschen weiteren Irrsinn grob gefasst in Bezug auf Personen, die vor ein paar Wochen mit Schulung, persönlicher Erklärung und Handbuch für eine Aufgabe qualifiziert wurden und heute nicht wissen, wie sie die erledigen sollen, denn sie hatten noch fragen, waren aber im vergangenen Quartal irgendwie nicht dazu gekommen, sie zu stellen. Heute hatten sie Gelegenheit, sich diese Fragen dann mit eigenen Mitteln zu beantworten - Brain, Book, Buddy, Boss haben wir ja gelernt, und Boss bestand auf Absolvierung der Schritte in exakt dieser Reihenfolge - und so einen gewaltigen Schritt auf der Lernkurve zu machen.

    Zwei weitere neue Praktikanten waren etwas sperrig, sie hatten nicht alle geforderten Unterlagen dabei, wurden von mir aufgefordert, die fehlenen herbeizuschaffen und schickten mir dann einen Link, wo ich sie abrufen könne. Die Antwort darauf ließ ich eine KI formulieren, besser ist das manchmal, die KI hat das gut gemacht, die Unterlagen trafen wenig später ein mit einer Erklärung, sie hätten da wohl etwas falsch verstanden und hofften, nun alles richtig gemacht zu haben. Ja und ja.

    Ansonsten bereitete ich meinen Urlaub vor, zwei Tage sind es noch, das heißt, ich befreite den Urlaubszeitraum von dorthin gelegten Aufgaben und schaute, was davon ich vorher machen kann, was davon ich nachher machen kann und was ich entweder aus dem Urlaub regeln muss oder weitergeben kann.

    Am Abend wieder Schienenersatzverkehr, darin ein trauriges Erlebnis: ein paar Stationen weiter stiegen ein Mann und eine Frau ein, die zusammen unterwegs waren und der Mann beschimpfte und erniedrigte die Frau unüberhörbar und ununterbrochen. Immerhin waren schon nach zwei Stationen mehrere Personen aufgestanden waren und hatten sich zu dem Pärchen gestellt. Wir fragten die Frau, ob wir etwas für sie tun können und sagten dem Mann, dass sein Verhalten inakzeptabel ist. Die Frau bestand darauf, dass alles in Ordnung sei und ihr Begleiter sie nur beschützen wolle. An der nächsten Station stieg dann die Polizei zu, wohl vom Busfahrer verständigt, und nahm unsere Beobachtungen und die Personalien aller Beteiligten auf. Weiter unternahmen sie nichts, da die Frau weiter versicherte, es sei alles völlig in Ordnung.

    Eine schwierige Situation, finde ich, weil ich befüchte, dass die Frau die Konsequenzen unseres Eingreifens tragen wird. Nicht eingreifen schützt allerdings auch niemanden.

    Am Abend war ich mit Kochen an der Reihe, wir bestellten auf Wunsch von M aber Pizza und ich legte den Fuß nochmal hoch.

    Dann kam ganz überraschend ein Anruf von einer Kollegin aus meiner Weiterbildung, die ich kürzlich für meine Abschlussarbeit sehr widerstrebend gecoacht hatte. Widerstrebend, weil ich überhaupt nie jemanden coachen möchte, ich bin nicht gern eine prozessbegleitende Ressource (was Coaching im besten Fall ja ist) und noch weniger gern ein manipulativer Katalysator (was Coaching im schlechtesten Fall ist). Wie auch immer, ich hatte mich bei unserem Treffen, weil es nun einmal sein musste, voll und ganz mit Haut und Haar in die Rolle der prozessbegleitenden Ressource geworfen und wir hatten ein berufliches Gespräch vorbereitet. Dieses Gespräch fand heute statt, die Kollegin wollte mir davon erzählen, denn alle ihre Pläne gingen auf, allen ihren Wünschen wurde entsprochen, es war ein Erfolg auf ganzer Linie. Das hat mich sehr gefreut.


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    Letzter Regen: 05. August 2025, 22:16 Uhr