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    Montag, 5. Mai 2025
    5. Mai 2025 - WmdedgT (Zahnärztincontent)

    Alles zu WmdedgT wie immer bei Frau Brüllen.

    Ich schwöre, ich habe die Zahn-OP nicht absichtlich auf einen 5. gelegt. Eigentlich war sie erst ein paar Wochen später, wäre dann aber mit einer unabsagbaren Geschäftsreise kollidiert, heute kollidierte sie nur mit einer absagbaren Geschäftsreise.

    Und dann war auch noch alles sehr unspektakulär. Ich beschwere mich nicht, man hat es gern, wenn zahnmedizinische Besuche unspektakulär ablaufen.

    Ich wachte gegen 7 Uhr auf und tat entgegen der Anweisungen auf den Vorbereitungsblättern exakt nicht, was ich sonst morgens tue. Ich frühstückte nämlich. Es stand da „essen Sie bis zum Eingriff wie gewohnt“. Der Eingriff sollte um 11 Uhr sein, bis dahin esse ich für gewöhnlich nicht, diese Vorgehensweise erschien mir aber nicht schlau. Also frühstückte ich und machte mich dann mit der Bahn auf den Weg, der ist nämlich etwas weiter, die Zahnärztin liegt näher am Arbeitsort als am Wohnort. Weil der S-Bahn-Tunnel momentan wieder irgendwas hat, fuhr ich mit ordentlich Luft los und war eine halbe Stunde zu früh, die verbrachte ich lesend an der Haltestelle.

    Dann musste ich in der Praxis von 11 – 12 nochmal warten, weil es einen Notfall gab. Auch ok, ich warte gern wegen des Notfalls, ich möchte keinesfalls tauschen und der Notfall sein. Und dann ging es auch schon los, anders als beim letzten Mal wurde mir nicht das gesamte Gesicht desinfiziert, aber eine Haube bekam ich auf. Dann stellte die Zahnärztin fest, dass im OP etwas fehlte. Es machte sie gut gelaunt. Es gibt wohl eine Vereinbarung, dass jemand in der Praxis etwas kocht, wenn der OP nicht richtig vorbereitet ist, also: die verursachende Person. Die Zahnärztin berichtete, sie hätte jetzt für später in der Woche schon Mittagessen und Dessert zusammen und der Nachmittag stünde ja noch bevor, neulich habe es eine hervorragende Auberginenvorspeise gegeben, auf die würde sie noch spekulieren.

    Dann derselbe Trick wie vor 7 Jahren: „Ich schau mal, ob die Betäubung schon wirkt“ – zapp, Milchzahn draußen. Dann kam eine Schablone in den Mund, das gab es letztes Mal noch nicht, meine ich, da wurde freihändig ein Loch in den Knochen gefräst. Also dieses Mal mit Schablone, das Milchzahnloch wurde für das Implantat vorbereitet, dann kam das Implantat rein und ich zuckte komplett zusammen, weil es genau auf einen Nerv ging. Große Verwirrung allenthalben, da sollte kein Nerv sein, auf dem Bild war keiner und es gehört auch keiner dahin. Alles wurde abgebrochen und neue Aufnahmen gemacht, in einer sah man dann, dass ich eine Nervverzweigung habe, die unüblich ist und die sich wie das Markenzeichen von Nike schlängelt, irgendwohin, wo sie nicht vermutet wurde. Es folgte eine Umplanung auf ein kürzeres Implantat, dann war aber alles zur Zufriedenheit der Zahnärztin. Sie fand das Ergebnis „perfekt“.

    Jetzt kam der andere Zahn an die Reihe, der durch den verrutschten Milchzahn in Mitleidenschaft gezogen und innerlich diagonal daran zerbrochen war. Der stellte sich jetzt ein wenig an, durch die Entzündung wirkte die Betäubung immer nur sehr kurz, mit Geduld, immer mal reinpieksen und gucken, ob etwas spürbar ist, dann schnell handeln, dann wieder prüfen, evtl. nachspritzen, wieder prüfen etc. konnten der Zahn und die Entzündung schmerzlos beseitigt werden und es wurde der geplante Knochenaufbau gebastelt. Prognose der Zahnärztin: die Milchzahnstelle werde ich morgen vergessen haben, die andere wird ein paar Tage Schmerzmittel erfordern. Schmerzmittel sind aber sowieso zu nehmen, wegen der entzündungshemmenden Wirkung, also egal. Morgen 13 Uhr Kontrolle.

    Ich musste noch ein bisschen im Wartezimmer herumsitzen bis alle sicher waren, dass mein Kreislauf keine dummen Scherze macht, tat er nicht, ich wurde nur sehr müde und fuhr dann per Taxi nach Hause. Dort Aktualisierung des Medikamenten- und Zeitplans und Mittagsschlaf im Sessel mit der Katze.

    Dann war die Betäubung weg und ich war hungrig, traute mich aber noch nicht so recht, etwas zu essen, weil ich eine Schutzschiene über dem Knochenaufbaubereich habe, die ich superangenehm finde – sie verhindert nämlich, dass man mit der Zunge immer daran herumspielt. Ich bin eine große Zungespielerin, spiele bei Zahnsachen so viel mit der Zunge, dass ich Zungenmuskelkater und Kopfschmerzen davon bekomme, es ist grauenhaft. Das kann jetzt nicht passieren! Das Problem beim Essen: mit Schiene essen geht nicht, sie herausnehmen bedeutet aber, an dem Bereich herumzufummeln, das ist mir gruselig, außerdem kann ich hinterher nicht die Zähne putzen, das ist bis morgen einfach verboten. Irgendwie ih, jetzt Suppe zu essen und später ohne Zähneputzen schlafen zu gehen. Es wird sich aber nicht ewig aufschieben lassen, bis Morgen um 13 Uhr nicht essen ist keine Option, nicht, weil ich bis dahin verhungert wäre, sondern weil die Zahnärztin es angeordnet hat. Viel trinken und definitiv auch essen, sagte sie, Knochenaufbau ist anstrengend für den Körper, er braucht Energie.

    Das hat dann auch gut geklappt. M hat mir Kartoffel-Zucchinisuppe gekocht, es gab mit der Schiene und beim Essen keine Zwischenfälle und morgen früh ist das sicher alles schon einfacher (und bis dahin muss ich ja nicht nochmal essen).

    Es gab noch einen kleinen Zwischenfall mit der Krankschreibung. Die Zahnärztin hatte immer gleich von einer Woche gesprochen, die Empfangskraft fragte nach, ob es eine besondere Indikation gäbe, sie würden sonst doch immer OP-Tag plus 2 Tage machen. „Die Indikation ist die Patientin, wir kennen uns seit Jahrzehnten und sie nimmt das sonst nicht ernst“, sagte die Zahnärztin. Ich guckte streng, soweit das mit einer komplett betäubten Gesichtshälfte möglich ist. Die Zahnärztin guckte streng zurück. „Bis morgen 13 Uhr machen Sie gar nichts, dann sprechen wir nochmal“, sagte sie.

    Vielleicht lese ich jetzt ein Buch. Schmerzen sind – mit der vorgesehenen Medikation – bei Null. Wenn das die Nacht über so bleibt, bin ich schon einmal sehr zufrieden!

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