Morgen fahre ich mit dem Zug nach München. Ich sage bzw. schreibe es nur schon einmal, um Realität zu schaffen.
Der Tag verlief ruhig, also: im Vergleich zu gestern jedenfalls. Ein sehr konfrontatives Meeting kam vor, allerdings nicht überraschend. Andere Dinge lösten sich in Wohlgefallen auf. Eine Sache, die mir (innerhalb meiner Geduldsspanne) nicht gelungen ist: der Hausverwaltung zu erklären, dass ein Unterschied besteht zwischen einer Minderung der Nebenkosten und einer Minderung der Nebenkostenvorauszahlung. Das ist eigentlich doch wirklich kein großer Denkakt, oder? Spätestens an der Nebenkostenabrechnung sieht man ja den Unterschied. Meine Güte. Ich muss eine Person mit mehr Geduld beauftragen, das zu klären. Um 17:30 Uhr noch ein Anruf des Vermieters, ich hatte keine Lust, den anzunehmen, ich rufe morgen zurück. Wer will mir ja seine Risikoanalyse hoffentlich nicht am Telefon erzählen.
Hin- und Rückfahrt verliefen per Auto ereignislos, der Koffer für morgen ist schon gepackt, Herr N hat Abendessen gemacht und M Schokocookies mit Meersalz.
Frage in der unverbindlichen Contentvorschlagliste heute: „Wie verlief der Weg von Ihrem Studium zu Ihrem (komplett fachfremden?) Job? Wie sind Sie auf die Idee gekommen, das zu machen, bzw. wer/was hat Sie dahin gebracht?“
Zunächst: ich finde nicht, dass mein Job komplett fachfremd ist.
Dann: ich bin nie auf die Idee gekommen, diesen Job zu machen. Und die Frage, was mich dahin gebracht hat, passt auch nicht so richtig, denn der Job existierte nicht, bis ich ihn ausgeübt habe. Ich bin dieser Job, sozusagen.
Wie das passiert ist, kann ich nicht so genau sagen. Ich mache gerne Dinge, ich habe schon immer gerne Dinge gemacht. Wenn ich sehe, dass etwas gemacht werden muss, kümmere ich mich darum, dass es gemacht wird, von mir oder von anderen. Das zieht sich so durch, durch alles, was mir begegnet. Ich neige nicht dazu, andere Anwesende zu fragen, ob sie denken, dass diese Sache gemacht werden solle, ich neige nicht dazu, zu warten, ob jemand anders diese Sache macht. Sie können sagen, ich habe ein schnelles Reaktionsvermögen oder ich habe wenig Geduld oder auch einfach, dass ich lieber was mache als nichts mache. Ich schaue nicht gern zu. Ich schaue ja auch kein Fernsehen.
Mit dieser gerafften Information sehen Sie mich jetzt vor Ihrem geistigen Auge in einer Büroumgebung, es ist ein wachsender Standort, autokratisch geleitet, ansonsten weitgehend ungeregelt und dementsprechend mit einem großen Koordinationsvakuum. Natürlich ist da ständig irgendwas, das noch hakt, das stört, das fehlt, das anders besser funktionieren könnte und wenn Sie da eine Person reinsetzen, die einfach – durchaus ungebeten – immer Sachen macht, die noch fehlten und Abläufe erfindet und einfach bei allem, das Sie irgendwann mal als „es wäre schon ganz gut, wenn wir auch xy hätten“ sagt „okay ḱümmer ich mich drum!“, dabei natürlich auch bemerkt, was ihr liegt, was gut klappt, wo Wissen fehlt und wo mal neugierig reingschnüffelt werden könnte und wenn man ihr sagt „hier geht es nicht weiter“ heiter antwortet „okay dann geh ich halt da außen rum“, dann können Sie diese Person entweder nach einiger Zeit genervt aus der Organisation entfernen oder Sie nehmen einen gewissen Nutzen wahr und es entwickelt sich eine gelebte Praxis, in der diese Person halt diese Dinge macht und alle akzeptieren es weitestgehend. Und nach einiger Zeit denken sie sich, dass es für alle einfacher ist, dem Kind einen Namen zu geben. Also einen Titel.
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