Der Morgen begann rasant, nämlich mit der kleinen Katze, die auf den schlafenden Herrn N. kotzte. Er wachte nicht davon auf. Ich aber und ich hatte Angst, es könnten Bröckchen auf meine Betthälfte rutschen, wenn er sich im Schlaf bewegt. Also entfernte ich die Katzenkotze von Herrn N, er wachte auch dabei nicht auf, ich checkte kurz die Vitalparameter, es war alles in Ordnung. Vermutlich hat er sich schlafend gestellt – er streitet es bislang ab.
Dann war es weiter rasant, ich stritt mich mit einem Kippladerfahrer von der Großbaustelle hinter dem Bürogebäude, er fuhr mir quasi vor die Füße, ich gestikulierte und brüllte, er stieg aus und brüllte und ging auf mich zu, ich brüllte und ging auf ihn zu, dann standen wir Nase an Nase und dann kam die Security. Ich trug das rosa Mäntelchen, mit dem ich mich immer wie die Queen fühle. Also halt nur nicht tot. Das Kantinenpersonal machte gerade draußen Rauchpause und amüsierte sich sehr. „Signorina Sie kriegen heute doppelt Dessert“, sagte der italienische Koch, nachdem die Security uns getrennt hatte.
Im Büro war es heute selbst für unsere Verhältnisse sehr verrückt. Eine Person, die sich echauffiert, dass in ihrer Abwesenheit an ihre Zimmertür geklopft wird, eine Person, die einer entsorgten Pflanze nachweint, die sie – ohne das mit irgendjemandem abzusprechen – in den Raum anderer Personen gestellt hatte, dort war sie eingegangen und nun ist sie halt im Müll, und auch ansonsten war es nicht so ganz einfach.
Passend dazu fragt die tägliche Contentvorschlagiste: „Was haben Sie am OC besonders geschätzt oder sogar übernommen?“
Eigentlich wollte Frau Herzbruch diese Frage beantworten, sie liefert aber ja nicht. Wobei ich mich da nicht zu weit aus dem Fenster lehnen kann, ich habe gerade vorhin auch sowas von nicht geliefert, ich habe sie nämlich um Anruf gebeten, damit ich Herrn Herzbruch zum Geburtstag gratulieren kann, in dem Moment, als der Anruf kam, nahm ich ihn dann nicht an, weil ich gerade den Mund voll Erdnussflips hatte, rief nach dem (vermeintlichen) Schlucken zurück, aspirierte dabei einen Erdnussflipsrest und konnte, als Frau Herzbruch dann antwortete, schlicht nichts sagen. Also auch keinen Glückwunsch.
Am OC habe ich besonders geschätzt, dass er es sich nie leicht gemacht hat. Ich kann mich an keine einzige Situation erinnern, in der er einen Weg genommen hätte, von dem er nicht überzeugt war, nur weil es der leichtere unter den verfügbaren Varianten war. Das hat seinem Handeln eine große Verbindlichkeit und Integrität verliehen. Dass er diesen Anspruch – dass wir es uns nicht leicht machen – auch an uns hatte, hat mich viel gelehrt und in der Lernkurve auch einiges gekostet. Ich denke, dass ich heute davon profitiere, dass er uns über Jahre antrainiert hat, nicht wegzugucken, nicht durchzuwinken, uns nicht abwimmeln zu lassen und Dingen, die unklar sind, auf den Grund zu gehen, bis sie klar sind.
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