Hui, heute Vormittag, nein, es war schon Mittag, erfuhr ich einen Lebensüberwältigungsmoment!
Es kam so, ich wachte um 6 Uhr morgens erholt auf, erinnerte mich, dass meine Karaokeverabredung leider ausfällt und daher der ganze Tag völlig frei zur Verfügung steht, also schlief ich erst nochmal bis halb 10. Dann war ich voller Tatendrang, duschte, verließ das Haus, ging zum Augenbrauenzupfen, Fotobücher abholen, Apotheke, drei Supermärkte, lernte ein paar Leute auf der Straße am Fahrradständer kennen, tauschte mit der Dame an der Fleischtheke, die mir wirklich völlig unbekannt war, ich war das letzte Mal im letzten Jahr vor Weihnachten an einer Fleischtheke, Rezepte aus und weil ich so nett war gab sie mir 75 % Rabatt auf ALLES (völlig verrückte Geschichte aber eine andere, als die, die ich gerade erzähle), schlenderte weiter, so unendlich viel vom Himmel gefallene Zeit plötzlich, nunja, als ich wieder zurückkam, schwer bepackt, war es fast 15 Uhr, ich hatte noch nichts gegessen, mir fiel ein, was ich sowieso noch alles machen wollte und alles, das mir unterwegs bei meinen Erledigungen eingefallen war noch dazu, wo anfangen, die Wäsche, die Betten, die Katzenklos, der Brunnen ist kaputt ich muss einen neuen bestellen, reicht das Futter, die Wohnung muss für Papa N. aufgeheizt werden, wann kaufe ich was ein, warum hab ich nächste Woche an vier Abenden Pläne bis Mitternacht, wann soll die Getränkelieferung kommen, der Geburtstagsgabentisch muss aufgeräumt werden, habe ich überhaupt für alle Geschenke, welches Gemüse mag meine Schwester, kommt die Putzfrau nächste Woche eigentlich nochmal, warte ich noch auf irgendwelche Pakete und wenn ja, gehen die nach Hause oder ins Büro, achja im Büro ist ja auch noch Brunch und ich will da was mitbringen und ich habe M noch Gulasch versprochen und die Bananen sind überreif und heute backe ich wirklich Bananenbrot, dem Gesangslehrer wollte ich noch wegen morgen antworten, ich kann ja auch noch ein Stündchen üben, ich muss eine Katzenstreuschaufel bestellen, weil die eine zerbrochen ist und ich habe noch eine, aber wenn die über die Feiertage zerbricht muss ich das Nudelsieb nehmen und das möchte ich nicht, im Flur stehen noch drei Pakete für die Nachbarn, die Schuhe, die M zu klein sind, muss ich noch zurücksenden, wie hieß nochmal dieses Weihnachtslied, das ich so gerne höre und wo sind die Klaviernoten dazu, oh Schanuf fragt ob ich morgen einen Spaziergang im Matsch UND danach Kaffee UND noch irgendwas ausprobieren will, ach ich wollte einen Plätzchenteller zum Adventskranz stellen, Mist ich habe die Bonuszahlungen am Freitag nur unterschrieben aber ohne Datum, das schicke ich gleich noch kurz hinerher, die Orangen und Apfel müssen wirklich sehr dringend gegessen werden, an welchem Tag hole ich am besten die Krippe aus dem Keller und den Ständer vom Weihnachtsbaum, soll ich noch eine Lichterkette installieren oder reicht der Baum, die Leihfrist für das Buch für den Lesezirkel endet und zwei andere Bücher sind ausleihbereit, das muss ich regeln, ich wollte schauen, ob das Einschreiben bei der Pflegekasse eingegangen ist, oh es gibt ja jetzt Threads, oh, jetzt weiß ich, welches Weihnachtsgeschenk mir fehlt, ach gerade ruft meine Schwester an, ach gerade ruft Papa N. an, ach es klingelt an der Tür, jetzt sortiere ich endlich die Chornoten und klebe sie so, dass sie gut in die Mappe passen und der Sängerin, die krank war schicke ich das, was ihr nach der letzten Probe fehlt kurz als Scan, die Fotobücher sind so schön, ich mache noch einen Fotokalender, Frist ist erst Montag, das schaffe ich locker!
So ungefähr. Es war ein wenig anstrengend. Ich wusste: alles ist gut, es kann gar nichts passieren, ich kann einfach alles auch lassen und werde trotzdem eine gute Zeit haben. Gleichzeitig wollte ich so gern und so viel und konnte so unfassbar schlecht nachdenken und sortieren. Ich kenne solche Situationen, habe sie schon ein paar Mal erlebt und der Schlüssel liegt meist darin, den Körper ruhig zu halten, Zucker zuzuführen und dann auszuhalten, bis der Zucker im Blut angekommen ist und das Gehirn wieder richtig läuft. Also machte ich mir ein Honigbrot und setzte mich an den Schreibtisch in einen Videostream mit CucinaCasalinga. Was ich der Ärmsten erzählt habe, weiß ich nicht mehr genau, die meiste Zeit hatte ich vermutlich den Mund sowieso voll.
40 Minuten später war alles gut. Ich will das immer noch alles machen, es ist aber im Kopf wieder zu logischen Einheiten gruppiert und priorisiert, manches werde ich vergessen, das wird dann auch nicht wichtig gewesen sein, anderes wird noch dazukommen und sich einfügen. Ich freue mich darauf!
Thema in der täglichen unverbindlichen Contentvorschlagiste heute: Landleben.
Ich kenne mich mit Landleben nicht aus. Erschließt sich mir nicht, immer, wenn ich in ländlichen Gegenden bin frage ich mich „um Himmels Wissen was macht man hier?!“
Ich möchte nirgendwo leben, wo nicht mehrere verschiedene Verkehrsmittel häufig fahren, wo ich für alltägliche Erledigungen ein Auto brauche, wo nicht ganz selbstverständlich immer Gehwege an allen Straßen sind, wo ich nicht fußläufig in Cafés oder Restaurants gehen kann und immer Leute auf der Straße sind. Wenn man das auf dem Land so einrichte würde, hätte man eine Stadt und damit natürlich nichts gewonnen.
Das Schöne ist ja, dass es beides gibt, Stadt und Land. Lassen Sie mich einfach in der Stadt bleiben, wenn zu viele Leute auf dem Land sind, ist das ja, wie oben beschrieben, nicht so gut. Ich brauche auch keine fremden Tiere um mich herum, Nutztiere und Mücken, Fliegen, Gedöns gleichermaßen nicht, ich habe ja Katzen, damit bin ich völlig zufrieden. Ich möchte auch kein ganzes Haus, ich mag ja das Erdgeschoss nicht. Spazieren gehen kommt in meinem Leben so gut wie nicht vor, okay, morgen gehe ich mit Schanuf in den Matsch, das ist dann eine Art Event, sie leiht mir sogar extra Schuhe dafür aus. Wenn ich auf dem Land leben würde, hätte ich bestimmt Gummistiefel, ich will aber gar keine haben, ich will schöne Schuhe mit Ledersohle haben, die im Bücherregal stehen (ich habe Gummistiefel aber so tief im Keller versteckt, dass ich mir morgen lieber welche ausleihe).
Sicher habe ich auch Vorbehalte, ganz sicher ist es wunderbar, auf dem Land zu leben, nur eben nicht für mich. Sehen Sie es mir nach, ich bin Stadtkind durch und durch, ich finde das mit dem Land alles interessant und lustig für einen Nachmittag und bis zu zwei, maximal drei Tage und danach möchte ich wieder auf Beton gucken, nachts lärmende Menschen draußen hören und es nie so 100 % dunkel haben.
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