In der Nacht gab es ein Problem: meine Nase lief aus. Es ist total faszinierend, wo so viel Rotz kurzfristig herkommen kann. Wie wird das so schnell produziert? Gut, ich war sehr durstig gewesen gestern Abend und hatte noch 2 Liter Wasser im Sessel getrunken. Ich halte es aber für denkbar, dass mehr als 2 Liter nachts aus meiner Nase liefen. Irgendwann stopfte ich mir zerknüllte Taschentücher in die Nasenlöcher, damit mir nicht immer irgendwas über das Gesicht rann.
Anschließend träumte ich, ich sei in der Bahn unterwegs und hätte einen riesigen Popel vor dem Nasenloch hängen, den ich einfach nicht wegschnäuzen konnte. Tja. Tellerlinsen und Popel, welcome to my brain.
Der Coronatest war negativ, ich fuhr mit Maske ins Büro und zog mich dort in mein Zimmer zurück, erledigte Dinge, die vor Ort viel einfacher gehen als zu Hause und packte um 17 Uhr das Gegenteil davon zusammen, nämlich Dinge, die ich zu Hause gut tun kann. Damit werde ich mich morgen beschäftigen. Zu Hause. Remote. FML. Zwischenzeitlich habe ich nämlich eine rote Clownsnase entwickelt, sehr unelegant, passt auch nicht zum Nagellack, ich werde sie morgen zu Hause den ganzen Tag salben und erwarte umgehende Totalgenesung.
Mit Papa N. telefonierte ich am Nachmittag noch kurz, um ihm von meinem Leid zu berichten. Papa N sagte: Sowat kenn ich nicht. Er kann sich nicht erinnern, je Schnupfen gehabt zu haben. Das ist bei einem 86jährigen nicht ungewöhnlich, denken Sie jetzt vielleicht, ich kann mich aber auch nicht erinnern, dass Papa N. seit meine Erinnerung einsetzt je Schnupfen gehabt hätte. Er hatte meiner Erinnerung nach einmal Husten und ein paar Mal (ca. alle 3 Jahre) einen Tag Kopfschmerzen. Darüber hinaus hatte er auch eine bestätigte aber komplett symptomfreie Coronainfektion. Neulich bekam er am selben Tag die Gürtelrose- und Grippeimpfung, hat er nichts von gemerkt. Verblüffend.
Auf dem Heimweg kaufte ich noch das Lieblingsputzmittel für die Putzhilfe ein, es war leer, sie hatte mir letzte Woche ein Foto geschickt, ich kam bislang nicht dazu, weil ich ja verreist war. Heute hatte ich gar nicht mal so Lust, noch einen Einkaufsspaziergang zu machen aber so sehr, wie ich es hasse, nicht alle für mich allerbesten Arbeitsmittel um mich herum zu haben, hasst sie es vermutlich auch. Also musste ich das Putzmittel kaufen.
Zu Hause angekommen war mir dann sehr kalt, ich hüllte mich in eine Heizdecke und saß im Sessel, mir wurde aber immer kälter, also raffte ich mich noch einmal zum Aufwärmen von Linsensuppe und Bereiten einer Wärmflasche auf. Jetzt, nach Linsensuppe, mit Heizdecke und Wärmflasche ist mir zu warm. Am besten gehe ich gleich schlafen.
Frage in der täglichen Contentvorschlagliste: „Freundschaften zu Frauen sind einfacher, oder?“ Glaube ich nicht. Männer haben Freund*innen, Frauen haben Freund*innen, es ist ja gerade bei Freundschaften (im Gegensatz zu Liebesbeziehungen) nicht so relevant, dass es geschlechtlich passt.
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Ich wachte heute Nacht von einem Niesanfall auf, einem eigenen, höchst merkwürdig, 30, 40 Mal niesen. Meine erste Vermutung war, ich hätte im Schlaf irgendwas komisches durch die Nase eingeatmet, eine Fluse, ein Tier (hoffentlich nicht…), irgendwas anderes. Ich war zu schläfrig, alles genau zu ergründen, schlief wieder ein und träumte von Linsen. Frau Herzbruch hatte mir die gesamte Zugfahrt erzählt, Herr Herzbruch würde für ihre Rückkehr Linsensuppe kochen. Seitdem möchte ich auch Linsensuppe, ich kriege das nicht mehr aus dem Kopf. Heute sollte es also Linsensuppe geben, Sellerie, Lauch, Karotten habe ich im Kühlschrank und heute Nacht träumte ich, ich stünde vor dem Küchenoberschrank, nähme die gut verschlossene Plastikdose heraus, öffnete sie und fände eine 3/4-Packung Tellerlinsen. Ich freute mich sehr.
Andere Leute haben aufregend sexuelle Träume oder spirituelle Visionen in der Nacht, ich träume von Tellerlinsen. Man kann es sich nicht aussuchen.
Am Morgen führte mein erster Gang (zur Empörung der Katzen) zum Küchenschrank und der gut verschlossenen Plastikdose. Es sind nur zwei Packungen rote Linsen darin, damit kann man Kokoslinsensuppe oder Karottenlinsensuppe machen aber natürlich keinen guten deutschen Linseneintopf mit Sellerie. Was für eine Enttäuschung. Ich packte Linsen auf die Einkaufsliste. Und Maggi.
Im Büro sortierte ich ein bisschen durch, weniger Unterlagen als viel mehr Köpfe, dann bekam ich am Mittag wieder einen Niesanfall. Wieder 30, 40 Mal. Die Zimmernachbarn schlossen ihre Türen. Bei genauer Betrachtung kratzt auch mein Hals ein wenig. Ich habe dazu keine Lust. Ich sagte alle Präsenztermine für die Woche ab bzw. verwandelte sie in Online-Termine. Das geht mir unfassbar auf die Nerven, ich möchte mögliche Erkältungen einfach wieder ignorieren können, wie früher, gute alte Zeit, ich habe null Interesse daran, sie ernst zu nehmen und mein Verhalten zu ändern, bin nicht an einer Beschäftigung in irgendeiner Form mit möglicher Erkältung interessiert, meine Güte, alles eine Zumutung. Ich knallte meine Tür auch zu. Die Fenster im Büro gehen derzeit wegen Witterung nicht auf, völlige Fehlkonstruktion, wer will denn das Fenster bei warmer Luft öffnen, ich jedenfalls nicht, ich möchte es öffnen, wenn angenehm kühle Luft hineinkommt. Vielleicht trat ich kurz gegen die Wand. Wird sowieso bald gestrichen.
Am Abend zog ich durch die Supermärkte, überall nur rote Linsen, am Ende fand ich vorgegarte braune Linsen, es war zu dem Zeitpunkt sowieso schon so spät, dass es gut war, dass irgendjemand anders die Linsen schon gegart hatte. 3 Teller Linseneintopf gegessen, jetzt sehr satt, werde gleich fragen, was es im Hause Herzbruch die nächsten Tage gibt, damit ich entsprechend einkaufen kann. Wobei ich morgen Mangold-Quiche machen muss, in der Gemüsekiste war ein Busch Mangold, der nimmt den halben (sehr großen doppeltürigen) Kühlschrank ein und muss wirklich weg. Ich hoffe, wir schaffen das, diesen Busch morgen aufzuessen und der frisst nicht uns.
Frage in der täglichen Contentvorschlagliste ist, was ich studiert habe und wie das ins Herz des Kapitalismus geführt hat. Ich habe im wesentlichen Sprachen studiert, habe einen Magisterabschluss in Älterer Anglistik, Amerikanistik, Romanischer Linguistik und ein 1. Staatsexamen (Lehramt Sek I/II in Englisch, Spanisch, Deutsch als Fremd- und Zweitsprache), ich habe VWL (Vordiplom) und BWL (Bachelor) studiert, habe eine Ausbilderinneneignung, ein Übersetzerinnendiplom, eine kaufmännische Ausbildung, eine Ausbildung als Mediatorin, als Systemische Practitioner und – above all! – ein Jodeldiplom. Nichts davon hat ins Herz des Kapitalismus geführt oder alles, keine Ahnung, Konkret ins Herz des Kapitalismus hat mich eine Headhunterin geführt. Ich hatte bis dahin keine Ahnung, dass es solche Arbeitsplätze überhaupt gibt und was man da macht.
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