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    Sonntag, 5. November 2023
    WmdedgT 11/2023


    (Alles zu WmdedgT wie immer bei Frau Brüllen)

    Ich habe den Tag weitestgehend im Zug verbracht. Das war wenig ereignisreich und „wenig ereignisreich“ ist bei Bahnreisen bekanntlich etwas Gutes.

    Als ich aufwachte, war Frau Herzbruch schon wach. Wir waren beide ausgeschlafen, nehme ich an, es war nämlich noch vor Weckerklingeln um 8:45 Uhr. Frau Herzbruch hatte schon Kaffee und bereitete mir auch einen, während sie dann duschte, packte ich meinen Koffer und umgekehrt, luden die Endgeräte noch einmal auf, versorgten Spül und Müll und was man in so einem Airbnb vor dem Auschecken eben macht. Um 9:45 Uhr waren wir mit allem fertig, eine Dreiviertelstunde früher als notwendig und wir beschlossen, schon einmal zum Bahnhof zu fahren und dort nach einem Frühstück Ausschau zu halten. Die Fahrt, die auf dem Hinweg noch einigermaßen beschwerlich erschien wegen verwirrendem Umsteigen, war angenehm kurz und entspannt, wir kennen uns ja jetzt bestens aus und sind in Wien absolut street smart.

    Am Bahnhof fand ich noch ein paar Süßigkeiten, die ist bei uns nicht gibt und die gut in Ms Adventskalender passen werden, also noch ein kurzer Einkauf, dann kurzes Frühstück, dann kam auch schon der Zug. Die Fahrt war reibungslos, schon fast langweilig, wir befassten uns mit der Planung der nächsten Reise, der Planung meiner Geburtstagsfeier, der Planung der Silvesterfeier, dann waren 5 oder 6 Stunden um und wir waren in Würzburg und der Zug wurde stillgelegt, da keine einzige Toilette mehr funktionierte. Das war blöd.

    Nun gibt es ab Würzburg natürlich diverse Möglichkeiten der Weiterreise, wenn man aus einem eh schon sehr vollen Fernzug kommt, ist es aber bekanntlich mit den Sitzplätzen eng, wir gingen direkt zum DB-Schalter und baten um Reservierung von zwei Sitzplätzen im neuen Zug, kostenlos natürlich, die Damen konnte aber gar nichts machen, weil es zu knapp vor der Abfahrtzeit war. Ich sagte, das sei alles sehr unbefriedigend, sie sagte, das wüsste sie aber sie könne ja nichts machen und ich sagte ihr ja, genau das ist das Problem. Dann buchte ich die Sitzplatzreservierung kostenpflichtig per App und werde demnächst noch wertvolle Lebenszeit mit einem Erstattungsantrag vergeuden, naja, vermutlich nicht, vermutlich mache ich das, während ich sowieso in der Warteschleife von irgendeinem anderen inkompetenten Dienstleister hänge, es gibt weiß Gott genug, man kann diese Tätigkeiten ja sammeln und bündeln und nebenher noch die Nägel lackieren. Ich lackiere mir die Nägel seit über einem Jahr zu 99 % nur, während ich in Warteschleifen hänge und die Tage, an denen ich keińen Lack drauf habe, sind die absolute Ausnahme.

    Von Würzburg also weiter in einem anderen ICE, was ist eigentlich aus dieser „Lieblingsgast“-Schokolade geworden? Es gab keine, ich fühlte mich ungeliebt. Verstoßen.

    Dann stieg ich in Frankfurt aus, Frau Herzbruch fuhr weiter nach Düsseldorf, eigentlich wollte ich in Hanau umsteigen, aber der neue Zug hielt da nicht mehr, naja, egal, eh Deutschlandticket, in Frankfurt habe ich neu einen Ableger von meinem Lieblings-Inder im Bahnhof gefunden, ich sage nicht, dass der neu ist, ich wusste nur nicht, dass er da ist und jetzt hat er ein großes Schild, dass er bald weg ist, daher wurde ich überhaupt darauf aufmerksam. Er zieht aber nur an das andere Ende des Bahnhofs, das ist also kein Problem. Ich kaufte zwei vegetarische Currys und sagte dem Mann, dass er meiner Ansicht nach das leckerste indische Essen in Frankfurt hat. Er freute sich und berichtete, seine Frau würde kochen, sie kam dann auch gerade mit Naschschub (man kann das natürlich nicht alles in einem kleinen Bahnhofsimbiss kochen), das war schön.

    Zu Hause dann Abendessen und erzählen mit M, danach räumte ich den Koffer aus, startete Wäsche, tat dies und das, dann kam auch Herr N und isst jetzt die Reste des Currys und ich mache heute nichts mehr.

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    4. November 2023

    Ich habe noch einen Teil Reisebericht nachzuliefern.

    Gestern haben wir so viel erlebt, dass ich gar nicht mehr alles zusammenbringe. Frau Herzbruch war beim Aufwachen quasi wie neu, das war unerwartet, aber auch gut. Körperlich meine ich, in Bezug auf Persönlichkeit war sie unverändert, das war mir sehr recht, man hat sich ja auf eine bestimmte Disposition der Urlaubsbegleitung eingestellt, wenn jetzt ein ganz anderer Mensch morgens im Raum wäre, müsste man sich umgewöhnen. Das wollte ich eigentlich gar nicht schreiben.

    Wir gingen zunächst Frühstücken. Das Frühstück war gut und ich bekam meinen ersten guten Kaffee in Wien. Ich hatte um den größtmöglichen Kaffee gebeten, mir wurde ein Latte Macchiato empfohlen mit „schön viel Milch“, ich bat darum, noch einen weiteren Espressoshot zuzufügen und dann war es gut. Bisher waren meine Kaffees in Wien tendenziell grauenhaft. Kleine Tassen, eher unaromatisch-plörrige Angelegenheiten, wenig Wumms. Frau Herzbruch theoretisiert, dass es eventuell daran liegt, dass Wien ja eine eigenen Kaffeekultur hat, wir bei uns hingegen ja nie eine hatten und daher die (für mich geschmacklich überlegene) italienische Kaffeekultur angenommen haben. Zum sehr guten Kaffee gab es ein hervorragendes Egg Benedict.

    Man saß sehr gut, daher saßen wir sehr lang und schon war es Zeit, aufzubrechen um mit dem Hop-on-Hop-off-Bus zum Schloss Schönbrunn zu fahren. Frau Herzbruch hatte uns dort eigeninitiativ eine Strudel-Show gebucht.

    Es ließ sich alles sehr schlecht und tourifallenhaft an und war dann ein super Erlebnis. Bis zum Ende blieb völlig unklar, ob Strudelshowbäcker Robbie seinen Job irrsinnig liebt oder abgrundtief hasst, er war jedenfalls komplett on edge und das machte es spannend, für einen kurzen Moment hielt Frau H (und ich selbst) es nicht für ausgeschlossen, dass er gleich Strudelteig nach mir wirft. Der Strudel selbst war okayisch, auf Kaffee hatten wir angesichts der bisherigen Erkenntnisse zugunsten von Cola Zero verzichtet. Frau H besuchte noch die schlimmsten Toiletten von ganz Wien, dann machten wir eine VR-Tour über die Herrschaftsgeschichte Österreichts, anfangs war mir vom Herumfliegen angenehm übel, dann wurde es langweilig.

    Weiter ging es Hop-on-Hop-Off, zunächst zum Stephansdom, unangenehme Pro-Palästina-Demo davor, wir gingen hinein, es war gerade Messe, ich regte an, dass wir uns ein bisschen dazu setzen, um in Ruhe schauen und das Ambiente wirken lassen zu können, Frau H ging darauf scheinbar emotionslos ein aber entwickelte im Verlauf ein mir unvertraute Emphase in der Situation und schleifte (oder schliff? Der Ton wurde recht scharf) mich zum Abendmahl.

    Anschließend kehrten wir zurück in die Bristol Bar, dort waren wir am Vortag ja schon gewesen. Ein Zufallsfund. Frau H hatte wegen Schulterschmerzen gesagt, sie würde gern irgendwo sitzen, wo es gute Cocktails gibt und Sessel mit Armlehnen, zentrale Lage, also hatte ich diese Parameter in die Google-Bildersuche eingegeben und wir waren auf die Bristol-Bar gestoßen, die perfekte Erfüllung aller Kriterien bot. Ich trank den besten Cocktail der Welt: „Styrian Oil“, er enthält Old Plum Rum und Kürbiskernöl. Wir mussten dann leider weiter zum Essen, reservierten den Tisch in der Bar aber für 21:30 Uhr.

    Das Essen hätten wir uns besser erspart, es war ein insgesamt unnötiges Erlebnis, ich glaube, Frau Herzbruch beschreibt es genauer, ich habe selbst keine Lust mehr, es in meinem Kopf zu haben. Zurück in der Bar wurde alles ganz hervorragend, der Kellner stellte sich als Erfinder des „Styrian Oil“ heraus und verriet uns das Rezept. Wir blieben, bis wir den Eindruck hatten, wir sollten gehen, um den Heimweg noch absolvieren zu können. Das Kofferpacken vertagten wir auf den nächsten Morgen.

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