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    Freitag, 6. Oktober 2023
    6. Oktober 2023


    Als ich neulich darüber schrieb, dass es mir manchmal irrational leicht fällt, mich zu entscheiden, habe ich nicht dazu gesagt, dass es mir auch sehr leicht fällt, mich immer mal wieder umzuentscheiden.

    Heute zum Beispiel. Für den Chor heute Abend war ich schon abgemeldet, weil ich ja eigentlich mittags nach München gereist wäre. Diese Reise findet nun nicht statt und als ich heute Morgen aufwachte, freute ich mich sehr auf den Chor am Abend und beschloss, hinzugehen. Auf dem Weg ins Büro bemerkte ich, dass ich die Chornoten nicht dabei hatte und bekam sofort keine Lust mehr, weil ich so nochmal einen Zwischenstopp für eine halbe Stunde oder so zu Hause einlegen müsste, das ist lästig. Den ganzen Tag über im Büro bis etwa Nachmittags steigerte sich die Lust aber wieder, so dass ich die Chorpläne wieder fasste, ich würde einfach etwas früher von der Arbeit aufbrechen. Bis es dann um 17 Uhr noch ein Ereignis gab, dass zu einem deutlich späteren Aufbruch führte und ich verwarf den Chor. Auf dem Weg zur S-Bahn lief ich dann quasi Frau Fragmente vors Auto und sie fragte, ob sie mich nach Hause fahren solle. Was für eine Gelegenheit! Ich war begeistert. Ich würde nun auch früher ankommen und tiefenentspannt sein, also dann wohl doch Chor, Fragmente bestärkte mich in diesem Plan. Zu Hause fiel mir dann ein, dass das Fahrrad, mit dem ich üblicherweise zum Chor fahre, aber noch an der S-Bahn-Station stand, nunja, es war noch ausreichend Zeit, zu Fuß zu gehen. In diesem Moment kam aber M nach Hause, wir verquatschten uns, ich strich den Chorplan, eine halbe Stunde, nachdem ich losgemusst hätte, fragte M dann, ob ich eigentlich nicht zum Chor gehen wolle, sie würde Besuch erwarten und hätte mit meiner Abwesenheit gerechnet. Ich könnte aber natürlich auch hierbleiben, es würde keinesfalls stören, sei nur bisher nicht so gedacht gewesen. Ich schilderte mein Dilemma, das kluge Kind warf eine Münze und ich blieb im Sessel sitzen (nur figurativ, in Wirklichkeit stand ich auf und machte uns einen Drink mit den frischen Crowdfarming-Zitronen).

    Heute in der täglichen Content-Vorschlagliste die Frage: was ist besser, ein Aquarium oder ein Bild eines Aquariums. Man könnte fragen „für wen?“, das tue ich nicht, ich bin der Nabel meiner Welt. Ich habe schon viele Aquarien gepflegt, welche mit Fischen drin und welche mit Fröschen drin und so weiter, es ist immer ganz nett, auch wenn ich Maden auftauen nicht zu den Abendbeschäftigungen zähle, auf dich ich ähnlich hinfiebere, wie eigentlich auf den Chor. Aber wie die Tiere dann – in meiner Interpretation dankbar und begeistert – fressen, ist nett. Darüber hinausgehende Aquariumspflege kann ich mir für mich nicht vorstellen. Mit den Händen in einer Wohnung in Wasser hantieren, es tropft, passt man nicht richtig auf, könnten Tiere an der Luft verenden, Pflanzen schneiden, Beschäftigung mit Pumpen, Licht, Wassertemperatur, das finde ich alles beschwerlich. Ich schaue Aquarien gerne an, wenn andere Menschen sie haben. Deshalb ist das Bild eines Aquariums besser, das kann ich ja auch anschauen, vielleicht sogar ein Lifestream, es gibt doch diesen Stream, wo man Fischen irgendwie eine Tür aufmachen kann. Das finde ich gut. Für mich gerne ohne Tür aufmachen, sonst ist es schon wieder eine Aufgabe, ich überlege derzeit im Privaten sehr genau, welche weiteren Aufgaben ich überhaupt für mich annehme und Fischen die Tür öffnen fällt bei meiner inneren Abwägung leider heraus, herunter, irgendwohin, ich gucke noch nicht einmal, wohin.

    Bitte keine Aquarienbilder zum Geburtstag schenken. Ich mag keine Bilder, das Aquariumsbild ist lediglich das kleinere Übel, also sollte sie mit vorgehaltener Pistole bei Leib und Leben jemand verpflichten, mir ein Aquarium ODER ein Aquariumsbild zu schenken, dann gerne das Bild, in allen anderen Situationen schenken Sie mir bitte Verbrauchsgüter, gute Unterhaltung oder einfach gar nichts.


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